Transkription Funkkreis #90: Paralympics

Transkription Funkkreis #90: Paralympics

Datum:
Lesedauer:
18 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Delta to all. Radio check. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over.
Funkkreis – Podcast der Bundeswehr

Sprecher: Kerstin Brachtendorf(KB) und Niko Kappel (NK)

Redakteurin: Matthias Lehna (ML)

ML: Sie sind wieder zurück aus Tokio. Unsere Sportlerinnen und Sportler der Paralympischen Spiele 2020/2021. Vom 24. August bis zum 05. September haben 18 durch die Bundeswehr individuell geförderte Sportlerinnen und Sportler an diesen Spielen teilgenommen. Zwei von ihnen habe ich heute zu Gast – Nico Kappel und Kerstin Brachtendorf. Mein Name ist Hauptmann Matthias Lehna aus der Redaktion der Bundeswehr und zuerst darf ich Kerstin begrüßen.

ML: Das sind jetzt deine dritten Paralympischen Spiele gewesen, bei denen du als Radsportlerin teilgenommen hast. Von den Spielen in London 2012 über Rio 2016 bis nach Tokio. Immer auf einem anderen Kontinent. Bist du jetzt wieder zufrieden aus Japan zurückgekehrt?

KB: Ja, mehr als zufrieden. Also das war auch irgendwie ein totales Kontrastprogramm. Also London waren für mich die ersten Spiele und in Rio war meine Erwartungshaltung auch sehr hoch, weil zweite Spiele und ich davor auch Weltmeister geworden bin. Und jetzt, so Tokio, habe ich dann so ein bisschen als – einfach komplett mit Abstand oder beziehungsweise auch so ein bisschen freier, irgendwie da rein zu gehen. Von daher war es jetzt noch mal besonders – von dem Ganzen drum herum.

ML: Ja, das glaube ich dir. Du hast bei diesen Spielen mit einer Bronzemedaille beim Zeitfahren deine erste Medaille überhaupt geholt. Dabei hast du 19 Tage zuvor erst noch eine Operation durchgestanden. Was ging dir nach deinem Medaillengewinn durch den Kopf?

KB: Ja, boah. Gerade im Moment bekomme ich auch wieder eine Gänsehaut, weil das ist – ja – im Prinzip genau eine Woche her. Ja, ich habe noch genau diesen Moment so vor Augen, wo wir da auf der Wiese lagen. Natürlich. Man hat ja alles rausgehauen und ausgepowert und ja, ich kann das eigentlich immer noch nicht in Worte fassen. Ich hatte da auch zu unseren Betreuern gesagt, ich habe mir eigentlich vorgestellt, wenn ich meine erste Medaille bei den Paralympics hole, dass ich wahrscheinlich den ganzen Tag irgendwie springend und jubelnd durch die Gegend laufe. Aber das war - im Prinzip war das wie so ein kleiner Schock, was ich einfach nicht so wirklich realisiert habe. Und das setzt sich erst so langsam und kommt auch erst so langsam an. Aber ja – grandios einfach.

ML: Das freut mich auf jeden Fall. Und du hast es geschafft, obwohl die Vorbereitung nicht optimal war. Was war da los?

KB: Ja, die war alles andere als optimal. Wir waren im Trainingslager in Livigno. Höhentrainingslager. Ich hatte mich eigentlich bis dahin sehr gut gefühlt und hatte auch meinen genauen Plan, bis ich dann irgendwie ungefähr in der zweiten Woche vom Trainingslager beim Training intensive Schmerzen gehabt habe. Und ja, da hat man erst mal versucht, physiotherapeutisch zu behandeln oder mit Ruhe und was auch immer. Aber letzten Endes hat sich dann rausgestellt, dass ich einen akuten Arterienverschluss hatte – im Becken und dadurch das Bein nicht mehr versorgt war. Ich wurde von Livigno aus direkt im MRT in der Schweiz untersucht und da war die Diagnose klar. Das ist so und so und für mich war dann einfach – auch das war natürlich der totale Schock. Ich habe das auch gar nicht realisiert. Ich habe dann nur zu meinen Kollegen am Abend gesagt, ich werde nicht mit nach Tokio fliegen. Ich habe dann an deren Reaktion gemerkt, wie dramatisch das eigentlich war und ich habe das dann für mich abgehakt. Aber unsere Mannschaftsärztin, die Anja Hirschmüller, hat tatsächlich ihr Netzwerk in Bewegung gesetzt und hat in einer Nacht- und Nebelaktion für mich eine Operation organisiert und ich war dann gleich am nächsten Tag in Bad Kotzingen im Herzzentrum und habe einen Stand gesetzt bekommen. Aber auch da war natürlich noch nicht klar, dass ich starten kann. Die Operation war halt nötig. Aber dass ich da nach Tokio fliege, ungefähr zehn Tage später, das war für mich überhaupt nicht realistisch. Von dem her war das alles andere als optimal in der Vorbereitung.

ML: Ja, wie gesagt – Wahnsinn. 19 Tage später die Bronzemedaille. Aber du hast ja generell auch erst recht spät angefangen, Paraleistungssport zu betreiben. Wie bist du überhaupt dazu gekommen?

KB: Ja, das weiß ich selber nicht so genau. Ich sage immer, es ist, wie die Jungfrau zum Kind gekommen ist. Ich habe auch als Kind nie Leistungssport gemacht. Ich war halt irgendwann, da war ich schon Ende 20, da bin ich halt so auf das Mountainbike gestiegen, weil ich zu der Zeit in Bayern gelebt habe und meine Arbeitskollegen, die sind am Wochenende alle zum Mountainbiken gegangen. Und da bin ich dann mit. Und bin dann irgendwann mal solche Mountainbike Marathons gefahren und bei genauso einem Mountainbike Marathon hat mich dann der Michael Teuber – auch immer noch mein Paracycling-Kollege, sehr erfolgreich – der hat mich damals angesprochen, ob ich das nicht mal ausprobieren möchte. Das war für mich in dem Moment, habe ich gedacht Behindertensport. Ich habe mich auch nicht wirklich behindert gefühlt, sage ich jetzt einfach mal. Aber nach langem Hin und Her und ich habe mir dann auch angeschaut, ich hatte ja auch von dem Thema – im Prinzip habe ich mich damit auch nie beschäftigt. 2011 bin ich dann tatsächlich zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft gestartet und bin da auf Anhieb auf dem fünften Platz gelandet. Und war bei dem auch im Kader, also in der Nationalmannschaft.

ML: Genau. Du hast ein versteiftes Fußgelenk, soweit ich weiß und das heißt, dadurch bist du in einen der Töpfe gekommen, von den Sportlern, die die Bundeswehr als Parasportler fördert. Was bedeutet das?

KB: Ja, das. Die Info habe ich ja letzten Winter erst – sage ich jetzt mal bekommen, weil diese Förderung gibt es ja auch noch nicht so lange. Soweit ich mich erinnern kann, ging das nach Rio los. Also 2016. Damals habe ich ja keine Medaille geholt und für mich war das dann auch klar, dass ich nicht würdig bin, in Anführungszeichen, da gefördert zu werden. Aber als ich dann jetzt im Winter im Trainingslager die Info bekommen habe, das war für mich natürlich ja großartig. Gerade als Radsportler haben wir ja auch so einen immensen Materialaufwand, was die Kosten angeht. Das ist einfach – auch das Niveau ist inzwischen so, dass man eigentlich mit einer normalen Arbeit und dem Sport – das funktioniert nicht mehr. Zumindest funktioniert es nicht mehr so, dass man auf dem Niveau mitfahren könnte. Von dem her ist das natürlich die optimale Voraussetzung gewesen, jetzt.

ML: Ok. Das bedeutet also neben der Möglichkeit, deinen Sport zu betreiben, ist das auch für dich eine Art Anerkennung?

KB: Auf jeden Fall. Das macht mich natürlich Stolz, weil es halt wie gesagt, es ist ja auch nur – es sind tatsächlich auch – ja, man muss sich auch durch seine Leistung im Prinzip beweisen. Und klar für jeden Sportler ist natürlich Anerkennung das Wichtigste. Natürlich macht man es für sich selber, aber natürlich ist das auch Balsam und auch Antrieb weiterzumachen, wenn man von außen noch mal Anerkennung bekommt.

ML: Super. Danke dir für deine Zeit du hier geschenkt hast und für die Einblicke, die du uns gegeben hast und noch mal Glückwusch zur Medaille.

KB: Ja, vielen Dank.

ML: Wir wechseln jetzt die Sportdisziplin. Von dort, wo es darum geht, besonders lange durchzuhalten zu jenen, die besonders schnell und kraftvoll sind. Ich begrüße den zweiten Gast. Hallo Niko.

NK: Grüße dich. Hi Matthias.

ML: Du bist ein Star in der Para-Leichtathletikszene. Kannst du dich kurz unseren Zuhörerinnen und Zuhörer mal vorstellen?

NK: Ja, mein Name ist Niko Kappel. Ich bin kleinwüchsig, 1,40 Meter groß, Kugelstoßer, 70 Kilogramm schwer. Bedeutet ein BMIBundesministerium des Innern und für Heimat von 36. Genau. Kugelstoßer und war jetzt bei den Paralympics das zweite Mal. In Rio habe ich Gold gewonnen und jetzt hier in Tokio Bronze.

ML: Klasse. Du hast es ja eben erwähnt, deine Paradedisziplin ist das Kugelstoßen. 2016 hast du in Rio Gold geholt und hier mit einer Stoßweite von 13,30 Metern Bronze erkämpft, wie du selbst gesagt hast. Wie zufrieden bist du mit deiner Leistung?

NK: Ja, also jetzt im Nachgang – so die Saison war sehr schwierig für mich. Hatte immer wieder ein bisschen Verletzungspech, musste pausieren, musste irgendwie improvisieren und konnte nicht so trainieren und mich vorbereiten, wie ich das gerne gemacht hätte. Deswegen war das alles ein bisschen schwierig. Die Leistung an sich 13,30 Meter ist nicht das, was ich eigentlich stoßen kann oder stoßen wollte. Auch im Vorfeld sozusagen der Vorbereitung oder auch von der Entwicklung von den letzten Jahren. Ich habe ja eine Bestleistung von 14,30 Meter. Und da sind dann natürlich 13,30 Meter schon wenig. Aber ich muss sagen jetzt im Nachgang – aufgrund der Schwierigkeit der Saison und der wirklich schwierigen Vorbereitung muss ich sagen, bin ich echt happy, dass ich noch was Zählbares sozusagen mitnehmen durfte aus Tokio. Das es für das Podium gereicht hat, deswegen habe ich mich wirklich so auf das Podium gekämpft. Und ja. Mehr war einfach dieses Jahr nicht drin und deswegen bin ich sehr zufrieden.

ML: Ja. Kannst du kurz erläutern, was bei der Vorbereitung nicht optimal lief? Was war da los?

NK: Ich war immer wieder verletzt. Bedeutet, das hat eigentlich schon im Winter angefangen, dass ich lange Probleme mit dem rechten Hüftbeuger hatte. Dass ich nicht richtig trainieren konnte. Vor allem viele Stöße konnte ich nicht machen. Konnte also lange nicht in den Kugelstoßring, was ja eigentlich so das Wichtigste ist. Gott sei Dank Kraft und so, das konnte ich immer ganz gut machen. Aber halt alles nur was – sage ich mal mit einer Rumpfdrehung oder mit einer groben Vorspannung zu tun hat. Aber dass ist ja eigentlich das Wichtigste für meinen Sport. Deswegen war das im Winter schon sehr schwierig und dann liefen da die Wettkämpfe dann schon nicht so, wie ich das gerne gehabt hätte. Und dann hat sich das eigentlich so ein bisschen fortgeführt. Ich hatte dann bei der Europameisterschaft, da habe ich dann auch Bronze gewonnen, da bin ich dann auch dritter geworden. Danach musste ich dann quasi nochmal sechs Wochen pausieren, weil ich unten am Rücken an der Sehnenplatte, also wo die ganze Rückenmuskulatur in Richtung Steißbein läuft, hatte ich mich dann noch verletzt. Dann hatte ich da immer einen stechenden Schmerz bei Drehbewegungen. Das heißt, ich musste nochmal sechs Wochen pausieren und konnte nicht stoßen. Konnte wieder nur – sag ich mal – zweidimensionales Training machen. Also so Dinge wie Kniebeugen oder so, das ging immer. Da konnte ich dann Gott sei Dank dann auch weiter drauf laden und konnte da weiter an allem was sozusagen drum herum so passiert im Training – jetzt außer dem Kugelstoßen – konnte ich einigermaßen normal trainieren. Aber man merkt, dass dann halt trotzdem. Das ist keine optimale Vorbereitung. Und das macht es dann natürlich schwieriger.

ML: Ja. Ich habe gesehen, dass du bei Social Media ein Video geteilt hast. Da zeigst du, dass du über 200 Kilogramm in der Kniebeuge stemmen kannst. Kannst du mal dein Training beschreiben? Was machst du eigentlich?

NK: Ja, also natürlich ist viel Maximalkraft. Also Explosivkraft ist ein hoher Faktor gepaart mit der Schnelligkeit und der Dynamik. Das heißt, gerade im Frühjahr und so sind natürlich dann die Gewichte sehr hoch. Habe ja auch einen ganz guten Hebel dafür mit meinen 1,40 Meter. Gerade bei Kniebeugen zum Beispiel, wo man dann quasi sich dann so bewegt. Das ist ja auch meine Aufgabe als Kugelstoßer. Dass ich quasi in einer möglichst kurzen Zeit möglichst viel Energie sozusagen in die Kugel abgeben kann. Und so trainieren wir natürlich auch. Das heißt, ich habe wenig Wiederholungen, viel Gewicht und lange Pausen. Also alles, was man sich so vom Training wünscht. Viel sitzen, dann wieder kurz volle Belastung und dann wieder viel Pause. Die Gewichte gehen dann richtig hoch. Also Maximalkraft beim Kniebeugen sind 260 Kilogramm. Beim Bankdrücken sind es 170 Kilogramm. Da kommt dann schon ein bisschen was zusammen. Kreuzheben bin ich nicht ganz so stark. Da ist mein Hebel nicht so gut. Da merkt man dann die Unterschiede. Da bewege ich mich irgendwo bei 150 bis 160 Kilogramm. Im Normalfall sagt man ja, dass man beim Kreuzheben sogar noch ein bisschen mehr schafft wie bei den Kniebeugen. Das ist bei mir definitiv nicht der Fall. So ist dann halt von der Anatomie her sozusagen vorgegeben. Sprints und Sprünge gehören natürlich auch dazu. Das machen wir auch ziemlich viel. Aber natürlich am meisten die Technik und mit der Kugel selber oder zumindest kugelstoßnahe Übungen. Dann irgendwie aus Rotationswürfen mit Medizinball und so weiter. Da musste ich ja dieses Jahr leider ziemlich viel streichen.

ML: Ja, ich habe schon gesehen, du sagst ja – Technik ist auch wichtig. Und bei deinem Wurf warst du jetzt, als du es dir danach noch mal angeguckt hast, auch nicht zufrieden und hast ein interessantes Beispiel von einem Kreisel gebracht. Kannst du das nochmal erläutern?

NK: Bei mir war so ein bisschen das Problem auch technisch auch vor Ort, das ich immer, wenn ich – also ich mache ja die Dreh-Stoß-Technik. Das heißt, ich fange Falschherum an, drehe mich dann um 180 Grad, springe nach vorne mit einer weiteren 180 Grad Drehung und lande. Dann sind es wieder 180 Grad, wo ich dann quasi abstoße. Ich habe immer ein bisschen das Problem gehabt, dass ich nicht nach vorne gerade gesprungen bin, sondern immer quasi nach der ersten Drehung schon so leicht nach links. Das heißt, dass quasi mein Bein, also das rechte Bein, landet dann in der Mitte vom Kugelstoßring. Quasi nicht direkt unter dem Körperschwerpunkt, sondern ein bisschen links davon. Und das kann man eigentlich ganz gut vergleichen, um das jetzt bildlich darzustellen, mit einem Kreisel. Also diese Spielkreisel. Wenn man die quasi so richtig stark anschwingt, dann bewegen die sich ja ganz ruhig und unfassbar schnell, weil die so genau auf der Achse sind. Wenn der Kreisel jetzt an Fahrt verliert, dann wird der oben, dann wird der ja unruhiger und verlässt quasi so die Drehachse oben und schwingt dann quasi mit dem oberen Teil so nach außen aus. Und so kann man das so ein bisschen vergleichen, wenn ich quasi nicht direkt mit meinem Bein unter meinen Körper komme, weil dann habe ich so eine leichte schräge Position. Und in der schrägen Position ist es natürlich viel schwieriger, Geschwindigkeit und den Schwung mitzunehmen und das Gleichgewicht so zu nutzen, um schneller zu werden, wie wenn ich jetzt genau über mir stehe. Man kennt das ja auch so ein bisschen beim Eiskunstlauf. Wenn die sich drehen mit der Pirouette, wenn die sich ganz – sage ich mal - schlank machen und irgendwie keine Extremität nach außen strecken, dann drehen die sich unfassbar schnell und sobald sie das Bein irgendwie nach außen nehmen oder so, dann werden die deutlich langsamer. Und so kann man das so ein bisschen vergleichen, und das ist mir einfach nicht so gut gelungen.

ML: Ja, ok. Ein anderer, der auch Probleme hatte mit einer optimalen Kraftübertragung bei den Olympischen Spielen war dieses Jahr der Sportsoldat Stabsunteroffizier Johannes Vetter, der beim Speerwerfen nicht seine optimale Leistung abrufen konnte, weil er mit dem Belag in der Anlaufzone nicht zurechtkam. Wie war das für dich? Haben die Rahmenbedingungen in Tokio für dich gepasst?

NK: Also grundsätzlich hatten wir Gott sei Dank oder hatte ich Gott sei Dank nicht die Schwierigkeiten wie Johannes. Habe ich auch sehr mitverfolgt und kenne ihn auch sehr gut. Und das ist natürlich schon übel, wenn quasi da dann der Belag so weich ist. Und das hat man sehr gut gesehen, dass man da wegrutscht. Das kann es eigentlich gar nicht sein. Da muss ich mich auch Johannes anschließen, der ja auch im Interview danach gefordert hat, quasi, dass das eigentlich vereinheitlicht werden muss. Und da komme ich jetzt aufs Kugelstoßen sozusagen. Wir haben ja quasi immer diese Asphaltringe und die sind aber auch immer alle unterschiedlich. Das heißt, ich weiß vorher immer auch nicht, wie ich mich genau darauf einstellen kann. Insbesondere wenn ich dann vorher nicht ins Stadion komme. Und da gibt es auch große Unterschiede. Von wahnsinnig schnell bis ziemlich stumpf und rau bis hin zu rutschig. Ich hatte jetzt das Glück, dass Gott sei Dank es an unserem Tag nicht geregnet hat, wo ich dran war, weil man hat ja gesehen, bei den olympischen Diskuswerferinnen, die sind ja auch reihenweise durch den Ring gerutscht. Und ja, es gibt auch definitiv Kugelstoßringe, die werden nicht rutschig, wenn sie nass sind. Deswegen kann ich mich bei Johannes nur anschließen und sagen, das sollte eigentlich mal standardisiert werden, dass das zumindest bei Großereignissen überall gleich sein sollte, was denn Belag angeht. Das kann man auch nicht einfach anpassen, wenn man da seine Technik hat und damit wirft, dann kann man nicht einfach sagen, dann muss man das halt anpassen. So was ist nicht anzupassen. Insbesondere wenn man dann wegrutscht oder so, dann ist das einfach im Hinterkopf. Da kann man das nicht einfach ausstellen. Das funktioniert nicht. Auch wenn es nur ein oder zwei Prozent sind. Das wird immer so ein bisschen im Hinterkopf bleiben und das macht dann im Spitzensport extrem viel aus.

ML:  Das kann ich mir vorstellen. Vor allem wenn die Leistungsdichte oben ganz eng beieinander ist. Wie waren aber generell die Spiele in Tokio? Wie haben sie sich denn angefühlt im Vergleich zu den Spielen 2016 in Rio de Janeiro?

NK: Ja, also da gab es natürlich schon Unterschiede. Natürlich schon für mich rein persönlich und sportlich. Rio waren ja meine ersten Spiele. Ich war in Rio direkt am ersten Tag dran, gewinne dann so ein bisschen unerwartet die Goldmedaille mit einem Zentimeter Vorsprung zum zweiten und habe dann quasi 14 Tage frei, mich frei zu bewegen und regelmäßig im Deutschen Haus zu sein und keine Verpflichtungen mehr zu haben, kein Training und so weiter. Da kann man sich vorstellen, die zehn Tage danach waren da sehr angenehm. Es hat sich sehr gut gelebt da. Diesmal war es ja schon mal grundsätzlich anders, weil es kein Deutsches Haus gab. Es war alles ein bisschen anders. Insbesondere durch die Corona-Pandemie. Dort ist man überall mit Maske rumgelaufen, was ja auch alles verständlich ist. Auch selber hatte man ein hohes Interesse daran, weil der Worst case wäre ja gewesen, dass man quasi ein bis zwei Tage vor dem Wettkampf sich dann in Quarantäne noch begeben muss und dann dadurch seinen Wettkampf verpasst oder noch schlimmer, sich vielleicht sogar an Corona ansteckt oder sich damit infiziert. Und deswegen war das natürlich schon alles deutlich anders. Es war alles deutlich weiter auseinander und man hat eigentlich wenig Kontakt gehabt. Aber nach dem Wettkampf ist es ja so gewesen, dass wir innerhalb von 48 Stunden das Land dann auch verlassen mussten. Von der Stadt haben wir ja sowieso nichts gesehen. Aber auf der anderen Seite muss man sagen – alles nachvollziehbar. Es ist jetzt nicht irgendwie, dass ich jetzt sag, dass ich das irgendwie blöd fand oder wie auch immer. Ich fand es wichtig und gut, dass die Spiele stattgefunden haben. Das sie auch jetzt so gut stattgefunden haben. Es gab ja auch sehr wenige Zwischenfälle. Die haben das wirklich gut organisiert. Die waren immer freundlich, haben sich da wirklich Mühe gegeben. Man hatte auch nicht den Eindruck, dass die uns irgendwie nicht da haben wollen, sondern die da vor Ort haben sich sehr darüber gefreut, dass wir dann auch da sind. Und deswegen waren das völlig andere Spiele. Natürlich kein Vergleich. Natürlich auch sehr schade insbesondere natürlich auch, dass das Stadion dann leer war. Das bewegt einen dann als Sportler doch sehr. Aber man weiß, warum und das ist alles nachvollziehbar. Man war dort für den Wettkampf. Den habe ich trotzdem sehr genossen und sehr genießen können. Ich war wieder stolz, dass ich dabei sein durfte. Aber es waren natürlich schon andere Spiele als die davor.

ML: Also alles getreu dem Motto: Dabei sein ist alles. Schön. Jetzt bist du selber kein Sportsoldat, aber hast bestimmt schon von den Invictus Games gehört. Die werden übrigens 2023 in Deutschland stattfinden. Hast du noch eine Botschaft an die Sportlerinnen und Sportler, die nächstes Jahr an den Spielen teilnehmen werden in Den Haag. 

NK: Ja, klar. Ja, erst mal muss ich da sagen riesen Respekt und Wahnsinn, dass die Sportler, die das dann geschafft haben, zu den Invictus Games – herzlichen Glückwunsch. Und dann wünsche ich denen – wünsche ich allen Athleten viel Erfolg, viel Spaß, und bestes Gelingen. Dass das Training genauso funktioniert hat, wie sie sich das vorgestellt haben und das sie dann ihre beste Leistung abrufen können am Tag X. Und dass man das genießen darf und dass es was besonders ist, da dabei zu sein.

ML: Vielen Dank dir und Glückwunsch noch mal zu deiner Medaille und danke für die Zeit, die du dir genommen hast.

NK: Dankeschön. Sehr gerne.

ML: Denn nächsten Podcast gibt es wie gewohnt in einer Woche. Mein Name ist Hauptmann Matthias Lehna und ich melde mich aus dem Funkkreis ab.

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.