14 Tage Einsamkeit
14 Tage Einsamkeit
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 2 MIN
Wie fühlt sich das an, zwei Wochen isoliert in einem Hotelzimmer zu verbringen? Redakteurin Barbara Gantenbein hat es vor einer Dienstreise nach Afghanistan selbst erlebt. Im Podcast schildert sie ihre Eindrücke und interviewt den Unterstützer Norbert Kuhlen. Der Oberstabsgefreite und seine Kameraden helfen den Isolierten bei Alltagsproblemen.
14 Tage allein in einem Hotelzimmer. Eine halbe Stunde Hofgang als einzige Unterbrechung im Tagesablauf. Keine gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie. Kein Kaffee mit Kollegen. Und erst recht keine Treffen mit „Personen aus einem anderen Haushalt“. Für viele Menschen ist das eine etwas gruselige Vorstellung. Aber ist es wirklich so schlimm?
„Befehl zur Verhinderung einer Einschleppung SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2 durch DEU Kräfte“
„Es ist zwingend erforderlich“, so steht es im Befehl , „eine Einschleppung des Coronavirus (SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2) in die Einsatzgebiete zu verhindern.“ Deshalb werden alle Soldatinnen und Soldaten vor ihren Einsätzen zwei Wochen isoliert untergebracht. Dafür hat die Bundeswehr an mehreren Standorten ganze Hotels angemietet. Zwei Wochen, bevor es in das jeweilige Einsatzgebiet geht, findet man sich dort ein. Wer einmal eingecheckt hat und auf seinem Zimmer ist, kommt die nächsten zwei Wochen nicht mehr raus. Außer zum Hofgang und zum Briefing, selbstverständlich mit Abstand und Maske. Kurz vor dem Abflug werden alle Kontingentangehörigen auf das Coronavirus getestet. So kann die Bundeswehr sicher sein, nur gesunde Personen ins Ausland zu schicken.
Hoteloffice statt Homeoffice
Wer Glück hat und seine Arbeit im Homeoffice erledigen kann, hat während der isolierten Unterbringung ideale Bedingungen. Dreimal täglich landen die Mahlzeiten vor der Tür und es gibt keine, wirklich gar keine Ablenkungen. Aber auch alle anderen Soldatinnen und Soldaten werden beschäftigt. Sie arbeiten sich online durch ein Einsatzvorbereitungsmodul durch, kleiner Sprachkurs inklusive. Den Rest der Zeit nutzen die meisten zum Runterkommen, Luftholen und Serienstreamen.
„Man weiß, worauf man sich einlässt“
Das sagt Oberstabsgefreiter Norbert Kuhlen. Er gehört zu den Unterstützern, die in Zwölfstundenschichten, jeden Tag und rund um die Uhr, für die Isolierten da sind. Als Telefonposten spricht er zweimal täglich mit allen Gästen auf seinem Flur, sorgt dafür, dass sie an frischen Kaffee kommen, Post kriegen und ihre gute Laune behalten. Und wenn er in der Läuferschicht arbeitet, holt er die Isolierten zum Hofgang und legt dabei bis zu 17 Kilometer pro Tag zurück. Sowohl für die Isolierten als auch für ihre Unterstützer ist die Situation etwas Besonderes – aber etwas, das sich gut aushalten lässt.