Der Beste auf der Straße: Der neue Scania SLT der Bundeswehr
Der Beste auf der Straße: Der neue Scania SLT der Bundeswehr
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Genauso viel Zuladung wie bei Mammut & Co, doch mehr Sicherheit, Agilität und Komfort: Der neue Schwerlasttransporter Scania SLT 650 überzeugt die Logistiker der Bundeswehr im Praxistest auf der Straße.
Langsam rollt ein Schützenpanzer Marder auf den Sattelauflieger eines Schwerlasttransporters – Millimeterarbeit: Denn links und rechts ist nur eine Handbreit Platz neben den Ketten des Panzers. „Einer muss beim Verladen das Kommando haben“, sagt Feldwebel Markus Edler, Ausbilder in der Transportgruppe 3 Schwerlasttransport der 5. Kompanie vom Logistikbataillon 171 in Burg. Kurz darauf folgt ein zweiter Marder. Auch er ist schnell verladen und transportbereit.
Doch Star des Tages sind nicht die Schützenpanzer, die bei einer Übung ausgefallen sind und nun in die Instandsetzung zur Reparatur transportiert werden müssen. Weitaus mehr Aufmerksamkeit erhalten die neuen, olivgrün glänzenden Scania Schwerlasttransporter SLT 650. Seit 2021 in der Auslieferung, ist das Fahrzeug nun in größeren Stückzahlen bei den Logistikern in Streitkräftebasis und Heer angelangt. „Der Scania ist ein Quantensprung für uns Fahrer“, freut sich Oberstabsgefreiter Robin Stumpf, der den neuen SLT seit drei Monaten fahren darf.
Geringeres Gewicht, gleiche Zuladung
Der SLT 650 verfügt über einen leistungsstarken Achtzylindermotor mit 16 Litern Hubraum und rund 650 PS. Mit acht Achsen und 32 Rädern ist er auf schwerste Lasten ausgelegt. Auch Kampfpanzer Leopard 2 mit rund 70 Tonnen Eigengewicht kann der Scania mühelos transportieren.
Anders als die älteren Bundeswehr-Schwerlasttransporter Elefant und Mammut ist das neue Fahrzeug ungeschützt und dadurch deutlich leichter, im Vergleich zum Mammut sogar um 50 Tonnen. „Der Scania ist nichts für die Logistik im Gefechtsfeld. Aber für reine Straßenmärsche ist er optimal“, sagt Edler, denn die Zuladung sei dieselbe: Mammut wie SLT 650 können bis 70 Tonnen transportieren. Dabei bleibt der Scania unter einem Gesamtgewicht von 100 Tonnen. Das bedeutet einfachere Genehmigungsverfahren, dadurch kürzere Planungs- und Vorlaufzeiten für Transporte sowie mehr Routenmöglichkeiten. „Das macht die Arbeit leichter“, so Edler.
Mehr Sicherheit und Komfort – und leichter zu fahren
„Der ist so handlich, er fährt sich fast wie ein Auto“, sagt Oberstabsgefreiter Stumpf. Klimaanlage, Sitzbelüftung und zwei Schlafmöglichkeiten in der Fahrerkabine machten auch sehr lange Touren komfortabel. Auch Feldwebel Edler lobt die Agilität sowie den kleinen Wendekreis des SLT 650 und hebt die verbesserte Sicherheit hervor. Mehrere Kameras und Assistenzsysteme verbessern die Übersicht für den Fahrer und verringern das Gefahrenpotential durch tote Winkel und eingeschränkte Sichtverhältnisse bei Beladung.
Ein weiteres Plus: Die Höhe des Aufliegers kann um bis zu 50 cm variiert werden. Die tiefste Position, die Brückenfahrstellung, ermöglicht das langsame Unterfahren niedriger Brücken, wenn die Beladungshöhe die Fahrzeughöhe von 3,97 m überschreitet. Die höchste Einstellung, der so genannte Geländefahrmodus, ist zwar nicht auf Buckelpisten ausgelegt, ermöglicht aber das Befahren von Schotterstrecken und ähnlichem und erweitert so das Einsatzspektrum des neuen Schwerlasttransporters.
Anders als Mammut & Co. verfügt der neue Scania jedoch nicht über eine Seilwinde. Ein defekter Panzer muss somit noch fahrtauglich sein – oder gekrant werden. Das gilt auch für Generatoren und natürlich Spezialcontainer. Auch für diese ist der SLT 650 ausgelegt. „Wir transportieren alles, was kaputtgehen kann und zu groß, zu breit oder zu schwer für einen normalen LKW ist“, sagt Edler.
Im Praxistest bereits bewährt
Nicht nur auf der Großübung Wettiner Heide, die im Mai 2022 im norddeutschen Raum stattfand, war der SLT 650 im Einsatz. Als im Februar 2022 vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine erstmals die Verstärkungskräfte der Enhanced Forward Presence Battlegroup Litauen alarmiert wurden, verlegten rund 200 Soldatinnen und Soldaten auf dem Landweg nach Rukla – über 1.000 km quer durch Deutschland und Polen.
Teil der Marschkolonne waren acht SLT 650 mit sieben Panzerhaubitzen und einem weiteren Fahrzeug. Feldwebel Edler: „Uns hat der Marsch gezeigt: Für die Straße ist der Scania das Beste, was wir haben.“