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Sprecher: Frau Hauptmann Janet Watson (JW), Bruno Kahl (BK), Anne Enskat (AE), Helge Zintel (HZ), Alexander Schwarz (AS), Peter Jensen (PJ)

Delta to all. Radiocheck. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over.
Funkkreis – Podcast der Bundeswehr

BK: Deutschland würde weniger sehen, weniger hören und weniger wissen. Wir sind hier als BNDBundesnachrichtendienst drei Nachrichtendienste in einem. Wir sind der zivile Auslandsnachrichtendienst, wir sind der militärische Auslandsnachrichtendienst und wir sind der technische Dienst und alle drei Aufklärungsarten tragen dazu bei, dass die Bundesregierung das Wissen erhält, was sie braucht, um außen und sicherheitspolitische Entscheidungen richtig treffen zu können. Wir informieren Sie über die heimlichen geopolitischen Absichten der Feinde von Freiheit und Gerechtigkeit und Rechtsstaat.

Wir informieren Sie über Bestrebungen von Terroristen. Wir kriegen raus, was Cyberakteure für Muster und für Verhaltensweisen an den Tag legen, um Deutschland zu schaden, und viele andere Dinge, die gut sind zu wissen, wenn man in Sicherheit leben will, bringen wir der Bundesregierung zur Kenntnis. Und deswegen ist ein Gemeinwesen ohne Nachrichtendienste halb blind, halb taub. Und das kann nicht sein.

JW: Das war Bruno Kahl, Präsident vom BNDBundesnachrichtendienst. Und der bringt es so ein bisschen auf den Punkt: Der Bundesnachrichtendienst soll genauso wie die anderen Nachrichtendienste Deutschland und die Menschen, die darin wohnen, schützen, auch wenn wir es gar nicht mitkriegen. Jetzt sind wir aber beim Funkkreis gelandet. Ihr habt euch nicht verklickt heute. Wir sind der Bundeswehrpodcast, aber was haben wir als Bundeswehr eigentlich mit dem Bundesnachrichtendienst beziehungsweise mit dem BNDBundesnachrichtendienst zu tun? Und ein kleines Anzeichen, das finden wir in der Rede von Bundespräsident Steinmeier am Tag vom Abschlussappell für die Afghanistanveteranen, den es 2021 gegeben hat.

Einspieler

Deutschland ist nicht nur militärisch in diesen Einsatz gegangen. Die Vernetzung von militärischem und zivilem Engagement war unser Anspruch. Der Dank unseres Landes gebührt deshalb heute ausdrücklich auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes, der Bundespolizei, des Bundesnachrichtendienstes, den vielen Entwicklungshelferinnen, Entwicklungshelfern, den Angehörigen der Nichtregierungsorganisationen, allen anderen, die in diesen 20 Jahren in Afghanistan gedient und gearbeitet haben.

JW: Gedient und gearbeitet haben wir den Einsatzländern vor allem gemeinsam. Und das ist hier auch das Stichwort. Die Männer und Frauen vom BNDBundesnachrichtendienst waren nicht nur mit uns in Afghanistan und in anderen Einsatzländern und haben dort Informationen gesammelt, die uns Einsatzgänger vor allem auch beschützen sollten. Einige von den BNDBundesnachrichtendienst-Agenten sind auch Soldaten.

Einspieler

Info: Von den etwa 6.500 Mitarbeitenden, die der BNDBundesnachrichtendienst hat, sind zehn bis zwölf Prozent, also etwa 750 bis 800 Kolleginnen und Kollegen, Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die als Zeit- oder Dauerverwender bei uns sind.

JW: Und auf diese Kameradinnen und Kameraden bin ich neugierig. Was macht man als Soldat oder als Soldatin beim BNDBundesnachrichtendienst? Ich betrete das BNDBundesnachrichtendienst-Gebäude und draußen sieht man schon: Hier wird Wert auf Sicherheit gelegt. Der komplette Eingangsbereich ist mit Überwachungskameras bestückt und auch drinnen warten mehrere Schleusen auf mich. Handy und Smartwatch muss ich in dem Spind einschließen und erst danach darf ich reinkommen. Das Erste, was mir auffällt: Das große Atrium, wo mein Rundgang startet, ist hell und lichtdurchflutet. Und das Zweite: Ich würde mich hier sofort verlaufen. Die Gänge sehen alle gleich aus. Man müsste ganz genau wissen, wo man hinmöchte. Hightech und James-Bond-Atmosphäre findet man hier aber trotzdem nicht. Kommt heute aber gerne mal mit, wenn wir die Soldatinnen und Soldaten vom Bundesnachrichtendienst treffen. Ich bin Hauptmann Janet Watson. Willkommen beim Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.

Einspieler

Nice to know: Der Bundesnachrichtendienst ist eine Behörde und, rein von der Organisation her, auch eine Behörde wie jede andere mit natürlich vielen Besonderheiten. Aber wir haben Beamte, Tarifbeschäftigte und Soldaten bei uns in allen Laufbahnen: vom einfachen Dienst, über den mittleren und gehobenen Dienst bis in den höheren Dienst.

JW: Meine Suche nach diesen Soldatinnen und Soldaten beginnt in der Auswertung des Bundesnachrichtendienstes. Klingt erst mal nach langweiligem Bürojob, ist tatsächlich aber eine grundlegende Stütze vom BNDBundesnachrichtendienst. Ohne geht es nämlich nicht.

AE: Zu Beginn war das schon sehr speziell, aber man gewöhnt sich natürlich mit der Zeit dran. Also wie es so ist, der Mensch adaptiert sich und das braucht seine Zeit. Aber inzwischen fühle ich mich auch ohne Uniform sehr wohl.

Ich treffe Oberstleutnant Anne Enskat – das war sie nämlich. Den Dienstgrad sehe ich ihr nicht an, aber ihre Fachexpertise hängt ja auch nicht an den Klamotten. Sie arbeitet in der Auswertung und, ganz einfach erklärt, heißt das: Der BNDBundesnachrichtendienst arbeitet mit Informationen. Also Informationen beschaffen, Informationen auswerten. Und mit diesen Informationen versucht man dann zu handeln. Sie könnten Terroranschläge verhindern, Probleme in Einsatzländern vorhersagen oder Gefahren aus dem Ausland sehen, bevor sie entstehen. Informationen, die uns alle also schützen.

AE: Man hat erst mal eine Flut an Informationen, die man bekommt und die man eigentlich jeden Morgen wieder sortieren muss. Und eine besondere Herausforderung dabei ist für mich je nach Information, ob das jetzt HUMINTHuman Intelligence, OSINTOpen Source Intelligence oder was auch immer ist, da auch noch mal zu erkennen, was ist denn wirklich glaubhaft, was ist bestätigt. Denn da hat auch nicht jede Information, die man bekommt, kann man davon ausgehen, dass die eben stimmt. Und das ist eben zu sortieren und die Puzzleteile richtig zusammenzusetzen. Das ist eben die große Herausforderung. Ganz entscheidend auch die Steuerung. Steuerung heißt, dem Beschaffenden zu sagen, was möchte ich denn wissen. Die richtigen Fragen zu stellen, um die Lücken zu schließen, die man eben noch hat, um was Bestimmtes zu erfahren. Und wichtig für uns ist zu versuchen, vor den Ereignissen zu sein, dass wir eben dem Abnehmer berichten können, wenn das Ereignis in der Zukunft eintritt oder wann es eintritt, ob es eintritt.

HZ: Wir haben beschaffende Bereiche und sprechen auch von Beschaffungssensoren oder -arten. Die hat eigentlich jeder Nachrichtendienst und da gibt es verschiedene Arten wie HUMINTHuman Intelligence-Beschaffung, also Beschaffung von Informationen mithilfe menschlicher Quellen. Wir haben eine signaltechnische Beschaffung, wo wir versuchen, eben Kommunikationswege aufzuklären und daraus Informationen für unsere Auswertung zu gewinnen. Und wir haben darüber hinaus noch eine ganze Menge mehr, nämlich Open-Sources-Beschaffung. Also aus dem Internet OSINTOpen Source Intelligence, IMMINT, GEOINT...und so weiter und so fort. Also viele Beschaffungsarten. 18 sind es insgesamt. Und über diese ganzen Wege, was ich schon sagte, das ist so die ganze Klaviatur, die ich als Auswerter steuern muss, um tatsächlich so meine Lücken in meinem Informationsbild – ich spreche manchmal von so einem Puzzle, mir fehlen so kleine Puzzlestücke –, um eine möglichst vollständige Lage, die man fast nie gewinnt, aber das ist ja das Ziel, nämlich dann das Lagebild möglichst zu komplettieren. Und wenn ich dann so ein Puzzlestück habe, freue ich mich, dann passt das und ergänzt mein Lagebild. Oder ich stelle fest: Das Lagebild hat sich entwickelt und damit kann ich dann weiterarbeiten. Dann kann ich darauf eine Lagefortschreibung quasi entwickeln und sagen, so, wir sind einen Schritt weiter und begleite damit zum Beispiel so eine krisenhafte Entwicklung, wie wir sie momentan in verschiedenen Ländern sehen.

JW: Stabshauptmann Helge Zintel ist Kollege und Kamerad von Oberstleutnant Anne Enskat. Informationen sammeln, Informationen beschaffen: Das passiert im BNDBundesnachrichtendienst. Aber warum sitzen hier gerade Soldatinnen und Soldaten wie die beiden?

AE: Ich glaube, der Bundesnachrichtendienst ist schon sehr darauf angewiesen, dass bei einer militärischen Lagebearbeitung, die ja für Krisenländer mit Kampfhandlungen notwendig ist, dass da Militärs vorhanden sind, weil dort einfach noch mal eine andere Expertise vorhanden ist. Militärische Prägung, militärische Ausbildung...Da kommt einfach eine andere Bewertung zustande als ohne militärische Prägung.

JW: Nicht nur die Kollegen vom BNDBundesnachrichtendienst sind auf militärische Fachexpertise angewiesen, sondern die Bundeswehr kann sich auch darauf verlassen, dass wir in den Einsatzländern mit Informationen versorgt werden, die einfach unserer Sicherheit dienen. Wenn wir rausfahren auf Patrouille zum Beispiel, dann müssen wir wissen, was da auf uns zukommen könnte. Und dann haben die Mitarbeitenden vom BNDBundesnachrichtendienst schon Informationen gesammelt, ob sich auf unseren Strecken in Mali, im Irak oder sonstwo Sprengfallen befinden könnten oder andere Gefahren. Aber nicht nur die Bundeswehr profitiert von den Informationen, die hier ausgewertet werden beim BNDBundesnachrichtendienst.

AE: In erster Linie ist das das Bundeskanzleramt, ebenso aber auch das Auswärtige Amt. Denn die – aufgrund der Botschafter, die in den einzelnen Ländern vertreten sind – haben großes Interesse an den Produkten, um zu wissen, was in den Ländern passiert und was in Zukunft passieren kann. Gleichzeitig auch Bundesverteidigungsministerium, Wirtschaftsministerium, Innenministerium, Entwicklungsministerium: Das sind die Abnehmer, die die Produkte sehr gerne lesen. Zusätzlich aber auch Bundeskriminalamt, die Bundespolizei auch wichtig, denn auch die Bundespolizei ist mit ihren Kräften im Einsatz in den Ländern, wo die Botschafter auch entsandt sind. Abnehmer der Produkte sind außerdem auch andere Nachrichtendienste. Man kann sagen, dass das eine Art Tauschgeschäft ist. Wenn wir was an die anderen Nachrichtendienste geben, können wir auch davon ausgehen, dass wir was zurückbekommen.

JW: Jetzt bestimmen die Kunden natürlich, wie priorisiert wird. Krisen und Kriege tun das aber auch.

HZ: Also wir haben natürlich eine grundlegende Priorisierung vonseiten unserer Kunden. Das ist schon mal klar vorgegeben. Also wir haben quasi einen zentralen Auftrag und da gibt es auch entsprechende Dokumente, die sagen, da sieht die Bundesregierung oder auch die Ministerien die Schwerpunkte und an die muss sich unsere Behörde natürlich auch halten und muss auch die Ressourcen entsprechend der vorgegebenen Schwerpunkte einsetzen. Und wir hatten schon über Berichtspflicht gesprochen. Dementsprechend muss ich natürlich auch intensiver über die Schwerpunktthemen berichten als über andere Themen, die weniger angefragt werden. Und insofern ist das schon einmal von meinen Kunden vorgegeben und bei der Lageentwicklung – Sie haben das ja mitverfolgt seit letztem Jahr. So ein Konflikt wie jetzt der Russland-Ukraine-Krieg, der sorgt natürlich für unglaublich viel Bewegung hier in der Behörde, weil dann ist klar, das ist dann plötzlich ein absoluter neuer Schwerpunkt und dann sind wir alle gezwungen, unsere Ressourcen darauf auszurichten, also noch deutlich zu intensivieren die Arbeit an dem Thema, weil es die Regierung will, weil die Öffentlichkeit mehr Informationen benötigt. Und dann ist natürlich da teilweise eine Entwicklung, wo dann auch neue Schwerpunkte flexibel gebildet werden müssen. Das ist manchmal nicht so einfach. Da gehört natürlich eine ganze Menge dran, dass man die ganzen Sensoren, die wir so haben, dann neu ausrichtet, um dann da den Kunden mehr Informationen als, ich sage mal, das normale Grundrauschen zu liefern.

JW: Berichte schreiben, Analysen erstellen: Büroarbeit lieben wir. Ist aber wichtig.

HZ: Das ist für unsere Kunden wichtig, weil wir durch unser spezielles Aufkommen Informationen liefern, die nicht in der Presse stehen und die nicht im Internet frei verfügbar sind. Und die möglichst dann auch – wir sprechen immer vom finished intelligence, also das heißt, wir wollen die Informationen, die einzelne Hinweise, die eingehen, verdichten, um sagen zu können, wie verlässlich ist denn diese Information? Also im besten Fall ist sie durch ganz unterschiedliches Aufkommen von menschlichen Quellen, möglicherweise von signaltechnischer Erfassung und dann noch aus weiterem Aufkommen, so verdichtet, dass wir sagen können: Diese Information ist sehr glaubhaft, weil wir das bestätigt haben. Und deswegen sagen wir, wir haben da nicht mehr nur irgendwelche unbestätigten Hinweise, dass da was passiert ist, sondern wir können sagen, wir haben dann sogar die Erkenntnis, also wir sind da voll von überzeugt.

JW: Nach dem Informationensammeln wird zusammengefasst, aufgeschrieben und dann geht's weiter.

AE: Und wenn man dann eben seinen Text geschrieben hat mit den anderen Bereichen zusammen, geht es weiter an den Sachgebietsleiter, der dann wiederum draufschaut und guckt, ob das alles stringent ist und und passt, dann zum Referatsleiter. Und im Anschluss geht man eben in die Redaktionskonferenz und stellt dort sein Produkt vor.

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Berlin, Dienstag, der 25. April 2023. Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Herzlich willkommen zur heutigen Redaktionssitzung. Der BNDBundesnachrichtendienst hat die Welt im Blick.

JW: Und die wird heute geleitet von Fregattenkapitän Alexander Schwarz. Der ist nämlich Chef vom Dienst.

AS: Der Chef vom Dienst ist praktisch der Manager der Inhalte der Berichterstattung. Das heißt, beginnend am Tag mit der Morgenlage, wo man über die Darstellung und Darlegung der allgemeinen Faktenlage bezogen auf das, was am Tag präsentiert wird und am Vortag präsentiert worden ist, sich die Themengebiete noch mal in Erinnerung ruft. Dann übergehend zur Redaktionskonferenz, wo die Themen des jeweiligen Tages dann festgeklopft werden.

JW: Und genau dort treffen wir auch aufeinander. Der Konferenzsaal sieht eigentlich genauso aus, wie man sich den vorstellt. Ein großer Bildschirm, wo die verschiedenen Themen aufploppen, die behandelt werden sollen. Und ansonsten gibt es ein ganz großes U aus Tischen und jeder Tisch ist mit einem Mikrofon ausgestattet, damit die Referenten am Ende zu hören sind. Die Redaktionskonferenz sorgt vor allem für das Qualitätsmanagement in den Berichten. Ein bisschen kann man sich das wie bei einer Tageszeitung vorstellen. Also worüber berichten wir und wie bereiten wir das verständlich für die Zielgruppe auf?

AS: Die Redaktionskonferenz ist praktisch der Vorlauf zu der Arbeit, die wir im ganz normalen Tagesablauf machen. Das heißt, der Chef vom Dienst ist dann der Teamchef der einzelnen Referenten, die dann die Produkte bearbeiten, die das Haus verlassen. Ein Beispiel: In der Redaktionskonferenz haben wir ein gewisses Thema, was aktuell ist. Dieses Thema wird vorgestellt durch den Fachbereich. Der Fachbereich bearbeitet ein gewisses Land. Und im Rahmen dieser Betrachtung werden dann die Punkte vorgestellt, die relevant sind für den Bedarfsträger. Das kann die Bundeswehr sein, das können politische Führungseliten sein oder Funktionseliten. Wichtig ist hierbei immer, dass es halt den Maßstäben des Bundesnachrichtendienstes entspricht. Das heißt, der Chef vom Dienst, der die Redaktionskonferenz leitet, hat auch schon am Morgen die Morgenlage geleitet, hat schon praktisch damit die Grundlage geschaffen über die Besprechungen mit dem Vizepräsidenten und mit anderen Referenten oder Referatsleitungen.

JW: Spätestens an dem Punkt fällt mir auf, wie oft wir schon von Bedarfsträgern oder Kunden gesprochen haben. Aber richtig was drunter vorstellen kann ich mir jetzt persönlich nichts.

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Info: Wichtig für uns ist natürlich unsere vorgesetzte Dienststelle. Das ist das Bundeskanzleramt. Die kriegen unser Produkt und natürlich kriegen das dann die Ministerien, die so hauptsächlich für uns relevant sind. Da ist natürlich das Bundesverteidigungsministerium zu nennen, das Auswärtige Amt ist zu nennen, das Innenministerium ist zu nennen, aber eben auch Ministerien wie das Wirtschaftsministerium, Entwicklungsministerium et cetera. Also die ministeriale Ebene. Die Sicherheitsbehörden sind natürlich zu nennen, die anderen Sicherheitsbehörden, für die das häufig genug Relevanz hat, wie zum Beispiel die Bundespolizei, das Bundeskriminalamt, also Polizeibehörden, aber auch der Verfassungsschutz beispielsweise der Länder und des Bundes.

JW: Und auch die Bundeswehr zählt zu den Bedarfsträgern, sprich, sie hat den Bedarf nach Informationen vom Bundesnachrichtendienst. Und das erklärt noch einmal mehr, warum es unter den Mitarbeitenden Soldatinnen und Soldaten gibt und warum es die Kooperation zwischen der Bundeswehr und dem BNDBundesnachrichtendienst gibt. Und Bundesnachrichtendienstpräsident Bruno Kahl, der bringt's für uns noch mal auf den Punkt.

BK: Zum einen, weil wir der militärische Nachrichtendienst sind und auch Leistungen für unseren Kunden Bundesministerium der Verteidigung und Bundeswehr bringen. Wir sind der strategischen Aufklärung verpflichtet und bringen viele Informationen, die die Bundeswehr als anderer Akteur in der Sicherheit Deutschlands braucht, um ihre Aufgabe zu erfüllen neben anderen Sicherheitsbehörden auch. Und deswegen sind wir heilfroh, dass wir einen großen Prozentsatz von Kameradinnen und Kameraden aus der Bundeswehr in den eigenen Reihen haben, weil die sehr viel Sachverstand mitbringen und auch in der Umsetzung von Aufklärungsergebnissen zu dem, was die Bundeswehr konsumieren kann, wertvolle Beiträge leisten.

JW: Aber zurück zu Fregattenkapitän Alexander Schwarz und der Redaktionskonferenz. Hier läuft die Qualitätskontrolle der Berichte, die beispielsweise der Bundeswehr, aber auch anderen Sicherheitsorganen und Behörden zur Verfügung gestellt werden.

AS: Und das machen wir dann mit den Fachbereichen zusammen, die das dann vorstellen. Und dann gehen wir dann tiefer in das Produkt rein. Wenn keine Fehler sind oder wenn es nicht auffällt, dann wird uns dann das Produkt nach der Redaktionskonferenz vorgelegt und wir bearbeiten das dann. Das heißt, da ist ein Erstleser oder ein Zweitleser. Und die lesen dann das Produkt nach den schon bereits genannten Punkten. Und mit dem Fachbereich zusammen wird das Produkt dann gefinisht und dann geht es über den Versand, dann an die Bedarfsträger.

JW: Inhaltlich wird aber auch noch mal draufgeschaut, denn am Ende soll nichts den BNDBundesnachrichtendienst verlassen, was nicht ganz klar lesbar ist. Sprich, man muss verstehen, was diese Informationen bedeuten und welche Auswirkungen sie vor allem haben können.

AS: Das heißt, am Beispiel der Bundeswehr ist es so: Ein Kommandeur, der im Einsatzgebiet verantwortlich ist für seine Frauen und Männer, will wissen, ist die Lage dort gefährlich? Ja, nein. Und da muss das Produkt ihm halt eine gewisse Guideline geben, damit er seine Entscheidungen treffen kann. Und letztendlich ist es bei den Redaktionskonferenzen so, dass wir da schon die Grundlage dafür legen, um diese Kinken rauszunehmen. Das heißt eben, dem Kommandeur bringt es nichts, wenn wir sagen, auf der Metaebene ist die Lage im Einsatzgebiet so und so, das hat folgende politische Hintergründe, das weiß man ja alles schon. Der Kommandeur im Einsatz will wissen, ob die Lage für die Soldaten gefährlich ist, ja oder nein. Und darauf baut man das so ein bisschen auf und stimmt das ab. Letztendlich sind wir hier kein Wissenschaftsverlag und wir sind auch nicht die Stiftung Wissenschaft Politik. Wir sind der Bundesnachrichtendienst. Wir sind verantwortlich für die Faktenlage.

JW: Die Fakten, die Fregattenkapitän Alexander Schwarz da anspricht, die liest man übrigens seltenst in der Zeitung. Erinnert ihr euch noch an die Schleusen und die Sicherheitsvorkehrungen, die ich beim Betreten der Zentrale vom BNDBundesnachrichtendienst durchlaufen musste? Das liegt übrigens daran, dass hier auf höchster Sicherheitsstufe gearbeitet wird. Im September 2021 zum Beispiel wurde ein Terroranschlag auf die Synagoge in Hagen verhindert und verantwortlich dafür war der Bundesnachrichtendienst. Eins der wenigen Erfolgserlebnisse, sag ich jetzt mal, was es in die internationale Presse geschafft hat. Über den Rest redet man nämlich nicht.

HZ: Wir konnten tatsächlich Dinge vorhersehen, die nicht in der Zeitung standen. Oder wir konnten auch vor Dingen warnen, die dann sich tatsächlich entwickelt haben. Und da habe ich schon so einige Ereignisse erlebt, wo wir wirklich richtig lagen und wo wir dann auch entsprechend nicht öffentlich, aber auch von unseren Kunden gelobt wurden.

JW: Und das liegt nicht selten an Mitarbeitern wie Fregattenkapitän Alexander Schwarz, denn ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen ist bewusst, worauf es am Ende ankommt.

AS: Und wenn wir Lagen falsch darstellen, wenn wir eine falsche Lageeinschätzung geben und die durch eine falsche Formulierung oder durch eine falsche Kontextualisierung in ein anderes Licht gerückt wird, dann treffen die Entscheidungsträger vor Ort möglicherweise die Entscheidungen, die dazu führen, dass Leib und Leben der Soldaten gefährdet sind. Daher hat unsere Arbeit hier schon auch eine Relevanz, auch für das Leben der Soldaten. Und das ist auch unsere Motivation. Das heißt, umso genauer wir arbeiten, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Beitrag dazu leisten, dass alle wieder heil nach Hause kommen.

JW: Fakten und Verständnis bei Bedarfsträger schaffen: Das macht der Bundesnachrichtendienst in der Auswertung. Manche Fakten müssen aber schneller übermittelt werden, weil die Gefahr unmittelbar besteht. Nachts, feiertags, jederzeit müssen die Mitarbeitenden vom BNDBundesnachrichtendienst reagieren können. Und auch dafür gibt es einen Bereich. Ich bin jetzt im Lagezentrum des Bundesnachrichtendienstes angekommen. Ein bisschen sieht es aus wie in einem Großraumbüro. Mehrere Tische, Telefone und in der Mitte des Raumes steht eine große Videowand. Und dort laufen zu jeder Uhrzeit am Tag verschiedene Signale, also zum Beispiel Fernsehsender, über den Bildschirm. Und hier treffen wir Hauptmann Peter Jensen. Und der nennt das ja auch eine Art Schaltzentrale.

PJ: Für die Zeit eben im Schwerpunkt nach der normalen Rahmendienstzeit sind wir die, die quasi immer da sind, auch immer irgendwo jemand erreichbar ist und arbeiten da eben in einem Schichtsystem.

JW: Ob man Jensen ist nicht nur Soldat, sondern außerdem auch im Schwerpunkt für die Einsatzgebiete der Bundeswehr zuständig beim BNDBundesnachrichtendienst und das bei Tausenden Infos, die die Mitarbeitenden hier täglich filtern müssen.

PJ: Wir beobachten die Weltlage mit, das heißt, wir gucken Nachrichtensender verschiedenster Art, auch ausländische Nachrichtensender, und sehen, wenn jetzt als Beispiel irgendwo eine größere Explosion ist mit dem Betroffenen, dass wir dann gleich sagen können, okay, ist das jetzt interessant für einen Bereich? Kann das Auswirkungen haben auf die Sicherheitslage im Land? Hat es Auswirkungen auf Mitarbeiter tatsächlich, die von unserem Land sind, oder auch auf deutsche Staatsbürger, die eben dort in ihrem Land sind? Und dann geht es im Endeffekt ans Telefonieren.

JW: Es geht ans Telefonieren, heißt, es geht ans Informieren von den Behörden, die es am ehesten betrifft und die die Information vor allem brauchen. Oder es werden die Bereiche im BNDBundesnachrichtendienst angerufen, die jetzt einen Bericht absetzen müssen. Die die Lage einschätzen müssen und so weiter. Und so weiter. Weitere Informationen können auch von anderen Behörden abgerufen werden und auch von der Bundeswehr zum Beispiel. Die Leitung ins EinsatzführungsKommando in Potsdam ist kurz und bei Bedarf treten die beiden Stellen dann auch in Kontakt.

PJ: Habt ihr was dazu in dem Land, wo wir vielleicht irgendwie noch ein Lagebild entwickeln können? Bis dann entsprechend jemand vom Fachbereich oder jemand anders da ist, zum Beispiel von der Krisenbearbeitung, der dann eben diese, ich sage mal, diese Lagesplitter, die wir irgendwo generieren, dann zu einem Lagebild zusammenformt. Wir geben quasi so ein bisschen diese Erstinformation oder vielleicht auch diese Warnungen, mehr oder weniger diesen Warnungscharakter zu sagen, oh, da ist jetzt was, was wir nicht erwartet hätten oder was sich jetzt nicht abgezeichnet hat, vielleicht in den letzten Tagen auch, oder was sich auch vielleicht abgezeichnet hat, wo dann der Fachbereich ganz klar uns vorher gesagt hat, okay, guckt mal in die Richtung. Und wenn da vielleicht am Wochenende was passiert, dann habt ihr hier zwei, drei Nummern, die ihr anrufen könnt, sodass wir dann relativ schnell auch agieren können. Am Ende im Schwerpunkt erst mal auch natürlich für den Schutz unserer eigenen Mitarbeiter und deutscher Staatsbürger.

JW: Weil eben jederzeit etwas auf der Welt passieren kann. Heißt, es können halt auch jederzeit auf allen möglichen Wegen Informationen beim Bundesnachrichtendienst eingehen.

PJ: Dafür muss jemand da sein, der die entgegennimmt, sei es jetzt telefonisch oder sei es per Daten oder sonstwie. Wie auch immer wir es eben reinbekommen, um diese Informationen dann weiter zu verarbeiten beziehungsweise erst mal eben aufzunehmen und entsprechende Stellen zu kontaktieren, die dann damit mehr anfangen können beziehungsweise das Ganze eben auswerten und auch umsetzen können.

JW: Können oder müssen. Wir erinnern uns an den Fall der Synagoge in Hagen. Da musste die Information, dass ein Anschlag geplant war, an die Polizei weitergegeben werden, damit die den mutmaßlichen Täter verhaften konnten, bevor der Terroranschlag verübt werden konnte. Wenn solche Informationen für die Einsatzländer bei den Mitarbeitenden vom Lagezentrum eingehen, ist es in diesem Zusammenhang sogar sinnvoll, dass dort auch Soldaten wie Jensen sitzen.

PJ: Einerseits, weil wir eben quasi die Einzigen sind im Wochenende, an Feiertagen und eben auch in der Nacht, die erst mal auch Entscheidungen treffen müssen im schlimmsten Fall. Das fängt also an bei: eine Entscheidung zu treffen, wen rufe ich jetzt an, wen kann ich anrufen? Auch bis in die Ebene Leitung. Also sei es irgendwo Leitungsstabsebene oder sei es auch mal eine Ebene, wo man sich nicht scheut, sage ich mal, auch mal einen Referatsleiter oder sogar einen Direktoratsleiter anzurufen, zu Hause nachts, und zu sagen, das ist jetzt der Fall und im schlimmsten Fall sich halt den Rüffel abzuholen zu sagen, das finde ich jetzt nicht so wichtig, aber da braucht man halt so ein bisschen diese kalte Schnauze, die man schon beim Militär auch entwickeln kann, aber auch gleichzeitig dieses Fingerspitzengefühl: Wie gehe ich jetzt mit der Ebene um, was wir natürlich durch die Hierarchie einfach lernen, aber auch generell vom Aspekt her, schnell irgendwelche Sachverhalte zu erfassen und daraufhin eben in so einem kleinen Entscheidungsfindungsprozess, sage ich mal, im schlimmsten Fall wirklich alleine zu sagen, okay, was mache ich jetzt oder welches Werkzeug muss ich jetzt bedienen. Brauche ich noch mehr Informationen oder kann ich jetzt mit diesem Einzelaspekt schon was anfangen und entsprechend daraufhin handeln. Also dieses strukturierte, schnelle, irgendwo zu einer Entscheidungsfindung gelangen und dann zu sagen, das mache ich jetzt und muss jetzt niemanden vorher noch fragen, ob ich die Erlaubnis dazu habe, weil ich muss dann die Entscheidung alleine tragen am Ende.

JW: Der Dienst im Lagezentrum hat noch einen weiteren Vorteil: Es gibt nicht nur ständige Kontakte ins Einsatzführungskommando oder in andere Sicherheitsbehörden und Ministerien, es besteht auch ständiger Kontakt zu den Operateuren im Ausland, sprich, die BNDBundesnachrichtendienst-Mitarbeitenden in der Informationsbeschaffung. Informationen beschaffen heißt aber nicht googlen und fertig. Informationen für den Bundesnachrichtendienst beschaffen kann auch heißen, Agent in einem Krisengebiet zu sein und dabei das eigene Leben zu riskieren.

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Im Nahen oder Mittleren Osten. Zwei Mitarbeiter des BNDBundesnachrichtendienst müssen die Gegend erkunden. Mehrere Leuchtspurgeschosse haben auf der gehärteten Heckscheibe eingeschlagen, aber auch die Benzinleitung des Fahrzeuges wurde getroffen. Mit der Folge, dass das Fahrzeug bald in Flammen stand. Und unsere Kollegen sich trotz allem irgendwie zu Fuß haben retten müssen.

JW: Auch unter diesen Kollegen gibt es Soldatinnen und Soldaten. Und wie die sich auf solche Szenarien vorbereiten, das hören Sie in der nächsten Folge. Für heute melde ich mich ab aus dem Funkkreis.

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.