Transkription
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Sprecher: Janet Watson (JW), Hauptfeldwebel Martin (HF M)
JW: Sprengfallen werden im Einsatz von Terroristen ausgelegt, um die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber auch um ganz bewusst Schaden anzurichten. Und Schaden anrichten heißt in diesem Fall, Menschen zu töten. Auch die Bundeswehr hatte immer wieder mit Sprengfallen und Minen zu tun und Soldaten sind dadurch zu Tode gekommen. Gefallen.
Im Einsatz sind aber auch immer die Männer und Frauen vom EODExplosive Ordnance Disposal dabei. Sie entschärfen Sprengfallen, damit die dann eben keine Gefahr mehr darstellen. Und einer von ihnen war Hauptfeldwebel Martin*. Zu Hause ist er Zugführer eines EODExplosive Ordnance Disposal-Zuges und in Münster auf dem Truppenübungsplatz haben wir ihn besucht. Aber im Einsatz in Mali hat er eine Sprengfalle entschärft und darüber reden wir heute mit ihm.
Ich bin Hauptmann Janet Watson von der Redaktion der Bundeswehr. Herzlich willkommen beim Funkkreis.
Delta to all. Radiocheck. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over.
Funkkreis – Podcast der Bundeswehr.
JW: Du warst vor ein paar Jahren im Einsatz. Ist es schon ein paar Jahre her?
HF M: Ich bin letztes Jahr im April zurückgekommen.
JW: Mensch, dann ist es ja noch gar nicht so lange her. Und du hattest da eine sogenannte Handentschärfung in deinem Einsatz.
HF M: Grundsätzlich nennen wir es nicht Handentschärfung. So ist es halt bekannt an sich. Wir nennen das Beseitigen von entweder UXOS (Unexploded Ordnance, Anm. d. Red.), das heißt zurückgebliebene Munition, Blindgänger oder Ähnliches. Oder in dem Fall Sprengfallen. Grob haben wir dort unsere Verfahren, die wir irgendwann mal gelernt haben, die wir immer lageangepasst einsetzen. Hier gehen wir halt so vor, dass wir möglichst immer die größtmögliche Schutzwirkung für uns und eigene Kräfte haben, ohne uns selbst zu gefährden.
JW: Aber was muss denn passieren, damit so eine Beseitigung angeordnet wird? Also vom Prinzip her weist euch die Leitstelle an, aber warum genau?
HF M: In unserem Fall: Unseren eigenen Kräften hätte es schaden können. Es hat uns direkt betroffen. Deutsche Kräfte. Und deswegen mussten wir dort handeln in dem Fall. In einem Einsatzszenario ist das halt durch gewisse Regularien festgesetzt. Im Einsatz werden wir hier halt einer gewissen Truppe unterstellt und unterstützen die dann und fahren mit denen mit. Und wenn die uns was melden, was die stört, in dem Fall Sprengfallen oder Munition, dann müssen wir auch handeln. Also das ist halt vom Szenario abhängig.
JW: Gehen wir mal zum Einsatzszenario zurück, beziehungsweise zurück zu dem Tag selber, als tatsächlich das IEDImprovised Explosive Device aufgeklärt worden ist. Wie hast du davon erfahren?
HF M: Wir waren in unserem Verfügungsraum und dann haben Kräfte, die in unserem Aufgabenbereich dort Patrouille gefahren sind, dieses IEDImprovised Explosive Device aufgeklärt oder haben einen IEDImprovised Explosive Device vermutet, eine Sprengfalle. Dann wurden wir informiert, sind dorthin verlegt mit Unterstützungskräften beziehungsweise Sicherheitskräften und haben dann weiter die Lage aufgeklärt und dann festgestellt: Tatsächlich, da liegt eine Sprengfalle, die unsere eigenen Kräfte gefährdet. Wie müssen wir handeln?
JW: Ganz kurz noch für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer: Verfügungsraum heißt nicht direkt mit bei der Patrouille dabei, sondern in einem sichereren Gebiet weiter hinten. Jetzt stellt sich mir aber die Frage: Was ist dann passiert? Wie bist du vorgegangen?
HF M: Ich habe Aufklärungsmittel genutzt. Zum Beispiel: ganz normal das Fernrohr oder auch unsere fernlenkbaren Waffen die wir auf unseren Fahrzeugen haben. Einfach um ein vernünftiges Bild zu bekommen von der Lage. Ich habe mich einweisen lassen von denen, die es gesehen haben. Die hatten auch einsatzbedingt Kameras auf ihren Fahrzeugen und konnten mir dann zeigen, wo genau das liegt. Dann habe ich mich halt dazu entschieden, dort hinzugehen und mir das anzuschauen, das Ganze.
JW: Jetzt hast du dich aber dazu entschieden, nicht den Anzug anzuziehen, also diesen typischen EODExplosive Ordnance Disposal Anzug, der dich vor Explosionen geschützt hätte.
HF M: Wir haben in Mali Temperaturen in der Sonne von bis zu 45 Grad. Ich hatte hier relativ weite Strecken zurückzulegen und der Boden war sehr weich. Das heißt, wenn ich vorn an der Sprengfalle angekommen wäre... Ich bin körperlich leistungsfähig, aber irgendwann sind dem auch Grenzen gesetzt.
JW: Entscheidet man sich selber am Ende, wie man jetzt weiter vorgeht, um die IEDImprovised Explosive Device dann zu entschärfen, oder?
HF M: Ja, unter Berücksichtigung natürlich unserer Grundsätze im Schwerpunkt, dass wir uns nicht unnötig gefährden und nicht zusätzlich gefährden.
JW: Ja, auf jeden Fall, schon klar unter Berücksichtigung der Grundsätze. Aber jetzt eignet sich ja nicht jedes Verfahren für jede Sprengfalle etc. Irgendwie muss man sich doch entscheiden, wie man mit der Sprengfalle umgehen will.
HF M: Also ich bin 2017 mit meiner Ausbildung fertiggeworden, habe etliche Übungplätze besucht, habe etliche Einsatzvorbereitungen gemacht. Das war mein dritter Einsatz in dem Fall und ich habe dort viele Bilder schon auf den Übungen gesehen. Das kann man vergleichen. Am Ende ist jeder Fall einzeln zu betrachten. Ich rede dann auch mit meinem Trupppartner, weil der hat auch seine Erfahrung. Und wenn man sich dann einig ist, also es ist wirklich ein Zusammenarbeiten, das muss stattfinden, dann will ich dann, was ich tue.
JW: Dem muss ja unfassbar viel durch den Kopf gegangen sein, als du nach vorne gegangen. Also wenn ich mir das selber für mich so vorstelle, ja, okay, du hast deine Kamerabilder gehabt, aber meine Gedanken im Kopf würden echt rasen.
HF M: Es ist schwierig zu beschreiben. Man will dann halt auch seinen Job machen, will das also ich zumindest. Ich spreche jetzt von mir. Ich wollte irgendwann auch mal meine Sprengfalle beseitigen. Dementsprechend. Ich hatte eine leichte Nervosität, eine gesunde Nervosität. Also ich habe auch nicht gezittert oder Ähnliches, aber der Adrenalinspiegel steigt. Grundsätzlich ist man innerlich ruhig, man konzentriert sich und geht seine Abläufe durch.
JW: So ein bisschen wie Schalter im Kopf umlegen und man ist so im fachlichen Tunnel drin.
HF M: Im Grunde genommen ja. Ich weiß, dass die äußere Sicherung in dem Fall steht. Ich weiß, dass ein beweglicher Arzttrupp zur Verfügung steht, der mich zur Not versorgt. Ich weiß, dass die Rettungskette feststeht, und dann tatsächlich ist nur noch das, was zählt, ist das da vorne. Und meine Jungs, also mein Trupp, und wenn irgendwas dazwischenfunkt, dann krieg ich das über Funk mit.
JW: Jetzt werden Sprengfallen ja meistens einfach noch mal überwacht. Wir nennen das dann einen Spotter, der dann irgendwo sitzt und beobachtet. Ich habe 2019 mal neben der möglichen Sprengfalle mich befunden und hab für mich festgestellt, es ist ein richtig, richtig ekelhaftes Gefühl zu wissen, da sitzt noch irgendwo irgendjemand rum und beobachtet gerade alles, was wir hier machen und wie wir mit der Situation hier umgehen. Wie ging es dir dabei? War das ein komisches Gefühl irgendwie? Also das kannst du sicherlich nachvollziehen, oder?
HF M: Ich habe hier Kräfte dabeigehabt, die das Ganze gesichert haben. Ich stand quasi in dem Ring. Ich habe mich sicher gefühlt wie ein Vogel in einem Ei sozusagen. Und das Gelände dort war tatsächlich so, dass ich sehr gut versteckt war. Also ich hatte links und rechts hohes Gras. Wie ich vorgegangen bin, wie ich gearbeitet habe, konnte man wirklich nicht von außen aufklären. Es ist immer möglich, dass irgendwo noch ein Spotter sitzt, den wir gar nicht erkennen mit Kamera oder Ähnliches, weil die Verbringer wollen, eventuell Beweisvideos oder Ähnliches. Oder wenn wir eine Auslösung über Schalter oder Ähnliches haben, dass irgendwo einer sitzt. Aber in dem Szenario konnten wir da nichts aufklären. Hat auch mit dem Lagebild, was ich mir vor Ort verschafft habe, was mir gemeldet worden ist, was ich gesehen habe, jetzt auch nicht wirklich Sinn gemacht, dort jemanden irgendwo eine Ecke zu setzen, der auf den Knopf drückt.
JW: Trotzdem stelle ich mir das jetzt irgendwie, weiß ich gar nicht, komisch vor. Also zu irgendeinem Zeitpunkt nicht irgendwie Angst gehabt?
HF M: Nein, tatsächlich nicht. Also, nicht bewusst.
JW: Überwiegt da echt diese, du hast irgendwie so ein bisschen Adrenalin, freudige Erregung, weil du gesagt hast, dafür bist du ausgebildet worden? Das musst du immer mal machen?
HF M: Also, man ist da in, wir haben es ja schon gesagt, in so einem Film drinnen, voll in dieser Materie drinnen und dann ist ja, dann saß ich dort und das war dann mehr Neugier, was hat er da gemacht, wie haben die das verbracht, wie haben die sich dabei angestellt? Und dann dachte ich mir: Ja, okay, kommt mir bekannt vor, die machen das tatsächlich so. Auch dieses Bild habe ich schon mal grob gesehen. Ähnlich. Und dann also wirklich Angst kann ich nicht behaupten, dass ich das verspürt habe. Nein.
JW: Aber das muss doch hinterher irgendwie auch zu dir durchgesackt sein. So das Wissen, was du jetzt die ganze Zeit gemacht hat, wie gefährlich das vor allem vielleicht auch einfach war.
HF M: Im Nachhinein auf dem Fahrzeug, dann über dem Wortfunk, dann habe ich zu den Jungs gesagt, das war unser erstes IEDImprovised Explosive Device. Yeah, wir haben uns auch nicht gefeiert oder so dafür, aber irgendwo war schon eine gewisse Freude da. Und dann: Das ist gerade wirklich passiert. Cool, weiter geht es.
JW: Kurz und schmerzlos.
HF M: Die Operation war noch nicht zu Ende. Wir waren ja noch zehn Tage unterwegs Und das war, ich glaube, am dritten Tag. Das war ein krasser Einstieg. Und tatsächlich für mich auch endlich mal im dritten Einsatz scharf zu arbeiten und selber für mich festzustellen, ich verfalle nicht in Schockstarre oder Ähnliches oder mach mir in die Hosen, sage ich jetzt mal so. War für mich eine Feuerprobe in dem Fall, weil man, egal wie oft man ausgebildet wird, egal wie oft man das macht. Man weiß tatsächlich, wenn es dann wirklich scharf vor einem liegt, weiß man nicht, wie man reagiert. Kann ich. Weiß ich nicht.
JW: Hast du dir davor immer Gedanken drum gemacht, wie du wohl reagieren würdest? Oder ist das so ein Ding, was einem im Kopf irgendwie rumgeht? So nach dem Motto: Wie schaffe ich es, dem irgendwie standzuhalten? Schaffe ich es, dem irgendwie nicht standzuhalten?
HF M: Ich habe drüber nachgedacht, aber ich habe es nicht infrage gestellt. Also ich bin davon ausgegangen: Jo, ich schaff das! Aber es hätte auch passieren können, dass ich das nicht schaffe. Auch wenn ich mich mit Familie unterhalten habe, Freunden oder man trifft halt irgendjemanden: „Was machst du beruflich? Blablabla.“ Dann kommt immer gleich: „Oh, das klingt ja voll gefährlich.“ Grundsätzlich ist Soldatsein gefährlich, auch ein Einsatz-Kamerateam oder Presse. In dem Fall sind die genauso gefährdet, wenn sie draußen unterwegs sind wie wir.
JW: Ja, wobei mich meine Arbeit oder die von einem Einsatz-Kamerateam, also diejenigen, die zu einer Einsatz-Dokumentation abgestellt werden, die zwingt uns ja nicht, ein IEDImprovised Explosive Device zu entschärfen. Das ist schon noch was anderes.
HF M: Grundsätzlich hätte ich, auch wenn ich es mir nicht zugetraut hätte, dort vorzugehen beziehungsweise zu arbeiten, hätte ich auch einfach versuchen können, mir eine Möglichkeit einfallen zu lassen, dass ich da Sprengstoff nach vorne bringe, dass ich das Ding einfach wegsprenge, aber am Ende keine Beweise habe, um mögliche Täter zu verbringen oder zu erwischen. Wir führen auch Beweismittelsicherung durch, sobald wir Sicherheit hergestellt haben. Und möglicherweise hat sie dazu geführt, dass irgendwo einer geschnappt worden ist, das Ding gebaut hat, was uns wieder ein bisschen sicherer macht. Der böse Bube muss dann wieder einen Neuen finden, um uns dann am Ende wieder zu schaden.
JW: Du hast dich jetzt aber bewusst dazu entschieden, das IEDImprovised Explosive Device selbst händisch zu entschärfen. Du hättest ja auch ein paar Hilfsmittel haben können wie zum Beispiel den EODExplosive Ordnance Disposal-Roboter, also tEODortelerob Explosive Ordnance Disposal and observation robot. Du hättest aber auch die Möglichkeit gehabt, das IEDImprovised Explosive Device kontrolliert zu sprengen. Du hast dich aber genau gegen diese Varianten entschieden.
HF M: Den Roboter dort einzusetzen, hielt ich auch für unzweckmäßig. Aufgrund des Geländes: lockerer Sand. Den hätte ich am Ende irgendwo festgefahren und genau mit dem hätte ich auch noch mit der Kamera gucken können, weil ich habe keine Schippe oder Ähnliches für meinen Roboter, um ein IEDImprovised Explosive Device auszubuddeln. Ich kann da ein bisschen kratzen, mehr kann ich nicht tun.
JW: Und Kamerabilder hast du ja schon gehabt.
HF M: Kamerabilder hatte ich schon und einfach nur Sprengstoff ablegen, das ist die schnelle Variante. Das machen wir bei der Landes- und Bündnisverteidigung. So, wie wir es jetzt gerade lernen, hier auf unserem Übungsplatz. Aber das ist im Einsatz dann auch unzweckmäßig.
JW: Weil die Beweise dann, glaube ich, auch einfach vernichtet sind. Jetzt frage ich mich aber auch, ob du an einem Punkt vielleicht auch einfach Schiss gehabt hast, dass das IEDImprovised Explosive Device umsetzen könnte. Also explodiert.
HF M: Nein, ich glaube, auch wenn dieser Gedanke kommt, sollte man es auch bleiben lassen. Ich weiß, dass irgendwas mal passieren kann. Dann bin ich entweder danach ein Krüppel oder halt, wenn ich nah genug dran bin, bin ich tot.
JW: Jetzt wart ihr als EODExplosive Ordnance Disposal-Trupp vor Ort. Das heißt, du hast auf jeden Fall auch noch einen Trupppartner gehabt, aber trotzdem bist du nach vorne gegangen. Das hast vermutlich auch du entschieden, oder?
HF M: Grundsätzlich, weil ich der Truppführer war. Das heißt der erste Mann. So ist es bei uns aufgestellt. Hätte ich mich jetzt nicht wohlgefühlt oder Ähnliches, hätte ich auch meinen Stellvertreter schicken können. Mir ging es super, alles war gut. Ich bin nicht in Schockstarre oder Ähnliches verfallen. Ich konnte meinen Auftrag wahrnehmen und dementsprechend bin ich da vorgegangen, weil es halt in dem Fall mein Job ist als Truppführer. Meinen zweiten Mann habe ich als Unterstützung hinten. Mit dem stehe ich immer in Verbindung. Dem erzähle ich, was ich mache. Und wenn ich dann vielleicht mal einen Aussetzer habe oder Ähnliches. Jeder macht Fehler unter Druck und unter Stress. Kann der mich noch mal zurückpfeifen in dem Moment.
JW: Dass du selber vorgegangen bist, war das vielleicht auch so eine Art „lieber passiert mir was als meinen Jungs“.
HF M: Auch, ja. Also grundsätzlich waren wir alle im Gefahrenbereich und auch mein Trupppartner war zwischenzeitlich recht nah am IEDImprovised Explosive Device. In dem Fall hat mein Trupppartner auch eine Frau daheim, wo ein Kind anstand. Und da gehe ich auf jeden Fall als Truppführer definitiv vor.
JW: Es ist für dich auch wichtig, weil es schon so eher auch in die Richtung einfach reinspielt: Führen durch Vorbild.
HF M: Führen durch Vorbild, grundsätzlich ja. Aber wie gesagt, ich bin als Truppführer, auch bei uns, so wie wir aufgestellt sind, bin ich der, der vorgeht. Punkt. Wie gesagt, wenn es mir schlecht geht oder Ähnliches, ich mir das in dem Moment nicht zutraue, kann ich den zweiten Mann dann übernehmen lassen. Aber das würde ich nie tun. Nur aus… Ja, jetzt machst du es, weil ich. Ja, mach es halt einfach. Punkt. Auch wenn es mir gut geht. Dass er, dadurch hatte ich auch tatsächlich mit meinem Partner eine gewisse Meinungsverschiedenheit. Wir üben halt auch mal abwechselnd im Training, aber im Einsatz habe ich festgelegt, solange es mir gut geht, solange ich fit bin, bin ich immer der, der vorgeht.
Also selbst hätten wir am nächsten Tag noch ein IEDImprovised Explosive Device gehabt, wäre ich auch wieder der gewesen, der vorgeht. Weil ich persönlich wollte es für mich nicht verantworten müssen, dass dem Mann, der dort vorgeht, dann was passiert und nicht nach Hause kommt, obwohl ich fit bin. Nein, das habe ich nicht gesehen.
JW: Es ist ja zum Glück auch nichts passiert und ihr seid vor allem alle am Ende der Operation dann wieder heil im Lager angekommen. Ist dir zu irgendeinem Moment, vor allem vielleicht wirklich im Lager, als es ein bisschen ruhiger war, mal durch den Kopf gegangen, dass du nun Held sein könntest, weil du aus Prinzip dahin gegangen ist, wo sonst keiner hingeht?
HF M: Also grundsätzlich muss ich sagen, die EODs, dass sind schon geile Typen, das muss ich sagen. Ansonsten werden sie alle sauer auf mich, wahrscheinlich.
JW: Eigentlich denkst du das auch.
HF M: Wir machen unseren Job. Wir machen unseren Job, wir haben es gelernt. Wir haben uns das ausgesucht, bewusst und dementsprechend. Punkt. Wir als Helden? Nein.
JW: Du kannst dich bestimmt noch dran erinnern, was du gemacht hast, an dem Tag, wo ihr wieder im Lager angekommen seid?
HF M: Ich habe meine Mama angerufen, weil mein Kompaniechef hat mich angerufen und gemeint, ich sollte aber bitte zu Hause anrufen, weil ich seit 14 Tagen nicht angerufen habe oder so. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich meiner Ma noch davor irgendwann gesagt habe, Achtung, ich bin jetzt erst mal eine Weile nicht erreichbar. Mein Chef hat mir dann ja gesag, ruf da mal an. Das war sehr amüsant. Ja, und die habe ich dann an dem Abend noch angerufen.
JW: War ja, zum Glück alles in Ordnung und Mama dann auf jeden Fall beruhigt. Hoffe ich zumindest. Danke, dass du deine Erfahrungen über die Entschärfung mit uns geteilt hast und danke für das Gespräch. Für Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, endet damit heute die heutige Funkkreisfolge. Hören Sie gerne beim nächsten Mal wieder rein. Für dieses Mal melde ich mich auf jeden Fall ab aus dem Funkkreis.
*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.