Transkription Funkkreis – Podcast der Bundeswehr #76

Transkription Funkkreis – Podcast der Bundeswehr #76

Lesedauer:
21 MIN

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Funkkreis – Podcast der Bundeswehr

Sprecher: Kimberly Lüdtke (KL)

Maximilian Möller (MM)

Redakteurin Amina Vieth (AV)


AV: Schlafen unter freiem Himmel, sich im Wald sein eigenes Lager bauen und kilometerweit marschieren mit richtig viel Gepäck auf dem Rücken – das durchleben aktuell die Rekrutinnen und Rekruten vom neuen freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz. Wir haben zwei von ihnen heute zu Gast. Kimberly Lüdtke und Maximilian Möller erzählen, wie sie die Grundausbildung bisher überstanden haben, was besonders herausfordernd war und ob sie sich noch einmal so entscheiden würden. Mein Name ist Amina Vieth aus der Redaktion der Bundeswehr. Und ich heiße willkommen Maximilian und Kimberly.

KL: Hi.

MM: Ja, vielen Dank.

AV: Erst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Und dass ihr das überhaupt dienstlich einrichten konntet, dass ihr für die Aufnahme herkommen konntet. Und auch vielen Dank an alle unsere Hörerinnen und Hörer, dass Sie heute wieder eingeschaltet haben. Jetzt erzählt doch mal. Ich könnte mir vorstellen, dass es kurz vor dem Ende der Grundausbildung jetzt richtig stressig ist.

MM: Möchtest du anfangen oder soll ich?

KL: Nee. Fang du ruhig an. (lacht)

MM: Ja, die letzten zwei, drei Wochen waren so das Härteste, was wir bisher hatten. Jetzt diese Woche haben wir zwei Tage ein bisschen Ruhe, heute zum Beispiel. Das ist für uns relativ entspannt. Aber dann geht es Mittwoch noch einmal in den Wald. Dann werden wir noch unsere Abschlussprüfung machen (Anmerk. d. Red.: Rekrutenbesichtigung). 36 Stunden lang sind wir dann im Wald. Und Freitag haben wir unsere Hindernisbahn, wie wir gerade erfahren haben. Hindernisbahn kann man sich so vorstellen: Da laufen wir dann mit unserer gesamten Ausrüstung und müssen einen relativ anstrengenden Parcours in kurzer Zeit hinter uns bringen.

AV: Was müsst ihr da so machen? Also was für ein Parcours ist das genau?

MM: Ganz genau wissen wir das auch noch nicht. Wir haben das bisher nur gesehen. Die größte Hürde würde wahrscheinlich sein, die Wand zu erklimmen.

AV: Wie hoch ist die so in etwa?

KL: Zwei Meter.

MM: Sind es zwei Meter? Ich glaube, es sind sogar mehr.

KL: Sind es mehr? Die anderen Kameraden meinten, das wären zwei Meter.

MM: Sicher bin ich mir jetzt auch nicht, aber sie sieht groß aus.

AV: Hängt vielleicht auch von der eigenen Körpergröße ab, wie viel Ehrfurcht man davor hat.

MM: Ja, ich glaube, Kim hat da noch ein bisschen größere Probleme als ich. (lacht)

KL: (lacht) Ja, also mal gucken, ob ich da hochkomme.

AV: Also habt ihr das noch nie gemacht? Das ist dann Premiere?

KL&MM: Ja.

AV: Ihr habt gerade gesagt, dass es sehr hart war in den letzten Wochen. Was heißt das? Was sind überhaupt die Elemente der Grundausbildung?

KL: Du meinst ja jetzt mit sehr hart das Biwak, oder?
MM: Ja, das ist das, was ich unter einer sehr harten Ausbildung verstehen würde. Alles andere Drumherum war aushaltbar. Nur weil das Biwak so ein harter Bruch ist zum normalen Leben, war das doch schon ziemlich fordernd.

AV: Biwak müssen wir einmal erläutern. Wir haben ja auch Nicht-Bundeswehrangehörige unter den Hörerinnen und Hörern. Was genau ist ein Biwak?

MM: Im Prinzip zeichnet sich ein Biwak dadurch aus, dass es dem Soldaten (Anm. der Redaktion: und der Soldatin) die Grundtools vermittelt, wie er (und sie) im Wald überlebt und wie er auch Feinde abnutzen kann. Wie er eine Verteidigungslinie errichtet und auch diese verteidigt und dahinter liegende Ziele. Das ist eigentlich grob das, wofür das Biwak gedacht ist. Die soldatische Ausbildung dahingehend zu fördern, dass man auch als Zug – wie wir einer sind, von 25 Mann, beziehungsweise einer Stärke von 25 – zu überleben und dahinter liegende Ziele zu verteidigen. Und das Spezielle am Biwak ist eben, dass es – eben wie in unserem Fall – rein im Wald ist. Wir müssen einen Platz der Gruppe errichten, wir müssten Stellungen errichten, wir müssen einen Alarmposten errichten. Alles Dinge, die man vorher so noch nie in seinem Leben im Wald getan hat. Und so ein Platz der Gruppe zeichnet sich aus, dass wir ins unserem Fall eine sogenannte Schnecke gebaut haben. Also um unser Feuer herum haben wir zehn… zehn sind es?

KL: Ja.

MM: ...zehn Zeltbahnen zusammengesteckt, sodass wir Schrägdächer haben über unseren sogenannten Jägerbitten, die etwa einen Spaten tief sind. Es gibt auch andere Möglichkeiten. Man kann es auch als Ein-Mann- oder Zwei-Mann-Zelt stecken. Und ich glaube, sogar auch als Sechs-Mann-Zelt. Das sind so die Möglichkeiten, wie man einen Platz der Gruppe errichtet. Dann das Feuer bei uns, wie gesagt, in der Mitte. Und dieses muss man auch noch tiefer graben. Sodass man eben als Feind auch das Feuer aus weiter Entfernung nicht erkennen kann. Oder die Spiegelung in der Baumkrone. Mit Nachtsichtgeräten kann man das schwerer erkennen, wenn das Feuer am Boden eingegraben ist.

So eine Stellung zu errichten ist doch auch ganz schön anstrengend. Weil es eigentlich so das Erste ist, was man machen muss. Man muss eben vom Platz der Gruppe seine Stellung auch nachts finden. Dementsprechend muss man sich auch unauffällige Wege im Wald bauen. Bei dieser Stellung muss man bedenken, dass man auch diese etwa einen halben Spaten tief graben muss. Das sind so 25 Zentimeter, würde ich sagen. Um darin auch bei Wind und Wetter liegen zu können. Und Feinde abnutzen zu können.

AV: Wie lange geht das?

MM: Also im besten Fall..

KL: Biwak? Also wir waren jetzt von Montag bis Freitag dort.

AV: Und durchgehend, also auch mit dort schlafen.

KL. Ja.

AV: Müsst ihr dann auch euer eigenes Essen jagen?

KL & MM: Nein. (lachen)

AV: Man weiß ja nicht, was beim Überleben im Wald alles so dazugehört.

KL: Wir wurden vom Spieß verpflegt. Mittags und abends.

AV: Das ist auf jeden Fall sehr schön.
Etwas, was man – außer man ist überzeugter Camper oder Outdoor-Lover – nicht so kennengelernt. Aber jetzt mal: Wie kommt man überhaupt zum FWDFreiwilliger Wehrdienst Heimatschutz? Wie kamt ihr darauf, das zu machen?

KL: Bei mir war es letztes Jahr eigentlich ziemlich spontan. Ich brauchte was Neues, im beruflichen Sinn. Ich bin jetzt keine Person, die im Einzelhandel arbeiten möchte oder kann. Ich brauche etwas Spezielles. Ich habe ja auch eine Ausbildung zur Modedesignerin gemacht. Und mein Bruder ist seit sechs Jahren bei der Bundeswehr. Er hat mir dann ziemlich viel von der Bundeswehr erzählt, was mich dann auch interessiert hat. Und dann dachte ich, ich lasse mich mal vom Karrierecenter beraten. Dort wurde mir der Heimatschutz empfohlen. Beim Heimatschutz fand ich halt ziemlich gut, dass man erst einmal nur für sieben Monate verpflichtet ist. Man hat dann noch die fünf Monate, aber man arbeitet die ja in sechs Jahren ab. Nach den sieben Monaten kann man erst einmal wieder in seinen Bereich gehen. Also ich könnte dann wieder in die Modebranche reingehen, wenn ich möchte. Oder verlängere dann halt, je nachdem. Man ist da ganz offen. Das fand ich halt beim Heimatschutz ganz praktisch. Und es ist halt heimatnah, wie es ja schon heißt: Heimatschutz. Was auch sehr schön ist.

AV: Also bist du aus Berlin, entnehme ich dem Ganzen mit heimatnah jetzt. Oder einfach nur bezogen auf: Ich empfinde Deutschland als Heimat?

KL: Also ich bin in Berlin geboren, das ist schon meine Heimat. Aber ich gehe dann nach Erfurt, also in Thüringen bleibe ich dann. Denn meine Familie kommt aus Thüringen und Hessen und dann ist das da in der Nähe.

AV: Und in Erfurt dann was, die Spezialausbildung? Wir reden ja jetzt gerade über die allgemeine Grundausbildung, die ihr jetzt bald abgeschlossen haben werdet. Und dann kommt ja die Spezialausbildung.

MM: Nee, in deinem Fall ist es das Landeskommando.

KL: Genau, in meinem Fall ist das Landeskommando Erfurt. Da wäre ich dann nach der Spezialausbildung. Die Grundausbildung und die Spezialausbildung mache ich hier in Berlin.

AV: Dann ist ja schon echt ein ganz schöner Bruch – vom Modedesign zur Bundeswehr. Wie fühlt sich das so an? Wie waren die Vorstellungen oder Erwartungen und was hat sich jetzt realisiert oder ganz anders dargestellt?

KL: Also, viel vorgestellt hatte ich mir da jetzt gar nicht. Klar, mein Bruder hat mir da ein paar Sachen erzählt, aber ich bin ganz offen zur Bundeswehr gegangen. Ich wollte mir das einfach mal anschauen. Die Bundeswehr ist ja auch ein interessanter Arbeitgeber. Und bis jetzt bin ich sehr zufrieden. Vom Modedesign zur Bundeswehr ist auf jeden Fall körperlich auch etwas anderes. Also, Modedesign ist dann doch eher ein kreativer Beruf. Und die Bundeswehr ist sportlicher.

MM: Doch schon strukturierter.

KL: Genau. (lacht) Auf jeden Fall bewegt man sich mehr.

AV: Also fühlt man sich nach der Grundausbildung schon fitter als vorher?

KL: Auf jeden Fall.

MM: Naja, es ist halt eben eine spezifische Belastung, die man so vorher nicht hat. Ich würde jetzt halt nicht auf die Idee kommen, mit einem 15 bis 20 Kilogramm schweren Rucksack vier Kilometer zu marschieren. Das ist jetzt nicht meine Interpretation von freizeitlichem Sport. (alle lachen)

AV: Aber manche Backpacker, ein Jahr durch Australien beispielsweise, die machen das ja durchaus. Aber auch da gibt es ja mittlerweile andere Fortbewegungsmittel. Durchaus. Aber klar, Gepäckmärsche… Gut verkraftet habt ihr denn alles, oder gab es da schon die eine oder andere Blase oder Schürfwunden oder so etwas?

MM: Also ich hatte echt Glück mit meinem Material. Dass ich am Schuh kein Problem hatte. Bei mir war das bisher alles ganz gut. Ich habe von anderen Leuten, zum Beispiel meinem Stubenkameraden, mitbekommen, dass der eben in seinen Schuhen beziehungsweise in seinen Kampfstiefeln – wie wir es ja nennen müssen – dann doch Probleme bekommen hat. Ich hatte ziemlich Glück.

KL: Ich hatte auch keine Probleme mit den Kampfstiefeln. Die liefen sich ganz gut – und auch schnell ein.

AV: Wie war das denn überhaupt? Also am ersten Tag wurdet ihr ja wahrscheinlich gleich eingekleidet mit allem. Da gibt es ja schon mal so eine ganze Wagenladung voll, was man da empfängt. Wie war es denn dann, das erste Mal die Uniform anzuhaben?

KL: Also ich fand das Gefühl schon irgendwie schön. In dem Moment repräsentiert man ja auch, wenn man sie anhat, die Bundeswehr. Es war schon was Besonderes, finde ich. Man fühlt sich halt auch so ein bisschen angekommen.

MM: Es ist schon so ein bisschen Stolz, was man dann empfindet.

KL: Genau, das auch.

MM: Man hat sich natürlich vorher immer nur vorgestellt, wie man in der Uniform dann aussieht. Wenn man es dann doch selbst erst einmal anhat und die gesamte Einheit dann hergestellt ist in unserem Zug… Das macht schon was mit einem. Das ist schon ein schönes Gefühl.

AV: Und wenn ich euch jetzt so angucke: auf jeden Fall sehr schön. Die Hörerinnen und Hörer sehen es jetzt leider nicht sehen: Sie strahlen.

KL: Das macht ja auch ein ganz anderes Bild, ob unsere Gruppe jetzt in Zivilkleidung dasteht oder in Uniform. Das sieht dann schon…

MM: Das ist eigentlich eher komisch, wenn wir uns untereinander in Zivil sehen.

AV: Habt ihr auch so ein Problem. Mir geht es ganz häufig so bei den Kolleginnen und Kollegen, die auch Soldatinnen und Soldaten sind, in Zivil erkenne ich sie häufig nicht. Weil ich mir immer so denke: Da fehlt irgendwie etwas.

KL: Das hatte ich jetzt auch schon ein paarmal.

MM: Selbst wenn wir unsere Vorgesetzten in Zivil sehen, das ist immer ein bisschen komisch.

AV: Das kann ich mir gut vorstellen.
Maximilian, wie war das denn bei dir? Was hat dich dazu angetrieben, jetzt dem Heimatschutz hier beizutreten?

MM: Speziell den Heimatschutz anzutreten hat mich eigentlich nur der Fakt überzeugt, dass ich heimatnah noch eingesetzt bin und ich eben nur von sieben Monaten erst einmal ausgehe. Ich habe für mich selbst den Anspruch, den Dienst, den ich angehe, auch beenden zu wollen. Wenn ich jetzt allerdings, wie mein vorheriger Plan also ich bin ja nach dem Abitur direkt hierhin – natürlich hatte ich einen Moment Wartezeit. Eigentlich wäre ich gleich in die Offizierslaufbahn eingestiegen. Ich hatte die Möglichkeit, ein Studium bei der Bundeswehr anzugehen. Das wäre eine tolle Sache gewesen. Allerdings hatte ich ein bisschen zu großen Respekt auch eben vor diesen bevorstehenden zwölf bis 14 Jahren oder bis 17 Jahren im Falle eines Medizinstudiums. Vor dieser Verpflichtungszeit hatte ich eben noch zu großen Respekt. Und dann eben noch der Anspruch, den Dienst zu beenden. Selbst wenn er mir nicht hundertprozentig gefallen sollte, möchte ich halt sagen können, dass ich einen abgeschlossenen Dienst und nicht einen abgebrochenen Dienst habe.

AV: Das klingt auf jeden Fall sehr sinnvoll. Und wie ist bisher so die Tendenz? Eher verlängern oder sagen, ein Jahr oder halt die sieben Monate plus die fünf obendrauf und dann reicht es?

MM: Gegen eine Verlängerung hätte ich bis jetzt noch nichts. Ich bin ziemlich überzeugt von dem, was wir so tun. Und auch wie wir es tun. Es macht mir auch durchaus Spaß. Allerdings weiß ich eben auch noch nicht, wie der Tagesdienst in der Spezial-Grundausbildung aussehen wird. Wir sind ja noch in der allgemeinen Grundausbildung. Die sich natürlich auch ein bisschen zeitintensiver darstellt, als man das von nachfolgenden Ausbildungen hört. Es ist alles noch nicht so richtig vergleichbar für mich. Weil ich ja eben noch keine nachfolgenden Ausbildungen habe. Ich glaube allerdings, dass einem das Leben dann doch etwas leichter gemacht wird nach der Grundausbildung. Ich glaube, dann kann ich mir das doch schon längerfristig vorstellen.

AV: Ich drücke euch da auf jeden Fall die Daumen, dass ihr da nicht mehr so viel schleppen müsst. Klar, Soldatinnen und Soldaten müssen sich immer fit halten, völlig klar. Sport wird jetzt immer dazugehören – zumindest, solange ihr bei der Bundeswehr seid.
Und jetzt seid ihr bestimmt schon ein bisschen nervös. Das Gelöbnis läuft bestimmt ein bisschen anders ab wegen Corona. Oder können auch Familienangehörige von euch kommen?

KL: Das wissen wir noch nicht genau. Dadurch, dass die Fallzahlen sinken, hoffen wir, dass zumindest ein Mitglied von der Familie kommen kann. Aber wir wissen es noch nicht genau.

MM: Ja, schön wäre es. Aber wir wissen es leider noch nicht so richtig.

AV: Und danach erst einmal zwei Wochen Urlaub. Ein bisschen erholen von dann der doch sehr fordernden Grundausbildung, wie ich gerade gehört habe. Aber ihr wart ja jetzt nicht nur im Wald, nicht nur schießen. Ihr habt auch einen theoretischen Anteil, oder?
MM & KL: Ja.

AV: Könnt ihr das mal ein bisschen erklären, was ihr da macht oder was da gefordert wird?

MM: Wir hatten vor allem auch viele Unterrichte über grundsätzliche Verhaltensmuster des Soldaten innerhalb der Kaserne und dann natürlich auch weiterführend über den Staatsbürger in Uniform außerhalb der Kaserne. Also natürlich haben wir eine gewisse Aufgabe der Repräsentation. Weiterführende Sachen natürlich auch. Aber auf uns erst einmal bezogen natürlich innerhalb der Kaserne. Dass wir dem Dienstweg zu verfolgen haben, wenn wir was melden. Wir haben Soldatengesetze einzuhalten. Wie wir mit Befehlen umgehen. Dass wir diese zu prüfen haben, ob sie rechtmäßig und verbindlich sind. Was sie in 99,9 Prozent der Fälle auch sein werden. Allerdings wird man tatsächlich auch darüber aufgeklärt, wenn tatsächlich mal ein Befehl kommen sollte, der nicht rechtmäßig und verbindlich ist, dass wir diesen dann nicht zu befolgen haben. Weil wir uns sonst selbst dadurch strafbar machen würden. Das ist ganz wichtig zu lernen. Grundsätzlich sollte man sich darüber aber weniger Sorgen machen. Aber das gehört zu den theoretischen Unterrichten dazu.

AV: Was war der spannendste oder anstrengendste Teil bisher? Biwak hatten wir jetzt schon. Gab es denn irgendetwas, mit dem ihr noch gar nicht gerechnet hattet, dass es so etwas in der Grundausbildung gibt?

MM: Nee. Wir hatten eine Ankündigung, dass wir eine Wasserüberquerung haben werden. Aber da kommen wir doch nicht dazu, weil wir eben eine verkürzte AGA (Anm. d. Red.: allgemeine Grundausbildung) haben. Aber was Unerwartetes hatten wir bisher noch nicht so richtig. Wir wurden eigentlich immer grob über alles informiert, was wir so machen. Das ist auch eigentlich ein großer Pluspunkt der Bundeswehr: Man kriegt immer alles gesagt.

AV: Wie sind denn eure Kameraden und Kameradinnen? Obwohl… So viele Kameradinnen gibt es da, glaube ich, gar nicht. Oder?

KL: (lacht) Nee. Ich bin die einzige Frau dort.

AV: Zwischen wie vielen Männern?

KL: 24 sind wir jetzt insgesamt, also 23.

AV: Und wie fühlt sich das so an?

KL: Mir macht es jetzt nicht so viel aus, weil ich das schon gewohnt bin. Ich hatte damals als Jugendliche mehr Jungs als Freunde als Mädels. Und ich hatte vier Brüder. Dadurch bin ich das dann schon gewohnt. Aber es ist trotzdem noch einmal etwas anderes, mit 23 Männern hier den ganzen Tag zusammen zu sein, wie beim Biwak die ganze Woche. Aber es ist gut, es ist nicht schlimm.

AV: Aber du hast jetzt nicht das Gefühl, dass du irgendwie anders behandelt oder ausgegrenzt wirst?

KL: Nein. Um Gottes Willen, nein.

AV: Es ist also genauso Kameradschaft.

KL: Ja.

AV: Kameradschaft ist ein gutes Stichwort. Habt ihr denn schon ein bisschen Kameradschaft kennenlernen können jetzt?

MM: Auf jeden Fall. Ohne Kameradschaft funktioniert da nicht viel. Und nicht nur Kameradschaft im eigenen Bereich, sondern auch Kameradschaft nach oben, nenne ich es jetzt mal. Gerade so in den Bereich der Mannschafterlaufbahn. Wir haben Oberstabsgefreite, das ist zurzeit noch der höchste Mannschafterdienstgrad. Ich glaube, bald kommt noch der Korporal dazu. Die gehören zu unserem Zug dazu, dahingehend, dass sie die Ausbilder unterstützen. Aber eben noch ein bisschen anderen Blick auf uns haben und manchmal bessere Unterstützung liefern. Sie geben uns sehr gute Tipps und ganz guten Beistand im Biwak, wenn man dann eben doch mal nicht so motiviert ist. Die erzählen einem dann, dass sie selbst da auch mal waren. Das macht dann deutlich mehr Spaß. Unser Oberstabsgefreiter Penno, der ist ein sehr, sehr guter Kamerad.

KL: Liebe Grüße an dich. (alle lachen)

AV: Das klingt auf jeden Fall sehr gut. Da möchte jetzt wahrscheinlich jeder hin während der Ausbildung. Gab es denn einen Punkt, wo ihr euch dachtet: Okay, jetzt habe ich keinen Bock mehr. Oder: Jetzt bereue ich meine Entscheidung. Oder wo man echt denkt: Jetzt komme ich nicht mehr weiter.

KL: Ich glaube, der Punkt war schon häufiger mal ganz kurz da. Aber der Wille, dass man das durchziehen möchte, ist dann doch stärker. Ich wollte jetzt aber noch was zur Kameradschaft sagen.

AV: Ja, sehr gerne. Entschuldigung.

KL: Wir hatten letztens… Es war letzte Woche irgendwann, da hatten wir einen Wettbewerb zwischen unseren Gruppen. Es gibt bei uns Alpha eins, Alpha zwei und Alpha drei. Da waren in jeder Gruppe acht Mann.

MM: Ja, es waren acht Mann. Ach, du meinst den Verwundetentransport? Ja, das war toll. (leicht ironisch, lacht)

KL: Da musste sich einer von uns in die…

MM: In die Trage.

KL: Genau, in die Transporttrage reinlegen. Und in meiner Gruppe mussten wir zum Beispiel die Person dann zu sechst über vier Kilometer tragen. Und der siebte Mann hat eine Person ausgewechselt, wenn sie nicht mehr konnte. Es war sehr anstrengend. Und da hatten, glaube ich, viele einen Moment gehabt, wo sie dann aufgeben wollten. Aber wir haben uns dann wirklich angefeuert. Und in dem Moment hat man dann auch noch einmal gemerkt, dass die Kameradschaft einfach da war. Wir haben uns angefeuert, wir haben uns zwischendurch auch mal angeschrien. Aber es war so ein Anfeuern-Anschreien. Da hat man gemerkt, dass der Zusammenhalt schon ziemlich groß ist bei unseren Gruppen. Also ich habe den Moment gefeiert. Ich mochte das.

AV: Wow.

MM: Danach fand man es ganz gut. Es hat dann doch ziemlich Spaß gemacht. Wenn man in dieser Belastung ist, dann… hmmm. In meiner Gruppe kam eben erschwerend hinzu – gutes Stichwort –, dass wir nicht einen Kameraden unserer Wahl tragen mussten, sondern den schwersten unserer Gruppe. Und das waren in unserem Fall dann 93 Kilogramm. Das ist dann nicht so wenig. (lacht)

AV: Wow. Also vier Kilometer laufen oder gehen?

MM: So schnell wie möglich eben.

KL: Genau. So schnell wie möglich. Es war ja ein Wettbewerb zwischen unseren Gruppen.

AV: Und wer hat gewonnen, wenn ich mal fragen darf?

MM: Meine Gruppe.

AV: Seid ihr denn noch genau in der Konstellation, wie ihr angefangen habt, oder habt ihr zwischendurch schon welche verloren, die abgebrochen haben? Die gesagt haben: Mir reicht´s. Das ist doch nichts für mich hier.

KL: Einige, ne?

MM: Einige, doch.

KL: Am Anfang sind viele gegangen. Und jetzt letzte oder vorletzte Woche ist auch noch jemand gegangen.

MM: Ja, im Biwak. So ein bisschen verständlich war es auch. Aber, einer naja, hat sich nicht so richtig in der Biwakwoche so wohlgefühlt. War nicht so seins. Aber das ist auch ein bisschen verständlich. Das muss man für sich selbst entscheiden, ob man die Woche dann noch einmal durchzieht oder wenn nicht, dann kann ich das total verstehen.

KL: An sich finde es auch schade, wenn man zu früh schon aufhört. Man kann die Bundeswehr ja auch nur kennenlernen, wenn man wirklich die Grundausbildung durchzieht. Und dann kann man ja immer noch sagen: Nee, ist nichts für mich. Oder: Ist was für mich. Aber ich glaube, nach ein, zwei Wochen oder nach drei zu gehen, kann man nicht sagen: Ich habe hier jetzt die Bundeswehr kennengelernt und ich weiß jetzt, wie es hier abläuft, ist nicht meins. Das ist eigentlich schade.

AV: Absolut richtig. Und FWDFreiwilliger Wehrdienst Heimatschutz – Dein Jahr für Deutschland – ist ja, wie ihr auch schon sagtet, eine Option, all das mal kennenzulernen und zu sehen, welche Optionen gibt es noch innerhalb der Bundeswehr. Das wissen ja viele noch nicht, wenn sie noch keinen Kontakt damit hatten oder sich intensiver damit auseinandergesetzt haben.

KL: Und da werden wir auch eigentlich gut aufgeklärt, was man noch für Möglichkeiten hat. Wenn man zum Beispiel Soldat auf Zeit sein möchte oder so. Man wird hier gut aufgeklärt, was es noch gibt.

MM: Die Möglichkeit zu verlängern, die gibt es immer.

AV: Und ist ja bei dir, Maximilian, eine Option, vielleicht die Offizierslaufbahn mit Studium eine Option?

MM: Ja, noch ist es offen.

AV: Und bei dir, schon eine Tendenz?

KL: Bei mir ist auch noch alles offen. Ich möchte jetzt die Grundausbildung erst einmal fertig machen, dann die Spezialausbildung. Ich gucke dann bei der Spezialausbildung oder am Ende der Spezialausbildung, ob ich dann noch länger da bleiben möchte oder nicht. Oder ob ich vielleicht auch verlängere. Mal schauen. Da ist auch noch alles offen.

MM: Man muss natürlich auch ein bisschen bedenken: Es ist eine sehr verstärkt infanteristische Ausbildung. Wenn jetzt jemand weiß, dass er nicht so gerne so viel Schießausbildung haben möchte oder so viel Wald und Ortshäuserkampf haben möchte, dann ist vielleicht Heimatschutz nicht die beste Variante. Wir haben es selbst ja bis jetzt noch nicht hundertprozentig erlebt. Wir haben ja nur einen Einblick bisher. Wir werden ja noch eine verstärkte Ausbildung im infanteristischen Bereich haben. Und das ist schon eigen, das muss man mögen.

AV: Was würdet ihr denn jemandem raten, der sich jetzt speziell für Heimatschutz interessiert?

MM: Wer sich dafür interessiert, der sollte sich darauf einstellen, dass er auf jeden Fall vorher schon mal ein bisschen mehr Sport macht. (lacht)

KL: Auch wenn man denkt, man ist vorher sportlich. Nein. (lacht) Man sollte auf jeden Fall vorher schon mehr machen. Vor allem beim Marsch mit dem ganzen Gepäck, das verlangt dann doch ganz schön viel Kraft.

MM: Ja, ein bisschen auf Gewichte sich einstellen. Gerade du hast da, glaube ich, ein bisschen mit zu kämpfen.

KL: Ich habe mit Joggen, Laufen nie wirklich Probleme gehabt. Aber ich bin halt nie mit Gepäck gelaufen. Das ist dann doch ein gravierender Unterschied, wenn man dann doch mit schwerem Gepäck läuft. Wenn jemand zum Heimatschutz kommt, dann am besten vorher schon mal mit einem Rucksack, mit zwei, drei Wasserflaschen drin oder den Rucksack einfach schwer machen und dann schon mal damit üben. Das ist vielleicht schon mal eine gute Übung.
MM: Und vielleicht nicht immer nur Turnschuhe tragen.  

AV: Das ist, glaube ich, ein wertvoller Tipp, den man unbedingt beherzigen sollte. Aber ihr würdet euch wieder so entscheiden, wenn ihr noch einmal darüber nachdenken müsstet, jetzt die Unterschrift dafür zu setzen?

KL: Ja, also ich auf jeden Fall. Das ist auf jeden Fall eine gute Erfahrung.

MM: Ja, selbst wenn ich es nicht durchziehen würde, also selbst beim zweiten Mal nicht, gehen wir mal davon aus, dann würde ich trotzdem die Erfahrung gerne mal gemacht haben.

KL: Allein schon wegen – jetzt wieder das Biwak.

MM: Das ist was, das man gut erzählen kann.

KL: Auch einfach mal die Erfahrung gesammelt zu haben. Also ich war jetzt nie so der Campingtyp mit Zelt und so. Und beim Biwak ist es ja dann noch einmal extremer. Es unterscheidet sich auf jeden Fall noch einmal sehr vom normalen Camping. Und die Erfahrung mitzunehmen, das finde ich schon gut. Das ist sehr interessant. Das sollte man machen.

AV: Das, finde ich, ist ein gutes Schlusswort. Vielen Dank, dass ihr hier wart, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Ich wünsche euch ganz viel Erfolg noch für eure Abschlussprüfung. Und ich hoffe, dass ihr zumindest einen Freund, eine Freundin, ein Elternteil, Bruder, Schwester mitnehmen könnt zum Gelöbnis und dass ihr dann freudestrahlend eure erste Schulterklappe empfangt. Und viel Erfolg auch für die weitere Ausbildung, für die Spezialausbildung.

KL & MM: Vielen Dank.

AV: Den nächsten Podcast gibt es wie gewohnt in einer Woche. Mein Name ist Amina Vieth. Und ich melde mich ab aus dem Funkkreis.

von Amina Vieth

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