Transkription: AirTeam
Transkription: AirTeam
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Delta to all. Radio check. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over.
Funkkreis – Podcast der Bundeswehr
Amina: Kenne Sie schon das AIRTEAM? So heißt die neue Serie vom Bundeswehr-Exclusive, die derzeit auf YouTube läuft. Noch bis Mitte Dezember können sie dort sehen, was das AIRTEAM alles umfasst, was die Piloten machen, wie es ist, im Eurofighter zu fliegen – wir sind einfach hautnah dabei. Heute sprechen wir mit einer der Protagonistinnen. Das ist Oberfeldwebel Anna. Sie ist für die Missionsplanung zuständig. Was das genau bedeutet und wofür das notwendig ist, das erklärt sie uns hier heute im Funkkreis. Mein Name ist Amina Veth aus der Redaktion der Bundeswehr, und im Funkkreis heiß ich willkommen Oberfeldwebel Anna. Hallo!
Anna: Guten Morgen!
Amina: Schön, dass Du Dir Zeit genommen hast, heute mit uns ein bisschen über das AIRTEAM zu reden, die neue YouTube Serie, und wie es Dir dabei so ergangen ist und was Du eigentlich genau machst. Stell Dich doch mal kurz unserer Hörerinnen und Hörern vor.
Anna: Mein Name ist Oberfeldwebel Anna, ich bin 25 Jahre alt, und ich bin Soldatin im taktischen Luftgeschwader 31 „Boelcke“, und ich bin verantwortlich für die Missionsplanung der Eurofighter.
Amina: So, die YouTube-Serie, die ist ja abgedreht. Die läuft ja jetzt schon seit einigen Tagen und ist noch bis Mitte Dezember zu sehen. Ich habe schon ein paar Folgen gekuckt und bin schwer begeistert, würde jetzt auch super gern Pilot werden, aber ich glaube, dafür bin ich bisschen spät dran. Du bist ja gleich ganz am Anfang zu sehen.
Anna: Genau ja.
Amine: Was machst du genau? Du hast eben gesagt für die Missionsplanung, was bedeutet das für jemanden, der auch noch nie mit der Fliegerei zu tun hatte, wie kann man sich das vorstellen?
Anna: Also es ist nicht so, dass die Piloten einfach in ihren Eurofighter steigen und losfliegen. Da bedarf es sehr viel Vorbereitung, d. h. jemand macht sich Gedanken darüber, welche Missionen am Tag geflogen werden und wo das Wetter in Deutschland gut ist und welchen Luftraum wir benutzen können. Da gibt’s dann eine Flugvorbereitung, und wir haben ein extra Computersystem, in dem wir die Flugvorbereitung vornehmen. Das heißt, da wird die komplette Routenplanung eingegeben. Das kann man sich vorstellen wie ein Navigationssystem – für jeden Autofahrer ist das glaube ich klar verständlich. Wenn man irgendwohin fliegt, wo man noch nicht gewesen ist, wo man sich nicht so gut auskennt, braucht man auch ein Navigationssystem und das machen wir auch. Wir programmieren eine Flugroute in die verschiedenen Lufträume und geben da auch die ganzen taktischen Sachen ein, die die Piloten in der Luft brauchen. Und das wird dann im Eurofighter wiedergespiegelt.
Amina: Läuft das dann alles digital, also seid Ihr dann direkt miteinander vernetzt, oder sprecht Ihr auch währenddessen, das ist ja jetzt nicht so, dass du irgendwie jetzt ein Fluglotse bist oder sowas. Das trennt sich ja alles klar voneinander ab.
Anna: Nein. Wir sind während dem Flug nicht miteinander verbunden. Die Piloten haben natürlich Sprechfunk, aber da sind dann andere Leute für zuständig. Wir machen wirklich nur die Flugvorbereitung, und das wird dann am Ende auf eine Kassette gebrannt, und die wird dann in den Flieger eingeschoben, und dann haben die das auf dem Bildschirm.
Amina: Ok: Kassette gebrannt – da bin ich jetzt irgendwie ein bisschen raus. Also ich habe früher Kassetten noch aufgenommen, aber ich habe noch nie eine gebrannt.
Anna: Ja, also man kann sich das vorstellen wie eine kleine Videokassette. Die wird dann bei uns in unser System eingeführt, anschließend nehmen es die Piloten dann mit und machen das in den Flieger und haben das dann wiedergespiegelt im Computer.
Amina: Ok, das ist dann, als würde ich ein neues Update auf mein Navi laden oder so ein Programmchip da reinladen, so kann ich mir das vorstellen, ja?
Anna: Genau, und das wird dann bei jedem Flug quasi überspielt. Und dann haben die Piloten die aktuellen Daten vor Ort.
Amina: Ist ja auch Sinnvoll, dass es sowas gibt, man kann sich ja in der Luft schwer orientieren, da stehen ja keine Bäume und keine Kreuzungen oder sowas, dass man sagen kann: Da musst Du links abbiegen, oder da musst du rechts abbiegen.
Anna: Korrekt, und vor allen Dingen ist es ja auch nicht immer so, dass man gute Sicht hat. Also die fliegen auch bei schlechteren Wetterverhältnissen, wo die Wolkendecke schon sehr tief ist und die sich auch nicht so orientieren können. Deswegen ist es immer ganz gut, dass die das haben.
Amina: Die Piloten sind von Deiner guten Arbeit abhängig, dass sie auch wirklich da ankommen, wo sie ankommen sollen, ja?
Anna: Gerade bei schlechten Wetterverhältnissen sind die schon darauf angewiesen. Wenn jetzt gute Wetterverhältnisse sind, können die sich auch noch so orientieren, und die könnten sich auch die ganzen Sachen im Flieger selbst programmieren. Aber dafür ist die Zeit halt leider nicht da.
Amina: Ja, das glaube ich gerne. Wie ist das denn, ganz kurz zu Nörvenich, da sitzt ja sehr viel, was mit der Fliegerei zu tun hat. Deswegen ist das ja auch ein taktisches Luftwaffengeschwader. Wieviele Eurofighter habt Ihr denn da?
Anna: Wir haben ungefähr 25 Eurofighter am Platz.
Amina: Das klingt für mich jetzt erstmal viel, aber ich habe jetzt keine Ahnung, wie viele noch woanders sitzen bzw. wieviele es da sind. Ihr habt die ja ständig in der Luft quasi oder immer abrufbereit, weil es ja auch die Alarmrotte gibt, nicht wahr?
Anna: Die Alarmrotte ist allerdings einmal in Wittmund und einmal in Neuburg. Also einmal für den norddeutschen Raum und für den süddeutschen Raum, und wir machen das nur vertretungsweise.
Amina: Ah, ok. Das wusste ich z.B. auch noch nicht. Wer sich dafür interessiert, da hatten wir auch schon mal einen Podcast zum Thema Alarmrotte und Eurofighter und so. Gut, jetzt fliegen ja auch, wie gesagt, andere Eurofighter oder halt auch andere Fluggeräte bzw. Luftfahrtzeuge sagt man glaube ich korrekt. Sprecht Ihr Euch dann da miteinander ab, dass die nicht unterwegs kollidierender? Wie läuft das?
Anna: Also hier am Ort selber sind tatsächlich nur Eurofighter stationiert. Das einzige, was wir hier sonst noch an Flugbetrieb haben, ist am Wochenende. Das sind dann Segelflieger, Kunstflieger. Die werden dann hier nur am Wochenende den Flugbetrieb aufnehmen, und unter der Woche kommen wir uns da gar nicht in die Quere. Natürlich kann’s schon mal sein, das andere Luftfahrzeuge bei uns in den Luftraum eindringen bzw. durchfliegen aber das wird dann koordiniert vom Tower, dass das dann „deconflicted“ ist.
Amina: Gut, okay, das ist ja tatsächlich wichtig. Nicht dass man sich doch mal oben begegnet, und so ein Eurofighter ist ja auch ziemlich schnell.
Anna: Genau. Und falls andere Sachen hier in der Umgebung passieren, wird das morgens von unserer Flugberatung gebrieft. Wenn jetzt z.B. gutes Wetter ist, gerade im Sommer, sind viele Segelflieger unterwegs, oder Fallschirmspringer. Das wird dann separat morgens nochmal angebrieft. Da dürfen wir dann unter keinen Umständen drüber fliegen oder in die Nähe kommen.
Amina: Ja, das ist verständlich. Machst Du das nur für den Bereich dort in Nörvenich, oder kannst Du das von dort auch irgendwie landesweit oder sogar international machen?
Anna: Also, erstmal bin ich nur für den Bereich Nörvenich zuständig. Ich könnte aber auch in jedem anderen Eurofighter-Geschwader mit dem System arbeiten und die Arbeit dort auch durchführen. Oder wie jetzt dieses Jahr z. B. waren wir auf der Übung „Blue Flag“ in Israel oder auf der Übung „ACE“ in Finnland. Da nehmen wir unsere Computersysteme mit, und dann ist die Arbeit vor Ort dieselbe wie hier.
Amina: Ok, das heißt, dann ist man damit tatsächlich auch mobil?
Anna: Ja, auf jeden Fall! Also, es wird ein extra Netz aufgebaut vom Geschwader selber, worüber wir dann arbeiten können. Das gilt überall auf der Welt.
Amina: Das ist ja wirklich super. Um diese zwei Übungen, die du gerade genannt hast, in Israel und Finnland, geht es ja auch in der Serie AIRTEAM. Da ist man ja ganz dicht dran und begleitet Euch. Wie war das denn für Dich? Also die ganzen Aufnahmen, vor der Kamera zu stehen und zu erklären und sowas?
Anna: In Finnland selber waren wir eigentlich auf uns alleine gestellt, weil die Filmteams leider nicht mitkonnten. Da war es noch ein bisschen ungewohnt, vor der Kamera zu sprechen und guten Content rüberzubringen. Als wir in Israel waren, waren ja wirklich sehr viele Filmteams dabei, und die haben uns auch ständig begleitet, und man hat sich super wohl gefühlt. Irgendwann lief das dann von selber. Also am Anfang, wie gesagt, war es ungewohnt, nachher hat es dann wirklich Spaß gemacht ,mit denen zu filmen.
Amina: Hast du die Serie selbst schon, also das Ergebnis angeschaut?
Anna: Ich habe bis jetzt die ersten vier folgen gesehen, die wurden ja jetzt diese Woche ausgestrahlt. Es ist wirklich spannend. Ich glaube, für jeden Außenstehenden ist es nochmal spannender, weil das ist ja mein tägliches Brot sozusagen. Es wurde echt gut gemacht, und ich hoffe, dass es viele Leute da draußen anspricht.
Amina: Das hoffe ich auch sehr! Wie gesagt, bei mir hat es absolut gewirkt. Ich war gleich völlig hin und weg und habe mir gleich gedacht: Oh Gott, da will ich auch mal mitfliegen, das ist ja so aufregend und so toll! Vielleicht sehen wir uns ja mal in Nörvenich. Wir müssen kurz sagen, da wir gerade von den ersten drei, vier Folgen reden, wir nehmen jetzt schon ein bisschen eher auf, als der Podcast erscheint. Liebe Hörerinnen und Hörer, wenn sie den Podcast hören, gibt es natürlich schon wesentlich mehr Folgen. Die kommen immer montags bis donnerstags auf YouTube, und am Wochenende gibt’s ja auch verschiedene Specials zu bestimmten ober Themen. Lohnt sich auf jeden Fall reinzuschauen, und wir hoffen, dass das ganz ganz viele begeistert. Kommen wir nochmal zurück, was du genau machst, Missionsplanung: Wie kommt man denn überhaupt dazu, sowas zu machen?
Anna: Das ist eine sehr gute Frage. Wenn mir jemand vor 9 Jahren gesagt hätte: Du wirst mal Missionsplanung für den Eurofighter machen, hätte ich den wahrscheinlich gefragt, wovon er redet. Damals kannte ich mich mit der Materie überhaupt nicht aus. Ich bin mit 17 Jahren zur Bundeswehr gegangen damals, weil ich einfach neue Dinge erleben wollte und einfach über den Tellerrand hinausschauen wollte, und ich das Soldat-Sein ganz interessant fand. Meine Schwester ist damals auch zur Bundeswehr gegangen, und ich habe ihr da so ein bisschen nachgeeifert. Dann wurde ich damals nach meiner Grundausbildung in Germersheim hier für Nörvenich eingeplant, und das war ein netter Vorteil, weil das nicht so weit weg von meinem Heimatort ist. Und ich war damals als Mannschaftsdienstgrad eingestellt, hatte ja noch keine Ausbildung, weil ich ja erst 17 war und hatte dann die Möglichkeit, über die Abendschule bzw. über den Berufsförderungsdienst eine Ausbildung als Kauffrau für Büromanagement zu machen, und danach konnte ich dann den Feldwebel machen, weil ich meine Meisterebene erreicht habe, und bei uns war dann zufällig in der Missionsplanungszelle, wo ich auch jetzt eingesetzt bin, eine Stelle frei, auf die ich mich beworben habe. Und das hat dann Gott sei Dank auch geklappt. Dann habe ich meine Lehrgänge absolviert, die ich damals machen musste, und so bin ich in der Missionsplanungszelle gelandet.
Amina: Das klingt super gut. Mir war gar nicht klar, was man alles machen kann überhaupt. Oder wie gesagt Missionsplanung war mir auch vorher gar kein Begriff, dass es sowas überhaupt gibt. Bist du denn glücklich?
Anna: Ja, auf jeden Fall. Die letzten Jahre habe ich so viel gesehen und erlebt, konnte mich so weiterentwickeln. Also die Zeit möchte ich auf jeden Fall nicht missen. Es war wirklich reiner Zufall, dass ich hier gelandet bin aber es war im enddefekt das beste was mir passieren konnte.
Amina: Jetzt sagst Du, Du hast schon so viel erlebt, und das glaube ich gerne. Viele träumen davon, also nicht nur so kleine Jungs, sondern viele, die Flugzeug- und technikbegeistert sind. Gibt es etwas, was Dir ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist, was besonders Witziges oder was besonders Bewegendes?
Anna: Ja, also was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, sind auf jeden Fall die ganzen verschiedenen Auslandskommandos, die ich erleben durfte, und auch auf jeden Fall der Zusammenhalt von „Boelcke“. Also wir sagen immer: Geht nicht gibt’s nicht. Es ist immer alles total chaotisch, und man glaubt, man kann es nicht schaffen, wir kriegen das aber immer alles zusammen hin. Es ist auch immer ein Highlight, dass alle Hand in Hand miteinander arbeiten. Und auch der Zusammenhalt ist wirklich was ganz Besonderes.
Amina: Das klingt auf jeden Fall super, und ich hoffe, dass sich einige jetzt vielleicht ein bisschen mehr damit beschäftigen, auch über die Serie hinaus hinaus, was man alles machen kann bei Euch. Bist Du denn selbst schon mal mitgeflogen im Eurofighter?
Anna: Nee, also leider bislang nicht. Ich hoffe, dass ich irgendwann die Möglichkeit bekomme, also das wäre auf jeden Fall ein Lebenstraum von mir, aber da muss man ja auch besondere Voraussetzungen haben.
Amina: Welche sind das?
Anna: Man muss eine medizinische Untersuchung machen, dass man quasi komplett gesund ist und auch mitfliegen kann körperlich.
Amina: Das war mir auch nicht bewusst, ehrlich gesagt.
Anna: Ja, auch die Piloten müssen, ich glaube jährlich, eine Wehrfliegerverwendungsfähigkeit machen, dass die auch immer abgesichert sind für die Fliegerei.
Amina: Gut, die machen das ja auch ständig und jeden Tag, das kann ich nachvollziehen. Das ist ein Eurofighter und der ist ziemlich schnell, weißt du aus dem FF, wie schnell genau der fliegen kann?
Anna: Das ist eine sehr gute Frage…
Amina: …ich weiß es auch nicht. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für den Körper echt belastend sein kann. Vor allem, wenn man damit eine längere Zeit unterwegs ist, oder häufiger.
Anna: Ja genau, dass ist eine riesige Belastung für sie. Deswegen werden sie auch regelmäßig untersucht.
Amina: Hast du jetzt, neben dem Lebenstraum, im Eurofighter mitzufliegen, noch irgendwas anderes, was du gern in der Bundeswehr oder mit der Bundeswehr erleben möchtest?
Anna: Ja, ich würde auf jeden Fall mal gerne einen Auslandseinsatz besuchen. Die Möglichkeit hatte ich bislang leider noch nicht, weil wir mit dem Eurofighter ja nicht im Ausland sind. Vielleicht wird der Tag kommen an dem ich mal die Chance habe, das mitzuerleben.
Amina: Da drück ich ganz Doll die Daumen, natürlich für beide Sachen.
Anna: Ja, vielen Dank.
Amina: Anna, vielen lieben Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast. Du hast uns auf jeden Fall neugierig gemacht; wie gesagt: Die YouTube-Serie läuft ja noch einige Tage. Ich schaue weiterhin zu und melde mich dann garantiert nochmal. Wir wollen bestimmt nochmal in Nörvenich vorbeikommen.
Anna: Gerne, da würde ich mich freuen.
Amina: Liebe Hörerinnen und Hörer, schalten sie mal rein, wenn sie auch Lust auf das Air Team bekommen haben. Den nächsten Podcast gibt es wie gewohnt in einer Woche. Mein Name ist Amina Vieth, und ich melde mich ab aus dem Funkkreis.