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Lesedauer:
17 MIN

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Sprecher: Staffelchef Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen/Leutnant Eric G.* (LE), Redakteurin Barbara Gantenbein (BGBrigadegeneral)


Delta to all. Radiocheck. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over.
Funkkreis – Podcast der Bundeswehr.

 

BGBrigadegeneral:
Herzlich willkommen zum Funkkreis. Hier ist Barbara Gantenbein aus der Redaktion der Bundeswehr. Heute mal nicht aus Berlin, sondern ich stehe hier im bayerischen Voralpenland mit Blick auf die Berge, auf halber Höhe zur Zwieselalm. Denn es geht heute um das Tragtierwesen. Ich bin zu Besuch beim Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230, und bei mir ist der Staffelchef, das ist der Leutnant Eric. Hallo, Eric.

LE:
Hallo.

BGBrigadegeneral:
Eric, beschreib doch mal bitte ganz kurz, seit wann es euch gibt und eure Aufgabe.

LE:
Also, die Tragtiere spielen im Militär schon immer eine sehr, sehr große Rolle, uns jetzt in der Bundeswehr gibt es seit den 50er Jahren, immer wieder mit verschiedenen Umgliederungen. Aber so, wie wir jetzt sind, gibt es uns seit 1958.

BGBrigadegeneral:
Wunderbar. Und wir gehen ja jetzt gleich auf eine Alm hoch. Was genau erwartet uns auf diesem Versorgungsmarsch?

LE:
Genau. Wir gehen heute mit Ivo, Flicka, Ottilie, Gundi, Wascht und Bazi einen Versorgungsmarsch. Es sind insgesamt 14 Kilometer und 1.100 Höhenmeter, knapp. Wir nutzen den Marsch zum Auftrainieren der Tiere jetzt gerade im Frühjahr. Wir steigern also allmählich das Gewicht und auch die Marschintensität, um dann die Truppe im Nachhinein mit Versorgungsgütern aller Art versorgen zu können.

BGBrigadegeneral:
Ja, super. Wie viel werden die denn heute tragen müssen?

LE:
Die Tiere werden im Durchschnitt 125 Kilogramm Zusatzlast bei sich tragen.

BGBrigadegeneral:
Das ist eine ganze Menge, und es geht nachher auch wirklich steil bergauf. Ich bin mal gespannt, ob ich das durchhalte, und zwar ganz ohne Last.

LE:
Da gehe ich von aus.

BGBrigadegeneral:
Ich hoff' das sehr (lacht). Auf alle Fälle haben wir perfektes Wetter heute hier. Wie ist denn das generell, wenn ihr unterwegs seid? Heute ist das Wetter toll. Spielt das Wetter für euch überhaupt eine Rolle?

LE:
Ja, das spielt natürlich für die Laune der Soldaten schon eine Rolle. Aber nichtsdestotrotz sind wir bei jedem Wind, jedem Wetter hier draußen unterwegs.

BGBrigadegeneral:
Und die Mulis, die sind jetzt auch schon unterwegs. Wir hören den Hufschlag, die kommen uns immer näher. Übrigens ganz wichtig für die Laune der Mulis ist es, wann und wie sie gesattelt werden. Die dürfen nämlich den ersten Teil der Strecke ganz ohne Last gehen, also so weit wie man die Lasten per Fahrzeug irgendwie transportiert bekommt. Und dann werden die erst aufgesattelt.

BGBrigadegeneral:
Das sind ganz spezielle Sättel, die mit Reitsätteln so ziemlich gar nichts zu tun haben. Das sind eine Art große Tragegestelle, und auf jeder Seite dieser Tragegestelle kann ein Korb eingehängt werden, und in dem Korb ist dann die Last, und man muss sich das so vorstellen: Unter dem Tragegestell ist eine Art dicke Decke, damit die Tiere keine Druckstellen bekommen, und jeweils vorne um die Brust geht ein Gurt und hinten um die Kruppe, also um das Gesäß des Pferdes, geht auch noch einen Gurt. Und das garantiert eben, dass die Last nicht verrutschen kann, weder zur Seite, noch nach vorne, noch nach hinten. Und die werden auch so vorbereitet, dass die Last gleichmäßig verteilt ist, also dass auf der rechten Seite des Tragtieres genauso viel Gewicht hängt wie auf der linken Seite. Das macht es natürlich dann den Maultieren auch leichter, die Balance zu halten, wenn sie dann unterwegs sind. 

BGBrigadegeneral:
Bevor wir zu unserem Versorgungsmarsch gestartet sind, habe ich mich heute früh mit Leutnant Eric schon im Stall getroffen und da wollte ich von ihm wissen, ob die Mulis in so einer modernen Armee überhaupt noch zeitgemäß sind und wie sie überhaupt dazu kamen, Mulis einzusetzen.

LE:
Es kam dazu, weil die Gebirgsjäger festgestellt haben, dass die Maschine, beziehungsweise das Fahrzeug, niemals das alleinige Transportmittel im Gebirge sein kann. Es gibt einfach Straßen und Wege, die nicht mit Fahrzeugen befahren werden können. Gerade im Gebirge, auf den steilen Hängen, auf den steilen Gebirgspfaden, die nur mit den Tieren überwindbar sind.

BGBrigadegeneral:
Und eben hört man sie gerade wieder schön im Hintergrund (lacht). 

LE:
Ja, genau.

BGBrigadegeneral:
Was ist denn eigentlich jetzt euer militärischer Auftrag? Du hast vorhin schon gesagt, dorthin gehen, wo man mit nichts anderem hinkommt. Aber es ist ja noch viel mehr, steckt ja noch mehr dahinter. Also auch das Thema Lärm und so weiter.

LE:
Genau. Wir haben mit den Tieren die Möglichkeit, zu jeder Witterungsbedingung im Gebirge unterwegs zu sein. Wir haben ja, oftmals hört man ja, der Hubschrauber ist jetzt das Transportmittel fürs Gebirge. Auch der Hubschrauber fliegt nicht, wenn die Wolkendecke zu niedrig hängt oder wenn ein Unwetter vorhergesagt ist. Er braucht auch ganz bestimmte Bedingungen, und vor allem hört man ihn auch. Das ist auch ein wichtiger Punkt, den du schon gesagt hast. Wir sind schnell, wir sind leise und wir können die Truppe, was auch unser Auftrag ist, die Truppe versorgen mit Versorgungsgütern jeglicher Art, sei es Wasser, sei es Nahrung, sei es Munition. Wie gesagt, dem sind keine Grenzen gesetzt.

BGBrigadegeneral:
Und wie viele Menschen und Tiere habt ihr hier aktuell?

LE:
Wir beschäftigen 150 Soldaten und 54 Trag- und Reittiere.

BGBrigadegeneral:
Und ihr habt hier Mulis und Haflinger. 

LE:
Genau.

BGBrigadegeneral:
Erklär doch mal bitte für die Leute, die sich mit Equiden nicht so gut auskennen, was der Vorteil ist von Mulis gegenüber Pferden, und was ein Muli überhaupt ist.

LE:
Also, ein Muli ist eine Kreuzung aus dem Esel-Vater und der Mutter, die ein normales Pferd ist, und wir nehmen aus beiden die positiven Eigenschaften mit, also die Trittsicherheit, beziehungsweise die Gelenkigkeit, und das Gemüt vom Esel und die Robustheit und Belastbarkeit eines Pferdes.

BGBrigadegeneral:
Du hattest vorhin im Vorgespräch so schön gesagt, es ist wie in der Familie: Papa ist der Esel. Das hat mir sehr gut gefallen (lacht). Das heißt aber auch, der Esel-Papa, der bringt auch die Ruhe rein. Also so dieses ruhige bisschen Gechilltere, als das Fluchttier Pferd, das ja dann doch schneller mal aufgeregt ist und dann vielleicht im Gebirge dann auch zu Reaktionen neigen könnte, die man nicht haben will, oder?

LE:
Genau. Der Esel ist eher so der Berechnende. Er schätzt die Lage ganz genau ein und handelt dann dementsprechend und hat nicht so in erster Linie den Drang zu flüchten. Die Esel werden ja auch als Herdenschutztiere eingesetzt in verschiedenen Ländern, um da zum Beispiel Schafherden oder andere Viehherden zu beschützen.

BGBrigadegeneral:
Und ich habe ja vorhin auch gelernt, dass die unheimlich viel Gewicht tragen können und laut rufen können – das hören wir gerade wieder (I-ah ist zu hören) – im Verhältnis zu ihrer Größe. Erzähl mir doch mal ein bisschen, wie es sich damit verhält. Also, allein die Sättel sind ja wahnsinnig schwer.

LE:
Genau. Der Sattel wiegt um die 40 bis 45 Kilo, die können circa 80 bis 120 Kilogramm zusätzlich noch mal an Material, Ausrüstung, Nahrungsmittel, Wasser dazu laden. Und das ist wesentlich mehr, als der einzelne Soldat oder die Soldatin den Berg im Rucksack hochtragen kann. Das ist auch der Vorteil, den wir aus den Tieren ziehen.

BGBrigadegeneral:
Wenn ihr jetzt unterwegs seid, wie schnell kann denn so ein Muli marschieren und was bedeutet das für den Menschen, der das Muli führt?

LE:
Also, ein Gebirgsjäger mit 15 bis 20 Kilogramm-Rucksack und Gefechtsausrüstung, der bewegt sich um die 300 Höhenmeter pro Stunde, 250, 300. Wenn man fittere Leute dabei hat, vielleicht sogar 350. Die Tiere laufen ein durchschnittliches Tempo von 400 bis 450 Höhenmeter die Stunde, auch wenn sie voll bepackt sind. Das heißt, die Leistung an die Soldaten hier ist: Werdet fit und haltet die Tiere nicht auf. Das heißt, wenn die einmal in Schwung sind, und sie brauchen Schwung am Berg, oftmals um kleine Stufen zu überwinden oder kleine Sprünge zu absolvieren, dann muss der Tragtierführer fit sein. Er muss vor dem Tier bleiben und, wie der Name schon sagt, das Tier führen und nicht sich vom Tier führen lassen.

BGBrigadegeneral:
Klar, das heißt, ihr müsst extrem fit sein.

LE:
Ich würde die Behauptung anstellen, dass meine Leute hier sehr, sehr fit sind am Berg.

BGBrigadegeneral:
So auf halbem Weg hat das führende Muli ein lockeres Eisen. Der Weg ist ganz schön steil. Für mich kommt die Pause genau richtig, weil wenn man das nicht gewöhnt ist und kein Muli ist, dann ist es echt anstrengend. Ein relativ schmaler, steil ansteigender Weg durch einen Wald mit großen Stufen und losen Steinen. Und die Tragtiere, die laufen hier einfach durch, als wäre nichts. Abgesehen von der kleinen Panne mit dem Hufeisen, die aber auch keine Panne ist. Und jetzt kommt der Leutnant Eric. Eric, das vorne gehende Tier, Ivo ist es, oder?

LE:
Genau, Ivo.

BGBrigadegeneral:
Hat jetzt ein lockeres Hufeisen. Was genau macht ihr jetzt? Ihr habt einen Schmied dabei.

LE:
In jedem Zug sind zwei Hufbeschlagschmiede, die genau in so einem Fall zum Tragen kommen. Die haben also Werkzeug und verschiedene Ersatzhufeisen oder Hufschuhe dabei und die sorgen dafür, dass das Tier wieder mit repariertem Eisen laufen kann.

BGBrigadegeneral
Im Stall erzählt mir Eric, dass die Schmiede sogar noch eine ganze Menge mehr können.

LE:
Dazu kommt noch, dass diese Hufbeschlagschmiede auch eine veterinärmedizinische Grundausbildung haben, das heißt jede Verletzung, die unmittelbar beseitigt werden kann oder versorgt werden kann, das übernehmen die Hufbeschlagschmiede.

BGBrigadegeneral:
Also so eine Art Muli Sani.

LE:
Genau. Sollte die Verletzung, die sich die Tiere zugezogen haben, größer sein, wird natürlich der Veterinär kontaktiert, der dann zu dem betroffenen Tier nach oben verlegt. Die haben auch alles dabei. Die haben mobile Röntgengeräte, die können das Tier sedieren. Sie können auch im Feld kleinere Operationen durchführen. Das muss sichergestellt sein zur Versorgung der Tiere.

BGBrigadegeneral:
Ich fand das ganz beeindruckend hier, eure Art, die Tiere zu halten, also wirklich sehr artgerecht. Erzähl doch mal bitte, wie ihr das macht.

LE
Wir haben hier eine Gruppenauslaufhaltung in drei Herden. Das bedeutet, die Tiere stehen 365 Tage im Jahr zusammen. Das hat für uns einfach den Vorteil, dass die Tiere, wenn sie dann in der Übung oder Ausbildung oder auch im Einsatz sind, ihre Rangordnung schon festgelegt haben und sich Tag und Nacht da bewegen können, wo es ihnen am besten gefällt. Sie können sich gegenseitig aus dem Weg gehen, sie können fressen, es sind ja auch Dauerfresser, müssen sich also immer bewegen und immer fressen.

BGBrigadegeneral:
Und die sind natürlich auch gesünder, wenn sie immer raus können. Das ist ja auch so ein ganz wichtiger Faktor. Die sind ja immer perfekt an das hier herrschende Klima angepasst. Im Winter mit dem dicken Winterfell.

LE:
Genau, da wird keiner frieren.

BGBrigadegeneral:
Genau. Und dann im Sommer eben auch mit dem dünneren Sommerfell. Und das heißt, ihr habt eigentlich die perfekte Umgebung für die Tiere. Ich fand es auch spannend, ihr habt einen eigenen Futtermeister, den einzigen Futtermeister in der gesamten Bundeswehr, und der hat uns ja vorhin auch was erzählt zum Futter. Also, ihr füttert überhaupt keinen Hafer, richtig?

LE:
Richtig, genau, da ist der Futtermeister der Spezialist. Er ist dafür verantwortlich, dass hier die Tiere immer auf 100 Prozent laufen, in Zusammenarbeit mit den Hufschmieden oder unter der Obhut unserer behandelnden Veterinäre. Also diese drei Positionen in Zusammenarbeit sorgen für die Gesundheit unserer Tiere. Genau.

BGBrigadegeneral:
Was ich auch gelernt habe heute im Laufe des Vormittags: Bei euch ist immer alles mit zwei Tieren ausgestattet. Also, beim Schmied stehen die zu zweit, die haben immer quasi einen vierbeinigen Freund, Begleiter bei sich, einen Buddy.

LE
Ja, einen Buddy. Kein Tier ist bei uns allein. Das liegt einfach daran, dass die Tiere Herdentiere sind und sich in einer ungewohnten Umgebung zu zweit besser zurechtfinden, als wenn sie ganz alleine wären.

BGBrigadegeneral:
Ja, wir sind jetzt auf der Zwieselalm angekommen. Eric, wie bewertest du den Marsch? Ist alles so gelaufen, wie ihr das gewollt habt, oder?

LE:
Ja, die Tiere, die sind Anfang des Jahres, gerade wenn sie auftrainiert werden, teilweise noch ein bisschen nervös. Versuchen natürlich, dieses unangenehme Zusatzgewicht ungern aufzunehmen. Ich bin aber mit dem Marsch an sich zufrieden. Wir sind hier angekommen, die Tiere sind versorgt, getreu dem Motto: Erst das Ross und dann der Reiter.

BGBrigadegeneral:
Ja klar, während wir eben reden, gucken alle noch, kontrollieren die Hufe, schauen sich alles an, ob alles gut ist. Ist wahrscheinlich absolute Routine für euch, oder?

LE:
Also, die Abläufe sind immer gleich. Das ist auch wichtig, dass nicht vergessen wird. Wie gesagt, die Tiere werden jetzt versorgt. Im Anschluss dann machen die Soldaten kurze Pause, und dann nehmen wir das Material, was hier verbraucht wurde, wieder auf und treten den Rückweg an.

BGBrigadegeneral:
Alles klar. Und wir reden dann im Stall weiter. 

BGBrigadegeneral:
(Hufgeräusche) Wo kommen eure Tiere her und wie bildet man so ein Muli aus, dass es nachher wirklich quasi der perfekte Partner des Gebirgsjägers wird?

LE:
Die Tragtiere werden innerhalb Deutschlands oder auch Europas angekauft, kommen dann in die Ausbildungsgruppe, genau, und durchlaufen die Stationen. Man sagt so grob ein Jahr. Es richtet sich aber ganz nach dem, was das Tier vorher schon erlebt hat. Beziehungsweise, wie der Ausbildungsstand ist und auch wie lernfähig das Tier ist. Im Grunde sind die Tiere unglaublich lernfreudig. Sie haben Spaß daran, mit den Soldaten zu arbeiten. Aber wie es auch bei den Menschen ist, es gibt die einen, die lernen bisschen schneller, die anderen lernen bisschen langsamer. Das wird dann vor Ort Tier für Tier entschieden, wann es soweit ist, in einem der Tragtierzüge oder in einem der Reitzüge zu arbeiten.

BGBrigadegeneral:
Was ist denn das Schwierigste bei der Ausbildung? Also wo müsst ihr am längsten dran üben, bis die Tiere das so machen, wie ihr es haben wollt?

LE:
Aus meiner Erfahrung heraus ist das Tragen des Sattels mit dem Zusatzgewicht eines der schwierigsten Ausbildungsthemen. Weil, klar, es ist unangenehm, wenn man eine Zusatzlast auf dem Rücken hat. Es klappert, hier und da bleibt man mal hängen an einem Strauch oder einem Ast. Das ist das, was das Tier so nicht gewohnt ist und bedeutet für uns den höchsten Ausbildungsaufwand.

Atmo
I-ah, i-ah

BGBrigadegeneral:
Okay, das war jetzt Nepomuk. Nepomuk findet es grad total blöd, dass die anderen Tiere aus dem Stall rausgehen. Und das war jetzt auch unüberhörbar (lacht).

LE:
Ja, oder er hat mir recht gegeben.

BGBrigadegeneral
Oder so! Genau so wird es sein. 

BGBrigadegeneral:
Interessanterweise: Die Mulis können tatsächlich beides, die können wiehern und rufen wie ein Esel. Spannende Sache. Ich frage mich immer, ein bilinguales Tier: Wann macht es was? Hast du das schon mal rausgefunden, wann wiehert es? Nee? Kriegt man nicht raus?

LE:
Das habe ich bis jetzt noch nicht raus. Vermutlich je nach Gemütszustand.

BGBrigadegeneral:
Lust und Laune, genau. Und wie ist das mit den Stalldiensten an Wochenenden und in der Nacht? Die müssen ja rund um die Uhr versorgt werden. Es muss immer jemand da sein. Wie regelt ihr das mit Stallwachen?

LE:
Wir haben eine Stallwache hier, die wöchentlich wechselt. Das sind mehrere Soldaten, die sich um das Ausmisten, um die Fütterung kümmern. Alles auf Weisung des Futtermeisters. Sie bekommen eine Einweisung wöchentlich, welche Tiere welche Futterarten zusätzlich bekommen. Und so ist jedes Tier bei uns meiner Meinung nach optimal versorgt.

BGBrigadegeneral:
Es ist ja alles hier personalisiert oder auf das Tier zugeschnitten, vom Sattel bis zum Futterplan bis zum Hufbeschlag. Und dadurch, dass ihr ja für alles eure eigenen Fachleute habt, greift da wirklich jedes Zahnrad ins andere. Wie macht ihr das, wenn ihr jetzt neue Tiere bekommt?

LE:
Das Tier wird durch die Tierankaufsichtung erst mal eingeschätzt. Da ist eine Tierärztin dabei, da ist ein Schmied dabei, nach Möglichkeit ein Tragtierführer. Das Tier kommt dann, wenn es alle Eingangstests bestanden hat, kommt es dann irgendwann zu uns, wird sozusagen eingekleidet. Auch das macht der Futtermeister. Durch sein umfangreiches Lager hat er sämtliche Arten von Zaumzeug, Sätteln, Trensen, Bürsten. Alles was an das Tier angepasst werden muss, hat er vorrätig. Das Tier wird ausgemessen und ihm wird seine persönliche Bekleidungsausstattung zur Verfügung gestellt. Die wechselt auch nicht. Es ist ganz einfach, auch zur Verhinderung der Übertragung von Krankheiten hat jedes Tier seine eigene Bürste, was auch nur dieses Tier bekommt. Den eigenen Sattel, der auf das Tier angepasst wird, der ausgemessen wird, dass sich der Sattel optimal an den Rücken des Tieres anpasst und, ja, damit möglichst bequem durch die Berge streifen zu können.

BGBrigadegeneral:
Ja, super. Arbeitet ihr denn auch mit anderen Nationen zusammen? Wir sind ja hier so ein bisschen sehr in der Nähe von Österreich. Ich kann mir vorstellen, da könnte es ja auch Kooperationen geben.

LE:
Die Österreicher und wir haben eine sehr gute Kooperation. Nicht nur Österreich, auch mit der Schweiz, wo auch unsere Hufbeschlagschmiede eine gewisse Zeit ihrer Ausbildung verbringen. Und jetzt langsam kommen die Armeen der anderen Nationen wieder auf die Idee: Hey, wir haben die Expertise des Tragtierwesens aufgegeben. Jetzt möchten wir es aber gerne wieder aufbauen, weil die Vorteile klar auf der Hand liegen.

BGBrigadegeneral:
Interessant fand ich auch den Fakt, dass die Amerikaner tausende von Tragtieren haben. Ihr habt mit denen auch schon früher ab und zu mal zusammengearbeitet. Die Annahme ist ja, es ist kein modernes Transportmittel. Aber eigentlich, wenn relativ viele Nationen jetzt wieder umdenken, könnte man ja eigentlich sagen: nee, ist es sogar sehr zeitgemäß, weil es ist eben, es hat diese Vorteile. Außerdem, es braucht nicht viel Betriebsstoff, es braucht halt Wasser und Futter.

LE:
Die meisten Nationen orientieren sich jetzt wieder um und möchten wieder, weil sie einfach die Kompetenz verloren haben oder Expertise verloren haben, möchten das Ganze jetzt wieder aufbauen. Und dementsprechend gibt es auch Kooperationen mit verschiedensten Nationen, auf die wir einerseits zurückgreifen und die aber auch auf uns zurückkommen und sagen: Hey, wie sieht es denn aus? Was wisst ihr noch, welche Erfahrungen habt ihr gemacht und was könnt ihr empfehlen? Was ist eher nicht zu empfehlen? Auf was müssen wir achten? Wir schauen schon nach links und rechts, so wie das auch die anderen Nationen machen.

BGBrigadegeneral:
Wie lange können eigentlich die Tragtiere arbeiten? Bis zu welchem Alter etwa könnt ihr die einsetzen?

LE:
Die Tragtiere haben bei uns eine durchschnittliche Dienstzeit von 20 Jahren und werden dann bei uns, ich nenne es mal auf die Seniorenweide gestellt. Also, die werden noch versorgt, müssen aber nicht mehr arbeiten und können bei uns auch ab und zu erworben werden.

BGBrigadegeneral:
Das sind dann meistens ja auch Soldatinnen oder Soldaten, die so ähnlich wie bei Diensthundeführern...

LE:
Die eine Verbindung mit dem Tier eingegangen sind, weil sie der Tragtierführer des Tieres waren und auch die Kapazitäten zu Hause haben. Aber das ist nicht so, dass die Tiere einfach hergegeben werden. Es wird natürlich schon dafür gesorgt: Kann der neue Besitzer für das Tier sorgen? Hat er die entsprechenden Voraussetzungen beziehungsweise auch hat er den Platz dafür?

BGBrigadegeneral:
Ja, die Weide und ein anderes Tier und so weiter. Die wollen ja auch Gesellschaft haben und brauchen das. Klar, genau. Ja, sehr schön. Was ist für dich persönlich jetzt der schönste Teil der Arbeit hier mit den Tieren?

LE:
Das Schönste für mich hier ist einfach die Abwechslung, dass man ja immer was Neues hat, auf das man sich freuen kann, und die Tiere sind, ja, die sind einfach dankbar. Wenn man sich gut um sie kümmert und mit ihnen so umgeht, wie man auch selbst behandelt werden möchte, dann sind es die Begleiter für ein ganzes Leben.

BGBrigadegeneral:
Wunderbar. Ich danke dir. Das war ein schönes Schlusswort und das war es dann auch mit dem heutigen Funkkreis aus Bad Reichenhall. Danke, Eric.

LE:
Ja, sehr gerne.

BGBrigadegeneral:
Und Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wünsche ich eine schöne Woche. Und ja, bis demnächst. Ich melde mich ab aus dem Funkkreis. Machen Sie es gut. Tschüss.

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.