ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr: International starke Partner
Während das Team für die Probennahme in der Hot Zone ist, behält die Taskforce im Gefechtsstand den Überblick über das Geschehen. Hier laufen alle Informationen zusammen. Die Taskforce Charlie steht unter deutscher Führung. Dazu gehören noch Norwegen, die Niederlande, die USA und Italien. Eine Vorbereitung für den Einsatz in der NRFNATO Response Force 23.
Wie ein Mosaik: Das Lagebild entsteht
Die Soldatinnen und Soldaten des SIBCRASampling and Identification of Biological, Chemical and Radioactive Agents-Teams untersuchen den Unterschlupf eines mutmaßlichen Attentäters. SIBCRASampling and Identification of Biological, Chemical and Radioactive Agents steht für Sampling and Identification of Biological, Chemical and Radiological Agents. Die Frauen und Männer sind die Experten für die Aufklärung und Probennahme von ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Kampfstoffen. Das Team findet eine Gaskartusche Chlor, einen Führerschein und diverse Notizen. Vor Ort wird der Fund protokolliert und auch an die Leitung der Taskforce gefunkt. Diese arbeitet in einem mobilen Gefechtsstand außerhalb der Hot Zone, der kontaminierten Zone. Alle Nationen, die in der multinationalen Taskforce arbeiten, sind auch in dem Zelt vertreten.
Mehrere Szenare laufen parallel. Alle erhalten die Updates der landeseigenen Teams. So setzt sich nach und nach ein Bild der einzelnen Operationen zusammen. Und es wird deutlich, wie die einzelnen Lagen zusammenhängen. Ein wachsames Auge auf all das hat Pierre S.* Der Major führt den Gefechtsstand und die Taskforce Charlie. Er ist verantwortlich dafür, dass der von der Führung erteilte Auftrag erfüllt wird. Dafür verfügt die Taskforce über die nötigen Teams im Bereich der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr: Aufklärer, Probennahme, Kampfmittelräumer und Dekontamination. „Ich bin verantwortlich für die Ergebnisse. Dazu müssen die Kräfte zielführend eingesetzt werden.“
Damit das funktioniert, hat S. immer die Gesamtlage im Blick – basierend auf den Informationen der Teams im Feld. Karten und Tafeln im Zelt zeigen auf einen Blick die wichtigsten Fakten. Die Soldaten und Soldatinnen der einzelnen Nationen sind im engen Austausch, arbeiten gemeinsam und teilen alle neuen Erkenntnisse miteinander. Das Arbeiten Hand in Hand ist auch hier von höchster Bedeutung – ebenso wie für die Teams vor Ort. Und es schult für die Aufgaben in der NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force (NRFNATO Response Force) 23, der schnellen Eingreiftruppe des Bündnisses im nächsten Jahr. In der NRFNATO Response Force wird die deutsche ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr eine tragende Rolle spielen: Sie ist mit der CJ CBRNchemical, biological, radiological, nuclear (Combined Joint Chemical, Biological, Radiological and Nuclear) Defence Task Force, also der kombinierten chemischen, biologischen, radioaktiven und nuklearen Abwehr, Teil der schnellen Eingreiftruppe der NATONorth Atlantic Treaty Organization.
Probelauf auf multinationaler Ebene
Für S.* ist Precise Response ein erster Probelauf für seine Aufgaben in der NRFNATO Response Force 23. „Es ist sehr gut. Mit internationalen Kräften in diesem Umfang konnten wir unsere Aufgaben in den bisherigen Übungen nicht darstellen. Da hatte man immer nur einige Teile dabei“, sagt S., der die 2. Kompanie des ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrregimentes 1 in Strausberg führt.
Anders als bei der Übung in Kanada wird er im kommenden Jahr zusätzlich eine Laborkompanie aus Deutschen, Französinnen, Tschechen und Ungarinnen führen. Dazu zählen wieder SIBCRASampling and Identification of Biological, Chemical and Radioactive Agents-Teams und ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Kampfmittelbeseitiger sowie mobile Labore. Bis auf einige seiner Kameraden aus Strausberg, die schon bei Precise Response dabei sind, setzt sich das Team für die NRFNATO Response Force 23 also anders zusammen als jetzt. „Ich finde es hilfreich, hier schon Erfahrungen in der multinationalen Zusammenarbeit sammeln zu können.“
Seine Kompanie für die NRFNATO Response Force 23 kommt im September zum ersten gemeinsamen Training zusammen, die Übung Golden Mask 22. Für S. und seine Taskforce geht es dann um die Zertifizierung für NRFNATO Response Force 23. Kanada ist hierfür der Probelauf.
Die Kräfte kennen – und richtig einsetzen
„Die Übung hier in Kanada kann ich nutzen, um die Arbeit auf dem Gefechtsstand und und mit den internationalen Teams zu optimieren.“ Denn jede Nation arbeite anders. Um sich ein erstes Bild von seinen künftigen Unterstellten zu machen, ist er als Beobachter auch im Feld dabei. „Ich habe unter anderen die Franzosen schon begleitet. Ich muss meine Kräfte kennen, um sie dann bestmöglich einsetzen zu können.“
Das gilt auch für die Kräfte, die ihm bei Precise Response unterstellt sind. „Nur so kann ich wissen, welche Fähigkeiten sie haben, ihnen so die notwendigen Informationen durch die Taskforce bereitstellen und wissen, welche Ergebnisse ich von ihnen erwarten kann.“
Kommunikation auf Englisch
In der Taskforce Charlie werden alle Informationen auf Karten festgehalten und zusätzlich digital dokumentiert. Die Standorte der Teams im Feld müssen immer bekannt sein. Der Taskforce unterstehen Teams für verschiedene Fähigkeiten der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr: Aufklärung, Kampfmittelbeseitigung, Probennahme und Dekontamination. Immer wieder kommen neue Informationen über Funk in den Gefechtsstand.
Auch Skizzen werden dort angefertigt. Sie stellen dar, wie die Örtlichkeiten aussehen und beschaffen sind, an denen die Teams sich aufhalten. Das hilft, sich das Szenario aus der Ferne besser vorzustellen, und dient der Dokumentation. Alles läuft parallel. Das Stimmenwirrwarr und die knackenden Funkgeräte in dem Zelt stören die Soldatinnen und Soldaten nicht. In die eigene Aufgabe vertieft, lässt sich niemand ablenken. Nur wenn eine Nation die anderen über neue Entwicklungen unterrichtet, senken alle ihre Stifte und Funkgeräte.
Tückische Akzente
An der großen Leinwand steht Joost G.* aus den Niederlanden und informiert über die aktuellen Erkenntnisse der Teams, die in verschiedenen Szenaren in der Hot Zone sind. Die gesamte Kommunikation läuft auf Englisch. „Manchmal führt das wegen der unterschiedlichen Akzente schon mal zu Verwirrungen. Da muss man besonders aufmerksam sein und auch mehrfach nachfragen“, sagt G. Er ist Second Lieutenant in der niederländischen Armee und das erste Mal bei Precise Response. In der Taskforce unterstützt er als Einsatzoffizier. „Es ist alles sehr gut organisiert und sehr professionell, vor allem auch hier in der Taskforce. So habe ich mir das vorgestellt.“
„Wir müssen flexibel sein“
Er lobt die internationale Zusammenarbeit. „Es ist gut, dass wir so miteinander üben. Es ist gut zu sehen, wie andere Armeen arbeiten. Das ist auch für uns bereichernd.“ Das bezieht er auch auf die Kräfte in der Hot Zone. Da auch dort alles multinational ist, lernen die Soldatinnen und Soldaten immer wieder neue Verfahren bei der Dekontamination oder der Probennahme kennen. „Es ist halt nicht nur immer nach dem Schema, das man kennt. Manche haben andere Schutzanzüge, die müssen auch anders ausgezogen werden für die Dekontamination. Darauf müssen wir reagieren, wir müssen flexibel sein. Das ist ein gutes Training, sich das immer wieder bewusst zu machen.“
*Namen zum Schutz der Truppe abgekürzt.