Transkription: Abheben mit dem Eurofighter

Transkription: Abheben mit dem Eurofighter

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Lesedauer:
19 MIN

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Delta to all. Radio check. Over.
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Funkkreis – Podcast der Bundeswehr

Amina: Sind Sie schon mal im Eurofighter mitgeflogen? Vermutlich nicht. Genauso wenig wie ein Großteil von uns in der Bundeswehr und den Hörerinnen und Hörern. Ganz anders geht es da Oberleutnant Deniz*. Der ist nämlich von Beruf Pilot und fliegt den Eurofighter. Er ist auch Protagonist der neuen Bundeswehr Exclusive-Serie „Das Air Team“ und heute zu Gast bei uns hier im Podcast. Mein Name ist Amina Vieth aus der Redaktion der Bundeswehr. Und ich heiße im Funkkreis willkommen: Oberleutnant Dennis. Hallo!

Deniz: Hi, Amina!

Amina: Wunderschön, dass du dir Zeit genommen hast. Ich glaube, du bist auch schon relativ bekannt, das ,,Air Team'' läuft ja jetzt schon eine Weile und man kriegt so einen kleinen Eindruck davon, wie ihr da alle so drauf seid und was ihr da macht. Stell Dich doch mal ganz kurz vor.

Deniz: Ja, das hast du schon richtig gesagt. Ich bin Dennis, 25 Jahre alt und komme gebürtig aus Wuppertal und bin jetzt momentan im Taktischen Luftgeschwader 31 „Boelcke“ und fliege jetzt seit knapp über zwei Jahren den Eurofighter.

Amina: Damit hast Du Dir da einen kleinen Jungen- oder Kindertraum verwirklicht oder bist du da zufällig drangekommen?

Deniz: Das war definitiv ein Jugendtraum. Ich wollte schon immer fliegen. Ich habe dann ein bisschen Youtube-Videos geguckt und das fand ich unglaublich schön, was die da alles machen. Ich habe mich dann bei Lufthansa und bei der Bundeswehr zeitgleich beworben, habe dann auch beide Tests bestanden und hab mich dann letzten Endes für die Bundeswehr entschieden, weil ich zu der Zeit noch, so kurz nach dem Abi, am Flughafen in Düsseldorf gearbeitet habe. Und da hat mir dann einer gesagt, dass ich hundertprozentig zur Bundeswehr soll, weil er auch mal da war, und letzten Endes hat sich das als die schlauere Entscheidung herausgestellt.

Amina: Ich würde schon sagen, allein aufgrund der Tatsache, was du jetzt fliegen kannst, ob du jetzt irgend so einen Airbus fliegst oder einen Kampfjet, ist ja schon ein Unterschied, oder nicht?

Deniz: Das ist ein Riesenunterschied, und ich freue mich jedes Mal, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Denn wenn wir mal Flüge haben, die zwei bis drei Stunden gehen oder länger, dann bin ich wirklich froh, dass ich das nicht jeden Tag mache und freue mich jedes Mal, wenn ich nach eineinhalb Stunden wieder am Boden bin.

Amina: Das klingt echt so, als sei das wirklich anstrengend. Wenn man so einen Airbus fliegt, ist vielleicht ein bisschen so wie fliegendes Sofa, ein bisschen gemütlicher. Wenn man so einen Eurofighter fliegt, also wir sind ja total bei euch dabei. Wir haben deine Kollegin, Oberfeldwebel Anna*, die die Missionsplanung macht, auch schon gesprochen. Da habe ich auch schon gesagt, ich bin jetzt so angefixt, ich würde jetzt am liebsten Pilotin werden. Aber ich glaube, eher weniger… Kannst du uns das mal beschreiben? Also wir gehen ja mit euch ins Cockpit, wir fliegen mit euch los, wir heben mit euch ab und landen mit euch. Kannst du das mal beschreiben, wie sich das anfühlt, was da für Kräfte wirken? Und wie das für dich ist und vor allem, wie es das erste Mal war.

Deniz: Ich fange direkt mal bei dem schönsten Gefühl an: Das erste Mal den Eurofighter selbst zu fliegen, das war wirklich das Überragendste bisher im Leben, was ich hatte. Das hat man so im Laufe der Karriere immer wieder, wenn man auf ein neues Luftfahrzeug geht. Man lernt ja auf einigen das Fliegen, und jedes Flugzeug hat immer mehr Schub und immer mehr Kraft. Man denkt sich: Das kann ja nicht besser werden, aber es wird jedes Mal immer besser. Beim Eurofighter ist es so. Da ist einfach so viel Schub dahinter, das kann man gar nicht beschreiben. Dass man einfach so in den Sitz reingedrückt wird, und man hebt einfach nach 300 Metern ab. Das ist eigentlich unglaublich. Und auf fast 300 Kilometer in der Stunde beschleunigt. Und von da aus noch senkrecht in den Himmel. Und das Überraschende ist noch, dass die Geschwindigkeit währenddessen noch hochgeht. Man stellt die Nase senkrecht in den Himmel und man beschleunigt auch noch. Das ist quasi wie ein Astronaut. Es geht natürlich nicht unendlich, sonst würden wir irgendwann ins All fliegen. Aber bis zu einer gewissen Höhe geht das halt, und das ist wirklich ein überragendes Gefühl.

Amina: Ich stelle mir das wirklich unglaublich vor und ich glaube, ich kann das gar nicht wirklich fassen. Das muss man wirklich erleben, denke ich, weil man sich das sonst gar nicht vorstellen kann. Du sagst gerade, 300 Kilometer in der Stunde, nach 300 Metern einfach senkrecht abheben, wie nimmt man denn die Welt um sich rum noch wahr? Hat man dann so einen Tunnelblick oder guckt man denn noch, was links und rechts passiert?

Deniz: Je erfahrener man wird, desto mehr bekommt man mit, was noch um sich herum passiert. Am Anfang ist es wirklich so, dass man nur auf seine Instrumente und Anzeigen achtet, weil man halt gewisse Höhen und so einhalten muss. Daher ist man sehr fixiert, aber jetzt irgendwann… – Unterbrechung: im Hintergrund Durchsage – …sorry, das war eine Durchsage.

Amina: Wir müssen auch kurz dazu sagen, dass wir gerade aufnehmen. Und du bist gerade in Nörvenich am Arbeitsplatz, und deswegen kann es ja auch mal dazu kommen. Ist ja gerade Flugbetrieb bei euch?

Deniz: Ja, richtig.

Amina: Kommen wir zurück, Wie ist es, was nimmt man noch wahr?

Deniz: Also wie gesagt, je erfahrener man ist, desto mehr kann man auch wirklich wahrnehmen. Ganz am Anfang ist es wirklich so, dass man nur auf seine Anzeigen fixiert ist, dass jeder Eindruck so ein Reizüberfluss ist. Aber irgendwann, so ab knapp 100 Stunden, gewöhnt man sich daran und kann dann auch mal nach links und rechts rausgucken, während man senkrecht in die Luft steigt. Das ist dann wirklich ein wunderschöner Anblick. Wenn man wirklich die ganze Erde sieht, wie sie einfach nur weg von einem fliegt beziehungsweise man selbst weg von der Erde, dann kann man auch wirklich mal Sachen genießen. Am Anfang ist es wirklich so, dass man fast nur am Schwitzen ist und immer sehr aufgeregt ist, laute Atmung, sehr nervös, und das sind so die Anfangsstunden auf jedem Flugzeug eigentlich.

Amina: Wie hoch könnt ihr?

Deniz: Also, wir können rein theoretisch auf über 50.000 Fuß, das sind knapp 15 bis 16 Kilometer, hochsteigen.

Amina: Das ist schon richtig ordentlich. Und wie schnell?

Deniz: Wir können offiziell das Zweifache der Schallgeschwindigkeit erreichen. Das sind so Fragen, die kommen sehr oft immer: Wie schnell fliegt das Ding und so. Für uns Piloten ist das super uninteressant. Wir kennen auch nicht die genauen Zahlen, weil das von der Höhe abhängt. Anscheinend ist das so eine interessante Nummer. Seitdem ich auch bei der Youtube-Serie mitgemacht habe, weiß ich die Zahlen inzwischen auch wirklich hundertprozentig, weil die so oft gefragt werden. Aber wie gesagt, für einen Piloten ist das recht uninteressant, weil die Geschwindigkeiten, die wir brauchen, die erreichen wir locker, also sprich, um Waffen oder Ähnliches besser einzusetzen oder Flugzeuge abzufangen. Und die erreicht der Eurofighter wirklich ganz, ganz locker. Man muss sogar gucken, dass man die Geschwindigkeit nicht überschießt. Das passiert nämlich sehr, sehr schnell mit dem Flugzeug.

Amina: Du sagst, das ist für Piloten total uninteressant. Was ist denn dann für Piloten wirklich interessant?
(Durchsage im Hintergrund)

Deniz: Also für Piloten wirklich interessant sind Waffendaten, also insbesondere unsere Waffe und die Waffen der Gegner. Aufgrund dessen werden alle Taktiken erfunden und hergestellt. Man muss quasi wissen: Wo kann ich mein Flugzeug am besten einsetzen, in welcher Höhe, in welcher Lage und wo kann der Feind das am besten machen? Aufgrund dessen werden dann Taktiken entwickelt, das ist ja eigentlich das Wichtige. Das Gute dann im Eurofighter ist, dass man sagt, dass er recht simpel zu fliegen ist. Das stimmt auch. Fliegen ist in dem Ding jetzt keine Kunst. Natürlich ist das jetzt auch keine Voraussetzung, dass es jeder könnte, aber er muss recht einfach zu fliegen sein, aufgrund dessen, dass die ganzen Nebenaufgaben so viel sind, die ganzen Systeme zu bedienen, währenddessen noch mit Leuten zu sprechen. Wir haben zwei Radios an Bord und auch noch andere geheime Radios, mit denen wir sprechen können. Da haben wir teilweise drei, vier Leute, die einem gleichzeitig draufplappern. Währenddessen fliegen wir noch und müssen Raketen oder irgendetwas anderes abschießen. Das ist die Kunst bei dem Ganzen, dabei dann noch alles zu machen. Wenn wir jetzt noch uns unglaublich auf das Flugzeug konzentrieren müssen, dass wir da bloß nicht irgendwas kaputtmachen, dann wäre das wirklich schwer. Und dieses Ein-Mann-Cockpit ist halt so ausgelegt, dass wir gerade noch so klarkommen.

Amina: Das klingt wirklich nach einer enormen Aufgabe an Multitasking, und das sollte auch nicht jeder machen. Das muss man sich selbst dann auch gut zutrauen, oder?

Deniz: Ja, definitiv. Die Auswahltests sind dementsprechend gestrickt, dass man irgendwie halbwegs multitaskingfähig ist. Deswegen ist man da eigentlich ein recht kleiner Kreis an Personen, die das machen können. Ich würde sogar sagen, der Kreis könnte wesentlich größer sein. Das einzige Problem ist, dass viele Leute die Ausbildung in der vorgegebenen Zeit nicht schaffen würden. Die Bundeswehr nimmt dafür sehr viel Geld in die Hand, um die Ausbildung für jeden Piloten zu ermöglichen. Allerdings hat man nur einen Anlauf. In der Ausbildung hat man immer wieder Checkflüge, Überprüfungsflüge, und wenn man die zweimal verhaut, dann ist man raus. Das kann sich die Bundeswehr nicht leisten, dass mehrere Millionen Euro in den Sand gesetzt sind, weil so viele Leute rausfliegen. Rein theoretisch könnte jeder Pilot werden. Die Frage ist halt, ob er das in der vorgegebenen Zeit kann. Das ist eigentlich so die Krux an dem Ganzen.

Amina: Da gibt’s aber durchaus noch ein paar körperliche und gesundheitliche Voraussetzungen. „Jeder“ klingt sehr allgemein, gerade auch für den Eurofighter: Da muss man schon sehr gut sehen und koordinieren können. Aber auch ein festen Magen haben, oder?

Deniz: Ja, also festen Magen haben, das kann man halt leider Gottes nie vor dem ersten Flug feststellen. Es gibt einige, die fallen dann auch erst in den ersten paar Flügen raus, weil die merken, okay, die fangen an, sich zu übergeben. Das hat überraschenderweise nicht oft mit dem Manövrieren zu tun, sondern eher mit Stress. Also die Leute, die sich viel Stress machen, das sind eher die, die sich übergeben. Das Interessante ist auch, wenn man halt die ganze Zeit sich übergibt, dann kommt man nicht in so einen Drehstuhl oder so, wie sich das viele vorstellen, sondern man geht zum Psychologen. Und der versucht dann, tiefgründig rauszufinden, woran das liegt. Das heißt AKP, Anti-Kotz-Programm. Da ist man eigentlich beim Psychologen und hat dann Gespräche, und oft funktioniert das auch. Also so machen es die Deutschen. Die Amerikaner sind da ein bisschen anders, die machen auch Psychologengespräche, aber da haben die in der Ausbildungsstätte so einen berühmten Doktor, und da kommt man wirklich 30 Minuten auf den Drehstuhl. Ob man sich jetzt übergibt oder nicht, ist denen auch egal, aber danach übergibt man sich nicht mehr. Das ist so ein bisschen eine kleine Folter, aber danach übergibt man sich halt nicht mehr.

Amina: Also sprichst du da aus Erfahrung. Musstest du auch am AKP teilnehmen?

Deniz: Nein, ich musste da zum Glück nicht teilnehmen, aber ich kenne einige, die das mussten. Auch in den USA von den Amerikanern und so. Die sind halt stumpf, da wird man auf so einen Drehstuhl gesetzt, und dann ist es denen egal, ob du dich übergibst. Und danach hat man aber alles gesehen.

Amina: Das klingt wirklich richtig hart, schlimmer als jede Achterbahn, die ich mir vorstellen könnte, aber wenn es hilft, so what, dann hilft es halt.

Deniz: Ich meine, so viele Leute haben den Riesentraum zu fliegen, und die würden fast alles dafür machen – und da gehört Kotzen halt auch dazu.

Amina: Das ist ein ziemlich geringer Preis, denke ich mal so. Irgendwann wird es ja dann auch zur Gewohnheit. Deswegen die Frage: Wie ist das bei dir? Du hast gerade von deinem tollen Erlebnis erzählt, das erste Mal den Eurofighter zu fliegen. Wie ist das jetzt? Ist das so wie Fahrradfahren, also überhaupt nicht mehr spektakulär, und ich möchte lieber auf die nächste Stufe?

Deniz: Es tut mir schon fast leid das zu sagen, aber es ist wirklich wesentlich unspektakulärer geworden. Inzwischen ist das wirklich so, also man steigt da ein und fliegt, und man weiß gar nicht mehr so wirklich, was man für besondere Sachen man gesehen hat. Das merkt man vielleicht ein-, zweimal im Flug, wenn man mal kurz Zeit hat und über den Wolken ist und denkt sich:  Das ist wirklich wunderschön gerade, was man gerade sieht. In ganz Deutschland regnet es, und nur wir sehen gerade hier die Sonne, aber inzwischen ist es halt einfach so, dass es zwar immer noch besonders ist, da einzusteigen, aber es ist nicht mehr ein so überwältigendes Gefühl jedes Mal. Also so einen normalen Start, den Take-off, den merkt man jetzt gar nicht mehr. Wenn man jetzt mit Nachbrenner rausgeht, dann ist das schon Mal was Besonderes und ganz cool, aber den normalen Start, der ist eigentlich fast Standard. Und wenn man mal einen Passagier mitnimmt oder so, jemand, der eine Mitflug gewonnen hat, also den Bestpreis bekommen hat, dann merkt man erst, wie besonders das für die Leute ist, weil die dann sofort sagen, das ist ja wesentlich krasser als in einem Passagierflugzeug. Man selbst denkt sich so: Ach stimmt, da ist ja irgendetwas.

Amina: Das ist schon fast ein bisschen traurig. Vor allem schlägt dir jetzt gerade ganz viel Neid und „Wie kann er nur?!“ entgegen. Jetzt in der Serie, ja, das ist ja euer Job, und klar müsst ihr das beherrschen und quasi im Schlaf können. Deswegen kann man verstehen, dass da so eine gewisse Routine reinkommt. Aber du erfährst ja momentan ganz viel Aufmerksamkeit, kann ich mir vorstellen, weil du halt einer der Protagonisten bist. Wie ist das für dich mit Dreharbeiten gewesen, und jetzt mit den ganzen Rückmeldungen?

Deniz: Bisher wird man schon teilweise erkannt. Auch insbesondere auf Instagram, da wird man markiert…

Amina: …da muss ich ganz kurz einhaken, wir haben ja zweimal einen Piloten Dennis, und zwar mit einem unterschiedlichen Dienstgrad. Du der Oberleutnant, er der Hauptmann. Wenn man da jetzt nicht so drauf achtet, woran erkennt man dich denn in der Serie?

Deniz: Woran man mich erkennt, ist definitiv an dem Humor. Also ich neige dazu, immer sehr humorvoll zu sein und locker alles zu nehmen. Das bekommt man, glaube ich, auch ab und an mal mit. Und nichtsdestotrotz bin ich recht gut in dem Umschalten, dass ich, sobald es um was Ernstes, das Berufliche geht, dann auch sehr schnell in den Modus gehe. Und ich finde, diese Eigenschaft hat fast jeder von uns, dass jeder immer sehr, sehr witzig und sehr, sehr locker ist bei uns. Aber sobald es mal zur Sache geht, ist jeder zu hundertprozentig dabei und auch wirklich hundertprozentig professionell. Das ist unglaublich wichtig für uns, sich auf jeden zu verlassen und eine gewisse Eigenschaft, die man haben sollte, dass man auch „bullshiten“ kann, aber hundertprozentig da ist, wenn es darauf ankommt. Also das ist eine unglaublich wichtige Eigenschaft, und man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen, weil, bei der Fliegerei ist eigentlich alles einfach nur Kritik, da muss man sich dran gewöhnen, es gibt kein Lob. Wenn irgendwas gut war, dann wird es halt einfach nicht erwähnt. Und wenn etwas nicht gut war, wird man sofort an den Pranger gestellt.

Amina: Damit muss man echt schon einen festen Charakter haben.

Deniz: Definitiv. Deswegen habe ich null Probleme damit, wenn man mal bisschen witzig zur Schau gestellt wird oder so. Ich mach auch gerne Witze über mich selbst. Das liebt auch jeder hier.

Amina: Ja, das glaube ich dir sofort, das habe ich in den Teilen der Serie ,,Air Team'', wo ich dich gesehen habe, so rausgenommen. Ich wollte jetzt aber tatsächlich ganz simpel auf Optik zurück, du bist ja der Dunkelhaarige von den zwei Deniz‘.

Deniz: Genau. Ich bin der Dunkelhaarige.

Amina: Ihr wurdet ja auch bei den Übungen in Finnland und bei Blue Flag in Israel begleitet. Wie war das denn da immer, so eine Kamera um sich zu haben oder so ein Team?

Deniz: Ich fand das eigentlich recht interessant. Ab und an hat es vielleicht einen Ticken genervt. Insbesondere, wenn es gerade ein bisschen stressiger wurde, und dann kamen da so Fragen wie „Kannst du kurz sagen, was machst du gerade?“, und dann muss man halt wieder in eine Kamera sprechen. Nichtsdestotrotz ist das wesentlich entspannter gewesen, als ich es mir vorstellt habe. Da die halt keine Sachen stellen, also die sagen nicht: Stell Dich mal kurz hierhin und tu mal so, als ob. Sondern das ist wirklich, die wollen alles authentisch machen. Das ist halt ganz cool. Jedes Mal, wenn wir gerade nicht können, dann können wir denen auch ehrlich sagen: Okay, jetzt gerade nicht, und dann filmen die auch nicht, machen auch nichts. Das ist halt immer super entspannt gewesen. Die waren auch immer sehr kooperativ gewesen, und zudem ist auch halt immer ein Soldat von der Presse mitgelaufen, um halt zu gucken, ob das auch alles okay ist, was wir sprechen oder was die filmen, weil halt viele Sachen geheim und sensibel sind, wenn die da dabei sind, und dass da halt nichts durchsickert oder Falsches gesagt wird.

Amina: Genauso wie hier, unser Podcast ist ja jetzt auch nicht live, der ist auch nicht gescrippted, der ist auch einfach so, wie wir gerade erzählen. Ihr seid ja da wie ich im Betrieb gewesen, also voll im 24/7-Betrieb, sag ich jetzt mal, und das hat jetzt nicht extra für die Aufnahmen stattgefunden. Das muss man auch ganz klar mal dazu sagen für jemanden, der das noch nicht bewusst ist.

Deniz: Richtig.

Amina: Kommen wir mal ganz zurück, wie ist das jetzt und wie geht man damit um, sagst du: Oh Mensch, das ist mir jetzt ein bisschen zu viel Aufmerksamkeit, weil, Piloten geht ja schon so ein gewisser Ruf voraus. Der klassische Witz, wir kennen ihn alle: Woran erkennt man einen Piloten? Er erzählt es jedem. Also, genießt man die Aufmerksamkeit auch so ein bisschen, ich mein jetzt nicht nur, weil du Pilot bist, oder vielleicht ein bisschen?

Deniz: Ich werde noch nicht so wiedererkannt, ist ja noch recht frisch. Ich weiß nicht, wie das zum Ende der Serie wird. Nichtdestotrotz werde ich auf Instagram öfter mal angeschrieben, öfter auch von jungen Leuten, die halt Sachen gerne wissen möchten bezüglich Karriere und so. Da helfe ich denen, soweit es geht, natürlich aus. Nichtdestotrotz ist es natürlich immer cool, ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich weiß nicht, wie es wäre, ein Star oder so zu sein. Ich glaube, das stelle ich mir wirklich anstrengend vor und auch nicht mehr schön, wenn die Leute immer die Handykameras zücken, wenn man in der Nähe ist. Ich glaube, das ist recht uncool. Aber bisher finde ich das ganze super, auch wie die Leute reagieren: sehr positiv, finde ich immer ganz cool.

Amina: Es geht ja halt auch darum, die Luftwaffe und das, was ihr eigentlich tut, gerade Piloten und Eurofighter, das ist natürlich immer aufregend, da hat man einfach schon gewonnen. Das glaube ich auch… Wenn du mal so losgehst im Freundeskreis und sagst, ja, ich bin Pilot ja ich fliege Eurofighter. dann hängen dir sofort alle an den Lippen?

Deniz: Wenn sie es glauben…

Amina: Ach nein, echt so: Hier komm, beweis mir das?

Deniz: Ja, ich würde gar nicht sagen: Beweis mir das, sondern ich glaub, für viele klingt das so, das ist so dieser Standardspruch, den wahrscheinlich schon jeder 3.000 Mal gehört hat, und von 2.999 Mal war es gelogen, und der eine sagt es jetzt auch, und dann wird auch nur gesagt: ja ja klar, okay. Und das Ding ist, wenn man selbst in dem Beruf arbeitet, will man das eigentlich gar nicht rausposaunen. Ist ja auch immer noch sensibel, man weiß ja nie, mit wem man spricht oder Ähnliches. Das heißt, ich versuche, meinen Job halt auch, soweit es geht, privat zu halten. Wir kriegen öfter Briefings über andere Nachrichtendienste und so, wie die da drankommen können. Und wir haben ja auch andere Lehrgänge. Da wird man teilweise sogar paranoid. Bei den einfachsten Fragen denkt man, okay, was könnte der jetzt für eine Information von mir wollen? Man wird zum Teil paranoid, ja, das ist ganz komisch.

Amina: Da ist halt der Unterschied, ob Du für die Bundeswehr oder die Lufthansa arbeitest. Aber ist ja auch gut so, wenn man so sensibilisiert ist und weiß, bis wohin man gehen kann und bis wohin nicht. Es ist ja auch wirklich für einen selbst wichtig. Gibt’s jetzt dann was für Dich, wo Du sagst, da möchte ich beruflich noch hin, oder das ist das Optimum, was ich unbedingt noch fliegen will?

Deniz: Also, was ich irgendwann definitiv nochmal fliegen wollen würde, wenn ich in Pension gehe nach der Bundeswehr vielleicht, so ein Passagierflugzeug. Ich glaube auch, das Leben ist ganz cool, immer wieder von Hotels zu Hotels und viele schöne Orte sehen, nicht nur Kasernen oder Fliegerhorste von innen. Das ist, glaube ich, ganz schön, und also was ein absoluter Traum wäre, ist eigentlich mal, Astronaut zu werden. Aber ich glaube, das ist einfach unmöglich, allein aufgrunddessen, dass ich nicht studiert habe, und oft braucht man ja noch eine Befähigung nebendran, irgendwas Technisches, um im All fliegen zu können, und deswegen glaube ich, wird das nichts. Aber wenn mich jemand fragen würde –  ich weiß gerade nicht, ich glaube, 28 Millionen kostet der Flug bei Jeff Bezoz –, wenn ich die noch übrighätte, würde ich das auch machen.

Amina: Ja, egal, ob jetzt Astronaut oder den Touristenflug ins All, sag ich mal, was nicht ist, kann ja noch kommen. Man weiß ja nie.

Deniz: Eben, vielleicht muss ich so ein „Go Fund me“ machen für den Flug ins All.

Amina: Fans hast du ja jetzt wahrscheinlich.

Deniz: Da muss jeder nur noch eine Million spenden, dann passt das auch.

Amina: Klar, so locker aus der Portokasse. Deniz, vielen lieben Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, und weiterhin viel Erfolg in Nörvenich bei all deinen Flügen, die ihr noch macht, Einsätzen, Missionen und so weiter.

Deniz: Sehr gerne.

Amina: Und wenn Sie die Serie ,,Air Team'' auf Youtube noch nicht gesehen haben, dann schalten Sie mal ein. Da können Sie dann Dennis und seinen Humor live erleben. Den nächsten Podcast gibt es wie gewohnt in einer Woche. Mein Name ist Amina Vieth. Ich melde mich ab aus dem Funkkreis.

*Name zum Schutz abgekürzt.

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.