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Sprecher: Redakteurin Amina Vieth und Brigadegeneral a. D.außer Dienst Dr. Thomas Reiter
Delta to all. Radiocheck. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over.
Funkkreis – Podcast der Bundeswehr
Brigadegeneral a.D. Dr. Thomas Reiter
Man braucht sich nur mal so mit der Fingerkuppe abzuschubsen und man bewegt sich da oben mit fast 28.000 Stundenkilometern. Man kann ja auch nicht in der Schwerelosigkeit irgendwie auf der Seite oder auf dem Rücken oder auf dem Bauch liegen. 400 Kilometer über der Erde…
Amina Vieth
Sie ahnen es vielleicht schon. Wir reisen heute gemeinsam mit Thomas Reiter in den Weltraum. Thomas Reiter ist Brigadegeneral a.D. der Luftwaffe und war als Astronaut zweimal im Weltraum, einmal auf der MIR und einmal auf der Internationalen Raumstation. Hier im Funkkreis gibt er Einblicke in seinen Alltag auf der Raumstation und welche Bedeutung Satelliten eigentlich für die Verteidigungspolitik und auch für die Bundeswehr insbesondere haben. Mein Name ist Amina Vieth aus der Redaktion der Bundeswehr und ich heiße willkommen Thomas Reiter. Hallo!
Reiter
Hallo Frau Vieth!
Vieth
Herr Reiter, wenn Sie nachts in den Himmel schauen, an was denken Sie da?
Reiter
Ja, ich bin da zunächst mal beim Blick in den Sternenhimmel genauso begeistert wie als kleiner Junge. Diese Faszination, die vom Weltraum ausgeht, die hat bei mir in den vielen Jahren überhaupt nicht nachgelassen. Dann sieht man natürlich heute, wenn man in den Sternenhimmel schaut, viel öfters mal Satelliten drüber fliegen. Und hin und wieder ist es dann auch mal die Internationale Raumstation. Und wenn ich dann daran denke, dass da gerade Kollegen von mir oben sind, und zurzeit ist gerade eine Kollegin, die Italienerin, die Samantha Christoforetti dann dort oben, dann ist es natürlich etwas ganz Besonderes.
Vieth
Sie waren ja schon auf zwei Missionen, einmal auf der MIR und einmal auf der ISS. Können Sie uns mal ganz kurz erklären, wie es überhaupt dazu gekommen sind, dass Sie vom Tornado Piloten zum Raumfahrer geworden sind?
Reiter
Ja, das geht zurück auf das Jahr 1986. Damals war ich noch hier in Oldenburg bei einem Jagdbomber Geschwader 49 stationiert und bin Alpha-Jets geflogen. Und kam mittags vom Fliegen zurück und sollte mich beim Kommandeur melden, und er fragte mich dann, ob ich an einem Astronauten Auswahlverfahren teilnehmen möchte. Das war eine Frage, die ich so nicht erwartet hatte, aber die Antwort kam natürlich sofort. Und damit ging das los.
Vieth
War das denn auch von Anfang an das Ziel? Also Sie kommen aus einer sehr Luftfahrt-affinen Familie, ihre Eltern Segelfliegen. Das war ein von Kind an schon vertraut. War das denn auch das Ziel, mal so richtig im wahrsten Sinn des Wortes zu den Sternen zu fliegen?
Reiter
Ja, das war ein Kindheitstraum, ohne Zweifel. Aber als ich dann natürlich ein bisschen älter wurde, das Abi in die Nähe kam, hat man sich dann Gedanken gemacht: Was willste denn mal werden? Und die Wahrscheinlichkeit, in Europa in so eine Laufbahn zu kommen, die sind ja nun ziemlich gering. Und ich habe dann gesagt, ich möchte gerne Theorie und Praxis verbinden. Und das hat eben die Bundeswehr, insbesondere die Luftwaffe geboten, Studium der Luft- und Raumfahrttechnik und die Fliegerei miteinander zu kombinieren. Das war dann mein Ziel gewesen und das hat dann auch geklappt. Und ich muss gestehen, ja, das war natürlich immer so ein geheim gehegter Wunsch, aber ich kann jetzt nicht sagen, dass ich das permanent verfolgt hätte. Also die Tatsache, dass dann es wirklich so weit kam, mal an so einem Auswahlverfahren teilzunehmen, das konnte man ja nicht planen, das war einfach nur Zufall.
Vieth
Wann ging es dann los mit der Vorbereitung, konkret für den ersten Einsatz, also für die erste Raumfahrt.
Reiter
Ja, das ging 1993 los, und zwar im europäischen Astronauten Zentrum in Köln, in Portz-Wahn. Das befindet sich auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Direkt dabei militärischen Teil vom Flughafen in Köln. Und da musste man natürlich zunächst mal Sprachunterricht machen, denn keiner von uns konnte Russisch, und das war so die erste große Hürde. Dann ist man natürlich durch so eine Ausbildung Phase gelaufen. Wir alle hatten sehr unterschiedliche berufliche Hintergründe. Neben mir gab es noch einen italienischen Kollegen, der auch aus der Militärfliegerei kam. Ansonsten waren das Ingenieure, Wissenschaftler. Die Dame, die Marianne Merchez, die mit in dieser Gruppe war, war auch Verkehrspilot und Ärztin. Die ist also bei Sabena (ehemalige belgische Fluggesellschaft) damals geflogen. Die hatte auch fliegerische Erfahrung und die mussten dann erst mal alle so auf einen gemeinsamen Wissensstand gebracht werden. Und da hat man dann so in den ersten Monaten erst mal so ein bisschen die Grundsätze von Orbit, Mechanik und Flug, Mechanik und Biologie, Medizin, alles was man dann eben so brauchte, um dann in den weiteren Verlauf des Trainings weiter ansetzen zu können.
Vieth
Und dann ging es für sie ja endlich los zur Raumstationen. Können Sie uns bitte vom Alltag dort berichten? Ich kann mir schon vorstellen, dass das ein ziemlich harter Bruch im Vergleich zu dem zu Hause war.
Reiter
Ja, das kann man so sagen. Ja, es ist. Es ist natürlich eine sehr, sehr interessante Erfahrung, dass man dort oben nicht besonders viel Platz hat, ist glaube ich ziemlich offensichtlich. Ich vermute mal, dass die Kameradinnen und Kameraden, die auf Ubooten ihren Dienst versehen, da jetzt vielleicht so ein bisschen lächeln werden, weil, das ist sicherlich sehr ähnlich. Wenn Sie also die Bilder vom Inneren der Station sehen, die noch ein bisschen enger war als die ist. Und ich kann Ihnen sagen, wenn ich heute die Aufnahmen da vom Inneren der ISS sehe, da denke ich selbst immer: Boah, das war aber eng. Ja, man kann sich da natürlich mit arrangieren. Das Leben ist da eben ein bisschen anders. Man hat natürlich auch da ein sehr auf die Minute verplanten Tagesablauf. Die Zeit vergeht im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge. Weil man wirklich von morgens bis abends nur dem Minutenzeiger hinterher hechelt und all die Aufgaben, die man da hat, dann versucht, in der vorgegebenen Zeit zu bewältigen…
Vieth
Was war Ihre Aufgabe auf der ISS?
Reiter
Also sowohl auf der MIR als auch auf der ISS natürlich im Ganzen eine ganze Reihe wissenschaftlicher Experimente. Das war eigentlich die Hauptaufgabe. Ich kann sagen, ungefähr ja, auf der MIR-Station war es ein bisschen, vielleicht ein bisschen mehr noch, der Fokus auf den wissenschaftlichen Aufgaben. Ungefähr 40 Experimente habe ich auf der mir Station gemacht, ungefähr die gleiche Anzahl auf der ISS. Aber man hat natürlich auch immer die Aufgabe, die Bordsysteme am Laufen zu halten. Da geht mal was kaputt, da muss etwas gewartet werden. Also insofern hat man sowohl da die Wissenschaft zu bedienen, als auch dafür zu sorgen, dass der Laden läuft, dass alle Systeme funktionieren. Und das macht eben die Arbeit so interessant. Und da ist dann sagen, wir mal so, der Tagesablauf ist von morgens bis abends auf die Minute verplant. Am Wochenende hat man ein bisschen weniger auf dem Dienstplan. Es ist nicht ganz frei, aber man hat auch mal ein, zwei Stunden, die man dann selbst irgendwie nutzen kann. Ja, das Essen ist okay da oben, aber ich kann Ihnen versichern, wegen des Essens wird noch niemand in den Weltraum fliegen.
Vieth
Kommt das denn alles so aus Tuben oder haben Sie? Können Sie das auf Tellern, ohne dass es um Sie herum schwebt, essen?
Reiter
Nee, auf Teller nicht. Das ist dann in Tüten drin oder in so kleinen Konservendosen. Und in den Tüten wird das halt…, das ist so gefriergetrocknet, das wird dann mit Wasser versehen und dann erst mal ein paar Minuten aufquellen und kann das dann, wenn es eine Suppe ist, daraus saugen oder wenn es irgendwie Spaghetti Bolognese ist, dann löffelt man das eben aus, schneidet dann die Tüte auf. Aber auf Tellern, das wäre ein bisschen gefährlich. Die Station wird alle paar Monate von Versorgungsraumschiffen angeflogen, und die bringen dann eben den Nachschub. Also Verbrauchsmaterialien, Ersatzteile, wissenschaftliche Geräte, und da ist dann natürlich auch Essen mit dabei und ein bisschen Wasser, um die Wasser-Regeneration dort oben zu unterstützen. Und da ist dann sogar mal eine Tüte mit paar Äpfeln und paar Tomaten und vielleicht ein bisschen Knoblauch und Zwiebeln, und also all das, was man da oben eigentlich nicht hat. So sind dann eben auch mal ein paar frische…frisches Obst oder auch frisches Gemüse mit dabei.
Vieth
Wie lange waren Sie insgesamt im Weltraum?
Reiter
Knapp ein Jahr, 350 Tage. Insgesamt ein halbes Jahr auf der MIR und ein halbes Jahr auf der ISS.
Vieth
Und Sport ist ja aber auch im Alltag, auf der ISS oder überhaupt im Weltraum ein großes Thema, Ihnen gehen ja die Muskeln flöten, sage ich jetzt mal so, weil sie die ja gar nicht mehr so belasten, oder?
Reiter
So angenehm die Schwerelosigkeit sich anfühlt: Man braucht sich nur mal eben so mit der Fingerkuppe irgendwo abzuschubsen, und dann schwebt man da durch die Station. Das hat natürlich dann den Nachteil, dass man die Muskeln nicht so braucht. Und jeder, der schon mal für längere Zeit ans Bett gefesselt war, kennt den Effekt. Dann bilden sich eben die Muskeln zurück. Und um diesem Effekt entgegenzuwirken, ist Sport erforderlich. Und zwar haben wir im Dienstplan jeden Tag zweieinhalb Stunden dafür eingeplant. Man hat da oben Laufbänder, da muss man sich mit so einem Gurtsystem draufschnallen, um eben joggen zu können, sonst würde man ja wegfliegen, so dass man also das Herz-Kreislauf-System fordern kann, joggt. Dann gibt es ein Fahrrad-Ergometer und es gibt Kraftgeräte, wo man Krafttraining machen kann. Eins darf man bei der bei der Thematik nicht vergessen: In dem Moment, in dem der menschliche Körper in der Schwerelosigkeit sich befindet, laufen da einige Prozesse ab, die natürlich auch Gegenstand der Forschung sind, und die mit dazu beitragen, eben die Funktion von bestimmten Körpersystem besser zu verstehen. Also beispielsweise die Knochen beginnen Kalzium abzugeben. Also, es tritt eine Demineralisierung der Knochen ein. Das Immunsystem wird im Prinzip abgeschaltet. Also Teile des Körpers werden nicht mehr so gut mit Sauerstoff-reichem Blut versorgt, und das Gleichgewichtssystem muss sich auf diese Situation einstellen. Also das sind alles solche Effekte, mit denen man da dann zu tun hat. Und da ist es natürlich wichtig, dann eben seine körperliche Leistungsfähigkeit so gut es geht aufrechtzuerhalten und gerade beim Sport die Kraftübungen, also jetzt nicht die Ausdauerübungen auf dem Laufband oder auf dem Fahrrad-Ergometer, sondern so das Krafttraining, das hat sich als ausgesprochen förderlich herausgestellt, um die Demineralisierung der Knochen einigermaßen in Grenzen zu halten.
Vieth
Ich würde noch mal ganz kurz auf die Schwerelosigkeit zurückkommen, dass das glaube ich, die größte Umstellung ist, jetzt vom Essen auch mal abgesehen, und dass man nicht einfach jederzeit, wenn man möchte, vor die Tür kann und spazieren gehen kann. Wie kommt man denn damit klar?
Reiter
Eigentlich besser, als ich mir das vorher so ausgemalt hatte. Wenn man also sieht, wie eng es dort oben ist, dann denkt man ja schon: Na ja, also bei sechs Monaten Aufenthaltsdauer gibt es da vielleicht auch mal so ein bisschen Reibereien. Ist aber ehrlich nie aufgetreten. Also wir haben ein sehr, sehr gutes Verhältnis in beiden Missionen gehabt. Zu meinen beiden russischen Kollegen, mit denen ich an Bord der MIR-Station war und dann an Bord der ISS. Da war dann ein bisschen häufiger Wechsel. Also ich kam hoch zu einer zweiköpfigen Besatzung, die bereits drei Monate dort oben war. Dann war ich drei Monate mit denen zusammen, und dann kam die neue Crew, die beiden sind zurück und da war ich dann der alte Hase in Anführungsstrichen, der schon drei Monate oben war und hab die dann drei Monate begleitet und bin dann wieder zurückgekehrt. Also das Verhältnis ist sehr gut. Das ist so ein bisschen wie eine Familie. Man weiß, man ist aufeinander angewiesen, man unterstützt sich natürlich. Klar hat jeder auch mal so einen Durchhänger. Montagmorgen-Blues, ja, aber das ist nie bei allen gleichzeitig aufgetreten. Und das ist einfach toll, wenn man sieht, wie sehr da dieser Zusammenhalt ist und wie sehr man sich dort oben auch gegenseitig unterstützt. Aber man merkt, einer ist so ein bisschen ruhiger, dann versucht man den aufzumuntern, und umgekehrt, wenn man selbst mal so ein bisschen introvertiert ist… Und wenn ich heute sehe, da ist ja nicht jede Tätigkeit nun so gleich beliebt, da gibt es auch so Sachen, die eben gemacht werden müssen und die halt nicht so toll sind.
Vieth
Können Sie ein Beispiel nennen?
Reiter
Ja, klar. Also Inventur zu machen, es liebt keiner, glaube ich, kann man sich vorstellen. Aber gut, da unterstützt man sich dann gegenseitig und die Stimmung war gut. Und ich muss sagen, was für mich ein gutes Zeichen auch dafür ist. Also ich hätte mir in beiden, oder nach beiden Missionen vorstellen können, dass ich genau mit den Kollegen, mit denen ich dort oben war, auch nochmal so eine Mission mache. Wir hätten noch genügend Gesprächsstoff. Wir haben uns da oben wunderbar verstand. Und es ist übrigens auch nicht so, dass man jetzt von morgens bis abends da sich gegenseitig auf der Pelle hängt, sondern da gibt es Phasen, wo man wirklich da für sich in einem der Module halt seine wissenschaftlichen Experimente macht. Manchmal natürlich auch dann zu zweit oder manchmal sogar zu dritt, aber oft hat dann eben jeder seine Aufgabe, und dann sieht man sich erst wieder zum Mittagessen und dann sagt man Ja, was habt ihr denn so heute Morgen gemacht? Also wie gesagt, trotz der Enge ist es nicht so, dass man dann nur sich permanent auf der Pelle hängt.
Vieth
Auf der Pelle hängen ist vielleicht noch mal ein ganz gutes Stichwort. Sie haben sich ja wie in Kasernen auch ein Zimmer mit mehreren Leuten teilen müssen zum Schlafen. Oder hat jeder sein eigenes Zimmer?
Reiter
Also ich hatte auf der mir Station in dem Sinn kein eigenes Zimmer, sondern ich habe halt in einem der Module auf dem Boden meinen Schlafsack dann immer ausgerollt und morgens wieder eingerollt. Und bei der zweiten Mission, da hatte ich dann ein kleines Zimmer gehabt, da gab es in dem russischen Segment so eine kleine Kajüte, 60 mal 60 Zentimeter Grundfläche, und da ist dann der Schlafsack an der Wand befestigt. Aber das Tolle daran ist, man hat ein kleines Fenster, also so ein Bullauge. Und bevor man dann die Augen schließt, kann man da einfach noch mal ein bisschen rausschauen und diesen unglaublichen Ausblick genießen. Und das, ja, und wenn man sich dann einfach zurückziehen will, kann man auch mal die Tür zumachen, wenn man in Ruhe da seine E-Mails machen will oder eben mit der Familie telefoniert. Auch das ist ja inzwischen von der ISS im Prinzip jeden Tag möglich. Dann kann man sich da in seine Kajüte zurückziehen, einfach mal die Tür schließen und ist für sich.
Vieth
Da habe ich gleich mehrere Fragen: Also das mit dem Schlafsack auf dem Boden und an der Wand, das müssen Sie glaube ich kurz noch mal erklären. An der Wand, also da hängen Sie dann so drin? Da ist ja Schwerelosigkeit, Sie nicht wegfliegen, und auf dem Boden ist er dann auch festgemacht, oder?
Reiter
Genau, der ist dann einfach mit kleinen Schlaufen macht man den fest, dass man halt nicht weg schwebt. Aber es treten da ja auch keine Kräfte auf. Also man kann ja auch nicht in der Schwerelosigkeit irgendwie auf der Seite oder auf dem Rücken oder auf dem Bauch liegen. Sondern man schwebt einfach nur in diesem Schlafsack, und der hält einem dann halt nachts ein bisschen warm, und man hat vom Gesicht so Netz, damit man nicht irgendwelche Krümel, die vielleicht in der Atmosphäre da rumschweben, die einatmet. Das könnte natürlich sehr, sehr gefährlich werden. Deshalb ist das als kleiner Schutz noch dabei, und man muss halt nur drauf achten, dass wenn man jetzt irgendwo an Bord der Raumstation da sein Lager aufschlägt, also alle, alle Bereiche sind da nicht unbedingt geeignet. Es muss auf alle Fälle sichergestellt sein, dass da ausreichend Ventilation ist, weil wenn man die nicht hätte, dann würde also gewissermaßen um den Kopf herum eine riesen Blase von sehr stark Kohlendioxyd-haltiger Luft entstehen, weil die ausgeatmete Luft, die würde, ohne dass Ventilatoren dafür sorgen, dass das weggeblasen wird, würde das nicht verschwinden, weil es eben in der Schwerelosigkeit keine Konvektion gibt. Das, was wir hier auf der Erde dank der Schwerkraft haben, das gibt es dort oben nicht.
Vieth
Und da muss man an vieles denken. Da merkt man erst mal wie anders, dass es ist im Vergleich jetzt so auf der Erde. Ist das denn ein erholsamer Schlaf?
Reiter
Ja, das ist in der Tat sehr, sehr erholsam. Also ich habe dort oben wunderbar geschlafen. Es gibt auch Kolleginnen und Kollegen, die damit nicht so gut zurechtkommen. Die sagen, ich brauche einfach das Gefühl des Gewichtes. Wenn das so ist, dann kann man über den Schlafsack so Gummibänder noch drüber machen. Die pressen ein bisschen an die Wand oder am Boden oder an die Decke, wo auch immer man seinen Schlafsack anbringt. Aber ich habe eigentlich so den Eindruck gehabt, dass ich mit weniger Schlaf zurechtgekommen bin. Also auch mal sechs Stunden oder wenn es mal weniger als sechs Stunden waren, dann hat man sich trotzdem am nächsten Morgen wunderbar erholt gefühlt, weil der Körper eben total entspannt ist. Man nimmt, wenn man dann eingeschlafen ist, wie so eine Embryohaltung ein. Jeder kann das mal versuchen, wenn er es, wenn er ins Schwimmbad geht, ein paar mal die Luft anhalten und sich mal so ganz entspannt ins Wasser hängt, dann sieht man, dass die Arme im Prinzip vor der Brust schweben und die Beine leicht eingeknickt sind, der Oberkörper leicht nach vorne geneigt ist und so ist das auch in der Schwerelosigkeit. Sie können nicht aufwachen und irgendwie sich das Genick, weil sie falsch auf dem Kissen gelegen haben, das Genick verdreht haben.
Vieth
Und das klingt wirklich sehr entspannt und erholsam.
Reiter
Ja, in der Tat.
Vieth
Jetzt haben Sie natürlich schon viel erzählt von Ihren Erfahrungen aus dem Weltraum, von der Raumstation. Was war denn für Sie am eindrucksvollsten?
Reiter
Ja, also der Blick auf die Erde ist natürlich etwas ganz Besonderes dabei. Ich hatte es ja eingangs schon gesagt: Das sind Bilder, die einen ein Leben lang begleiten, das brennt sich in die Erinnerung ein, um das mal so bisschen drastisch zu formulieren. Was natürlich definitiv noch mal ein Höhepunkt war, sind Außenboardeinsätze. Also wenn man die Möglichkeit hat, dann da oben mal nach da draußen zu gehen. Näher kann man dem Weltraum nicht kommen. Ich hatte dreimal Gelegenheit, solche Außenboardeinsätze zu machen.
Vieth
Was haben sie da konkret gemacht?
Reiter
Na ja, da müssen eben auch wissenschaftliche Geräte installiert werden oder müssen abgebaut werden und Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Also beispielsweise bei meinem Außenboardeinsatz auf der ISS musste ein Computer getauscht werden, der ausgefallen war. Dann musste das äußere Wärmekontrollsystem überprüft werden. Da gab es paar Probleme und mussten Teile ausgetauscht werden und dann haben wir eben verschiedene wissenschaftliche Geräte installiert. So ein Außenboardeinsatz dauert normalerweise so um die sechs Stunden. Und ja, das sind zwar auch sechs Stunden, die natürlich mit Arbeit angefüllt sind, also da hat man nicht viel Zeit den wunderschönen Ausblick zu genießen, aber Gott sei Dank ist da auch hin und wieder mal eine Minute, wo man mal Luft schnappen kann oder dann von dem einen Arbeitsplatz, an dem man war, dann zu einem anderen sich bewegen muss, da am Äußeren der Station entlang hangelt und da kann man natürlich auch mal einfach kurz den Blick schweifen lassen und diesen Eindruck genießen. Es ist immer schwer in Worte zu fassen. Ich habe das hat natürlich sehr oft drüber gesprochen, aber man ringt immer wieder nach Worten, weil es einfach…es gibt nichts, womit man das vergleichen kann. Man bewegt sich da oben mit fast 28.000 Stundenkilometern, ist mit zwei Sicherungsseilen an der Station verbunden, 400 Kilometer über der Erde und sieht dann so die Kontinente unter sich wegziehen.
Vieth
Hat man da nicht auch ein bisschen sehr viel Adrenalin, gerade wenn man da zum Ersten Mal rausgeht?
Reiter
Ja, also das ist natürlich etwas, auf das man sich lange vorbereitet. Ja, da wird man sehr intensiv dafür trainiert, eben weil da auch Dinge passieren können und da will man natürlich für alle Eventualitäten vorbereitet sein, aber dann freut man sich natürlich drauf: Wann geht es endlich los, ist sich aber gleichzeitig natürlich darüber im Klaren, dass jeder Handgriff sehr wohl überlegt sein muss, weil wenn man da rausgeht, ist dann erst recht nicht besonders viel Marge für irgendwelche Fehler und darüber ist man sich schon im Klaren. Also dieses Adrenalin, das braucht man ja, um dann zu Hochform aufzulaufen, und das ist dann auch Dank der Vorfreude dessen, was man da erlebt. Und wie gesagt, man ist sich dann eben auch sehr wohl darüber bewusst, dass man jeden Handgriff, jede Aktion, die man da draußen macht, besser noch mal überlegt, dass
A) nichts verloren geht und
B) dass einem selbst nichts passiert.
Man geht immer zu zweit raus, um sich dann auch gegebenenfalls gegenseitig helfen zu können, wenn irgendwas mit dem Anzug passieren sollte oder so was. Aber toi, toi, toi ist bisher immer gut gegangen. Wobei mein italienischer Kollege, der hatte vor vielen Jahren bei seinem zweiten Außenboardeinsatz eine Fehlfunktion von dem Kühlsystem gehabt und da ist dann Wasser in den Helm eingetreten und der ist also ganz cool geblieben. Nachdem er dann wieder im Inneren der Station war, waren zweieinhalb Liter Wasser in dem Helm drin, also der wäre um Haaresbreite da oben ertrunken.
Vieth
Das klingt wirklich dramatisch. Ja.
Reiter
Ja, und das hat er ganz toll gemacht. Aber das zeigt so ein bisschen, wie heimtückisch diese Umgebung sein kann. Man denkt da, ach da oben, da ist Schwerelosigkeit. Das wird schon nichts passieren. Aber deshalb ist es eben sehr wichtig, diese sehr intensive Ausbildung bereits am Boden gemacht zu haben. Man trainiert alles, jeden Handgriff, zigmal in großen Wassertanks, damit das dann nachher oben, wenn irgendwas passiert, so wie in dem Fall, man auch gut darauf vorbereitet ist.
Vieth
Und das scheint auch sehr gut zu funktionieren. Da hat sich die Ausbildung definitiv ausgezahlt, wie man ja an dem Beispiel Ihres italienischen Kollegen gesehen hat. Das bringt mich aber auch zu dem Punkt, wo wir gerade von Italienisch sprechen, dass die internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt sehr wichtig ist.
Reiter
Ja, die steht natürlich sehr, sehr hoch im Kurs. Die Europäische Raumfahrtagentur ESAEuropean Space Agency, für die ich eben viele, viele Jahre gearbeitet habe, ist ja ein wunderschönes Beispiel dafür. Inzwischen 22 Mitgliedsländer, die in der Lage sind, eben große Projekte auf die Beine zu stellen, die keines der Mitgliedsländer alleine bewältigen könnte, also weder vom finanziellen noch von den technischen Voraussetzungen. Und wenn wir jetzt mal über Europa hinausschauen, ist ja gerade die Internationale Raumstation, wie aber auch andere Projekte in der Raumfahrt, ein wunderschönes Beispiel für internationale Zusammenarbeit. Also Gleiches gibt es natürlich in der Erdbeobachtung, in der Exploration und das ist für mich und für viele meiner Kollegen und Kollegen natürlich auch etwas ganz Besonderes. Dieses permanente Zusammenarbeiten mit so vielen Nationen. Und das macht einfach Spaß, wenn man sieht, dass da so viele Menschen an gemeinsamen Zielen arbeiten, und vielleicht noch ein abschließendes Wort zu dem Thema Internationalität. Inzwischen ist es so, dass an Bord der Internationalen Raumstation über 100 Länder sich an der Forschung beteiligen. Und wenn wir jetzt mal die Wissenschaft beiseite lassen, dann ist es schon bemerkenswert, dass über 100 Länder gemeinsame Ziele zum Wohle der Menschheit verfolgen. Ist natürlich jetzt gerade vor dem Hintergrund des Konflikts in der Ukraine vielleicht besonders wichtig, auch mal so etwas herauszustellen.
Vieth
Welche Rolle nimmt Deutschland denn explizit dabei ein?
Reiter
Also Deutschland ist in der Raumfahrt eigentlich sehr, sehr gut aufgestellt. Was also den finanziellen Einsatz angeht, sind wir in Europa an zweiter Stelle. An erster Stelle ist Frankreich, die geben also noch ein bisschen mehr für die Raumfahrt insgesamt aus. An zweiter Stelle steht Deutschland. Wir sehen, dass eben in Deutschland, Gott sei Dank muss ich sagen, auch mehr und mehr Start Up‘s in dem Bereich tätig werden. Wir haben also drei Start Up‘s die jetzt ein bisschen bekannter wurden, die Trägerraketen bauen. Und was auch die wissenschaftliche Seite angeht, sind wir natürlich hervorragend aufgestellt. An erster Stelle steht natürlich das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt. Ich war ja selbst mal für einige Jahre dort Mitglied des Vorstands und zuständig für die Raumfahrt, Forschung und Entwicklung. Allerdings muss man sagen, wir haben jetzt auch einen dringenden Bedarf, so ein bisschen unsere Strategie in dem Bereich mal zu überarbeiten, was ja auch von der Koalition in Angriff genommen wird. Und ich kann nur hoffen, dass das dann auch zu einem entsprechend konsistenten und zukunftsweisenden Ergebnis führt.
Vieth
Sie sprachen es gerade schon an: Satelliten, Erdbeobachtung und auch Verteidigungsministerium. Welche Rolle spielen da konkret militärische Belange, also auch direkt für die Bundeswehr?
Reiter
Telekommunikation, Navigation und Erdbeobachtung genau die drei, dass die eben natürlich auch für die Bundeswehr sehr wichtig sind. Und als letzten Punkt möchte ich natürlich noch ein Aspekt mit einbringen, der enorm an Bedeutung gewonnen hat. Und das ist der Bereich der Sicherheit im Weltraum. Diese Bedeutung, die die Raumfahrt, die Dienste, die aus der Raumfahrt kommen, für uns haben, bedeutet natürlich auch, dass wir, wenn wir uns auf solche Dienste abstützen, damit verwundbar werden. Und deshalb ist es natürlich sehr wichtig, diese Satelliten zu schützen, zu wissen, was dort oben vor sich geht. Wenn beispielsweise irgendwelche anderen Satelliten dann in die Nähe von europäischen Kommunikationssatelliten manövrieren, um die Signale aufzuklären, dann ist es natürlich wichtig, so was zu wissen. Und dort oben fliegen halt immer mehr Satelliten rum. Es gibt immer mehr Trümmerteile, und wir können es daran erkennen, dass wir bei der ESAEuropean Space Agency in dem Europäischen Satelliten Kontrollzentrum in Darmstadt, wo ich viele Jahre stationiert war und auch verantwortlich für den Satelliten Betrieb war, dass wir inzwischen mehr als 1000 Kollisionswarnungen pro Tag bekommen.
Vieth
Oh, das ist eine Menge.
Reiter
Ja, und da müssen wir einiges in der Zukunft tun. Und da gibt es natürlich auch ein, sagen wir mal, an Interesse von militärischer Seite zu erkennen und zu wissen, was dort oben los ist und was da über unsere Köpfe fliegt. Stichwort Aufklärung also mithilfe von Satelliten zu erkennen, was geschieht in Spannungsregionen, Krisenregionen. Bestes Beispiel wiederum natürlich jetzt der Konflikt mit der Ukraine, die Kombination von Sensoren, die in verschiedenen Wellen Bereichen arbeiten. Bundeswehr verfügt ja über Radarsatelliten und ist auch gerade dabei, dieses System zu erweitern. Optische Satelliten sind erforderlich, weil Radarbilder sind sehr gut und sehr wichtig, aber manchmal braucht man eben auch ganz normal in dem sichtbaren Bereich, in dem auch das menschliche Auge arbeitet. Für die Telekommunikation wissen wir alle die Führungsfähigkeit von Kräften, sowohl im nationalen und insbesondere natürlich auch im internationalen Kontext ist ganz entscheidend und stützt sich auf Telekommunikationssatelliten ab. Da hat die Bundeswehr ja auch entsprechende Assets, wie das so schön neudeutsch heißt. Bei dem Thema Navigation ist ja nun Europa dabei, ein eigenes Satelliten Navigationssystem aufzubauen beziehungsweise den Endausbau voranzutreiben. Und da sind wir mittendrin mit Galileo. Da hat sich die Bundeswehr ein bisschen zurückgehalten. Aber ich bin sicher, dass es da in Zukunft noch, oder ich hoffe zumindest, dass es da entsprechende Entwicklungen gibt bei all diese Diensten, von denen ich gesprochen habe, Telekommunikation, Erdbeobachtung, Signalaufklärung,
Vieth
Wie kann man denn Satelliten davor schützen? Es ist ja ein hohes Gut, was man da hat, auf das man auch angewiesen ist. Sie sagen also, Verteidigungspolitisch ist das ja relevant, für das Militär, für die Bundeswehr ist es relevant. Und wenn das so leicht, ich sage mal, kaputt geht oder kaputt gemacht werden kann, ist das ja schon sehr kritisch.
Reiter
Was eigentlich eine drohende Gefahr ist, ist, dass dort ein Kaskaden Effekt eintritt, dass also durch eine ungewollte Kollision von einem Satelliten, oder einem Trümmerteile mit einem anderen Trümmerteile, dann entstehen Trümmerwolken, die natürlich nicht dann zur Erde fallen, sondern die bleiben für Jahrzehnte dort oben und gefährden dann eben andere Satelliten. Und diese Dichte könnte irgendwann mal so hoch sein, dass dann eben so eine Kettenreaktion eintritt und dann kein Satellit mehr wirklich dort oben für längere Zeit funktionieren kann, weil er innerhalb kürzester Zeit von irgendwelchen Trümmerteile getroffen wird. Also insofern ist es da wirklich sehr, sehr dringend, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Was die Gefährdung aktiver Satelliten angeht, muss man natürlich koordinieren zwischen den Satellitenbetreibern und auch da haben wir sehr interessante Erfahrung bei der ESAEuropean Space Agency schon gehabt. Wir hatten einen sehr teuren Erdbeobachtungssatelliten in Orbit gebracht 2018 und dann ein Jahr später war eben einer von diesen Starling Satelliten auf Kollisionskurs und dann haben wir eben mit Starling telefoniert und als dann die die Notwendigkeiten, Ausweichmanöver zu machen, gegeben war, weil einfach die Wahrscheinlichkeit einer Kollision einen gewissen Grenzwert überschritten hatte, war Starling dann nicht mehr zu erreichen. Und deshalb mussten wir dann ein Ausweichmanöver machen. Also alles ist gut gegangen, aber man sieht, wie wichtig diese Koordination zwischen den Satellitenbetreibern ist. Und da gibt es natürlich ein sehr, sehr breites Interesse oder eine sehr breite Notwendigkeit, das auf kommerzieller oder ziviler Seite zu machen und natürlich auch auf militärischer Seite. Ganz klar.
Vieth
Wenn wir schon darüber reden, das ist ja schon alles ein bisschen perspektivisch. Sie sagen, man sollte da auf jeden Fall drüber nachdenken. Was glauben Sie denn, was uns da grundsätzlich gerade in Hinblick auf Verteidigungspolitik und Bundeswehr im Weltraum noch erwartet? Also wo könnte es hingehen?
Reiter
Mit dem weiteren Aufbau von entsprechenden Fähigkeiten hat die Bundeswehr ja schon begonnen. Ich hatte vorhin darüber gesprochen, dass die Bundeswehr Radarsatelliten betreibt. SARSearch and Rescue-Lupe, jetzt kommt das nächste System SARah. Bei der Telekommunikation… wissen Sie, solche Satelliten haben natürlich auch nur eine begrenzte Lebensdauer im Orbit. Die liegt so bei etwa sieben - zehn Jahren. Wenn man Glück hat, hält mal so ein Satellit zwölf Jahre, und die müssen dann ersetzt werden. Die müssen dann von ihren Fähigkeiten, also von ihren technischen Fähigkeiten, verbessert werden. Das Thema Auflösung, also wie genau kann ich die Erdoberfläche abscannen, welche kleinsten Punkte kann ich noch auflösen, entwickelt sich natürlich weiter und mit dem Aufbau des Weltraumlagezentrums in Uedem ist glaube ich da auch schon ein wichtiger Schritt gemacht. Ich will vielleicht noch an letzter Stelle anfügen, dass natürlich dieses ganze Thema Raumfahrt, Sicherheit in der Raumfahrt eben auch sehr, sehr eng mit dem Thema Cybersecurity verbunden ist. Also die sichere Übertragung von Daten, die das Erkennen, dass irgendwelche Versuche gestartet werden, hier Daten zu verfälschen oder abzufangen, auch das gehört natürlich sehr eng zusammen und ich denke, da ist die Bundeswehr auch auf einem guten Weg dahin. Und mit den Mitteln, die da jetzt durch den Bundestag beschlossen wurden, kann ich mir gut vorstellen, dass auch in diesem Bereich einiges an Fortschritten zu erwarten ist. Wobei natürlich die Grundfähigkeiten in den verschiedenen Teilstreitkräften, denke ich, mit an erster Stelle stehen. Also beim Heer, bei der Marine und natürlich auch bei der Luftwaffe. Die entsprechenden Plattformen Nachfolge für Tornado, für Eurofighter, ist ja nun schon seit längerem Thema und ich bin natürlich auch sehr froh, dass hier die F35 eines der Optionen ist, die da jetzt im Zusammenhang mit diesen neuen Beschaffungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden.
Vieth
Als ehemaliger Brigadegeneral der Luftwaffe kann ich mir das auch sehr gut vorstellen, dass Ihnen das besonders am Herzen liegt. Natürlich ist es auch ganz, ganz elementar und wichtig, aber nichtsdestotrotz wird ja, wie Sie vorhin auch schon betonten, der Weltraum immer mehr an Relevanz gewinnen. Auch für verteidigungsstrategische Dinge. Oder habe ich das falsch verstanden?
Reiter
Absolut richtig. Ich habe ein Thema vielleicht noch so ein bisschen außen vor gelassen, was ja nun auch in der in der gegenwärtigen Diskussion immer mal wieder hochkommt. Das ist die Fähigkeit, Drohnen einzusetzen und Sie können sich vorstellen, dass man, gerade, wenn man Drohnen steuert, die jetzt nicht nur in paar Kilometer Entfernung fliegen, sondern die womöglich auf in Regionen weit, weit jenseits des Radiohorizons fliegen, dass man dort natürlich auch auf Satellitenkommunikation abgestützt sein muss. Und das sind eben solche Fähigkeiten, die bei unseren Alliierten natürlich schon existieren. Insbesondere in den USA. Und ich bin mir sicher, dass auch solche Fähigkeiten dann in Zukunft weiterentwickelt werden. Aber Sie haben vollkommen recht, das ist letztendlich, es hat eine strategische Bedeutung für das Militär, der Weltraum, man kann sich heute nicht mehr vorstellen, militärische Operationen ohne die Abstützung auf entsprechende Dienste aus dem Weltraum durchzuführen, und auch deshalb ist natürlich die Überarbeitung einer nationalen Raumfahrtstrategie, wo ja das Verteidigungsministerium einer der Nutzer des Weltraums ist, sich dann bestimmt einbringen wird.
Vieth
Bundeswehr und Weltraum ein Thema, über das man noch sehr, sehr lange reden kann. Herr Reiter, vielen Dank für den Einblick, für den Exkurs und vielen Dank dafür, dass Sie uns einen Einblick in Ihre Erfahrung als Astronaut gegeben haben. Wir sind natürlich sehr froh, dass Sie die Fahrten immer und Ihre Mission und vor allem gut überstanden haben und wohlbehalten zur Erde zurückgekehrt sind. Wir haben ja nun gehört, dass das auch gerade beim Weltraumausstieg mit einigen Risiken verbunden ist.
Reiter
Ja, vielen Dank.
Vieth
Wer mehr zum Thema Bundeswehr und Weltraum erfahren möchte, dazu haben wir ein großes Themenpaket zusammengestellt. Das finden Sie auf der Seite Bundeswehr.de. Mein Name ist Amina Vieth und ich melde mich ab aus dem Funkkreis.