Transkription Podcast Einsatz-Kamera-Trupp

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Datum:
Lesedauer:
7 MIN

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Delta to all. Radio check. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over.
Funkkreis – Podcast der Bundeswehr

Die Bundeswehr ist einer der größten Arbeitgeber Deutschlands. Unter anderem im Bereich Medienarbeit sind Youtube, Instagram oder auch unser Funkkreis-Podcast nur ein paar der Produkte. Die wohl außergewöhnlichste Medienarbeit leistet der Einsatzkameratrupp, kurz EKT. Keine andere Medienarbeit hat so viele Tage in Afghanistan, auf dem Balkan oder in Mali verbracht wie EKT. Ich bin Oberleutnant Patrick Enssle aus der Redaktion der Bundeswehr. Ich spreche jetzt mit Hauptfeldwebel Michael Manthei. Er ist dort, wie er selbst sagt, „Satti“.

(E) Michael, kannst du kurz beschreiben, was ein „Satti“ macht?

(M) Der „Satti“ ist der sogenannte Übertragungsfeldwebel oder auch Sat-Com-Feldwebel im Einsatzkameratrupp. Ich bin dafür zuständig, die Verbindung ins Heimatland zu halten, um die Produkte, die wir im Einsatz produzieren, an das Einsatzführungskommando zu übersenden.


(E) Kannst du in ein paar Sätzen erklären, was der EKT in den Einsätzen filmt und warum?

(M) Der Einsatzkameratrupp erstellt Einsatzdokumentationen, die eine bessere Lagebeurteilung für die politische Leitung oder die militärische Führung ermöglichen. Wir machen zum Beispiel Infrastrukturdokumentationen, um dem Einsatzführungskommando eine bestimmte Infrastruktur zeigen zu können. Oder Marschwegdokumentationen. Oder wir begleiten auch Patrouillen im Einsatz.

(E) Das bedeutet, dass ich als Normalsterblicher ohne Führungsposition eure Beiträge gar nicht sehen kann, richtig?

(M) Grundsätzlich ist das richtig. Unsere Dokumentationen sind ausschließlich für das Einsatzführungskommando bestimmt. Aber seit  einigen Jahren produzieren wir in den Einsatzgebieten auch Videoclips, die im Rahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf der Bundeswehr-Homepage gezeigt werden.

(E) Die Lagen in den Einsätzen verändern sich schnell. Habt ihr ständig Bereitschaft oder wie kann ich mir das vorstellen?

(M) Das Einsatzführungskommando verfügt natürlich die ganze Zeit über uns. Wir haben Trupps hier vor Ort, die immer in Bereitschaft sind, um schnell abgerufen werden zu können. Man kann schon sagen, dass wir ständig einsatzbereit sind.

(E) Darf ich fragen, wo ihr zuletzt im Einsatz wart?

(M) Ich persönlich oder der Einsatzkameratrupp?

(E) Beides! (lacht)

(M) Okay. Ich persönlich war 2019 die letzten Male im Einsatz. In diesem Jahr war ich sogar dreimal im Einsatz. Da war ich in Litauen, im Irak und noch einmal in Litauen. Der Einsatzkameratrupp selbst war mit den Trupps vor Kurzem erst wieder in Mali unterwegs. Außerdem in Afghanistan wegen der Sache mit Kabul. Ja, wir sind eigentlich ständig immer und überall.

(E) Du hast erwähnt, dass du schon ein paar Mal im Einsatz warst. Wie viele Einsätze hast du denn insgesamt schon auf dem Buckel?

(M) Wenn man die einsatzgleichen Verpflichtungen in Litauen mit dazuzählt, dann komme ich auf die Zahl elf.

(E) Macht ihr nur Videos oder auch mal eine andere Form der Dokumentation?

(M) Wir machen auch eine Art der Dokumentation. Ich als Übertragungsfeldwebel habe nicht nur die Aufgabe, die Produkte videotechnisch ins Heimatland zu übersenden. Wir machen auch Fotos. Ich bin auch der Fotograf vom Trupp. Wir machen auch sogenannte Foto-Dokumentationen, wo wir anhand von interaktiven Powerpoint-Präsentationen den Leuten im Einsatzführungskommando Sachen näherbringen können.

(E) Du warst ziemlich oft im Einsatz, Michael. Was hat dich denn dort am meisten bewegt?

(M) Was einen natürlich immer bewegt, ist, in Mali zum Beispiel, die Armut vor Ort. Die Leute haben eigentlich nichts und das bewegt einen schon, wenn die Kinder dann am Wegesrand sitzen und förmlich nach Wasser betteln. Das bewegt einen dann schon, muss ich sagen.

(E) Wir haben vor Kurzem den Einsatz in Afghanistan beendet. Du warst selbst da. Erzähle uns mal von deinen Erfahrungen vor Ort.

(M) Afghanistan ist schon wieder etwas anderes. Da merkt man schon, dass die Menschen vor Ort noch ein bisschen in der Zeit zurück leben. Auch wie sie sich vor Ort geben und ihre Leute behandeln, das trifft einen natürlich schon und bringt seine speziellen Erlebnisse mit sich.

(E) Da erlebt ihr doch manchmal bestimmt auch heftige Dinge, oder?

(M) Wenn Kameraden im Einsatz fallen oder versterben, sind wir dafür da, um die Trauervideos für die gefallenen Kameraden zu machen und den Hinterbliebenen etwas in die Hand geben zu können. Wie war der Mensch im Einsatz? Was hat er erlebt? Was hat er gemacht? Und dann machen wir das Trauervideo, um den Angehörigen etwas zeigen zu können.

(E) Das ist sehr belastend. Wie gehst du damit um?

(M) Das trifft einen schon. Aber ich bin ganz ehrlich: Wenn man in den Einsatz geht, muss man mit solchen Situationen auch rechnen. Besonders wir, weil wir dieses Aufgabenfeld auch wahrnehmen müssen und das nicht zum ersten Mal passiert ist. Man ist nach einer Zeit, ich will nicht sagen „abgestumpft“, aber es trifft einen nicht mehr so sehr.

(E) Also eine gewisse Routine, könnte man fast schon sagen. Auch wenn man ungerne dieses Wort in diesem Kontext benutzen möchte. Ihr seid mit ganz kleinen Teams unterwegs. Drei Frau und Mann stark. Ihr werdet in die Einsätze geschickt, um Situationen vor Ort zu dokumentieren. Wie schützt ihr euch eigentlich? Wie läuft das ab?

(M) Das ist ganz verschieden. Es kommt auf die Auftragslage an. Wir werden embedded eingesetzt oder alleine in Trupps.

(E) Also für unsere Hörerinnen und Hörer kurz erklärt: Embedded heißt, dass ihr mit der Truppe mitlauft und von denen geschützt werdet.

(M) Ich würde sagen, wir schützen uns durch eine sehr gute Ausbildung, die wir hier vor Ort haben und überall auf den Lehrgängen genießen konnten. Das bringt uns einen gewissen Schutz, macht uns aber natürlich nicht kugelsicher. Zusätzlich haben wir unseren Eagle IV. Wir haben unser eigenes Gefechtsfahrzeug, was einiges an Schutz bietet. Damit sind wir in der Lage aufgesessen, also unter Panzerschutz, um Sachen zu dokumentieren oder eine Liveübertragung zu starten – und das mit einer schweren Waffe obendrauf, mit dem MG. Dazu haben wir auch noch zu den Kameras Nachtsehfähigkeit. Wir sind also in der Lage, auch in der Nacht Videos zu drehen oder sogar Fotos zu machen. Das ist special equipment, was wir haben und was andere vielleicht nicht haben.

(E) Du hast erzählt, du bist auch Fotograf in Nebenfunktion. Das macht man meistens mit viel Leidenschaft. Erzähle mir mal von deinem schönsten Motiv.

(M) Ach, da gibt es wirklich viele.

(E) Dann gib mal ein paar Highlights.  

(M) Da war zum Beispiel eine Schule in Mali, wo die strahlenden Kindergesichter einen angucken, weil sie sich freuen, dass wir da waren – da habe ich schöne Bilder gemacht. Oder in Litauen auf dem großen Panzerübungsplatz habe ich Panzer fotografiert. Panzer sind immer ein lohnenswertes Motiv. Dann im Irak, in der Stadt die einstigen Gebäude. Oder die blaue Moschee in Afghanistan. Also da waren superviele Motive dabei, die einfach nur schön sind.

(E) Eine Frage noch. Arbeitet ihr auch in Deutschland? Oder seid ihr, wie euer Name sagt, nur auf den Einsatz spezialisiert?

(M) Es kommt schon vor, dass wir in Deutschland angefordert und auch eingesetzt werden. Sei es bei einer großen Übung, die wir begleiten sollen. Dokumentationen einzelner Truppenteile machen wir natürlich auch. Oder wir sind bei militärischen Vorkommnissen. Zum Beispiel als vor einiger Zeit der Tornado abgestürzt war oder auch der Tiger. Da werden wir dazu gerufen, um die ganze Szenerie zu dokumentieren – zusätzlich zu den Feldjägern.

(E) Das klingt spannend! Wenn ich Talent mit der Kamera habe und Lust auf Abenteuer, wie komme ich dann zum EKT, dem Einsatzkameratrupp, und wie lange dauert bei euch die Ausbildung.

(M) Das ist eine gute Frage. Das kommt darauf an, ob man schon eine Vorausbildung hat als Fotograf oder Kameramann. Wenn das nicht der Fall sein sollte, kann man sich auf den Dienstposten Einsatzkameratrupp bewerben. Wenn man genommen wird, muss man ganz normal die ZAW durchlaufen. Bei den Medienproduktionen wie auch bei den Sat-Com-Feldwebeln dauert das dann zwei Jahre.

(E) Nur kurz zur Erklärung. ZAW heißt Zentrale Aus- und Weiterbildung. Wie geht es dann weiter?

(M) Wenn man damit durch ist, muss man noch die einzelnen spezifischen Ausbildungen hier in der Staffel durchlaufen – sei es dann den Springerlehrgang oder den Führerschein für den Eagle. Das wird dann alles durchlaufen. Es dauert um die, ich sage mal, drei Jahre, und dann kann man danach irgendwann in den Einsatz gehen.

(E) Okay, Michael. Das war es auch schon von meiner Seite. Ich sage vielen, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Und weiterhin viel Erfolg bei deinen Einsätzen!

(M) Das habe ich gerne gemacht!

Die nächste Ausgabe von unserem Podcast gibt es wie gewohnt nächsten Donnerstag. Ich bin Oberleutnant Patrick Enssle und ich melde mich aus dem Funkkreis ab.


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