Transkription: „Der Bundeswehr verdanke ich mein Leben“ – Peter Tauber

Transkription: „Der Bundeswehr verdanke ich mein Leben“ – Peter Tauber

Datum:
Lesedauer:
18 MIN

Sprecher: Peter Tauber (PT), Redakteurin: Amina Vieth (AV)

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Funkkreis – Podcast der Bundeswehr

AV: Soldat, Reservist und dann Parlamentarischer Staatssekretär bei der Verteidigungsministerin. Peter Tauber ist wahrscheinlich den meisten ein Begriff, die irgendwie mit der Bundeswehr zu tun haben. Er hat sein Amt jetzt niedergelegt und sich beruflich neu orientiert. Wir sprechen mit ihm über seine Zeit als Staatssekretär, warum er der Bundeswehr so verbunden ist, wie es für ihn weitergeht und was er sich für die Truppe eigentlich wünscht. Mein Name ist Amina Vieth aus der Redaktion der Bundeswehr. Und ich heiße im Funkkreis willkommen: Peter Tauber.

AV: Herr Tauber, Sie kommen gerade frisch von der Wehrübung, oder?

PT: Ja, das stimmt. Ich war im Archiv in Freiburg fürs ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und habe da recherchiert.

AV: Können Sie kurz sagen, was das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr genau ist?

PT: Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Eine, wie ich finde, sehr wichtige Einrichtung. Weil eine Armee das eigene Tun und auch das Tun deutscher Soldaten in der Geschichte immer wieder reflektieren muss und sich Tradition aus Geschichte herleitet, ist es ganz gut, dass wir so etwas haben.

AV: Und was genau haben Sie da recherchiert?

PT: Für ein Forschungsprojekt, an dem ich auch arbeite. Ich will ja noch habilitieren an der Universität der Bundeswehr in München, und da habe ich mal in den alten Akten gestöbert.

AV: Wollen Sie uns ein bisschen Genaueres über das Thema sagen? Was genau Sie da behandeln?

PT: Gerade in den letzten Tagen habe ich mich mit der Rolle der Reichswehr während des Hitlerputsches beschäftigt.

AV: Klingt auf jeden Fall sehr spannend und umfassend.

PT: Das ist es auf jeden Fall. Man könnte da Tage und Wochen zubringen. Und trotz des Verlustes vieler Akten während des Krieges gibt es da immer noch spannende Schätze zu heben.

AV: Sie sind also dem Militär sehr verbunden, entnehme ich dem Ganzen. Und der Bundeswehr ja auch schon seit längerer Zeit. Sie waren auch selbst Soldat, sonst wären Sie kein Reservist.

PT: Das stimmt. Ich habe meinen Wehrdienst geleistet, ganz brav.

AV: Und wo?

PT: In Schwarzenborn und in Mainz.

AV: Und dann sind Sie sofort aktiv in die Reserve gegangen oder hat das erst einmal gedauert?

PT: Nein, nein. Ich war dann erst ein bisschen im Abklingbecken an der Uni und eigentlich auch ganz froh, dass der Zinnober vorbei war. Wie das bei den meisten Wehrpflichtigen der Fall war. Und dann habe ich aber an der Uni auch einen guten Kameraden getroffen. Der war Grenadier in Rotenburg und dann haben wir gesagt: Okay, komm, irgendwie war es ja doch ganz cool. Wollen wir nicht in der Reserve etwas machen? Und dann haben wir uns zunächst verpflichtet als Unteroffiziere der Reserve und später bin ich dann noch in die Offizierslaufbahn gewechselt.

AV: Und dann waren Sie ja auch weiterhin tief verbunden mit der Bundeswehr als Staatssekretär bei der Verteidigungsministerin. Jetzt haben Sie sich umorientiert, sag ich mal, beruflich. Wie blicken Sie denn auf Ihre Zeit als Staatssekretär zurück?

PT: Na ja, ich habe ja jetzt zwölf Jahre hauptamtlich Politik gemacht als Abgeordneter des Deutschen Bundestages. Ich war ja auch noch vier Jahre CDUChristlich Demokratische Union-Generalsekretär und die letzten drei Jahre jetzt eben Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung. Das war mein expliziter Wunsch. Die Kanzlerin hatte mich gefragt, in welchem Ressort ich mir vorstellen könnte, Parlamentarischer Staatssekretär zu werden. Ich wollte unbedingt ins Bundesministerium der Verteidigung, auch weil ich irgendwie das Gefühl hatte, ich könnte der Bundeswehr etwas zurückgeben. Mir hat das viel Freude gemacht und ich habe tolle Menschen getroffen. Es ging natürlich um ernste Themen, aber auch um Themen, mit denen ich irgendwie verbunden war, eben weil ich auch Reserveoffizier bin. Ich habe ja schon während des Studiums dann immer wieder meine Semesterferien quasi in der Truppe verbracht. Während andere im Bauhof gejobbt haben, habe ich dann halt gesagt, ich mache eine Wehrübung. Meistens als Gruppenführer in der Allgemeinen Grundausbildung. Sicherheitspolitische Themen haben mich immer interessiert. Ich war selbst ein paar Jahre Vorsitzender der Reservistenkameradschaft bei mir zu Hause. Also die Bundeswehr hat mich immer irgendwie begleitet. Ich habe da viel gelernt. Über mich, über den Umgang mit Menschen und das hat mich schon im positiven Sinne auch geprägt. Und deswegen war das für mich irgendwie eine tolle Gelegenheit, noch mal anders reinzuschauen und vielleicht auch ein bisschen was zurückzugeben. Und dann kam noch hinzu, ich war ja sehr schwer krank 2017 und bin im Bundeswehrkrankenhaus operiert worden. Da war ich noch gar nicht Staatssekretär. Das hat sich irgendwie so gefügt, weil es das nächste Krankenhaus zu meiner Wohnung in Berlin war. Und es ist jetzt nicht übertrieben, dass ich der Bundeswehr mein Leben verdanke, weil die Ärzte mir da das Leben gerettet haben. Und deswegen war das natürlich jetzt eine tolle Zeit, noch mal anders in der Bundeswehr und auch mit der Bundeswehr zu arbeiten.

AV: Das ist definitiv eine sehr tiefe und enge Verbindung, würde ich jetzt mal sagen, die man dann zur Bundeswehr hat. Natürlich, wenn Sie dann auch noch so persönlich ist und ergreifend. Sie sagen, Sie wollten der Bundeswehr etwas zurückgeben. Was waren denn so Projekte, die Ihnen dann besonders am Herzen lagen in Ihrer Zeit als Staatssekretär?

PT: Ich habe mich ja weniger mit den komplizierten Rüstungsprojekten beschäftigt, sondern mehr mit den Menschen. Und das kann ehrlich gesagt auch kompliziert sein. Und wenn ich an eine Sache denke, über die ich sehr froh bin, dass uns das gelungen ist, dann ist es, dass die Invictus Games in Deutschland stattfinden werden. Das war ja nicht selbstverständlich. Da mussten wir uns wirklich Mühe geben. Da hatten wir eine tolle Präsentation in London und haben die Briten da in diesem Vergabeprozess. Das ist fast so ein bisschen wie bei Olympia. Man muss da so richtig eine Präsentation halten. Wir haben die Briten aber überzeugen können. Und das die jetzt in Düsseldorf stattfinden und die Bundeswehr die ausrichtet gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf, das finde ich, ist ein ganz bahnbrechendes Ereignis. Und dass ich da dabei war, das macht mich schon stolz. Und auch, dass wir den neuen freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz haben. Da darf ich jetzt bei aller Bescheidenheit sagen, dass das schon auch mit meine Initiative war. Einfach, weil ich auch aus dem Blickwinkel der Reserve weiß, wir brauchen dringend eine andere Struktur in der Reserve mit mehr jungen Reservisten für die klassischen Aufgaben. Und deswegen ist das eine tolle Idee. Ich bin der Ministerin sehr dankbar, dass sie diesen freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz jetzt so stark unterstützt und ins Werk gesetzt hat.

AV: Das sind auf jeden Fall, wie ich finde, zwei schöne Dinge, die ja auch sehr positiven Anklang allgemein in der Gesellschaft und der Bevölkerung finden. Hoffen wir mal, dass die Invictus Games auch wirklich bald stattfinden können. Corona hat da ja ein bisschen dazwischengefunkt. Das musste ja jetzt auch alles verschoben werden, leider. Oder zu Recht,  unter Pandemiebedingungen betrachtet. Gibt es denn etwas, was Sie vielleicht angestoßen haben oder was Sie auch, ich sag mal so, für sich in den Kopf gesetzt hatten, was noch nicht umgesetzt ist oder was Sie gerne noch umgesetzt sehen wollen würden?

PT: Also, was wir angestoßen haben und was noch nicht umgesetzt ist, ist die Idee des Veteranenheimes. Einen Ort zu schaffen, wo es alles, was es auch im Netzwerk der Hilfen und an anderer Stelle gibt, noch mal gebündelt an einem Ort zentriert ist, um eine Ansprechstelle zu schaffen für Kameradinnen und Kameraden, die in Not geraten. Egal, in welcher Form. Und auch dort eine Expertise aufbauen und einen Veteranengeneral zu etablieren. Ich weiß, dass das alles Dinge sind, die in dem normalen Arbeitsprozess sind. Aber so was dauert eben oft auch sehr lange. Und ich hoffe, dass das in der nächsten Legislaturperiode gelingt, das umzusetzen. Das finde ich, ist noch ein ganz tolles und wichtiges Projekt.

AV: Veteranen sind auch noch nicht so das große Thema in der Bundeswehr, oder?

PT: Das würde ich anders sehen. Ich glaube schon. Da verändert sich ja etwas in der Begrifflichkeit. Das ist ja in dem Sinne kein deutscher Begriff, sondern wir übernehmen da inzwischen sehr stark angloamerikanische Traditionen. In der deutschen Tradition ist der Reservist der Veteran. Und wir müssen da eben jetzt noch mal genau die Begriffe schärfen. Also der Reservist ist eben künftig der, der auch noch aktiv übt und der Truppe zur Verfügung steht. Und der Veteran ist entweder der, der komplett ausgeschieden ist, sich aber, das merkt man dann an der Bezeichnung, offensichtlich als Teil seiner Biografie immer noch als Soldat sieht, wenn auch als ehemaliger. Und der Veteran kann natürlich auch mit Blick auf einzelne Einsätze dann eben ein Einsatzveteran sein. Ein Afghanistan-Veteran, ein Kosovo-Veteran, ein Jugoslawien-Veteran. Also da merken wir, dass sich diese Kultur auch noch entwickelt und dass wir diese Begriffe noch ein bisschen schärfen müssen. Aber ich glaube, das wird von selbst geschehen. Das muss man gar nicht künstlich definieren, sondern das wird sich einfach durch die Lebenswirklichkeit etablieren.

AV: Wo besteht Ihrer Meinung denn noch Handlungsbedarf?

PT: Ja, ich glaube schon, dass es eine große Herausforderung ist, die richtigen Männer und Frauen für die Streitkräfte zu gewinnen. Und wenn dann Männer und Frauen sich entscheiden, in der Bundeswehr zu dienen, dann haben die eine gewisse Erwartungshaltung. Und ich bin, ehrlich gesagt, nicht immer ganz sicher, ob wir der entsprechen.

AV: Können Sie das ein bisschen genauer definieren, also was Sie mit Erwartungshaltung, also was für eine Sie da meinen?

PT: Eine Gesellschaft verändert sich. Und die Soldaten, die sich heute verpflichten, sind auch von der Sozialisation und von der Prägung durch die Gesellschaft ganz andere Menschen als vor 20 bis 30 Jahren. Darauf muss eine Armee reagieren. Also der Abholpunkt ist ein anderer. Und andererseits muss eine Armee Menschen aber auch sagen, du bist jetzt eben Teil von Streitkräften und das macht gewisse Dinge notwendig. Härte in der Ausbildung, den Willen, Menschen zu erziehen und eben nicht nur auszubilden für eine Tätigkeit. Ich bin schon der Meinung, manche halten das für altmodisch, ein Soldat muss erzogen werden zu einer gewissen Einsatzbereitschaft, zu einem gewissen Selbstbild, und das bringt man nicht automatisch mit. Das muss einem anerzogen werden. Und ich glaube, wir haben in der Vergangenheit sehr viel Wert auf Fachlichkeit gelegt in der Ausbildung bei der Bundeswehr, aber wir müssen auch wieder stärker Menschen erziehen wollen. Am Ende hängt die Einsatzbereitschaft einer Armee immer an den Menschen. Natürlich auch am Material und Gerät. Aber es nützt Ihnen nichts, wenn Sie das beste Gerät auf dem Hof stehen haben, aber Sie haben keine Menschen mit dem richtigen Willen, das Gerät einzusetzen und zu nutzen und dem Fachwissen. Also am Ende funktioniert eine Armee über die Menschen. Davon bin ich fest überzeugt. Und deswegen ist das die wichtigste Ressource, die wir haben, und mit der müssen wir sehr sorgfältig umgehen. Sowohl mit denen, die da sind, als auch mit denen, die dazukommen.

AV: Ich glaube, da werden viele Ihre Meinung so unterstreichen. Wenn Sie jetzt einmal ganz kurz den Job als Staatssekretär beschreiben müssten, weil das vielen, glaube ich, ein sehr fremder Begriff ist, wie würden Sie das machen? Was ist eigentlich die Aufgabe eines Staatssekretärs?

PT: Also formell ist es die Aufgabe, die Ministerin gegenüber dem parlamentarischen Raum zu vertreten. Einmal in den Sitzungen des Ausschusses, aber auch gegenüber der Wehrbeauftragten. Meine Aufgabe war es zum Beispiel, regelmäßig alle vier bis sechs Wochen mit der Wehrbeauftragten zu diskutieren, Dinge zu besprechen, die Sie erreichen, die aufzunehmen und zu prüfen, ob wir als Ministerium, als Bundeswehr dem auch entsprechen können und das umsetzen können. Dann gibt es ja ein umfangreiches Fragewesen. Die Abgeordneten fragen zu allen möglichen Dingen, was die Bundeswehr betrifft. Auch das fällt in die Zuständigkeit des Parlamentarischen Staatssekretärs. Und dann gibt es darüber viele repräsentative Aufgaben. In Vertretungen der Ministerin, wenn Attachés und Diplomaten kommen und auch auf Auslandsreisen. Ich habe die Ministerin auch auf verschiedenen internationalen Sicherheitskonferenzen vertreten. Und was ich auch wichtig finde, auch die Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu vertreten. Bürgerinnen und Bürgern zu erklären, was unsere Soldaten tun, warum sie das tun und was sie dafür brauchen. Und da habe ich gemerkt, dass die Soldaten sich freuen, wenn man ihre Interessen in die Öffentlichkeit trägt. Und die Bürgerinnen und Bürger sind super interessiert an der Bundeswehr. Und auch wenn das manche immer wieder denken und man es auch oft liest, es stimmt nicht, dass es ein Desinteresse an der Bundeswehr gibt. Im Gegenteil. Die meisten Bürgerinnen und Bürger sind ziemlich stolz auf Ihre Armee.

AV: Und jetzt aktuell, wo Sie gerade sagen, dass Sie halt auch Reisen begleitet haben und Öffentlichkeit und Gesellschaft. Aktuell steht ja durch die Lage in Afghanistan die Bundeswehr sehr medial im Mittelpunkt. Waren Sie auch mal mit in den Auslandseinsätzen?

PT: Also durch Corona ist das natürlich abgeschnitten worden. Ich weiß noch, dass ich eine Woche nach dem ersten Lockdown eigentlich zum dritten Mal nach Afghanistan reisen wollte, nein, zum vierten Mal sogar. Ich war einmal 2010 als Abgeordneter dort und dann zweimal als Staatssekretär. Die dritte Reise als Staatssekretär musste dann abgesagt werden. Ich war in Mali, ich war in Jordanien, ich habe am Shangri-La-Dialog in Singapur für die Ministerin teilgenommen, ich war in Südamerika für die Ministerin und das Ministerium. Also ich habe schon eine Menge gesehen. Ich glaube, in einem Jahr waren es 16 Länder, die man bereist hat.

AV: Das ist ordentlich. (lacht)

PT: Das ist ganz schön viel. So viele habe ich, glaube ich, in meinem ganzen Leben vorher nicht besucht. Das ist natürlich toll, wenn man das dienstlich kann. Das Einzige, was schade ist, ist, dass das Programm so dicht getaktet ist, dass man dann oft eben nur Konferenzräume, Ministerien und vielleicht noch mal eine Kaserne einer befreundeten Streitmacht sieht, aber das war es dann auch. Und dann fliegt man wieder zurück. Also Meilen bin ich ein paar geflogen. Und dann habe ich halt versucht, mir viel Zeit zu nehmen, um auch die Truppe in der Heimat wahrzunehmen, weil ganz ehrlich, das kommt ja oft ein bisschen zu kurz. Auch da wird ausgebildet und geübt für die Landes- und Bündnisverteidigung. Das wird ja jetzt wieder wichtiger und das war genauso spannend.

AV: Ist da eine Reise oder Ereignis, das Ihnen da noch besonders im Gedächtnis geblieben ist?

PT: So viel Zeit haben wir nicht (lacht). Aber ich bin einmal Eurofighter geflogen, und das war natürlich schon krass, zumal ich auch noch Reserveoffizier des Heeres bin. Das hat mich schon ein bisschen Überwindung gekostet. Ich bin mal zur See gefahren, auf der ,,Datteln''. Das war toll. Aber ich muss auch sagen, ich bin ja in einer Mörserkompanie ausgebildet worden, bei den Panzergrenadieren. Und das Mörserschießen mit den Fallschirmjägern in Zweibrücken war schon geil, weil ich das mal wieder erleben konnte, was ich damals in der Grundausbildung und in meiner eigentlichen militärischen Heimat in Schwarzenborn immer erlebt habe. Und dann selbst mal wieder eine Mörsergranate abzufeuern, war natürlich sensationell.

AV: Ich glaube, da kribbelt es gerade einigen von unseren Hörerinnen und Hörern in den Händen, weil das natürlich sehr spannend und aufregend klingt. Also Eurofighter stelle ich mir auch sensationell vor.

PT: Ich könnte so weitermachen. Auch mit dem A400M zu fliegen, während der eine Luftbetankung macht oder auch mit der guten alten Transall im Sinkflug in Jordanien auf Al-Asrak, während der Pilot, während er schon im Sinkflug ist, sagt: „Übrigens, jetzt geht es runter.“ Und hinten fielen alle durcheinander und ich saß zum Glück vorne mit im Cockpit und habe das mitgekriegt. Aber das ist schon, also was die Piloten da machen und die Luftwaffe, das muss ich auch als Heeressoldat anerkennen. Ist schon outstanding. Sind schon ein paar coole Jungs dabei und Mädels.

AV: Das freut mich sehr. Klingt auf jeden Fall sehr spannend und auch, dass Sie immer eine gute Geschichte vielleicht abends beim Bier in der Kneipe noch zu erzählen haben. Bleiben Sie denn der Bundeswehr weiter verbunden?

PT: Also ich bin ja MOB-beordert in der Division Schnelle Kräfte.

AV: Was heißt MOB-beordert?

PT: Also als Reservist. Ich habe da einen Dienstposten, denn ich entsprechend ausfülle im Stab der Division. Und die Division übt jetzt auch Ende September bis Anfang Oktober im Raum Berlin auf den Übungsplätzen. Green Griffin heißt die Übung und an der werde ich zwei Wochen teilnehmen.

AV: Welchen Dienstgrad haben Sie eigentlich?

PT: Ich bin Hauptmann der Reserve.

AV: Und es wird wahrscheinlich noch ein bisschen weitergehen.

PT: Es könnte sein, dass ich noch Major werde. Mal gucken. Aber ich finde, Hauptmann Tauber klingt schon ganz gut.

AV: Definitiv. Aber Major Tauber ist vielleicht auch nicht ganz schlecht.

AV: Jetzt werden Sie bald offiziell, sage ich mal, verabschiedet mit einer Serenade. Was haben Sie sich denn für Lieder dafür ausgesucht?

PT: Oh, das war schwierig. Das war ehrlich gesagt die erste Frage, die ich mir stellte, als ich von Ursula von der Leyen die Ernennungsurkunde 2018 bekommen habe. Was nehme ich da eigentlich für Lieder? Weil, das muss ich schon sagen, das ist ja was Besonderes, wenn man einen Zapfenstreich oder eine Serenade erleben darf. Und da unterscheiden wir uns ja auch von allen anderen Ressorts, die die Verabschiedung natürlich nicht mit so einem Protokoll und solchen Ehren vollziehen. Deswegen war das gar nicht so leicht, was ich nehme. Man überlegt ja dann immer: Gibt es irgendwie Sachen, die auch was Symbolisches haben? Und ich habe mich dann für ein kirchliches Lied von Paul Gerhardt entschieden: „Nun danket all und bringet Ehr“, weil ich den Text ganz passend finde und weil ich selbst gläubiger evangelischer Christ bin. Dann habe ich mich entschieden für ,,Preußens Gloria“, weil das einer der schönsten deutschen Militärmärsche ist, und weil man auch die Bundeswehr ohne preußisches Soldatentum nicht verstehen kann. Auch die Innere Führung ist am Ende ein Weiterdenken preußischer militärischer Werte, die man ja auch bei den Männern des 20. Juli findet. Und auch Graf Baudissin hat immer gesagt, er denkt die Innere Führung preußisch. Also deswegen gibt es da einen klaren Bezug, nicht nur wegen des Eisernen Kreuzes als Symbol zum Preußentum in der Bundeswehr. Und als Drittes habe ich mir, das ist vielleicht etwas nerdig, ein Star Wars Medley gewünscht.

AV: Das ist erlaubt? (lacht) Ich wusste nicht, ob es da gewisse Vorgaben gibt.

PT: Ich weiß auch nicht, was es für Assoziationen weckt, wenn das Stabsmusikkorps der Bundeswehr dann den „Imperial March“ spielt, aber ja, es ist offensichtlich erlaubt. Gab keinen Protest.

AV: Darf ich da mal fragen, was Sie so privat, in welche Richtung Sie da Musik hören?

PT: Dann müsste es mit lauten elektrischen Gitarren sein. Und da gibt es nichts, was man passend adaptieren könnte, glaube ich, für eine Serenade. Also Guttenberg hat sich, glaube ich, AC/DC gewünscht, wenn ich das richtig weiß. Aber das wollte ich dann nicht auch noch mal tun. Aber es darf schon eben Rock ’n’ Roll sein. Und laut. (lacht)

AV: Das klingt sehr gut. Und Ihre Auswahl klingt schon sehr gut abgestimmt, gerade mit dem Medley dann am Ende noch mal. Herr Tauber, zum Abschluss noch eine Frage: Haben Sie noch Wünsche für die Soldatinnen und Soldaten, für die Truppe allgemein und für die Zukunft?

PT: Ach, ich wünsche natürlich Glück, Gesundheit und allzeit Soldatenglück. Ich wünsche ein bisschen Vertrauen. Einmal darin, dass die Menschen in Deutschland auf diese Armee stolz sind. Wir machen uns da auch klein. Ich würde mir manchmal auch ein bisschen mehr Vertrauen in die Führung wünschen. Ich habe so viele tolle Vorgesetzte erlebt, auf allen Ebenen, zivil wie militärisch, dass ich einfach glaube: Das ist eine Armee mit einer sehr guten Führung. Ich teile auch einen Großteil der Kritik, die man medial liest, über die Bundeswehr in keinster Weise. Und ich würde sagen, wenn man sich ab und zu auf sich selbst besinnt, auf das, was eine Armee ausmacht, dann kann man nicht viel falsch machen.

AV: Das sind sehr schöne Worte, und ich glaube, die werden auch sehr gut ankommen bei den Männern und Frauen. Aber jetzt wirklich die allerletzte Frage. Wie geht es für Sie jetzt eigentlich weiter, auch beruflich?

PT:  Ja, das ist ganz spannend. Ich habe mich ja beruflich neu orientiert. Ich bin jetzt stärker zu Hause. Ich habe mal vom ehemaligen Abteilungsleiter Politik im Ministerium, der derzeit Botschafter in Moskau ist, gelernt, es gibt zwei Dinge, die kann man nicht ändern, Geografie und Geschichte. Und mein Bezugspunkt geografisch ist eben Gelnhausen. Und ich habe jetzt einen Job, den ich quasi von Zuhause aus machen kann. Wo ich nicht mehr pendeln muss wie vorher nach Berlin, das ist toll. Und ich habilitiere ja noch an der Universität der Bundeswehr in München, das habe ich ja erzählt, also auch der Geschichte meiner eigentlichen Profession bin ich dadurch wieder nähergekommen, und auf die Zeit, die da jetzt kommt, freue ich mich deswegen sehr.

AV: Und wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute bei uns zu Gast zu sein und wünschen alles Gute, auch für Ihre Zukunft.

PT: Das wünsche ich auch. Bis dann.

AV: Bis dann. Denn nächsten Podcast gibt es wie gewohnt in einer Woche. Mein Name ist Amina Vieth aus der Redaktion der Bundeswehr. Und ich melde mich ab aus dem Funkkreis.