Militärexperten beim BNDBundesnachrichtendienst

Mit Blick fürs Detail: Ein Heeresoffizier beim Bundesnachrichtendienst

Mit Blick fürs Detail: Ein Heeresoffizier beim Bundesnachrichtendienst

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
2 MIN

Hauptmann Max H.* ist eigentlich Heeresoffizier bei der Bundeswehr. Statt der Feldbluse und des bordeauxroten Barettes trägt er inzwischen Hemd und Sakko, wenn er zum Dienst antritt. Beim Bundesnachrichtendienst wertet der Soldat Datensätze aus, um Gefahren für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland so schnell wie möglich zu identifizieren.

Zwei Personen sitzen in einem abgedunkelten Raum, schauen auf drei Computerbildschirme und analysieren Daten.

In der Auswertung werden Informationen analysiert und in Berichten zusammengefasst, welche Bundesregierung und Sicherheitsbehörden dabei helfen, mögliche Gefahrenpotenziale im In- und Ausland zu erkennen.

Bundesnachrichtendienst

Max H. ist einer von rund 800 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die beim Bundesnachrichtendienst ihren Dienst versehen. Der Hauptmann ist in der Datenbeschaffung des deutschen Auslandsgeheimdienstes tätig. „Wir greifen auf alle zur Verfügung stehenden Datenquellen des Dienstes zu, um möglichst alle offenen Fragen für die Auswertung zu beantworten“, sagt er. Es gehe darum, massenhaft gesammelte Informationen, zum Beispiel Kommunikationsdaten oder Positionsdaten, mithilfe von Computerprogrammen nach bestimmten Mustern zu durchsuchen.

Verhaltensmuster rekonstruieren

„Wann geht jemand schlafen, wann steht dieser jemand auf und wann benutzt er sein Handy besonders häufig?“, wären zum Beispiel typische Fragen, die der Hauptmann mittels ausgelesener Informationen aus einem Telefon beantworten könnte. Lege eine Person beispielsweise regelmäßig gegen 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit das Telefon aus der Hand, um ins Bett zu gehen, könne man daraus schließen, dass diese Person eher in Europa wohne als in Amerika.

Für seine Arbeit benötigt Hauptmann H. sowohl technisches als auch mathematisches Verständnis. „Wir brauchen Leute, die sich vor allem mit der sogenannten Data Science auskennen“, sagt er. Neben Kenntnissen in Statistik seien auch Programmierkenntnisse gefragt. „Wir programmieren Algorithmen, die die gesammelten Informationen automatisch auswerten. Am Ende geht es darum, einen inhaltlichen Mehrwert zu generieren.“

Militärische Expertise hilft

Das fällt dem Hauptmann insbesondere bei militärischen Zusammenhängen leicht. Ob sich Bataillone in Bewegung befinden oder ein Angriff bevorsteht, ist für einen Kampftruppenoffizier leichter zu erkennen als für einen Zivilisten, der noch nie etwas mit militärischen Strukturen zu tun hatte.

Die Arbeit sei geistig sehr fordernd: Thesen müssen überprüft und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Für den Hauptmann sei es jeden Morgen eine neue Herausforderung, sicherheitsrelevante Informationen aus Abertausenden Daten herauszufiltern.

Dienstgrade sind unwichtig

Seine Zeit bei der Kampftruppe vermisst Max H. nur bedingt. Beim Bundesnachrichtendienst könne er sich besser entfalten. Auch spielten Dienstgrade eine untergeordnete Rolle, weswegen er sich schon als Hauptmann kreativ einbringen und Wirkung entfalten könne. Auch das sein Dienstort in Berlin liege und er nicht pendeln müsse, sei nicht zu unterschätzen: „Ich kann sonntags dort bleiben, wo ich montags und dienstags sein muss, und muss nicht wie andere Soldaten ewig fahren“, sagt Hauptmann H., der Heeresoffizier und passionierte Datenbeschaffer. 

*Name zum Schutz des Soldaten geändert.

von Janet Watson

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