Funkkreis

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Lesedauer:
21 MIN

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Funkkreis – Podcast der Bundeswehr.

Kluge Köpfe aus der Bundeswehr für die Bundeswehr haben wir bei der Innovation Challenge vom Cyber Innovation Hub der Bundeswehr. Dort nehmen Studierende und zum Beispiel wissenschaftliche Mitarbeiter von den Universitäten in München und Hamburg teil. Sie zeigen Lösungen für Probleme innerhalb der Bundeswehr bei gewissen Prozessen zum Beispiel auf. Wir haben mit Jan Krahn gesprochen, der das Projekt leitet, und vorab schon einmal ein Team an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg besucht. Dieses hat den Uni-Portyx hergestellt. Was das genau ist, das erfahrt ihr gleich. Und wer das auch sehen möchte, der kann gerne unseren Instagram-Kanal besuchen. Dort haben wir Fotos für euch hochgeladen.

Mein Name ist Amina Vieth aus der Redaktion der Bundeswehr. Willkommen im Funkkreis. Und jetzt begrüße ich Jan Krahn. Hallo.

Jan Krahn: Hallo. Ich bin Jan Krahn aus dem Cyber Innovation Hub der Bundeswehr. Arbeite dort seit 2020 als Innovationsmanager mit dem Schwerpunkt für Intrapreneurship. Jetzt im Moment bin ich der Projektmanager für die Smart Solutions Challenge, die wir gemeinsam mit den Universitäten der Bundeswehr in München und in Hamburg durchführen. Bei der wir Intrapreneure aus den Bundeswehrangehörigen an den Universitäten der Bundeswehr suchen und gemeinsam mit ihnen ihre Ideen weiterentwickeln wollen.

Amina Vieth: Intra sagt es jetzt schon – es kommt aus der Bundeswehr selbst. Aber was versteckt sich denn da genau hinter?

Jan Krahn: Intrapreneurship ist eine Zusammensetzung aus den Worten Intra und Corporate. Damit sind gemeint Menschen in einer Organisation, die denken wie ein Unternehmer, um Probleme in dieser Organisation zu lösen. Auf eine Art und Weise, die nicht unbedingt Dienst nach Vorschrift sind. Also außerhalb ihres eigentlichen Auftrags.

Amina Vieth: Gut, da könnte man jetzt auch sagen: Es gibt ja viele Firmen, die sich auch mit Problemlösung beschäftigen. Warum engagiert man die nicht einfach?

Jan Krahn: Wir glauben, dass wir mit 280.000 Menschen in der Bundeswehr ganz, ganz viel Potenzial haben. Zum einen, Probleme direkt da abzuholen, Herausforderungen direkt da abzuholen, wo sie sind. Da haben außenstehende Firmen häufig gar nicht so den tiefen Einblick. Und zum anderen glauben wir, dass die Menschen in der Bundeswehr auch schon ganz viele spannende und innovative Lösungsideen haben. Und dass häufig nur ein Katalysator fehlt, um diese auch umzusetzen und auszuprobieren. Und da kommt der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr mit dem Intrapreneurship-Programm ins Spiel.

Amina Vieth: Das gibt es jetzt wie lange?

Jan Krahn: Den Cyber Innovation Hub der Bundeswehr gibt es seit 2017. Seit 2020 ist der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr eine Organisationseinheit der BWI. Das Intrapreneurship-Programm wurde Ende 2019 das erste Mal in Gang gebracht. Der Startpunkt war damals die erste Innovation Challenge mit der Einsatzflottille 1. Wo wir Intrapreneure in der Einsatzflottille 1 gesucht haben.

Amina Vieth: Das war aber ganz anders als jetzt diese Challenge, die gerade durch ist und ihr jetzt drei weitere Projekte habt, die ihr umsetzen werdet. Wie unterscheiden sich denn jetzt diese zwei Dinge? Einmal die erste Innovation Challenge, die ihr hattet, und die, die ihr jetzt durchgeführt habt.

Jan Krahn: Genau. Das Konzept Innovation Challenge zum Finden und Weiterentwickeln ist für uns auch ein MVP genauso wie die Ideen, die wir umsetzen, die wir auch immer mit MVP-Charakter umsetzen.

Amina Vieth: Jetzt müssen wir an dieser Stelle natürlich einmal erklären, was MVP (Minimum Viable Product) eigentlich bedeutet. Aus dem Englischen übersetzt heißt das so viel wie minimal existenzfähiges oder brauchbares Produkt. Auf dieser Basis wird dann geschaut, was der Nutzer damit anfangen kann. Also für die Weiterentwicklung ist das ganz, ganz essenziell.

Jan Krahn: Die erste Innovation Challenge mit der Einsatzflottille 1 hatte noch einen veränderten Ablauf. Und eine ein bisschen verschobene Zielsetzung im Vergleich zu dem, was wir jetzt mit den Universitäten der Bundeswehr machen. Wir haben hier natürlich das, was wir predigen, auch angewandt und entwickeln uns ständig auch weiter bei dem, was wir tun.

Amina Vieth: Ideen findet ihr hoffentlich nicht nur über diese Challenge. Diese findet ja in unregelmäßigen Abständen statt, sage ich mal. Wie kommt ihr denn sonst noch darauf?

Jan Krahn: Also unser Intrapreneurship-Programm steht auch immer für – in Anführungsstrichen – Initiativbewerbungen, Ad-hoc-Bewerbungen zur Verfügung. Wir sind regelmäßig auf der Suche im Rahmen von anderen Projekten, zum Beispiel in einer Kooperation mit der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, nach Intrapreneuren und sie dann in unsere normale Intrapreneurship-Entwicklung aufzunehmen und bei der Umsetzung ihrer Idee zu unterstützen.

Amina Vieth: Also ich jetzt – ich bin ja auch bei der Bundeswehr – und Zivile, Soldatinnen und Soldaten, die können sich ja alle daran beteiligen.

Jan Krahn: Genau!

Amina Vieth: Aus allen Bereichen, nicht wahr?

Jan Krahn: Genau! Explizit geht es nicht nur um Soldatinnen und Soldaten, sondern wir sprechen alle Bundeswehrangehörigen an. Also wie wir das hier jetzt in der Innovation Challenge, in der Smart Solutions Challenge, auch gemacht haben. Also auch die Zivilangestellten der Bundeswehr.

Amina Vieth: Das heißt, wenn ich jetzt sage: Ich habe hier jetzt eine richtig gute Idee. Problem erkannt und ich habe dafür jetzt eine Lösung. Dann rufe ich einfach bei euch an und sage: Hey, Leute, ich habe da was, das solltet ihr euch mal anhören. Oder wie funktioniert das?

Jan Krahn: Also am einfachsten ist es wahrscheinlich, eine E-Mail zu schreiben. Der Kontakt findet sich auf der Webseite des Cyber Innovation Hubs der Bundeswehr. Wenn die erste initiale Idee eingereicht ist, dann starten wir die Kontaktaufnahme. Wir benutzen dafür ein standardisiertes Format. Das nennen wir den Defense Model Canvas. In dem nehmen wir strukturiert eine Idee erst einmal auf und begleiten dann in einer ersten Phase unseres Innovation Funnels (Tunnel) unseres Cyber Innovation Hubs die Ideations- und Validationsphase gemeinsam mit dem potenziellen Intrapreneur. Man muss dazu sagen, wir richten uns als Cyber Innovation Hub ja aus an nutzerzentrierter Entwicklung, die man auch außerhalb von einer Organisation wie der Bundeswehr kennt. Und da ist der Erfahrungswert, den ich gerne den Ideengebern mitgebe, dass elf von zwölf Start-ups auch scheitern. Das Scheitern, das Zur-Seite-Legen oder Verändern einer Idee gehört mit zu unserem Prozess dazu. Wir nehmen natürlich trotzdem alle Intrapreneure, alle potenziellen Intrapreneure ernst und begleiten sie auf dem Weg. Häufig ist es aber auch so, dass anfangs, nach den relativ wenigen Schritten, nach dem ersten Kontakt mit den potenziellen Nutzern, sich herausstellt, dass die Idee nicht unbedingt das löst, was sie im Kopf des Ideengebers zu versprechen gelöst hat.

Amina Vieth: Jetzt könnte ich mir vorstellen, dass vielleicht der eine oder andere Hörer gerade denkt: Ach Mensch, das ist doch KVPKontinuierliches Verbesserungsprogramm der Bundeswehr, das Kontinuierliche Verbesserungsprogramm.

Jan Krahn: Wir ersetzen ganz bewusst nicht KVPKontinuierliches Verbesserungsprogramm der Bundeswehr. Wir sind nicht das KVPKontinuierliches Verbesserungsprogramm der Bundeswehr. Das ist zum einen schon mal durch den Charakter und die Größe des Teams im Cyber Innovation Hub gegeben. Deshalb grenzen wir im Rahmen von Innovation Challenges wie mit der Einsatzflottille oder jetzt mit der Smart Solutions Challenge mit den Universitäten der Bundeswehr ganz bewusst die Zielgruppe ein. Weil es für uns nicht zu handhaben ist. Wir betreiben das als MVP-Charakter. Das ist keine Lösung, die jetzt ad hoc für die ganze Bundeswehr bereitsteht. Was uns noch von KVPKontinuierliches Verbesserungsprogramm der Bundeswehr unterscheidet, ist, dass wir nicht die Idee suchen, die dann von der fachlichen Stelle weiterbearbeitet wird. Sondern wir suchen nach wirklich dem Menschen in der Bundeswehr, der das Ganze als Unternehmer in der Organisation weitertreiben will. Der seine eigene Idee umsetzen will. Und füllen bei diesem Intrapreneur die Lücken auf. Das können Ressourcen, das kann aber auch eine Ausbildung sein, die er hat, um eben seine Idee in die Hand des Nutzers zu geben. Dabei unterstützen wir ihn. Man gibt seine Idee also bei uns nicht ab und wir lösen es, sondern der Ideengeber ist gefordert, als Intrapreneur seine Lösungen umzusetzen.

Amina Vieth: So macht ihr es ja jetzt auch mit den drei endgültigen Finalisten des aktuellen Wettbewerbs, der jetzt gerade abgeschlossen ist von der Challenge her und jetzt richtig in die Umsetzung geht. Können wir uns denn noch auf eine dritte Challenge freuen?

Jan Krahn: Auf jeden Fall! Sehr, sehr gerne starten wir noch weitere Innovation Challenges. Wie schon von Runde eins zu Runde zwei werden wir die Erfahrungen einfließen lassen. Auf jeden Fall gibt es noch weitere Innovation Challenges.

Amina Vieth: Dann freuen wir uns darauf. Und vielen Dank, dass du uns das einmal erläutert hast.

Jan Krahn: Sehr gerne.

Amina Vieth: Vor dem Demo Day waren wir bereits in Hamburg an der Helmut-Schmidt-Universität und haben uns dort mit Lennart Hildebrandt und Leutnant Jonas Ahl getroffen. Sie haben den Uni-Portyx hergestellt. Ein tragbares Gerät, das schnell und einfach überall – vor Ort zum Beispiel bei einem Unfall oder bei einem defekten Fahrzeug – Ersatzteile herstellt. Im Open Lab auf dem Campus zeigen sie uns, was es damit genau auf sich hat und erklären die Hintergründe dazu. Vielen Dank für die Einladung.

Lennart Hildebrandt: Klasse, dass ihr hier seid und dass wir die Möglichkeit haben, tatsächlich das Ganze vorzustellen. Worum geht es bei uns konkret? Viele wissen das, die Bundeswehrangehörigen sowieso: Wenn man im Gefecht tatsächlich einen Schaden hat, dann muss anschließend eine Instandsetzung erfolgen. Und das ist aktuell ein großes Problem, wenn man im Auslandseinsatz ist. Man hat irgendwo tatsächlich einen Schaden, der repariert werden muss. Das heißt, man geht Bauteile anfordern. Teilweise handelt es sich bei den Maschinen, die kaputtgegangen sind oder wo der Schaden ist, um Maschinen, die sehr, sehr alt sind. Das heißt, die Bauteil- oder die Ersatzteilfrage ist ein großes Problem. Wenn sie doch geliefert werden, hängen sie meist im Zoll fest. Also insgesamt fällt die Maschine einfach lange aus. Das Ganze führt dazu, dass die Stimmung in der Truppe natürlich schlechter wird, weil sie nicht weiterarbeiten können. Weil sie tatsächlich lange Ausfallzeiten haben. Und es führt dazu, dass schlechte Nachrichten in den Medien verbreitet werden. Das Ganze wollen wir angehen. Also diese Probleme wollen wir angehen. Und dafür haben den sogenannten Uni-Portyx entwickelt.
Was ist der Uni-Portyx? Der Uni-Portyx ist im Endeffekt ein Gestell, mit dem wir die Möglichkeit haben, ein Werkzeug zu verfahren. Und der große Vorteil ist: Man selbst, also der Instandsetzer, hat die Möglichkeit, das Werkzeug auszuwählen. Es ist ein universelles Modul, kann man sagen, wo man zum Beispiel eine Fräse aufsetzen kann oder einen Bohrer, einen Lasercutter oder einen Plasmaschneider – also man hat selbst die Möglichkeit, am Ort des Bedarfes, weil portabel und transportabel, dann tatsächlich Instandsetzung zu machen.

Amina Vieth: Okay. Jonas, du kannst vielleicht mal kurz erklären, wann würde so etwas denn zum Einsatz kommen konkret?

Jonas Ahl: Wenn der Instandsetzer dann dieses Bauteil nicht vor Ort hat, dann könnte er mit unserer Lösung sich in einer Datenbank das entsprechende Teil auswählen. Er bekommt vorgesagt von dem aufgerufenen Ersatzteildatenträger, aus der Datenbank vorgegeben, welches Material er nutzen soll, welches Werkzeug er nutzen soll, wie er zu verfahren hat, um dieses Ersatzteil herzustellen. Er geht dann an den Uni-Portyx selbst heran und bereitet den für die Arbeiten vor. Er muss dann nur noch auf Start drücken, um dann automatisiert das Ersatzteil zu fertigen. Ohne dabei selbst eine großartige Ausbildung im Bereich Maschinenbau als Hintergrund haben zu müssen.

Amina Vieth: Und das ist eine ganz wichtige Info. Jeder soll das bedienen können. Letztlich wie einen richtigen Drucker. Obwohl, manchmal steht man da auch schon vor Schwierigkeiten. Das kennt man selbst.

Lennart Hildebrandt: Auch als Maschinenbauer. (Lacht)

Amina Vieth: Ja (Lacht). Drucker sind aus der Hölle. Es ist wirklich so.

Liebe Hörer, ihr seht es ja nicht, wie ich eben schon einmal sagte – außer ihr schaut jetzt mal bei Instagram rein – aber wir schauen jetzt gerade auf den ersten Prototypen, den ihr zusammengebaut habt. Und daran angeschlossen ist ein Computer. Ihr sagtet ja schon, dass eine Software dazugehört. Und da ist eine Datenbank darauf. Da pflegt ihr alle gängigen Schnitte ein. Oder alles, was man irgendwie formen – formen, Schnitte?

Lennart Hildebrandt: Genau so ist es. Man muss sich vorstellen, dass es diese Datenbank bereits gibt. Und zwar in vielen Kontexten – militärisch als auch zivil. Und zwar vor allem im 3D-Druck. Der 3D-Druck ist ja im Endeffekt nichts anderes als eine automatisierte Heißklebepistole. Das heißt, man hat einen kontinuierlichen Auftrag an heißem Plastik tatsächlich. Das Ganze wird verfahren in einer Ebene, dann geht man eine Ebene weiter nach oben und damit kriegt man wirklich ein 3D-Bauteil hin. Das macht die Bundeswehr auch schon. Aber der 3D-Druck hat Grenzen. Ich habe es gerade schon gesagt, wir beschäftigen uns hier vor allem mit Plastikbauteilen tatsächlich, teilweise auch schon mit Metall. Aber das war es im Endeffekt schon. Wir können mit dem Uni-Portyx das Gleiche. Das heißt, wir haben auch die Möglichkeit, damit 3D-Druck zu machen, aber wir können noch viel mehr: Wir können auch lasercutten, wir können auch plasmaschneiden, wir können fräsen, wir können bohren, wir können plotten. Wir haben einfach viel, viel mehr Anwendungen. Das Ganze ist universell und modular. Das heißt, wie ich schon sagte, jeder hat die Möglichkeit, selbst zu wählen, was man nutzt. Was wir aber nutzen möchten, ist die Datenbank, die es schon gibt. Also das, was ich gerade sagte, hinter dem 3D-Druck, den es in der Bundeswehr schon gibt, steht eine große Datenbank. Und dort wollen wir gern anknüpfen und dann tatsächlich die Infrastruktur, die es schon gibt, nutzen, und, wie du schon gesagt hast, die Verfahrwege für die einzelnen Werkzeuge entwickeln und hochladen. So dass jeder die Möglichkeit hat, darauf zuzugreifen, auch im Auslandseinsatz, um Standardteile tatsächlich einfach zu fräsen oder mit dem Plasmaschneider auszuschneiden.

Amina Vieth: Da fragt man sich ja eigentlich wirklich: Warum gibt es das noch nicht? Das klingt für mich nach einer sensationellen Erfindung, von der ich auch wirklich hoffe, dass sie umgesetzt wird. Und gerade weil sie mobil ist, portabel, wie ihr schon erklärt habt. Und es ist auch nicht sonderlich groß oder nicht sehr sperrig. Das hat jetzt so von einem normalen, kleinen Küchentisch ungefähr die Größe. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein bisschen schwer ist. Was wiegt das so?

Jonas Ahl: Aktuell kann man das noch gut zu zweit heben. Ich würde mal so sagen, 25 bis 30 Kilo.

Lennart Hildebrandt: Man kann es auch allein tragen. Das, was du gerade gesagt hast, ist aber der ganz wichtige und springende Punkt. Also es wird nachher eine Größe haben von einer Europalette. Das heißt, damit es wirklich quasi mit der Post verschickbar, wenn man möchte. Und man kann es auch wirklich überall mit hinnehmen. Man kann es in den Kofferraum quasi hinten reinlegen, um es einfach mit dabei zu haben. Um dann zum Ort des Bedarfes zu fahren und dort zu fertigen. Dafür ist es gemacht und das ist etwas, was es tatsächlich so noch nicht gibt. Also dieses Universelle, das ist das, was wir mitbringen, und tatsächlich die Portabilität.

Amina Vieth: Jetzt seid ihr ja beide Maschinenbauer beziehungsweise noch angehender Maschinenbauer…

Jonas Ahl: Nein, ich darf mich schon Ingenieur nennen. So ist das nicht. (Lacht)

Amina Vieth: Ach so. Oh, Entschuldigung. Sagt noch einmal ganz kurz, was ihr genau studiert habt und welche Spezialisierungen.

Lennart Hildebrandt: Also ich habe ursprünglich Flugzeugbau studiert, bin dann als ziviler Stipendiat an die HSU gekommen, also hier an die Helmut-Schmidt-Universität, habe hier Maschinenbau studiert. Und bin seitdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter hier. Die Fachrichtung war tatsächlich Produktentstehung und Logistik. Also das, was wir im Studium gelernt haben, haben wir hier tatsächlich auch praktisch angewandt.

Jonas Ahl: So ist das bei mir auch ganz ähnlich. Nur dass ich eben Lennart noch zwei Jahre hinterherhinke. Also ich bin zwar kein Ziviler, ich bin ganz normaler Truppendienstoffizier, der eben hier sein Studium in Maschinenbau absolviert. Aber auch eben im Master mit der Vertiefungsrichtung Produktentstehung und Logistik. So wie auch unser Dritter im Bunde, der aber gerade im Einsatz ist auf dem EGVEinsatzgruppenversorger „Berlin“.

Amina Vieth: Jetzt erklären wir nochmal ganz kurz, was EGVEinsatzgruppenversorger bedeutet.

Jonas Ahl: Einsatzgruppenversorger – habe ich mir sagen lassen. Ich bin ja selbst Heeresoffizier, ich weiß da ja nicht so viel von. Aber der Dritte im Bunde, der ist da gerade unterwegs und tut da Dinge mit 3D-Druck tatsächlich. Aber der hat auch dieselbe Vertiefungsrichtung wie wir beide studiert, nämlich Produktentwicklung und Logistik. Wobei bei uns wahrscheinlich allen die Schwerpunkte auf Produktentwicklung gelegen haben.

Amina Vieth: Und da seid ihr jetzt natürlich völlig richtig oder ist euer Produkt ja auch völlig richtig. Und damit seid ihr ja zur Innovation Challenge beziehungsweise zur Smart Solutions Challenge vom Cyber Innovation Hub angetreten. Wie seid ihr denn darauf gekommen, euch da zu bewerben?

Lennart Hildebrandt: Also man muss sagen, eigentlich ist das ganze Produkt ein Studentenprojekt gewesen. Wir haben mit einem Kurs, den wir bei uns an der Uni anbieten, Wertschöpfungssystematik, in diesem Rahmen ist dieses Produkt hier entwickelt worden. Von Studenten ausgehend sozusagen. Und dann haben wir die Gelegenheit gesehen, das Ganze weiter zu betreiben. Also erstmal ein Coaching zu bekommen und zu skalieren. Und das ist natürlich unfassbar spannend. Denn das Produkt haben wir nicht entwickelt, um es dann anschließend in der Schublade abzulegen, sondern wir wollen etwas machen. Das gehört zum Ingenieur dazu – aktiv sein, machen, Dinge tun. Und deswegen dachten wir: Das ist doch eine klasse Idee. Deswegen haben wir uns tatsächlich beworben, unseren Pitch eingereicht. Das Ganze ist jetzt für diese Runde positiv evaluiert. Und wir hoffen, dass es dann auch zeitnah weitergeht.

Amina Vieth: Also, eure Idee und eure Anfänge für dieses Produkt gab es schon vor der Smart Solutions Challenge oder beziehungsweise vor dem Aufruf, das war ja im Dezember, als nach Intrapreneuren gesucht wurde. Aber euer Produkt ist ja dafür wie gemacht einfach. Jetzt ist es aber nicht nur, dass ihr da euer Produkt vorstellt, sondern ihr macht da ja auch noch andere Sachen, oder?

Jonas Ahl: Wir bringen praktisch das, was wir theoretisch gelernt haben in der Produktentwicklung, die Methodik, durchaus in einem weiteren Feld an. Wir lernen einfach noch einmal mehr dazu für die Praxis gerade, was die Interaktion mit Kunden angeht und auch jetzt im Bereich der Pitch-Vorbereitung, wie man das Produkt dann tatsächlich präsentiert. Wie man die Needs vom Kunden am Ende überhaupt rausstellt, um herauszufinden, was der Kunde gerne haben möchte. Denn für uns als Maschinenbauer ist halt die technische Lösung das Geile. Wir freuen uns, wenn der Plasmaschneider funktioniert und da Funken sprühen und wir uns gewünschte Formen ausschneiden können mit dem Gerät. Aber das ist ja nicht das, was der Kunde braucht. Der Kunde möchte ein funktionierendes Produkt, mit dem er dann eben seine Aufträge erfüllen kann oder seine Wünsche.

Amina Vieth: Ihr freut euch, wenn der Plasmaschneider funktioniert. Wie war das denn überhaupt? Oder was war das für ein Gefühl, wie war die Emotion, als ihr zum ersten Mal euren Prototypen in Betrieb genommen habt und gesehen habt: Was wir uns ausgedacht haben, das funktioniert wirklich?

Lennart Hildebrandt: Ja, das war natürlich klasse. Also, wir haben, wie du gesagt hast, das Ganze schon zum Laufen gebracht, also der Plasmaschneider hat auch schon aktiv geschnitten. Und das ist toll, wenn man einfach eine Idee hat und diese Idee nachher hardwaremäßig sozusagen umsetzt, wirklich eine Maschine baut. Wir sind Maschinenbauer, also eigentlich sollte es uns im Blut liegen. Und als das Ganze am Ende auch noch funktioniert hat, das war klasse. Das ist einfach ein tolles Gefühl. Man hat etwas geschaffen, man kann auf etwas zurückblicken, das auch funktioniert. Und wir haben das Ganze ja nicht gemacht, wie ich schon sagte, um einfach nur ein Produkt gemacht zu haben. Sondern wir wollen das auch in die Umsetzung bringen. Wir wollen damit der Bundeswehr helfen. Und als wir gesehen haben, dass es tatsächlich funktioniert, da ist dann noch einmal ein neuer Drive reingekommen.

Jonas Ahl: Ja. Und auch durch das Feedback, was wir jetzt im Rahmen der Smart Solutions Challenge von möglichen Kunden bekommen haben, die sich tatsächlich vorstellen können, mit der Maschine zu arbeiten und sich selbst freuen, weil sie sagen, in ihrem Team sitzen ganz viele motivierte Feldwebel, die unbedingt etwas bauen wollen und denen eben genau diese Maschine fehlt, die ihnen das an die Hand gibt. Das Problem ist ja auch, dass gerade konventionelle Verfahren, um nochmal ein bisschen zurückzugreifen, die ja auf unserer Maschine implementiert sind – also CNC-Fräsen, Plasmaschneider – die gibt es ja alle schon, die sind aber nicht unbedingt trivial für einen Außenstehenden, um sie mal schnell zu benutzen. Das ist ja bei einem 3D-Drucker ganz anders. Und da wollen wir ja eben mit unserer Maschine hin. Eben die Bedienbarkeit von einem 3D-Drucker von dem Schwierigkeitsgrad her, aber eben die Präzision von einer richtigen CNC-Fräsmaschine zum Beispiel.

Amina Vieth: Was ist CNC?

Jonas Ahl: CNC steht für Computer Numerical Controlled.

Amina Vieth: Und auf Deutsch?

Jonas Ahl: Computergesteuerte…

Lennart Hildebrandt: … Automatisierungstechnik.

Amina Vieth: Ich hätte es jetzt auch nicht aus dem Effeff gewusst. Und ich denke einige unserer Hörerinnen und Hörer auch nicht. Deswegen müssen wir das auf jeden Fall erklären. Gut. Wenn dieser Podcast läuft, dann wissen wir natürlich schon, wer gewonnen hat. Und vielleicht seid ihr dabei, ich drücke euch die Daumen. Aber selbst wenn nicht: Das ist doch auf jeden Fall etwas, das man weiterverfolgen sollte. Was ja auch nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für die zivile Wirtschaft wirklich einen Vorteil bringt. Oder?

Lennart Hildebrandt: Ja, auf jeden Fall. Wie Jonas gerade schon gesagt hat, stehen wir schon in Gesprächen sowohl mit Akteuren aus der zivilen Gesellschaft, aber auch mit militärischen Angehörigen, die jeweils gesagt haben: Das ist so ein tolles Produkt, sie möchten auf jeden Fall – völlig unabhängig vom Ausgang – daran weitermachen und damit Feldtests tatsächlich durchführen. Also wie gesagt, auch Bundeswehrakteure. Das werden wir auch weiterverfolgen. Die Smart Solutions Challenge ist klasse. Weil wir die Möglichkeit haben, damit das Produkt weiterzuentwickeln. Und weil wir uns selbst weiterentwickeln konnten. Wir haben Coachings bekommen, wir wissen jetzt, wie man Sachen besser pitcht. Wir wissen, wie man Kunden wirklich ansprechen muss. Wir wissen, was der Kunde haben möchte.

Amina Vieth: Pitchen müssen wir auch mal kurz erklären. Das kommt ja auch viel aus der Werbung oder so. Aber was bedeutet pitchen in eurem Fall so genau?

Jonas Ahl: Ja, was ist denn eigentlich ein Pitch? Das habe ich mich auch gefragt, als ich das Wort zum ersten Mal gehört habe. Aber für mich ist das ein Kurzvortrag, der praktisch absolut darauf ausgelegt ist, das Augenmerk auf das Wesentliche zu lenken. Also den Zuhörer, der gerade schon zehn Pitches vor einem gehört hat, aufmerksam macht und den für sich gewinnt eben mit diesem kurzen Vortrag, dass er dann für das Produkt begeistert ist.

Amina Vieth: Super! Das ist alles schon so professionell. Also, liebe Hörerinnen und Hörer, ich stehe hier zwischen 3D-Druckern und den abgefahrensten Maschinen, die ich, glaube ich, je gesehen habe in meinem Leben. Es hallt vielleicht auch ein bisschen, weil wir in diesem Container, in dem Open Lab sind. Ich kann mir gar nicht vorstellen, hier ist so viel geballtes Wissen, dass das überhaupt euer erstes Projekt ist, das ihr jetzt umsetzt.

Lennart Hildebrandt: Tatsächlich ist das auch nicht unser allererstes Projekt. Wir haben im Rahmen der Corona-Hilfe im März, ziemlich genau vor einem Jahr, tatsächlich schon ein Projekt umgesetzt. Es ging darum, Faceshields aufzubauen.

Amina Vieth: Faceshields – also diese…

Lennart Hildebrandt: Diese Gesichtsmasken.

Amina Vieth: Diese durchsichtigen Visiere.

Lennart Hildebrandt: Exakt, Visiere. Keine Atemschutzmasken, sondern diese durchsichtigen Visiere, genau. Für medizinisches Personal. Also wenn wir zum Beispiel an Zahnärzte denken oder tatsächlich an Corona-Teststationen. Wir haben innerhalb von vier Wochen es geschafft, ein Produkt erst einmal herzustellen und zu entwickeln. Dann anschließend zuzulassen als offizielles PSAPersönliche Schutzausrüstung-Produkt, also persönliche Schutzausrüstung, mit CE-Zertifizierung und allem. Also ein offizielles und fertiges Produkt. Und nicht nur das haben wir in vier Wochen geschafft. In vier Wochen haben wir es geschafft, die Produktion zu skalieren und 5.000 Stück davon pro Woche herzustellen. Und damit konnten wir dann tatsächlich hier in Hamburg und in Nordniedersachsen einen Beitrag gegen Corona leisten.

Amina Vieth: Im Kampf gegen Corona.

Lennart Hildebrandt: Genau, genau.

Amina Vieth: Ja, sensationell. Und ich hoffe, dass wir noch weiter von euch hören, weil ich glaube, ihr steckt noch voller vieler guter Ideen. Und ich denke, als Intrapreneure wird die Bundeswehr noch lange auf euch zählen wollen und auch können hoffentlich, dass ihr noch dabeibleibt. Und ich wünsche euch natürlich viel Erfolg, dass es mit eurem Uni-Portyx noch weitergeht.

Lennart Hildebrandt: Danke.

Amina Vieth: Elf Projekte waren schließlich im Rennen und die Jury hat drei ausgewählt, die jetzt wirklich umgesetzt werden sollen. Wer die Challenge nun gewonnen hat, das lest ihr morgen (Freitag, 19. März 2021) bei uns auf der Homepage, und zwar auf bundeswehr.de. Weitere Neuigkeiten kriegt ihr natürlich auch jederzeit über unsere neue App BwBundeswehr-Newsradar. Die nächste Folge Funkkreis gibt es wie gewohnt in einer Woche. Mein Name ist Amina Vieth. Ich melde mich ab aus dem Funkkreis.

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.