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Hier ist Bravo Kommen. This is Tango over. Funkkreis. Podcast der Bundeswehr. 

Hauptmann Janet Watson (JW)

Sie tun es, wenn sie morgens auf dem Weg zur Arbeit sind, wenn sie im Stau stehen oder auch gleich schon, wenn der Wecker klingelt. Richtig: Radio hören und das könnte so klingt:

JW: So klingt aber kein normaler Sender. So klingt der Radiosender der Bundeswehr Radio Andernach. Beheimatet ist der Sender beim Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr in Mayen. Und die Besonderheit: Hier senden Soldaten für Soldaten, und zwar für Soldaten, die gerade für die Bundeswehr im Einsatz sind. Einen oder vielmehr eine von den Kameradinnen und Kameraden vom Radio, die normalerweise hinter dem Mikro stehen, konnte ich davon überzeugen, die Seiten zu wechseln und sich heute für unser Gespräch mal von mir löchern zu lassen. Sie heißt Chrissy Rudolf und ist als Oberfähnrich schon viele Jahre bei Radio Andernach, dem Betreuungssender der Bundeswehr. Ich bin Hauptmann Janet Watson, neuestes Mitglied im Funkkreis-Team, und zusammen mit Chrissy möchte ich herausfinden, wie es ist, als Redakteur bei einem Radiosender der Bundeswehr. Chrissy und ich werden uns duzen, weil wir uns schon ein paar Jahre kennen, und ich starte einfach direkt mal und sage Hi Chrissy!
 
Oberfähnrich Chrissy Rudolf (CR): Hallo Janet!

JW: In den Köpfen der Leute ist die Bundeswehr ja eher schlammig und eher draußen beheimatet. Erzähl doch mal, wie du in dem Tonstudio gelandet bist.

CR: Ja, ich bin so der typische Schönwetter-Soldat. Ich sitze tatsächlich immer in meinem Radiostudio vor einem Mikrofon – und das in Uniform.

JW: Mit Schönwetter-Soldat hat das Ganze gar nicht so viel zu tun. Aber Uniform ist schon das richtige Stichwort, denn das unterscheidet euch von anderen Radiosendern, von ganz normalen Radiosendern. Aber so viel mehr unterscheidet euch dann irgendwie doch nicht.

CR: Ich würde sagen, er ist auch fast so wie das ganz normale Radio, was man aus der Heimat kennt. Aber wir haben ein bisschen andere Themen. Also wir sind da, um die Leute im Einsatz zu unterhalten und dementsprechend sind die Themen natürlich auch manchmal. Wir haben ein bisschen mehr Bundeswehr mit drin, aber wir haben zum Beispiel auch den Blick auf den roten Teppich.
Es ist sehr bunt gemischt

JW: Ganz getreu dem Motto „Soldaten senden für Soldaten“ - und das ist auch euer Slogan. Und dafür steht ihr ja auch, ihr sendet für die Soldaten draußen in den Auslandseinsätzen.

CR: Ja, wir haben ja irgendwie so unseren eigenen Jargon, in dem wir reden. Also es ist schon eine andere Zielgruppe. Unsere ist auch alterstechnisch sehr breit gefächert. Wir haben die ganz Jungen mit Anfang 20 und dann geht das natürlich hoch bis Mitte, Ende 50 oder vielleicht noch älter und das ist schon außergewöhnlich. Dementsprechend sind auch die Musik-Geschmäcker der Leute sehr, sehr unterschiedlich. Aber ansonsten würde ich sagen, sind wir halt, wie das so oft genannt wird, der Querschnitt der Gesellschaft, und genau für die machen wir Radio, halt immer nur mit dem Aspekt: Achtung, wir haben alle eine Uniform.

JW: Jetzt hast du dir wahrscheinlich aber nicht vorgestellt, als du die Uniform das erste Mal angezogen hast, dass du irgendwann mal beim Radio landest.

CR: Doch tatsächlich schon, weil, das war von Anfang an mein Traum. Ich wollte schon mit 14 Radiomoderatorin werden, da wusste ich noch nicht, okay, in Uniform oder nicht? Aber wie der Zufall es wollte, sind wir wirklich um die Ecke von diesem Studio gezogen. Und so habe ich mit 15, nein mit 16 mein erstes Praktikum gemacht bei Radio Andernach. Und ab diesem Tag war klar: Ich will genau hierhin.

JW. Erzähl doch mal, wie es dann weiterging?

CR: Ja, dann habe ich es auch tatsächlich zur Bundeswehr geschafft, mit 18 damals. Aber leider war keine Stelle beim Radio frei. Also bin ich trotzdem in Mayen geblieben, wurde zur Kamerafrau ausgebildet und dann, von heute auf morgen, war dann plötzlich doch eine Stelle beim Radio frei, und zack ist mein Traum Wirklichkeit geworden.

JW: Und da bist du ausgebildet wurden zum News Man beziehungsweise zur News Woman und auch zur Moderatorin.

CR: Genau, ich bin ausgebildet worden zu allem, was man so im Radio hört. Man lernt dann, Interviews zu führen, man lernte Nachrichten zu sprechen, was was ganz Anderes ist als die Alltagsmoderation. Und ich muss auch sagen, ich bin nicht der beste News Man, weil, da muss man wirklich sehr strukturiert sein und man muss recht neutral sein. Und ich bin halt dann doch eher so für gute Laune und positive Vibes versprühen, und das passt nicht so in die News. Deswegen ist mein „Steckenpferd“ die Morning Show.

JW: Wahrscheinlich kannst du dich gar nicht entscheiden, was am meisten Spaß macht am Moderieren?

CR: Ach alles. Ich freue mich schon, wenn ich morgens ins Büro komme und die Sendung vorbereiten kann. Und wenn ich dann irgendwelche ganz komischen verrückten Ideen habe und die dann verwirklichen kann. Also alleine heute Morgen in der Sendung habe ich irgendwie den Vergleich mit den Tagesthemen und einer Süßigkeitentüte aus den Neunzigern gemacht. Und die Anmoderation haben wir am Anfang sogar schon gehört. Klingt jetzt total kurios, aber genau das ist es. Also ich habe irgendeine verrückte Idee und die kann ich sofort umsetzen und aussprechen.

JW: Deine Themen entstehen aber nicht spontan, weil das Mikro schon angeschaltet ist, sondern der Alltag sieht ein bisschen anders aus. Erzähl doch mal, du kommst morgens ins Büro und dann?

CR: Dann setze ich mich erst mal an den Laptop. Da erarbeite ich mir dann die vier Sendestunden, die dann folgen ab 9:00 Uhr und schau einfach so in die Welt. Was gibt es für Themen, was gibt es politisch, was gibt es vielleicht auch bundeswehr-intern? Was gibt es Neues bei den Promis in der Welt der Stars und Sternchen? Und dann bereite ich so mit Beiträgen und Moderationen die Sendung vor. Dann ist um 9:00 Uhr Startschuss, dann heißt es vier Stunden konzentrieren – ist übrigens gar nicht so einfach, andauernd ohne Versprecher in dieses Mikrofon zu reden. Ja, und dann, nach der Sendung, ist dann noch ein bisschen Nachbereitung, quasi wieder die Vorbereitung für den Folgetag.

JW: Jetzt sitzt du aber nicht den ganzen Tag in einem Tonstudio, sondern du bist auch unterwegs. Und zwar eigentlich überall, nicht nur deutschlandweit, sondern teilweise auch weltweit.

CR: Ja, ich durfte sehr, sehr viel Reisen mit Radio Andernach. Das war auch immer mein Ziel. Ich wollte die Welt sehen, die Welt entdecken und mittendrin statt nur dabei zu sein. Ich habe sieben Auslandseinsätze gemacht und habe auch andere Dienstreisen erlebt. Ich war fünfmal in Afghanistan, einmal in der Türkei und einmal in Mali. Und abgesehen davon war ich dann noch zum Beispiel mit der Frauen-Fußballmannschaft der Bundeswehr in Griechenland oder den USA. Und ich war bei den Invictus Games dabei, in Toronto und in Orlando, in Florida.

JW: Wahnsinn. Du bist ja schon überall und nirgendwo gewesen mit deinen ganzen Auslandsreisen. Jetzt bringt man aber auch von Reisen immer Erinnerungen und Geschichten mit. Und ich bin jetzt gespannt, was deine spannendste ist.

CR: Da gibt es so unzählige. Aber eine bleibt mir auf jeden Fall wirklich immer in Erinnerung. Das war, als ich den Coin vom damals USUnited States-Vizepräsidenten bekommen habe, der jetzt der richtige Präsident ist. Ganz genau von dem habe ich einen Gruß bekommen und einen Coin und der liegt wirklich auch zu Hause, den halte ich in Ehren. Und das war wirklich was ganz Besonderes. Wenn Joe Biden dich quasi in den Arm nimmt und den Gruß gibt, ja, das erlebt man nicht alle Tage.

JW: Ich habe jetzt schon fast ein bisschen Gänsehaut. Klingt nach einer sehr, sehr spannenden Erfahrung. Aber Korrespondenten-Reisen, und das ist ja das, was du gerade erzählt hast, nämlich eine Reise, wo du ein paar Tage oder ein paar Wochen unterwegs bist, jemanden begleitest oder irgendwohin fährst, wo was passiert. Und direkt von vor Ort berichtest, das ist ja nicht ausschließlich euer Kerngeschäft, sondern ihr seid auch in den Einsätzen unterwegs und da nicht unbedingt als Korrespondenten. So wie jetzt zum Beispiel das Team in Mali, sondern auch früher, zumindest in Form von einer Einsatzredaktion.

CR: Genau. Wir hatten ein eigenes Studio im Einsatz. Wir hatten also genauso wie hier unsere Sprecher- Kabine und die Techniker-Seite. Es war halt ein bisschen kleiner als in Deutschland, aber ansonsten hatten wir eine Morning Show. Wirklich auch „Guten Morgen Afghanistan“, so hieß sie, und wir waren zum Schluss ein Drei-Mann-Team: ein Techniker, ein News Man und ein Moderator. Wir haben immer ein bisschen durchgesagt pro Woche und dann haben wir versucht, die Moral der Kameradinnen und Kameraden im Einsatz aufrecht zu halten und haben einfach jeden Tag Spaß im Radio gehabt.

JW: Also Du warst also nicht nur für die Soldaten im Einsatz da, sondern du warst selber Soldat im Einsatz und selber Zielgruppe.

CR: Das war ich auf jeden Fall. Ich hatte ja immer am rechten Bein meine Waffe, natürlich in meinem Holster und in meiner linken Beintasche hatte ich immer mein Mikro mit dabei. Also so hat man mich wirklich jeden Tag in Masar i Scharif gesehen und dann habe ich die Kameraden im Einsatz interviewt und habe die vorgestellt, was es da alles gibt, vom Sattler bis zum Sanitäter. Ich habe wirklich versucht, jeden Dienstposten mal den Kameradinnen und Kameraden näher zu bringen.

JW: Ja, vor allem das Schöne ist, da bekommt man wahrscheinlich auch direkt Feedback, wenn man unter den Leuten ist, für die man Programm morgens macht.

CR: Das auf jeden Fall. Also wenn ich mich versprochen habe, dann war das nachher Thema. Dann wurde man da ein bisschen mit aufgezogen. Aber das hat mir immer sehr, sehr viel Spaß gemacht. Ich musste meist auch selber über meine Versprecher immer lachen.

JW: Spätestens in der Küche dann ja auf jeden Fall.

CR: Ja, da waren wirklich die absoluten Knaller mit dabei.

JW: Jetzt habe ich vor Jahren mal jemanden gehört, der sagte, Mensch, wenn du über eine Panzerhaubitze bei 50 Grad in der Sonne beziehungsweise in der Wüste berichten willst und wissen willst, wie das Ganze ist, dann musst du bei 50 Grad in der Wüste in dieser Panzerhaubitze sitzen. Ansonsten weißt du nicht, wie's geht.

CR: Genau das ist es also. Der Einsatz ist eben eine ganz, ganz spezielle und herausfordernde Situation. Und ich hatte das auch mal als Feedback. Zum Beispiel hat ein Kamerad gesagt Mensch, es war so schön. Wir saßen im OP North und haben gewisse Sachen überwacht und haben aber immer uns zugehört.

JW: Jetzt weiß man wahrscheinlich noch, dass der OP North ein Außenposten für die Bundeswehr damals in Afghanistan war, aber sonst hat man wahrscheinlich keine großartigen Vorstellungen, wie es da war.

CR: Dann habe ich gesagt Gut, dann muss ich mal in den OP North hinaus, um zu gucken, wie dort das Camp-Leben ist. Weil, ich kann nur eine gewisse Art von Personen ansprechen, und zwar die, wo ich selbst weiß, wie der Alltag dort ist. Und deswegen habe ich auch im Einsatz wirklich so ziemlich jedes Camp der Bundeswehr besucht und mal gesehen, weil, du musst mit jedem Camp anders umgehen. Das fängt schon bei total einfachen Sachen an, wie im OP gab es eben nicht all die Verpflegung oder die Sachen aus dem Marketender, wie sie es zum Beispiel in Masar i Sharif gab.

JW: Jetzt konnte man in Mazar i Sharif beim Militär schnell Lebensmittel einkaufen. Klingt, als wäre das alles ein bisschen spartanischer eingerichtet gewesen im OP.

CR: Genau. Also Mazar i Sharif war wirklich schon ein ganz normales Leben, fast im Camp. Also du konntest einkaufengehen, konntest mit den Kameraden was trinkengehen und im OP hattest du eben nur deine kleine Küche mit deiner Einheit. Und da gab es dann Panzer-Kekse statt was weiß ich irgendwelche Chips.

JW: Da kommt's vermutlich auch auf ganz andere Sachen an?

CR: Der Zusammenhalt war ein ganz anderer. Auf gut Deutsch saß man da wirklich zusammen in der Scheiße, wenn ich das so sagen darf, und hat das dementsprechend ganz anders erlebt, diesen Einsatz. Der war viel herausfordernder noch mal als anderswo und dementsprechend hat es einen einfach zusammengeschweißt, wenn man dort seine Zeit eben verbracht hat.

JW: Du warst aber nicht nur in den Camps unterwegs, sondern warst vor allem auch außerhalb des Feldlagers unterwegs. Gerade in Afghanistan.

CR: Ja, auf jeden Fall. Also ich habe überall, in jedem Einsatz, auch dafür gesorgt, dass ich wirklich auch mal dieses Camp verlassen kann. Weil mir war es auch immer wichtig, wie ticken eigentlich die Menschen in dem Einsatzland? Also ob es in Mali oder in Afghanistan war, auch in der Türkei. Ich bin immer raus aus dem Camp, weil ich mir das auch einfach anschauen wollte. Ich wollte wissen, worüber rede ich da? Und wenn ich nach Hause komme, wenn die Leute mir Fragen stellen, wollte ich die auch richtig und korrekt beantworten. Und deswegen habe ich mich auch außerhalb der Mauern ein bisschen bewegt.

JW: Und auch da hast du Geschichten mitgebracht. Nicht nur für die Redaktion und fürs Radio, sondern vor allem auch für dich selber.

CR: Da muss ich sagen, da ist es die jüngste Erfahrung, die ich gesammelt habe. Das war in Mali. Wenn einfach gefühlt 100 Kinder auf dich zugelaufen kommen, die dich umarmen und die froh sind, dass du da bist und du kannst dich mit denen beschäftigen. Und Kinder im Einsatzland sind sowieso immer absolute Gänsehautmomente. In Afghanistan habe ich einen Kindergarten besucht und diese, diese Liebe und diese Herzlichkeit, die man da erfährt. Das ist einfach immer wieder schön.

JW: Und genau durch dieses Fassbare und durch dieses Nahbare nimmt man am Ende, glaube ich, die Bilder mit, die man dem Hörer am Ende so ein bisschen in den Kopf setzen kann.

CR: Das ist wahr. Also wenn man da sieht, was man da vielleicht auch erreichen kann, das ergreift einen richtig.

JW: Und es klingt auch ein bisschen, als wäre der Dienstposten des Redakteurs bei Radio Andernach auch so ein bisschen derjenige, der dir am meisten irgendwo Einblicke gewähren kann.

CR: Ich glaube, das ist es wirklich. Also nenn mir irgendeinen anderen Dienstposten, in dem man so viel sieht wie bei uns. Weil wir können sagen, okay, heute interessiere ich mich für die Wetterstation. Dann gehen wir zur Wetterstation und machen ein Interview. Am nächsten Tag sagen wir okay, ich möchte jetzt mal was von dem Land sehen und dann können wir eben auf eine Patrouille mit rausfahren. Und so vielfältig ist, glaube ich, kein anderer Job der Bundeswehr. Und deswegen liebe ich diesen Job so sehr.

JW: Klingt so ein bisschen, als würdest du alles richtig, richtig gern haben auf deinem Dienstposten. Wobei. Nee, stimmt. Vorhin haben wir ja drüber geredet, News machst du nicht so gerne, aber thematisch bist du, glaube ich, immer mit ganz viel Herzblut dabei. Und deswegen würde ich jetzt gerne mal mit dir über dein coolstes Projekt reden.

CR: Das muss ich sagen, sind die Invictus Games einfach, weil es wirklich auch Gänsehaut-Momente waren. Man war wirklich mittendrin, man war hinter den Kulissen, man hat Prinz Harry kennengelernt, wie eben schon erwähnt Joe Biden oder sämtliche anderen Promis und auf der anderen Seite eben das deutsche Team oder allgemein die Invictus-Teilnehmer. Und das ist eine ganz, ganz tolle Veranstaltung. Und ich durfte zweimal Teil davon sein als Radio Andernach. Und das war wirklich immer cool.

JW: Ich würde dann mal fix erklären, was die Invictus Games sind. Das sind internationale Sport-Wettkämpfe, bei denen versehrte Einsatz-Veteranen antreten und mit Sport ihre Erkrankungen wie zum Beispiel PTBSPosttraumatische Belastungsstörung bekämpfen und auch besiegen sollen am Ende. Ins Leben gerufen hat die Spiele Prinz Harry und für weitere Infos kann man sich auch unsere 115. Podcast-Folge anhören: Invictus Games zu Besuch im Trainingslager.

CR: Ein super emotionaler Moment bei den Invictus Games für mich war übrigens, als ich einem Teilnehmer mitteilen durfte, dass er die Silbermedaille bekommen hat. Der war im Liege-Fahrrad unterwegs und kam ins Ziel rein. Ich habe ihm sofort das Mikro unter die Nase gehalten und habe ihn gefragt, ob er denn weiß, was er gerade geschafft hat. Und er guckt mich mit großen Augen an und sagt Nee, was denn? Und ich sage Mensch, du hast gerade Silber für Deutschland eingeholt. Und er schrie einfach nur ins Mikro, umarmte mich. Und das ist irgendwie so ein Moment, so ein zwischenmenschliches Ding, das begeistert mich heute noch.

JW: Das glaube ich. Und genau nach der Geschichte bin ich jetzt ein bisschen neugierig. Wenn du die Wahl hast zwischen: Du sitzt in einem Tonstudio und moderierst die Morning Show oder Du hast ein Mikro in der Tasche und bist unterwegs oder du bist vielleicht sogar im Einsatz und kannst beides so ein bisschen miteinander verbinden. Deine Wahl fällt auf…?

CR: Ich bin ein kleiner Einsatz-Junkie. Ich würde mich definitiv für das Mikro in der Tasche und draußen unterwegs entscheiden. Es ist immer was ganz Spezielles, im Einsatz zu sein, und es hat mir immer was gebracht. Ich bin immer erwachsener zurückgekommen und hatte aber wirklich auch immer Spaß. Ich würde nie ein schlechtes Wort über irgendeinen Einsatz verlieren.

JW: Das, was die Einsätze miteinander verbindet und vor allem aber auch einfach die Brücke aus der Heimat in den Einsatz schlägt, sind die Grüße von Radio Andernach. Und selbst zu Zeiten von WhatsApp & Co. sind die immer noch richtig aktuell.

CR: Wir haben jeden Tag Grüße aus der Heimat für die Kameradinnen und Kameraden im Einsatz. Und auch da erlebt man Gänsehaut-Momente, wenn da so ein Zwei-Meter-Bär neben dir steht, der hört, wie seine Tochter ihn grüßt mit so einer Baby-Stimme, und bei ihm fließen die Tränen und es läuft ihm alles das Gesicht runter. Ja, das ist einfach unglaublich ergreifend und wunderschön. Und dann merkst du, du bist genau richtig hier mit deinem Job, weil, du hast ihm jetzt den Tag versüßt.

JW: Und da kommt es am Ende gar nicht so drauf an, was es genau für ein Gruß ist. Also ich habe tatsächlich über die letzten Jahre immer mal wieder was davon mitbekommen. Da war ja alles dabei von Heiratsanträgen über Hochzeitstag, dass man sich da gegenseitig gratuliert hat über: man war plötzlich mit dem Bruder oder der Schwester zwar im Einsatz, aber in zwei unterschiedlichen. Und dann haben die sich untereinander gegrüßt oder einfach nur, wenn man wusste: Ja Mensch, einer meiner Lieblingskameraden ist gerade weg, und dann geht das natürlich auch in die Richtung. Es ist immer noch ein totales Standbein von Radio Andernach und jetzt bin ich neugierig, wie das mit den Größen funktioniert.

CR: Ja, am Muttertag. Jetzt haben wir tausende von Grüßen. Das muss man sich mal vorstellen. Das ist eigentlich total einfach. Entweder man trifft uns auf einer Veranstaltung oder man trifft uns sonst irgendwo, wenn wir irgendwelche Interviews machen und kann uns direkt ansprechen und sagen, ich würde gern jemanden im Einsatz grüßen. Oder noch viel einfacher, direkt von zu Hause auf der Couch mache ich die RadioAndernach-App auf und dort kann ich einfach einen Gruß losschicken. Es ist wirklich total easy.

JW: Muttertag ist ein super gutes Stichwort. Das war nämlich nicht nur eine Großaktion bei Radio Andernach, sondern auch eine Betreuungsaktion. Das lief beim Einsatz in Mali unter dem Namen „Muttertag in Flecktarn - grüsst die Mutter der Kompanie“ und hat unter den Einheiten dort einen richtigen Wettkampf ausgelöst. Unfassbare 4.681 Grüße sind da zusammengekommen, und damit hatten die Einheiten in Mali vor allem eins: ein riesengroßes Gewinnspiel. Es ist nämlich auch Aufgabe von Radio Andernach, die Soldaten im Einsatz zu betreuen und nicht nur zu unterhalten und zu informieren. Und Betreuung gehört für euch ganz selbstverständlich dazu.

CR: Ja, also die Kameraden und Kameradinnen lassen sich da wirklich alles Mögliche einfallen. Das sind manchmal Sportveranstaltungen, die dann auch übers Radio bekannt gegeben werden. Quiz-Veranstaltungen, manchmal sogar Konzerte. Also da ist wirklich alles möglich.

JW: Und so einen Bingo-Abend oder so einen Quiz-Abend hast du wahrscheinlich auch schon moderiert?

CR: Nicht nur einen. Ich wusste am Anfang gar nicht, wie man Bingo wirklich spielt. Und dann war man plötzlich Bingo-Fee und dann Bingo-Moderator. Und ja, macht auf jeden Fall super viel Spaß. Und ich hätte auch niemals gedacht, dass Leute, die jünger sind als die typischen Rentner, die Bingo spielen, da so viel Spaß bei haben. Also ich habe es selber schon gespielt. Man muss aber auch sagen, die Preise waren echt genial. Da gab es halt eine Spiegelreflexkamera oder so und wir haben alle zusammen dagesessen und haben Zahlen angekreuzt. Es war grandios.

JW: Klingt alles in allem wie die absolute Werbung für diesen Dienstposten.

CR: Wir haben einfach unfassbar viel Spaß bei der Arbeit, und das hört man raus und wir kombinieren Spaß mit Emotion und Information und das schafft sonst keiner.

JW: Und das war genau das richtige Schlusswort, würde ich sagen. Ich danke dir, Chrissy, dass du da warst und ich dich im Funkkreis zu Gast haben konnte. Die nächste Folge vom Funkkreis-Podcast gibt es in zwei Wochen wieder. Ich bin Hauptmann Janet Watson. Zu Gast war heute bei mir bei Oberfähnrich Chrissy Rudolph, Redakteurin bei Radio Andernach – und damit melde ich mich ab.

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.