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„Das Beste? Wir begleiten unsere Diensthunde durch alle Lebensphasen“

„Das Beste? Wir begleiten unsere Diensthunde durch alle Lebensphasen“

Ort:
Ulmen
Lesedauer:
4 MIN

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Diensthunde werden in der Bundeswehr umfassend medizinisch betreut und versorgt – vom Welpenalter bis zum Ruhestand, in Ausbildung, Alltagsdienst und Auslandseinsatz. An der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr befindet sich zudem Deutschlands einzige Diensthundeklinik.

Eine Soldatin zieht eine Spritze auf

Gesunderhaltung steht an erster Stelle: Zu Standardimpfungen, Wurmkuren und allgemeiner Zeckenprophylaxe kommt bei Diensthunden der Schutz vor Mittelmeererkrankungen wie Leishmaniose und Babesiose

Bundeswehr/Jana Neumann

Frau Oberfeldveterinär Dr. Tessa K.* arbeitet seit 2015 als Tierärztin bei der Bundeswehr. Seit 2020 leitet sie die Diensthundeklinik an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen in der Eifel. 

Wie kommt man als Tierärztin zur Bundeswehr?

Ich habe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Tiermedizin studiert und bin nach der Promotion und mehreren Stationen in zivilen Tierkliniken als Stabsveterinär in die Bundeswehr eingetreten. Zuerst war ich als stellvertretende Klinikleitung hier an der Schule für Diensthundewesen beschäftigt, dann zwei Jahre lang in Koblenz in der Überwachungsstelle für öffentlich-rechtliche Aufgaben des Sanitätsdienstes der Bundeswehr.

Das ist ein breites Tätigkeitsfeld. Dazu gehören Lebensmittel- und Hygienekontrollen im Bereich der Truppenküchen, Tierseuchenprophylaxe und Tierschutz. So habe ich beispielsweise Gesundheitszustand und Zwingeranlagen der Hunde zivilgewerblicher Wachen auf Bundeswehrliegenschaften kontrolliert. Auch bei den Diensthundeprüfungen der privaten Wachdienste ist immer ein Veterinär der Bundeswehr dabei. Zuletzt war ich als leitender Veterinär in Mali im Einsatz. 

Wie sah Ihre Arbeit in Mali aus?

Auch im Auslandseinsatz haben Veterinäre mehrere Aufgabenbereiche: Wasser- und Lebensmittelkontrollen, Tierseuchenprophylaxe – gemeinsam mit dem ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Trupp im Einsatz –, die medizinische Versorgung der Diensthunde sowie Tierschutzaufgaben. In Mali waren wir zu zweit im Einsatz, ein leitender und ein Laborveterinär. Der Laborveterinär untersucht die vom leitenden Veterinär gezogenen Lebensmittel- und Wasserproben und erstellt diesbezüglich Gutachten. Die Kontrolle der Hygienevorschriften, der Einhaltung der Kühlkette und der vorschriftsgemäßen Lagerung der Lebensmittel erfolgt durch leitenden Veterinär im Rahmen der Begehung der Küchen im Einsatzland im Camp.

Um zu verhindern, dass Krankheiten und Tierseuchen nach Europa eingeschleppt werden, muss zudem das gesamte Material und auch das Reisegepäck der Soldatinnen und Soldaten von den ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Kräften gereinigt und desinfiziert und vom Veterinär abgenommen werden. 

Dazu kommen auch im Ausland Tierschutzaufgaben. Es gibt sehr viele streunende Hunde und Katzen im Camp. Diese stellen nicht nur ein Krankheitsrisiko für unsere Diensthunde dar, sondern auch für die Soldatinnen und Soldaten. Denn sie können nicht nur zahlreiche Parasiten übertragen. Auch Tollwut ist in vielen Einsatzländern noch verbreitet. Die Diensthunde werden engmaschig medizinisch betreut. So besteht aufgrund der heißen Temperaturen immer die Gefahr einer Dehydrierung. Auch Durchfallerkrankungen sind in der Hitze Malis nicht ungewöhnlich. Da geht es den Hunden ähnlich wie den Menschen.

Welchen Stellenwert haben die Diensthunde im Auslandseinsatz?

Man fühlt sich sicherer durch die Hunde. Die Sprengstoffspürhunde spüren jedes Fahrzeug und alles Material ab, das ins Camp kommt: Baumaterial lokaler Firmen, aber auch Post und Gepäck. Sie arbeiten mit so feiner Nase, dass sie die Schmauchspuren einer Pistole an Kleidung wahrnehmen und anzeigen. 

Zudem sind Diensthunde ein Mittel körperlicher Gewalt. Ihre bloße Anwesenheit kann bereits deeskalierend wirken. Denn gerade in Gesellschaften, in denen Hunde als Haustiere nicht so verbreitet sind, ist der Respekt vor Diensthunden groß und für die Soldaten von Vorteil. Die Menschen halten eher Abstand.

Und dann ist da noch der Faktor Kameradschaft. Diensthundeführer haben eine sehr starke Bindung zu ihrem Diensthund. Sie sind ein gemeinsames Team, welches durch die Ausbildung und die gemeinsam verbrachte Zeit über Monate zusammengewachsen ist. Diese Mensch-Hund-Bindung zeigt sich ganz besonders im Einsatzland.

Ein Polizist hält einen Hund fest, während dieser von einer Soldatin in einem Behandlungszimmer untersucht wird

Auch Diensthunde der Bundespolizei werden in Ulmen behandelt. Hier wird der allgemeine Gesundheitszustand eines Deutschen Schäferhundes während eines Lehrganges überprüft. Am Vortag musste er kurzfristig wegen einer Zahnverletzung operiert werden.

Bundeswehr/Jana Neumann

Sie leiten die Diensthundeklinik an der Schule für Diensthundewesen. Was ist das Besondere an Ihrer Tätigkeit?

Dass es allein um Hunde geht. In normalen Kleintierkliniken gibt es zwar Spezialisierungen, aber die Diensthundeklinik in Ulmen ist einzigartig. Wir behandeln nicht nur Diensthunde der Bundeswehr, sondern haben auch Kooperationsvereinbarungen mit Landes- und Bundespolizei.

Klinisch sind wir voll aufgestellt: Knochen-OP, Weichteil-OP, Ultraschall, Endoskopie und digitales Röntgen, dazu ein eigenes Labor zur Blutuntersuchung. Durch die bundeswehreigene Hundezucht machen wir auch Reproduktionsmedizin von der Läufigkeit bis zur Geburt. 

Bei der Diagnostik von Reiseerkrankungen und umfangreicheren Blutuntersuchungen arbeiten wir mit dem Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Kiel zusammen. Was mich besonders freut: Mit unseren ausgebildeten Tierphysiotherapeuten und unserem Unterwasserlaufband haben wir auch hervorragende Physiotherapiemöglichkeiten. 

Und das Beste an Ihrem Job?

Wir können unsere Hunde von der Geburt über ein aktives Hundeleben und das Rentenalter bis zu ihrem Lebensende begleiten. Als Tierärztin kann ich alles tun, was medizinisch erforderlich und sinnvoll ist. Hier bleibt kein kranker Hund unbehandelt, weil sich der Halter die Kosten nicht leisten kann. Und ich sehe meine Behandlungserfolge, beispielsweise, wie gut die regelmäßige Physiotherapie die Althunde fit und beweglich hält. Mein Herz hängt jedoch ganz besonders an unserer eigenen Zucht von Diensthunden. Das alles macht meinen Dienst zum Traumjob.

*Name zum Schutz der Soldatin abgekürzt.

von Simona Boyer

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