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Sprecher: Frau Hauptmann Janet Watson (JW) und Jan Ulrich W. (JUW)
Delta to all. Radiocheck. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over.
Funkkreis – Podcast der Bundeswehr
JW: Eigentlich ist Weihnachten noch ganz weit weg. Eigentlich ist noch ganz viel Zeit zum Geschenkemachen. Eigentlich ist es aber höchste Zeit. Denn die Briefe und Päckchen in die Einsatzländer der Bundeswehr brauchen noch länger. Und in unserer Funkfolge von heute erklären wir Ihnen natürlich auch, warum. Und darum haben wir uns Jan Ulrich W. eingeladen. Er ist Oberstleutnant der Reserve und stellvertretender Feldpostbeauftragter der Deutschen Post DHL Group.
Ich bin Hauptmann Janet Watson und ich kann sagen, herzlich willkommen beim Funkkreis.
JUW: Dankeschön.
JW: Erklären Sie uns doch bitte mal, was die Feldpost eigentlich genau macht.
JUW: Ich sage immer so schön: Die Feldpost schlägt und ist die Brücke in die Heimat. Grundsätzlich, wir müssen Folgendes verstehen: Feldpost ist Privatpost. Das ist die Privatpost zwischen den Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz und den Familienangehörigen. Und deswegen ist es auch so, dass Feldpost reine Privatpost ist.
JW: Das heißt, Sie sind eigentlich auch ganz normale Postangestellte von der Deutschen Post?
JUW: So ist es. Die Feldpost ist so aufgebaut, dass alle Feldpostsoldaten, die Sie im Einsatz treffen werden, die eine Feldpost betreiben, im Zivilleben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Post AGAktiengesellschaft sind und als Grundlage auch dafür ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis mit der Deutschen Post haben müssen.
JW: Das klingt also ein bisschen so, als wenn die dann einfach ausgeliehen werden von der Deutschen Post, damit sie die Feldpost bei der Bundeswehr betreiben können.
JUW: Im weitesten Sinne ist das auch tatsächlich so. Wir haben ausschließlich Freiwilligenmeldungen, also niemand wird gezwungen, Feldpostsoldat zu werden. Wir sind natürlich, genau wie in allen anderen Branchen auch, immer auf der Suche nach Nachwuchs und machen auch Nachwuchswerbung. Aber grundsätzlich ist es so: Bei uns hat niemand, ich sage mal, ein Feldpost-Abo für potenzielle Einsätze. Aber es ist schon so, dass diese Kameradinnen und Kameraden auch entsprechend militärisch ausgebildet sind, feldpostfachlich ausgebildet sind. Wir haben Lehrgänge an der Logistikschule der Bundeswehr in Osterholz-Scharmbeck in Garlstedt, und natürlich auch unsere feldpostfachlichen Schulungen und Unterweisungen, die wir schwerpunktmäßig immer in Fulda durchführen.
JW: Also kann sich jeder Postangestellter entscheiden, ob er Reservist bei der Bundeswehr werden möchte und damit zur Feldpost gehören will. Vermutlich haben Sie aber auch einfach ehemalige Soldaten, die sich vorstellen können, als Reservisten weiterzumachen, oder?
JUW: Teils, teils. Wir bekommen jetzt also. Ja, ein Großteil unserer Feldpostsoldatinnen und -soldaten waren ehemalige Zeitsoldaten oder reguläre Wehrpflichtige, als es die Wehrpflicht noch gab. Wir kommen jetzt natürlich in die Jahrgänge rein, wo es immer schwieriger wird, ich sage mal, gediente Soldaten, Soldatinnen und Soldaten zu finden, die sich bei uns bewerben möchten. Und da gestaltet sich es zurzeit ein bisschen schwierig, die Beorderung durchzuführen, weil das frisst unheimlich viel Zeit, bis wir im Grunde genommen jemanden von der Interessensbekundung, ich möchte gerne Feldpostsoldatin oder -soldat werden, bis zur tatsächlichen Beorderung und zum ersten Einsatz bringen können. Das nimmt schon mehr als anderthalb Jahre in Anspruch.
JW: Vielleicht geht es unseren Zuhörerinnen und Zuhörern ja genauso. Ich frage mich jetzt auf jeden Fall, ob es einen Unterschied gibt, ob ich Briefe als Postangestellter bearbeite oder in Uniform bei der Feldpost.
JUW: Unter der Uniform tragen sie alle Gelb, weil der Arbeitgeber ist und bleibt die ganze Zeit die Deutsche Post AGAktiengesellschaft. Während der Einsätze oder auch während der Lehrgänge und Schulungen werden die Kameradinnen und Kameraden freigestellt und gehen ganz normal als Reservedienstleistende dann entsprechend auf die jeweiligen Schulungen oder auch Einsätze.
JW: Der Job ist also eigentlich der gleiche.
JUW: Nein, eigentlich nicht, weil ein Großteil unserer Feldpostsoldatinnen und -soldaten im Zivilberuf Zustellerinnen und Zusteller sind und das, was wir dort in den Einsatzgebieten oder auch in Einsatzverpflichtungen durchführen, ist im Grunde genommen Schalterdienst. Ja, also Sie müssen sich das so vorstellen wie ein Postamt in dem Sinne, wo das gesamte Leistungsspektrum der Deutschen Post angeboten wird inklusive Postbankdienste. Und nehmen wir jetzt mal das Beispiel Postbankdienste. Damit haben die meisten unserer Soldatinnen und Soldaten in ihrem Zivil, in ihrer zivilen Tätigkeit eigentlich überhaupt gar keine Berührungspunkte. Das heißt, da legen wir natürlich vermehrt ein Augenmerk drauf, dass wir dort die Schulung auch entsprechend rechtssicher durchführen.
JW: Jetzt haben wir über unsere Feldpostsoldaten gesprochen, aber das Wichtigste noch gar nicht angeschnitten: Die Päckchen und Briefe, die in die Einsätze gehen sollen. Welchen Weg geht denn so ein Päckchen?
JUW: Ja, über die Post. Ganz, ganz einfach über die Post. Nein, wir müssen natürlich Folgendes uns immer vor Augen halten: Wir arbeiten zu Inlandskonditionen der Deutschen Post, das heißt, sämtliche Produkte, die wir anbieten von Postkarte, Brief, Päckchen, Paket bezahlen sowohl die Angehörigen als auch die Soldaten ausschließlich zu Inlandskonditionen. Das heißt, die Mutti möchte ihrem Sohn im Einsatz ein Paket schicken, packt das Paket, bringt es ganz normal zu einer Postfiliale oder Postannahmestelle und dann geht der Kreislauf los. Noch übernimmt die gelbe Post, die Deutsche Post DHL Group, den Transport dieser Sendung. Die Einsatzanschriften müssen wirklich eins zu eins übereinstimmen, sonst haben wir die Probleme, dass, wenn wir keine Kürzel verwenden, dann diese Sendungen im schlimmsten Fall über DHL International transportiert wird. Deswegen sind wir immer so akribisch sozusagen. Lest euch die Feldpost Merkblätter durch. Wir arbeiten da auch mit den Familienbetreuungszentren zusammen, dass wir immer wieder darauf hinweisen, dass die Einsatzanschriften richtig sind. Dann wird das Paket, weil es wird wie folgt adressiert: Es steht immer als vorletzter und letzter Punkt bei der Anschrift drin: über Feldpost, 64298 Darmstadt.
JW: Und da steht auch immer Darmstadt drauf?
JUW: Da steht immer Darmstadt drauf, weil das zurzeit die einzige aktive Feldpostleitstelle ist, die wir betreiben an der Stelle. Sie befindet sich im Bundeswehrdepot Süd unter LogHub in Pfungstadt. Es sind noch zwei andere freigestellte Feldpostleitstellen, die quasi eingelagert sind. Das wäre einmal Hesedorf und Mechernich. Aber zurzeit haben wir nur die in Pfungstadt. Deswegen geht es also über Feldpost und 64298 nach Darmstadt. Da kommt es dann hin. Und ab da verlässt das Paket den postalischen Strom und wird der Bundeswehr in dem Sinne übergeben. Trotz alledem auch die Soldatinnen und Soldaten, die in der Leitstelle tätig sind, natürlich auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Post und im Status Reservedienstleistende.
JW: Aber trotzdem geht es jetzt in die Verantwortung der Feldpost über.
JUW: Ja. In Pfungstadt wird die Sendung der Leitstelle übergeben. Und das ist auch so eine Besonderheit, weil ich, da werde ich auch gerne wieder nach gefragt. Wir haben ja die sogenannte Sendungsverfolgung und der Nutzer bzw. der Kunde kann ja seine Sendung tracken und nachverfolgen und er wird irgendwann auch die Mitteilung erhalten: Sendung erfolgreich zugestellt.
JW: Damit ist aber Darmstadt gemeint.
JUW: Damit ist Darmstadt gemeint, weil bis dahin geht's von der gelben Post und dann wird es quasi ja in Flecktarn dann zur Bundeswehrpost, zur Feldpost. Und ab da beginnt dann auch die ministerielle vorgegebene Laufzeit der Feldpostsendungen. Weil, was wir natürlich nicht kontrollieren können, die sogenannten Vor- und Nachlaufzeiten ab Annahme bei der Feldpostleitstellen. Dort beginnt die Laufzeit der Bundeswehr für den Transport der Sendungen in das jeweilige Einsatzgebiet bis hin zum zum Empfänger. Weil, Sie müssen sich das so vorstellen: Es ist eine riesige große Lagerhalle, die dann nach den einzelnen Einsatzgebieten untergliedert ist, von Mali über Litauen, Kosovo, Jordanien, Irak. Werden dann die einzelnen Sendungen, Päckchen, Pakete, Postkarten, Briefe bearbeitet, dann je nach Zuweisung in Umverpackung eingelegt. Das können Plastikkaoboxen sein oder sogenannte Nefabs. Das sind Europaletten, wo wir Holzaufsätze für verwenden, die wir dann entsprechend mit Stahlbändern verbändern und plombieren, damit einfach dann die sichere Lieferkette für uns gewährleistet ist.
JW: Damit vor allem auch einfach nichts kaputtgeht in den Paketen oder so.
JUW: Und damit einfach auch das Postgeheimnis gewahrt ist an der Stelle, weil ganz wichtig und ganz deutlich: Niemand darf die entsprechenden beanschrifteten Sendungen sehen und die werden deswegen in so Umverpackung eingelegt. Und es kommt dann auf das jeweilige Einsatzgebiet an. Also Kaoboxen zum Beispiel grundsätzlich immer nach Afrika aufgrund der Tierseuchenprophylaxe, die dann entsprechend auch desinfiziert und ausgespült werden können. Aber im Kosovo zum Beispiel, da finden wir normale Holznefabs und die auch tatsächlich erst im Feldpostamt und im Einsatz dann auch gebrochen werden. Also bis dahin sind die verbändert und plombiert und da guckt auch sonst keiner rein.
JW: Aus meiner Zeit im Afghanistaneinsatz kann ich mich jetzt erinnern, da durfte nichts mit Akku ins Paket. Schokolade ist in so einem Einsatzland wie Mali vielleicht schwierig. Jetzt sollten wir unseren Zuhörerinnen und Zuhörern vielleicht aber mal erklären, was nicht in so ein Einsatzpaket rein sollte.
JUW: Auch da weise ich wieder gerne auf das Feldpostmerkblatt hin, was übrigens auch ganz normal über das Internet abrufbar ist. Das ist also jetzt ein als VS eingestuftes Dokument, das kann ein jeder im Grunde genommen ganz normal abrufen. Wenn Sie jetzt eingeben Feldpost-Merkblatt Mali zum Beispiel bzw. einfach nur Feldpost-Merkblatt. Wenn Sie gleich mehrere Optionen im Internet bekommen, was für Einsatzgebiete wir haben, wie die Beanschriftungen auszusehen haben und an jedem dieser Feldpostmerkblätter hängt auch eine Übersicht über Waren, die Sie nicht versenden dürfen. Es ist zum Beispiel so, weil und da sind wir wieder bei dem Thema Privatpost der Soldaten, niemand, und das sage ich in aller Deutlichkeit, weil auch da ich schon häufig nach gefragt worden bin, niemand von uns macht eine Sendung auf, weder die Feldjäger, die jede warentragende Sendung in die Einsatzgebiete röntgen in der Feldpostleitstelle, noch unsere Feldpostsoldatinnen und -soldaten. Wir unterliegen alle dem Paragrafen 39 des Postgesetzes. Was uns an der Stelle einfach aufgrund von Geheimnisschutz verbietet, irgendwelche Sendungen zu öffnen. Wir machen keine Pakete auf, wir nehmen nichts raus, wir tun nichts rein. Die einzigen, die überhaupt diese Berechtigung dafür haben, sind internationale Zollbehörden. Aber weder die Feldjäger in der Leitstelle, die sind jeden Morgen da und lassen die während des Vortags angelieferten Sendungen durch die Röntgenanlage laufen, werden nur anhand des Bildschirms entscheiden, ob die Sendung lufttransportsicher ist. Das ist deren Aufgabe, dass wir dort auf Luftsicherheit überprüfen und in dubio pro reo im Zweifel für den Angeklagten nehmen die lieber ein Paket raus und schicken es zurück, wenn es ihrer Meinung nach nicht luftsicher ist. Also deswegen auch das Thema Lithiumionenakkus. Natürlich kann eine beauftragte Person für Luftsicherheit prüfen und auch Handyakkus versenden, aber da guckt er vorher rein und verschließt sie dann und sagt, jawohl, in diesem Umfang kann ich sie mit auf den A400M-Transportflieger geben. Das ist dann aber ganz normal der Nachschubweg und nicht die Privatpost. Was gerade zu Weihnachten auch immer wieder genommen wird: Diese kleinen Flackerteelichter, wo Knopfzellen drin verbaut sind. Grundsätzlich sage ich immer, überall da, wo Batterien, Akkus oder Ähnliches verbaut ist, das geht nicht durch, das wird an den Absender wieder zurückgeschickt. Was man auch manchmal gar nicht auf dem Schirm hat: so musikalische Geburtstagskarten. Ja, wenn ich die aufmache, dann spielen die schon ein lustiges Lied ab. Auch das würde in einem Paket nicht durchgehen. Das würde dort erkannt werden, dass da eine Knopfzelle oder eine Minibatterie drin verbaut ist, und würde sofort zurückgeschickt werden.
JW: Da kommt man überhaupt nicht drauf. Ich glaube, ich hätte mir um viele Sachen Sorgen gemacht, aber nicht um singende Geburtstagskarte.
JUW: Genau darum geht's. Wir können es nicht überprüfen. Wir machen keine Sendung auf, das Gleiche gilt für Druckgasbehälter. Wer seinem Angehörigen im Einsatz das Lieblingsdeo schicken will, ganz blöde Idee. Funktioniert nicht. Parfüm genau das Gleiche. Brennbare Flüssigkeiten sind grundsätzlich vom Transport ausgeschlossen. Feuerzeugbenzin. Der Klassiker. Ich habe ein Zippo im Einsatz und mir ist das Feuerzeugbenzin ausgegangen. Nein, ist auch eine ganz doofe Idee. Funktioniert an der Stelle nicht.
JW: Wobei ich jetzt mal gehört habe, solche Feuerzeuge dürfen doch verschickt werden, nämlich wenn sie leer sind, also ohne Benzin.
JUW: Genauso ist es: aus den Einsatzgebieten zurück. Ich kenne es eher weniger, dass ein Zippo aus Deutschland in die Einsatzgebiete geschickt werden. Aber wenn man sich jetzt in den Einsatzgebieten, was weiß ich, eine schöne Gravur auf diese Zippo gemacht hat, dann kann es, aber auch da gibt es eine bestimmte Verfahrensweise: Die beauftragte Person für Luftsicherheit muss das prüfen. Es dürfen meines Wissens auch keine Feuersteine sich dort drin befinden und es muss sichergestellt sein, dass dieses Zippo niemals verwendet wurde vorher. Also dass es quasi blank und unbenutzt in den Versand geht. Dann und nur dann würde es funktionieren.
JW: Also doch nicht nur leer, sondern definitiv unbenutzt müssen die sein. Warum ist denn sowas überhaupt verboten?
JUW: Ganz einfach. Weil wir an der Stelle nicht ausschließen können, dass in bestimmten Sphären in bestimmten Temperaturen es potenziell zu einer Selbstentzündung kommen kann. Und an der Stelle gleich von vornherein Gefahrenminimierung, Gefahrenabwehr. Daher sagen wir, das sind übrigens auch Merkblätter der Deutschen Post AGAktiengesellschaft, die angepasst worden sind. Eine Besonderheit ist auf diesem Merkblatt drauf, was wir als Post nicht haben, nämlich der Versand alkoholischer Getränke.
JW: In den Einsätzen der Bundeswehr gibt es ja aber auch nur zwei Regelungen: gar keinen Alkohol oder zwei Dosen Bier pro Tag. Wenn wir jetzt schon über Lebensmittel reden, sollten wir vielleicht aber auch mal darüber reden, was so generell ins Paket sollte oder eben nicht. Ich habe zum Beispiel in Afghanistan viel Schokolade geschickt bekommen, die hat ganz gut durchgehalten. In Mali wäre Schokolade aber eher schwierig gewesen, weil so ein Paket da auch schon mal in der Sonne stehen könnte.
JUW: Ja, es kommt, es kommt tatsächlich natürlich immer drauf an, wo möchte ich wie was hinschicken? Also nach Rukla in Litauen zum Beispiel hätte ich überhaupt keine Bedenken, wenn ich jetzt ein Weihnachtspaket packen würde, dass ich da auch Schokoladenanteile mit verpacken würde. Anders natürlich Gao oder Niamey oder Tilia oder Bamako. Da würde ich wahrscheinlich von absehen, weil wir können nicht ausschließen, dass die Kaoboxen vom Transport, also vom Ausladen der Transportmaschine bis zum Feldpostamt, nicht doch entsprechenden Temperaturen ausgesetzt sind. Und bei 48 Grad im Schatten, da hat es so ein Schokoweihnachtsmann schon ziemlich schwer.
JW: Ja, die Chancen stehen tatsächlich, glaube ich, gar nicht mal so gut. In der Feldpost gibt es ja noch mehr Sachen, die man bedenken muss, nämlich auch die Termine. Während ich mich jetzt noch ganz entspannt zurücklehnen kann, was die Weihnachtszeit angeht, ist bei Ihnen der Feldpost ja schon fünf vor zwölf angesagt. Wann müssen denn die Päckchen spätestens verschickt sein, damit sie in den Ländern noch vor Weihnachten ankommen?
JUW: Also es gibt im Logistikkommando der Bundeswehr, die übrigens unser Spiegel sind bzw. wir sind Spiegel des Logistikkommandos, gibt es einen Feldpostbeauftragten der Bundeswehr, so auch bei der Deutschen Post und einen Sachgebietsleiter der Feldpostversorgung beim Logistikkommando. Und den Spiegel, den sehen Sie jetzt gerade vor sich bzw. hören Sie jetzt gerade, und die haben eine Weisung dazu erstellt. Das wird jedes Jahr aktualisiert, wann die Termine sind, wann ich spätestens die Sendung losschicken sollte und in dem Fall ist es tatsächlich der 01.12. Bis dahin sollte unter den normalen Transportrahmen und den normalen Transportrichtlinien sichergestellt sein, dass jede Sendung den Empfänger bis zum 24. auch erreichen sollte, also die Laufzeiten innerhalb der Messwerte, also von der Leitstelle bis in die Einsatzgebiete sind, und so muss man es an der Stelle einfach formulieren unter den gegenwärtigen normalen Voraussetzungen, sichergestellt. Wir haben teilweise Laufzeiten zwischen zwei und drei Tagen auch in relativ weit entfernte Einsatzgebiete. Wir haben natürlich dann auch den Straßentransport, der Rukla fährt, also es wird mit Lkw gefahren, so auch Kosovo. Und alle anderen Einsatzgebiete werden verflogen. Aber wenn die Sendung am 01.12. bei einem Postamt im Heimatland oder beim Feldpostamt im Einsatz abgegeben wird, dann sollte die Sendung auch am 24. 12. rechtzeitig da sein.
JW: Die ersten hübsch verpackten Päckchen sind doch bestimmt schon bei Ihnen eingetroffen.
JUW: Aber selbstverständlich. Ich bin ja noch selber regelmäßig in der Leitstelle. Und da ist die Sendungsmenge, eigentlich startet sie, kann man sagen, ab Mitte Oktober. Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich, weil das sehen wir auch selber in dem zivilen Bereich der Deutschen Post, ab da startet der starke Verkehr für uns eigentlich und nimmt natürlich immer rapide an.
JW: Jetzt könnte man sich ja fragen, warum Briefe und Päckchen immer noch so einen Mehrwert haben zu Zeiten von Whatsapp und Co.
JUW: Auf diese Antwort antworte ich immer gerne mit einer Gegenfrage Haben Sie schon mal versucht, zu Weihnachten am 24. Whatsapp auszupacken?
JW: Nein, natürlich nicht.
JUW: Also es ist tatsächlich was anderes, wenn ich etwas haptisch in den Händen halte und dadurch, dass meine Aufgabe unter anderem auch vorsieht, regelmäßig die Einsatzgebiete zu bereisen, um dort sogenannte Betriebs- und Kassenprüfungen durchzuführen im Rahmen von Fachaufsichtsreisen, unterhalte ich mich natürlich auch mit den Vertrauenspersonen, mit Kontingentführern und eben auch mit vielen Soldaten. Und ich stelle immer wieder fest, es gibt kaum jemanden, der nicht irgendwie dann den letzten Brief von Frau, Freunden oder den Eltern bei sich hat oder das selbstgebastelte Präsent der Tochter, des Kindes, des Sohnes dabei hat. Und das ist schon was Besonderes, insbesondere dann, wenn man, man muss sich das so vorstellen, die im Einsatzlager wuseln ja den ganzen Tag. Es ist Posteingang und eine halbe Stunde später, nachdem dann die ersten Postbeauftragten die Sendungen für ihre Einheiten abgeholt haben, haben sie eine absolute Stille über dem Camp, weil jeder zieht sich dann mit seinen Sendungen oder seinem Paket oder seinem Brief dann auf die Unterkunft zurück und dann ist richtiggehend Ruhe angesagt. Es ist schon schon manchmal eine gespenstische Atmosphäre, schon fast, aber auf der anderen Seite eine schöne. Ja, warum mache ich das so gerne? Weil ich, glaube ich, genau das miteinander verbinden kann. Ich sage immer, ich habe eine ganz schräge Vita. Im ersten Leben war ich Zeitsoldat gewesen, bin dann über Umwege dem gelben Konzern zugehörig geworden und als ich dann das Angebot bekommen habe, in die zentrale Gruppe Feldpost Zivile Verteidigung reinzukommen, da habe ich nicht vorher überlegt und brenne eigentlich genauso wie jeder einzelne Feldpostsoldat und jede einzelne Soldatin.
JW: Ja, kann ich auch wirklich nachvollziehen. Im Einsatz haben wir auch immer ganz aufgeregt auf die Post gewartet und uns immer total gefreut, wenn was angekommen ist. Und die Päckchen sind auch einfach immer irgendwas Besonderes. Meine Oma hat zum Beispiel in den Einsatz zum Geburtstag ein Päckchen mit einem Erinnerungsbuch geschickt. Das habe ich mir auch direkt angeschaut und musste auch schon mal ein paar Tränchen verdrücken.
JUW: Ja, und das kriegen Sie einfach mit einer Whatsapp oder SMSSystem-Management Stiewi GmbH an der Stelle natürlich nicht hin. Ja, sicherlich. Machen wir uns nichts vor, das ist die moderne Kommunikation und das ist auch gut so und das soll auch so sein und und wenn Connect D im Einsatzgebiet ausfällt, ja dann brauchen wir uns nicht unterhalten, was da los ist. Aber trotz alledem ist natürlich wirklich, ja die Post, die dann regelmäßig reinkommt, natürlich dann für für viele Kameradinnen und Kameraden dann immer noch so ein kleines Highlight.
JW: Und deswegen freuen sich Soldatinnen und Soldaten auch immer wieder über Päckchen im Einsatz. Vielen Dank, dass Sie da waren.
JUW: Sehr gerne.
JW: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Sie haben es gehört. Bis zum 01.12. müssen Ihre Päckchen bei der Feldpost gelandet sein, damit Sie pünktlich noch im Einsatz bei Ihren Lieben landen. Noch ist ein wenig Zeit, aber wenn Sie Ihren Angehörigen eine Freude machen wollen, dann sollten Sie sich doch ein bisschen beeilen. Und wenn Sie sonst noch Infos über die Feldpost haben wollen, schauen Sie doch mal auf bundeswehr.de vorbei oder Sie holen sich einfach auf dem nächsten Tag der Bundeswehr sogar persönlich einen der vielen Feldpoststempel ab. Die sind nämlich richtig heiß begehrt. Für diese Woche melde ich mich einmal ab aus dem Funkkreis.