Funkkreis
Funkkreis
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Funkkreis – Podcast der Bundeswehr.
Hilfe und Erholung – das bietet das Bundeswehr-Sozialwerk. Und darüber sprechen wir heute im Funkkreis unter anderem mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden Stefan Schäfer. Bevor er uns erklärt, was das Bundeswehr-Sozialwerk ist und was es macht, sprechen wir mit einer Betroffenen. Und zwar mit Andrea Fuß. Sie hat ein schweres Schicksal erlitten und ist bereit, mit uns hier im Funkkreis darüber zu sprechen. Ich bin Amina Vieth aus der Redaktion der Bundeswehr.
(V) Hallo, Frau Fuß.
(F) Hallo.
(V) Wie sind Sie denn mit dem Bundeswehr-Sozialwerk in Kontakt gekommen?
(F) Leider durch eine sehr traurige Geschichte. Mein Mann ist schwer krank geworden Anfang des Jahres und ist dann leider auch verstorben, direkt nach Ostern [2020, Anm. d. Red.].
(V) Herzliches Beileid.
(F) (mit zitternder Stimme) Danke. Es ging alles so schnell. Der Sozialdienst vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum stand die ganze Zeit an meiner Seite, hat mich unterstützt. Der Herr Kleps [phon.] hat quasi ein bisschen hinter meinem Rücken (schluchzt) das Bundeswehr-Sozialwerk eingeschaltet und hat gemeint: „Können wir der Frau nicht etwas Gutes tun?“ Und dann irgendwann kam der Anruf von ihm und er sagte: „Frau Fuß, Sie bekommen jetzt einen Reisegutschein.“ Und dann war es so weit. Dann war im August, glaube ich, die Übergabe oder im Juli – ich weiß es nicht mehr genau (schluchzt).
(V) Was für ein Reisegutschein war das?
(F) Und zwar sind das zwei Wochen Urlaub für mich. Einfach, um mal zur Ruhe zu kommen. Man kann deutschlandweit, in Italien, in Österreich, sich etwas raussuchen und kann das dann dementsprechend buchen (schluchzt) und es ist halt für mich umsonst.
(V) Darf ich fragen, wo Sie dann hingefahren sind?
(F) (mit schwacher Stimme) Ich konnte den leider noch nicht einlösen. Corona ist halt momentan sehr präsent. Ich hoffe und wünsche, dass ich das nächstes Jahr nachholen kann. Der Gutschein ist drei Jahre gültig.
(V) Aber ich denke mal, dass er gerade wegen Corona ein bisschen länger gültig ist, sollte uns das tatsächlich noch so lange begleiten, was wir natürlich nicht hoffen.
(F) Genau.
(V) Aber haben Sie denn schon ein Ziel vor Augen?
(F) (mit Erleichterung) Ja, Italien.
(V) Ach, sehr schön!
(F) (leicht aufgehellt) Der Gardasee – das war unser Lieblings-Reiseziel. Und es hat noch den Hintergrund, dass ich ihm versprochen habe, seine Asche dort zu verstreuen. Er hat es dort so geliebt, und ich habe zu Hause die kleine Urne und möchte das für ihn ermöglichen.
(V) Da drücken wir natürlich die Daumen, dass das möglichst bald klappt. Also spätestens jetzt im kommenden Sommer oder Herbst, wann immer Sie am liebsten reisen möchten und wann immer es problemlos möglich sein wird.
(F) Genau.
(V) Hatten Sie denn vorher schon mal Kontakt zum Bundeswehr-Sozialwerk oder kannten Sie die überhaupt vorher schon?
(F) Nein, gar nicht. Das war alles komplett neu (lacht verlegen) für mich.
(V) Das kann ich mir auch gut vorstellen. Ist ja häufig so, wenn man da nicht betroffen ist, dass man dann viele Dinge auch nicht kennt.
(F) Genau.
(V) Inwiefern ist es sinnvoll, so eine Organisation zu haben wie das Bundeswehr-Sozialwerk, und würden Sie es auch anderen raten, damit früher in Kontakt zu treten?
(F) Also ich würde es auf jeden Fall raten. Denn es ist so eine Art Anerkennung, ein Zeichen: „Es gibt Menschen, die helfen dir“. Obwohl man das in der Situation, wie ich sie hatte, vielleicht auch gar nicht so will. Also ich habe mich gegen sämtliche Maßnahmen eigentlich immer erst gewehrt und gesagt: „Nee, das müssen Sie nicht machen.“ Ich wollte niemandem zur Last fallen. Aber im Nachhinein ist das so eine tolle Sache, ich kann es nur empfehlen. Also wer Hilfe braucht, bekommt die Hilfe – egal wie. Und es tut gut – zumindest für die Seele.
(V) Das ist ja auch schon mal super wichtig, dass es das gibt. Auch wenn Sie den Urlaub jetzt noch nicht wahrnehmen konnten – aber das ist ja auch ein Lichtblick, sage ich mal.
(F) Ja, auf jeden Fall.
(V) Da ist etwas, auf das Sie sich freuen können – nicht nur wegen Corona, sondern auch, um selber Abstand zu gewinnen und dennoch dieses Versprechen an Ihren Mann einzulösen.
(F) Genau.
(V) Haben Sie denn jetzt, wo Sie jetzt das erste Mal mit dem Bundeswehr-Sozialwerk in Kontakt kamen, mit anderen Kollegen bei der Bundeswehr auch schon mal darüber gesprochen? Waren diese vielleicht auch schon in solchen Situationen, wo man dann vielleicht hört: „Ja, wir haben das auch schon mal in Anspruch genommen.“ Oder: „Die haben uns in anderer Art und Weise mal geholfen.“
(F) Nein, leider gar nicht. Also ich habe Kollegen, denen habe ich das erzählt und die fanden das ganz, ganz klasse. Aber ich habe niemanden jetzt kennengelernt, der das schon genauso erlebt hat wie ich.
(V) Vielleicht ergibt sich ja nach der Pandemie noch einmal ein Treffen mit mehreren Beteiligten, sodass man sich auch mal austauschen kann. Frau Fuß, vielen Dank für das Gespräch.
Was Erholung und Hilfe vom Bundeswehr-Sozialwerk genau bedeutet, das erklärt uns jetzt Stefan Schäfer, stellvertretender Bundesvorsitzender.
(V) Herzlich willkommen!
(S) Hallo, Frau Vieth.
(V) Schön, dass Sie bei uns sind heute und dass Sie uns mal einen Einblick geben, was da eigentlich alles gemacht wird. Bundeswehr-Sozialwerk – womit verbindet man das?
(S) Am besten verbindet man das Bundeswehr-Sozialwerk mit zwei Begriffen: Erholung und Hilfe – das sind unsere zwei großen Tätigkeitsbereiche.
(V) Was bedeutet das konkret?
(S) Erholung bedeutet, dass wir uns seit über 60 Jahren dafür einsetzen, dass Menschen aus der Bundeswehr und deren Familienangehörige es sich leisten können, einen bezahlbaren Urlaub an einem schönen Urlaubsort zu haben – im In- und im Ausland. Wir haben dafür über 25 Hotels, Ferienanlagen, Campingplätze, Ferienwohnungen und da können diese Leute dann Urlaub machen zu sehr preisgünstigen Kosten. Und wir finden, dass das sehr wichtig ist – gerade bei der Bundeswehr, wenn man schwer belastet ist. Und bei dem Thema Hilfe – das ist die andere Seite, um die wir uns kümmern – geht es um Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind. Und denen helfen wir entweder mit finanziellen Zuwendungen oder – wenn sie ein bisschen Erholung brauchen, ausgepowert, ausgebrannt sind – mit Reisegutscheinen.
(V) Was genau bedeutet denn „unverschuldet in Not geraten“?
(S) „Unverschuldet in Not geraten“ ist einfach das Pech, dass ein Mensch in seinem Leben haben kann und für das er nicht verantwortlich ist. Am besten versteht man es mit einer schweren Krankheit oder wenn das Haus abbrennt oder einer Kind mit einer schweren Krankheit geboren wird oder man selber aus dem Einsatz kommt und verletzt ist. Das ist alles „unverschuldete Not“.
(V) Wie sehen Ihre Hilfen dann dort genau aus?
(S) Also, wir haben in dem Bereich Hilfe, wenn ich das mal beschreiben darf, zwei Hilfskategorien. Wir können entweder mit finanziellen Mitteln helfen oder mit Reisegutscheinen. Als Beispiel: Eine Familie aus der Bundeswehr hat ein schwerbehindertes Kind, das in einem Rollstuhl sitzt. Und diese Familie hat ein Auto und muss dieses Auto umbauen, damit man den Rollstuhl da reinkriegt. Das kostet Geld und das unterstützen wir dann. Wir zahlen so in der Regel Beträge zwischen 1.000 und 5.000 Euro. Wir zahlen nicht 15.000 Euro. Das können wir uns nicht leisten. Nur in Ausnahmefällen. Und eine andere Variante ist zum Beispiel der Fall, dass ein Mensch einsatzbelastet aus dem Einsatz kommt und er sich mal ausruhen möchte – gemeinsam mit der Familie. Dann schenken wir denen einen Reisegutschein und die können dann 14 Tage in einem unserer Hotels kostenlos Urlaub machen als Familie. Klassischer Fall ist auch ein Trauerfall. Wenn man einen schweren Trauerfall in der Familie hat und wegen der Trauerverarbeitung mal gerne zusammen sein möchte, 14 Tage raus aus allem. Dann schenken wir denen einen Reisegutschein.
(V) Das stelle ich mir gar nicht so günstig vor. Wo nehmen Sie denn die Gelder dafür her?
(S) Ja, da muss man bei uns trennen. Wir haben ja, wie gesagt, einmal das Thema Erholung und einmal das Thema Hilfe. Ich gehe jetzt mal nur auf das Thema Hilfe ein. Da haben wir diese Aktion Sorgenkinder. Vielleicht haben Sie auch schon mal davon gehört.
(V) Können Sie das kurz erläutern, was das genau ist?
(S) Ja, das ist die Überschrift über unseren Arbeitsbereich Hilfe. Und für diese Aktion Sorgenkinder sammeln wir Spenden, ganzjährig sammeln wir Spenden. Und wenn die Menschen uns dann eine Spende geben, können Sie auch sicher sein, dass die eins zu eins für diese Hilfe genutzt wird. Und das heißt: Wir kriegen etwa im Jahr so 450.000 Euro an Spendengeldern zusammen – nicht in einem Corona-Jahr, aber in anderen Jahren. Und das setzen wir um für diese konkreten Hilfsmaßnahmen, die ich eben geschildert habe. Aber zur Hilfe gehört noch etwas ganz anderes, was Sie noch nicht angesprochen haben: Zum Beispiel unsere Behindertenfreizeiten. Das ist auch ein Teil unserer Hilfe. Soll ich das mal kurz darstellen?
(V) Gerne!
(S) Wir haben jedes Jahr sieben Freizeiten für Gehandicapte: für Kinder und Jugendliche, die schwerstgehandicapt sind, im Rollstuhl sitzen und viele Beeinträchtigungen haben. Das sind ja Kinder, um die sich die Eltern 24/7 ein ganzes Jahr lang kümmern müssen. Und wir machen sieben Freizeiten im Jahr – die dauern zwei bis drei Wochen – und kümmern uns in einer Eins-zu-eins-Betreuung um diese Kinder. Vielfach ist es so, dass die Kinder mehrere Jahre an unseren Freizeiten teilnehmen und dann haben sie immer die gleiche Betreuerin, immer den gleichen Betreuer. Da wachsen sogar Freundschaften heran oder Beziehungen heran – wenn ich das so sagen darf. Die Eltern haben in dieser Zeit die Möglichkeit, einmal im Jahr mal zwei, drei Wochen Urlaub zu machen, ohne sich ständig Gedanken um ihr Kind machen zu müssen. Sie können sich ausspannen, sie können sich auf unsere Betreuer verlassen. Wir kümmern uns in diesen zwei, drei Wochen intensiv um diese Kinder. Und die haben dann ein schönes Erlebnis, weil diese Freizeiten natürlich bunt sind. Da wird gebastelt, da wird jede Menge Spaß gemacht und die Kinder sind – das merkt man, weil wir Besuchertage haben, bei denen man das immer sehen kann – außer Rand und Band. Die lieben diese Freizeiten. Und so eine Freizeit mit einer Eins-zu-eins-Betreuung, die würde wahrscheinlich 4.000 bis 4.500 Euro kosten. Und die Eltern bei uns – das sind ja Menschen aus der Bundeswehr – zahlen dafür 300 Euro. Das, finde ich, ist unser Premiumangebot im Bereich der Hilfe.
(V) Jetzt sagen Sie „Menschen aus der Bundeswehr“. Es gilt für alle Bundeswehr-Angehörigen, nicht nur für die Soldaten, oder?
(S) Ja, das ist richtig. Das ist das Besondere am Bundeswehr-Sozialwerk. Seit 1960 – seit unserem Gründungsjahr – kümmert sich das Bundeswehr-Sozialwerk um alle Menschen in der Bundeswehr: Soldaten, Tarifbeschäftigte, Beamte, wurscht, alle Statusverhältnisse statusübergreifend. Wir waren also schon immer bundeswehrgemeinsam, schon seit den 60er-Jahren.
(V) Also wie Ihr Name Sozialwerk schon verrät – ein sehr großes soziales Engagement. Sie sprachen von Freizeiten und bestimmten Themenreisen, zum Beispiel zu Sprachen. Zwei Fragen stellen sich mir da: Das muss ja alles mehr kosten als nur diese 450.000 Euro, die Sie ungefähr einnehmen durch Spenden. Also wo kommt dieses Geld eigentlich her? Und wie kann ich in den Genuss kommen; wie kann ich überhaupt dafür sorgen, dass ich da auch Teil von bin?
(S) Ich darf noch einmal daran erinnern: Wir haben zwei Bereiche – Hilfe und Erholung. Und wir haben bislang über das Thema Hilfe gesprochen. Da gehen mit der Aktion Sorgenkinder die Spenden rein. Da geben wir im Jahr etwa 500.000 bis 600.000 Euro aus. Dann gibt es einen anderen Bereich Erholung. Und bei diesem Bereich, da haben wir unsere Hotels und dann haben wir im Jahr etwa 70 von uns organisierte Ferienfreizeiten, die Sie jetzt gerade ansprechen. Das sind die unterschiedlichsten Themen für Jugendliche, für Heranwachsende, für Senioren. Es gibt eine Bowlingfreizeit, mal geht es ums Golfen, mal macht man einen Linedance, mal macht man Basteln oder eine Bikertour. Oder eben auch die Sprachreisen – die bezahlen wir aus einem anderen finanziellen Topf. Die Spenden werden dafür nicht genutzt, sondern das zahlen wir aus unseren Mitgliederbeiträgen und aus einem Bundeszuschuss, den wir vom Finanzministerium bekommen, den alle Sozialwerke in der Bundesrepublik bekommen. Das ist ein Finanzzuschuss. Den bekommt man, wenn man Kinderfreizeiten macht und da bekommt man pro Mitglied 65 Cent – und das ist bei 114.000 Mitgliedern ein schöner Brocken. Und dazu dann auch unsere Mitgliederbeiträge. Ein Mitglied zahlt im Jahr 48 Euro, im Monat vier Euro. Wir haben, wie gesagt, 114.000 Mitglieder zurzeit – da kommt ‘was zusammen. Und das Geld nutzen wir, um diese Freizeiten hoch zu subventionieren. Die Menschen zahlen da höchstens 50 Prozent. Und wir zahlen daraus auch große Zuschüsse für Familien, die in unseren Häusern Urlaub machen, die den sich aber wirtschaftlich vielleicht gar nicht leisten können. Das Geld kommt also aus den Mitgliederbeiträgen und aus dem Bundeszuschuss.
(V) Wie komme ich denn jetzt dazu? Also, stelle ich bei Ihnen einfach einen Antrag und sage: „Ich hätte jetzt Interesse an einer bestimmten Themenreise.“ Oder: „In meiner Familie ist jetzt das und das vorgefallen, kann ich bei Ihnen um Hilfe bitten?“
(S) Genau. Das sind wieder diese beiden Bereiche, die Sie ansprechen. Also einmal Erholung: Man möchte einen Urlaub bei uns machen oder an einer Freizeit teilnehmen. Wir haben eine Bundesgeschäftsführung, die sitzt in Bonn, und wir haben vier Bereichsgeschäftsführungen, die sitzen in Stuttgart, Düsseldorf, Strausberg und Hannover. An die kann man sich wenden. Da ruft man an, die helfen einem weiter und schicken einem auch die Formulare, die man ausfüllen muss. Wenn man Hilfe möchte – das ist der andere Bereich mit den Spenden, Aktion Sorgenkinder –, dann kann man sich – man ist ja Mitglied in der Bundeswehr – an den Sozialdienst der Bundeswehr wenden. Der Sozialdienst arbeitet ganz eng mit uns zusammen und die erfassen dann diesen Fall und schicken uns das und sagen: „Hier haben wir einen Fall, der wäre es mal wirklich wert, dass man diesen Menschen hilft.“ Oder man wendet sich direkt ans Bundeswehr-Sozialwerk, an einen unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter, die man in nahezu allen Dienststellen der Bundeswehr findet. Und dann wird der Vorgang aufgenommen und am Ende durch den Bundesvorsitzenden entschieden.
(V) Ehrenamt ist ja ein gutes Stichwort. Davon haben Sie, glaube ich, eine ganze Menge und ohne die geht es nicht, oder?
(S) Ja, das stimmt. Wie in vielen Vereinen – fast, wie in der gesamten Gesellschaft, möchte ich sagen – ist es so, dass die Ehrenamtler das Korsett, der Motor des Bundeswehr-Sozialwerks sind. Ich habe gesagt: Wir haben 114.000 Mitglieder zurzeit. Aber so etwa 2.500 davon, das sind die aktiven Ehrenamtler, wie wir sie nennen. Das sind die, welche in diesen Jugend- und Kinderfreizeiten die Jugendlichen betreuen; die bei der Behindertenfreizeit diese Eins-zu-eins-Betreuung sicherstellen. Auch betreuen sie die Stände des Bundeswehr-Sozialwerks, wenn Tage der offenen Tür sind und wir Werbung für uns machen. Dann stehen unsere Ehrenamtler in der Fläche bereit und machen Werbung für uns und informieren über das Sozialwerk. Also: Vielfältigster Art sind sie tätig. Und ich kann mich an dieser Stelle bedanken bei all denen, die sich aktiv beteiligen – sie sind das Herz des Sozialwerks.
(V) Das glaube ich gerne. Ohne Ehrenamt geht es einfach nicht. Vielleicht können wir das aber mal kurz ins Verhältnis setzen zu den Hauptamtlichen, die Sie haben. Damit man einfach mal sieht, wie gravierend und wie ausschlaggebend das wirklich ist.
(S) Ja, wir haben ungefähr 70, 80 hauptamtliche Mitarbeiter im Bundeswehr-Sozialwerk. Die sind in diesen angesprochenen Bereichsgeschäftsführungen und in der Bundesgeschäftsführung und die stellen die Administration sicher. So ein großer Verein mit Hotels, mit auch eigenen Mitarbeitern. Wir haben ungefähr 250 Mitarbeiter auf der Payroll, die in den Hotels arbeiten im In- und Ausland. Das muss ja verwaltet werden. Und das machen diese Hauptamtlichen. Die Ehrenamtlichen sind aber das, was wir unter aktiver Nähe zum Bundeswehr-Personal, unter Hilfe und Fürsorge verstehen. Das ist das Wichtige. Das ist, wie gesagt, ein Kreis von etwa 2.000 bis 2.500 Mitgliedern, also die machen das Sozialwerk aus.
(V) Wirklich ein großartiges Engagement von diesen Frauen und Männern. Sie haben jetzt schon ein paar Mal gesagt, dass Sie eigene Hotels haben. Wo sind diese Hotels denn zum Beispiel?
(S) Wir sind bei den Hotels immer bestrebt, dass sie an attraktiven Orten sind. Wir wollen ja, dass die Leute, wenn sie Urlaub machen bei uns, den auch dort machen, wo andere auch gerne hinfahren. Also wir haben ein Hotel in Meran, wir haben eins in Mayrhofen, in Österreich, wir haben eins an der Mosel. Wir haben etliche Hotels an der Nordsee, an der Ostsee, in Österreich beim Großglöckner in der Nähe, auch in Garmisch-Partenkirchen. Also attraktive Orte, wo wir unsere Hotels haben – dort, wo die Menschen gerne Urlaub machen.
(V) Durchaus, das klingt so. Jetzt kann ich mir aber vorstellen, dass gerade dieses Jahr, wie überall, die Corona-Pandemie zugeschlagen hat. Und da wird sich das dieses Jahr wohl etwas anders gestaltet haben.
(S) Ja, dieses Jahr [2020, Anm. d. Red.] ist – wie hat die Queen mal gesagt – das annus horribilis. Das ist ein Schlag ins Kontor. Wir haben unsere Hotels, Campingplätze, Ferienanlagen lange Zeiten schließen müssen. Das bedeutet, dass die Leute dann keine Erholung hatten, was wir sehr bedauern. Wir haben aber auch keine Urlaubsentgelte einnehmen können und insofern ist uns auch ein finanzieller Schaden entstanden. Ich weiß noch nicht, wie hoch, aber insgesamt haben wir einen Millionenschaden in diesem Jahr leider einfahren müssen. Wir haben das Personal auf Kurzarbeit gehabt; wir haben es nicht gekündigt. Das ist eine belastende Zeit, ja.
(V) Jetzt ist es nicht nur so, dass die Urlaube und Freizeiten nicht stattgefunden haben, sondern auch die ganzen Veranstaltungen: Sie sind ja sonst überall da, wo in einem Standort etwas ist oder beim Tag der offenen Tür auch mit Ihren Ständen vertreten, machen auf sich aufmerksam und sammeln da natürlich auch Spenden. Das ist Ihnen ja jetzt leider weggebrochen, wie vielen anderen Vereinen auch. Wie gleichen Sie diese Verluste denn aus?
(S) Die können wir gar nicht ausgleichen. Wir können nur um Spenden bitten. Wir haben einen Riesenverlust natürlich dadurch. Es ist genau so, wie Sie sagen: Wir hatten keine Stände, wir konnten nicht werben, wir konnten keine Vorträge machen, es gab keine Benefizkonzerte – wo wir sonst vom Musikdienst der Bundeswehr so super unterstützt werden. Das heißt: Wir konnten einerseits nicht auf uns aufmerksam machen, keine Werbung machen, und andererseits auch keine Spenden einsammeln. Wir werden am Ende des Jahres mal den Kassensturz machen, aber es ist viel, viel weniger eingegangen – das kann ich jetzt schon sagen –, als wir uns erhofft haben. Und wir haben Ende des Jahres 2020 auch etwa einen Mitgliederschwund von 5.000 zu verzeichnen – das ist schon mächtig. Vielleicht landen wir Ende des Jahres [2020, Anm. d. Red.] dann bei 112.000, 111.000 Mitgliedern. Sie müssen sehen: 1.000 Mitglieder sind 50.000 Euro. Ich habe eben gesagt, was wir davon finanzieren. Und das ist dann schon ein Schlag ins Kontor. Wir werden uns dann jetzt, 2021, anstrengen müssen, die Mitglieder zu gewinnen und die Leute in der Bundeswehr zu begeistern für uns, für unsere Aufgabe, damit sie uns unterstützen.
(V) Was hat das Bundeswehr-Sozialwerk im neuen Jahr 2021 geplant?
(S) Na ja, zunächst mal freuen wir uns, dass wir 2021 wieder loslegen können – das ist doch das, was wir hoffen. Wir wollen unser Programm, das wir haben, wieder aufleben lassen. Aber wir sind auch dabei, uns neue – darf ich das so nennen? – Geschäftsfelder zu erarbeiten. Wir kümmern uns in zwei Pilotprojekten in diesem Jahr 2021 um Kindertagesfreizeiten. Wir haben ein Pilotprojekt in Mayen und eins in Hammelburg. Da wollen wir mal so zweiwöchige Kindertagesfreizeiten durchführen. Das heißt, man gibt sein Kind in den Ferien morgens ab, es wird betreut und abends nimmt man es wieder zurück. Diese beiden Standorte haben das in der Vergangenheit selbst durchgeführt. Da gibt es jetzt Rechtsgründe, die ich nicht weiter vertiefen möchte, warum die das jetzt nicht mehr dürfen. Und dann hat man einen Partner gesucht, der das übernehmen kann. Man ist an uns herangetreten und wir waren sofort bereit, das zu übernehmen. Also wir proben es, wie gesagt, in zwei Piloten in Mayen und Hammelburg. Und wenn sich das bewährt, werden wir das auch ein bisschen auffächern auf andere Standorte. Das ist unser neues Feld, von dem wir mal sehr gespannt sind, wie es sich bewährt. Im Übrigen werden wir uns in den nächsten Jahren um die Qualität unserer Häuser kümmern. Wir haben ja alle schon mit WLAN ausgestattet. Wir kümmern uns um behindertengerechte Zimmer. In Grünheide haben wir gerade für viel Geld zwei Zimmer eingerichtet, die behindertengerecht sind. Die sind sehr schick geworden! Gerade bei attraktiven Standorten – Wangerooge, Sylt, Norderney –, da gilt es, die Häuser zu sanieren – gemeinsam mit der BImABundesanstalt für Immobilienaufgaben [Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Anm. d. Red.], die ja die Eigentümerin dieser Häuser ist. Da werden wir viel Geld investieren müssen, damit diese Häuser auf den neuesten Stand kommen. Und dafür brauchen wir wieder Mitglieder und Mitgliederbeiträge. Sehen Sie, so dreht sich das. Das sind die Zukunftsperspektiven.
(V) Das klingt auf jeden Fall nach einer ganzen Menge, die Sie für dieses Jahr auf dem Zettel haben. Da kann ich Ihnen auch nur wünschen, dass da Corona nicht noch einmal dazwischenschlägt – oder etwas anderes, Vergleichbares – und Sie das dann auch alles umsetzen können, wieder Mitglieder werben können. An dieser Stelle, bitte: Setzt euch mal mit dem Bundeswehr-Sozialwerk auseinander, schaut mal auf der Homepage vorbei oder bei Facebook oder Instagram. Vielen Dank, dass Sie da waren! Eine Sache ist aber noch ganz wichtig zu erwähnen: Sie betreuen ja nicht nur Mitglieder. Ich muss nicht zwangsläufig Mitglied bei Ihnen sein, um in den Genuss zu kommen.
(S) Das stimmt, das ist ganz wichtig. Man muss nicht bei uns Mitglied sein. Also wenn man einen Urlaub bei uns macht, dann ist es sinnvoll, Mitglied zu sein, da zahlt man weniger. Aber Hilfe und Betreuung gibt es für alle bei der Bundeswehr – egal, welcher Status und unabhängig davon, ob Sie bei uns Mitglied sind.
(V) Also auch hier der Hinweis: Falls ihr jemanden kennt oder selbst betroffen seid – scheut euch nicht, das braucht ihr nicht! Da sind schon viele Fälle aufgetaucht, und es wird keiner dafür belächelt oder diskreditiert. Das Bundeswehr-Sozialwerk ist für euch da. Herr Schäfer, vielen Dank für das Gespräch. Es war sehr aufschlussreich.
(S) Frau Vieth, ich danke Ihnen.
Den nächsten Podcast hören Sie wie gewohnt in einer Woche – unter anderem bei Spotify, Apple Music oder Deezer. Mein Name ist Amina Vieth, ich melde mich ab aus dem Funkkreis.