Angehörige bei den Invictus Games: „Eine große Familie“
Angehörige bei den Invictus Games: „Eine große Familie“
- Datum:
- Ort:
- Den Haag
- Lesedauer:
- 3 MIN
Für die meisten der Angehörigen ist es eine Premiere. Sie besuchen erstmals die Invictus Games, zeigen sich beeindruckt und gerührt zugleich. Dieses besondere und im Versehrtensport einmalige Ereignis erleben zu dürfen, ist für alle eine besondere Erfahrung. Und bringt sie als Familien einander noch näher.
„Mir ist vom ganzen Klatschen schon der Ring gebrochen“, sagt Lana und lacht herzlich. Ein Schaden, den sie durchaus verkraften kann. Er zeugt nur davon, wie enthusiastisch sie ihren Andreas bei den Wettkämpfen der Invictus Games in Den Haag anfeuert.
Andreas, mit Spitznamen Rücki, ist Bogenschütze und Ruderer und in diesem Jahr erstmals als Athlet bei den Weltspielen für versehrte Soldaten und Soldatinnen. Mit seinem Sohn Adrian und seiner Lebensgefährtin Lana besuchte er schon vorige Wettbewerbe, um seine Kameraden zu unterstützen.
„Wir hatten eine Ahnung, was uns hier erwartet. Aber als Angehöriger dabei zu sein ist nochmal ganz anders, viel intensiver“, so Lana. Jedes Match besucht sie mit den anderen Familien und Freunden. Der deutsche Fan-Block ist präsent und lautstark beim Jubeln. „Die Stimmung ist super, ich habe schon Halsschmerzen vom ganzen Anfeuern“, so Lana. Und emotional sei es ebenfalls fordernd. „Ich fühle mit Rücki mit, merke, wie nervös und angespannt er ist.“
„Er möchte es uns etwas beweisen. Aber das muss er gar nicht. Wir sind sehr stolz auf ihn“, betont Sohn Adrian. Er ist mittlerweile selbst Soldat und ein Kamerad seines Vaters. Auch Adrians Großvater war bereits beim Militär. Mit dem Besuch der Invictus Games werde ihm das Berufsrisiko noch einmal ganz anders bewusst, so Adrian. „Aber ich weiß, worauf ich mich einlasse.“ Immer wieder beeindruckt sei er von der Kameradschaft, von der Gemeinschaft, die man bei den Invictus Games erfahre.
Erstmals dabei sind Paulina und Birgit, Schwester und Mutter von Athlet Armin. „Die Stimmung wird von Spiel zu Spiel besser“, so Paulina. Sie begeistere vor allem, dass es um das Ereignis und das Thema gehe, nicht um das Siegen. „Das Team an sich steht im Mittelpunkt, das ist toll.“ Auch Birgit gefällt die Atmosphäre. „Es ist eine lustige und nette Truppe“, sagt sie. Ihr Sohn Adrian, der einzige Rollstuhlfahrer im Team Germany, tritt im Schwimmen und Bogenschießen an. „Ich bin froh, dass er da ist. Wir sind sehr stolz auf ihn, dass er den Weg hierher geschafft hat.“
„Wir verstehen uns mit Mimik und Gestik“
Auch die weiteren Angehörigen – Familienmitglieder, Freunde, Kameradinnen und Kameraden – genießen den Aufenthalt in Den Haag. Sie nehmen all die Eindrücke auf aus den Wettkämpfen und rund um die Spiele. Denn es wird noch einiges geboten für die Besucherinnen und Besucher. Die Mitreisenden kannten sich schon vor den Spielen, rücken jetzt aber erst richtig eng zusammen. Und das nicht nur in den eigenen Reihen. „Der Austausch mit anderen Nationen ist sehr schön. Auch wenn es manchmal mit der Sprache nicht klappt, verstehen wir uns mit Mimik und Gestik“, berichtet Lana.
Denn letztlich sind auch sie über alle Grenzen hinweg eine große Familie der Invictus-Angehörigen. Verstanden zu werden und Erfahrungen teilen zu können, ihre Liebsten in empathischer Gesellschaft zu wissen, ist für sie ebenso wichtig wie für die Betroffenen selbst.
Das weiß vor allem Stefan. Er gehört in Den Haag zu den Familien und Freunden, er war bei den Invictus Games in Toronto und Sydney aber bereits als Athlet dabei. Hier in den Niederlanden trifft er alte Bekannte. „Die damals geknüpften Kontakte halten bis heute und werden es auch noch länger. Es ist schön, die Spiele auch mal von der anderen Seite zu erleben und ganz anders genießen zu können. Aber auch bei all der Unterhaltung, die geboten wird, stehen die Menschen mit ihren individuellen Schicksalen im Vordergrund.“
Das soll natürlich auch bei den Spielen 2023 in Düsseldorf so sein. Dafür wird Stefan Botschafter sein. Aber erst einmal freut er sich, erneut die Invictus-Familie erleben zu dürfen. „Wenn von ihr gesprochen wird, ist das nicht einfach nur Gerede. Wir sind alle eine Familie – egal, ob Athlet oder Angehöriger.“