Transkription Funkkreis #56 Die Bekleidung der Bundeswehr
Transkription Funkkreis #56 Die Bekleidung der Bundeswehr
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- 16 MIN
Delta to all radio check. Over.
Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over
Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.
A: H Matthias Lehna
B: Referatsleiterin Elisabeth Weis
C: Oberstleutnant Sven Rubel
A: Willkommen im neuen Jahr. Ich begrüße alle Hörerinnen und Hörer beim Funkkreis. Mein Name ist Hauptmann Matthias Lehna und zum Jahreseinstieg habe ich gleich zwei Gäste am Telefon. Heutiges Gesprächsthema: „Kleider machen Leute“ oder in unserem Fall viel mehr Soldaten. Doch für uns in der Truppe geht es nicht um den neuesten Modetrend. Wir favorisieren seit jeher grün im Flecktarnmuster. Uns geht es um die dringliche Frage: „Wie steht es um unsere persönliche Ausrüstung? Erfüllt sie ihren Zweck im Dienstalltag sowie im Einsatz?“ Antwort darauf können uns hoffentlich die beiden Bekleidungsexperten aus dem Verteidigungsministerium in Bonn, Oberstleutnant Sven Rubel, und Referatsleiterin Elisabeth Weis aus der Abteilung Ausrüstung geben.
B: Hallo.
C: Hallo.
A: Ja, für die Zuhörer gleich zur Einordnung: Zum Anfang die Frage: Wie kann ich mir im Ministerium die Beschäftigung mit unserer Ausrüstung vorstellen? Sie werden bestimmt nicht mit Schnittmustern und den neuesten Lochkoppelversionen auf den Schreibtischen in Bonn hantieren. Können Sie sich kurz und Ihre Arbeit vorstellen?
B: Ich bin Elisabeth Weis, ich bin die Referatsleiterin des Referats für das Bekleidungsmanagement im BMVgBundesministerium der Verteidigung. Mit dem Thema Bekleidung beschäftige ich mich tatsächlich schon seit mehreren Jahren. Und aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es eine wahnsinnig abwechslungsreiche und vielfältige Tätigkeit ist. Sie haben es ja schon angesprochen und Sie werden es auch nicht glauben: Wir beschäftigen uns mit den unterschiedlichsten Themen rund um die Bekleidung. Da kann es um Schuhpflege gehen, da kann es um blaue Diensthemden gehen, aber es kann halt auch um Schutzwesten und Gefechtshelme gehen.
A: Und Sie, Herr Oberstleutnant, was genau ist Ihre Aufgabe?
C: Ja, ich sitze auch im Referat A 2 4 und beschäftige mich auch mit Bekleidung. Dies noch nicht ganz so lange. Gleichwohl gibt es dort das Sekretariat des sogenannten Beauftragten für Bekleidung und damit beschäftige ich mich, wie gesagt. Von daher freue ich mich, dass ich bei diesem abwechslungsreichen Thema, das Frau Weis ja gerade schon voll umfassend angerissen hat, meinen Beitrag leisten kann, um weitere Verbesserungen vielleicht der Truppe angedeihen zu lassen. Auf jeden Fall kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung bis dato sagen, dass ich der Auffassung bin, dass sich im Vergleich zu früher wirklich viel getan hat.
A: Also ich merke ja schon, ich habe die beiden richtigen Experten im Gespräch und zu der Geschichte, was sich alles getan hat. Darauf kommen wir später noch einmal zu sprechen. Vorab will ich nur mal eine Frage voranstellen: So wie es beim Fußball ja auch 83 Millionen Bundestrainer gibt, haben wir ja beim Thema persönliche Ausrüstung viele Soldatinnen und Soldaten, die das bewegt. Sind ja alle betroffen irgendwo. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die allgemeine Berichterstattung über die Ausrüstung der Bundeswehr eher Negativschlagzeilen macht. Was steckt dahinter? Steht es um unsere persönliche Ausrüstung wirklich so schlecht?
B: Na ja, also es ist schon so, dass wir immer mal wieder Geschichten von leergefegten Kleiderkammern hören. Und von vielen von fehlender, unzureichender Ausstattung. Dazu kann ich sagen, dass es sicherlich mal eine Zeit gab, in der die Bekleidung schlecht aufgestellt war. Dazu muss man wissen, also ganz, ganz früher, hat der Bund die Bekleidung selber gemacht und dann, Anfang der Zweitausender Jahre, ist er eine Kooperation mit der Industrie eingegangen. Es wird sicherlich den ein oder anderen noch geben, der sich an die damalige Bekleidungsgesellschaft, die LHBwLH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft, erinnern wird. Und Anfang 2014 ist die damalige LHBwLH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft in eine sehr ernsthafte wirtschaftliche Schieflage geraten, stand kurz vor der Insolvenz, und musste dann vom Bund gerettet werden. Denn die Versorgung der Soldatinnen und Soldaten musste ja sichergestellt werden. Der Bund hat also das Unternehmen gerettet und führt es seit dem Jahr 2015 als bundeseigene Gesellschaft weiter. Es heißt also, es ist eine GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung, deren Eigentümer der Bund ist. Und wie sicherlich viele wissen, heißt es jetzt nicht mehr LHBwLH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft, sondern BwBundeswehr Bekleidungsmanagement GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung oder kurz BwBM.
C: Ja, da kann ich ja aus dem eigenem Erleben sozusagen noch ein kleines Beispiel mit anfügen. Nämlich genau in dieser Phase stand ich vor einer Versetzung und mache das dann regelmäßig so, dass ich in die Kleiderkasse gehe, um eben in dem Fall meinen Dienstanzug mit Hemden und Pullovern und Hosen wieder so ein bisschen auf Vordermann zu bringen. Ich habe tatsächlich feststellen dürfen oder müssen, leidvoll, dass die Kleiderkasse bei mir am Wohnort, an der ich sonst immer seit Jahren volle Regale hatte, plötzlich tatsächlich komplett leer war. Die Mitarbeiterinnen sehr nett und freundlich, standen aber denn noch hilflos der ganzen Situation gegenüber.
B: Also neben dieser wirtschaftlichen Schieflage und den nicht funktionierenden Unternehmen, dass sie früher viel, viel weniger Geld in die Bekleidung investiert haben. Heute wissen wir, dass wir das Thema nicht stiefmütterlich behandeln dürfen. Und deshalb investiert der Bund auch heute fast fünfmal so viel Geld wie früher in die Bekleidung.
A: Okay, aber dass die Bundeswehr durch eine Sparphase gegangen ist vor ein paar Jahren, das ist ja allgemein bekannt. Jetzt ist die Übernahme schon ein paar Jahre her. Was sind jetzt die konkreten Maßnahmen daraus und was hat sich seit der Übernahme der Gesellschaft durch den Bund geändert?
C: Ja, zunächst einmal muss man sich das Ganze so vorstellen: Die Bundeswehr hat einen Auftrag, zu dessen Erfüllung man bestimmte Fähigkeiten braucht. Es geht ja also wie eigentlich immer bei uns, zumindest den Soldaten, um die Aufgabenerfüllung und was dafür erforderlich ist. So. Da braucht die Truppe eben neben Großgerät, also Gefechtsfahrzeugen, Booten, Schiffen, Flugzeugen, eben auch Bekleidung und persönliche Ausrüstung und die muss dann so beschaffen sein, dass die Truppe ihren Auftrag bestmöglich erfüllen kann.
A: Ja, dieses Prinzip ist, glaube ich, bekannt, aber jetzt noch einmal: Was sind die konkreten Maßnahmen, die seit der Übernahme der Bekleidungsgesellschaft durch den Bund stattgefunden haben?
B: Ja, also deshalb hat man auch seit dem Beginn im Jahr 2016, wir haben es ja angesprochen, es ist schon ein paar Jahre her, Schritt für Schritt mit der Beschaffung der Bekleidung begonnen. Es ist jetzt aber auch nicht so, wie man es sich jetzt vielleicht vorstellt, dass man einfach nur Klamotten kauft. Das sind schon ganz schön komplexe Prozesse und ganz schön komplexe Aspekte, die da ineinandergreifen. Denn, und das ist uns ja allen klar, es geht nicht nur um handelsübliche Artikel wie zum Beispiel Sportbekleidung, sondern es geht auch um Artikel mit besonderem militärischen Funktionen, mit besonderen militärischen Eigenschaften, wie zum Beispiel Schutzwesten oder Kampfbekleidung.
C: Ja, der Hörer wird es jetzt nicht sehen, aber ich sitze hier in meinem blauen Hemd und das war die Frage. Mag vielleicht so aussehen, als könnte man eben genau das aus einem ganz normalen Laden kaufen. Dem ist aber nicht so. Das liegt, ich nehme jetzt mal zwei Beispiele heraus, zum einen daran, dass dieses Blau das exakt gleiche Blau sein muss wie bei allen anderen Diensthemden meiner Kameraden, die eben auch dieses Diensthemd tragen. Zum anderen muss ich ja auch noch meine Schulterklappen darauf befestigen können. So, will sagen, wir wollen ja mit unseren Uniformen, das Wort steckt schon da drin, eine gewisse Uniformität waren und deswegen hat auch dieses schlichte blaue Hemd erstmal ganz besondere Anforderungen, die es eben nicht einfach so in einem Geschäft zu kaufen gibt.
A: Ja, ich denke es ist allen Soldateninnen und Soldaten klar, dass der Bereich Ausrüstung und vor allem persönliche Ausrüstung komplexer und vielfältiger ist, als es manche annehmen. Trotz allem hört man ja Unmut bei manchen Soldaten. Die haben dazu auch O-Töne aufgenommen, die wir gleich einspielen werden. Dazu erst einmal eine Stimme aus dem Heer.
„Ja schönen guten Tag. Mein Name ist Stabsfeldwebel Tietze, ich bin der Materialbewirtschaftungsfeldwebel des 7. Artillerielehrbataillons 325 aus Munster. Meine Frage bezieht sich ehrlich gesagt mehr auf die Sommerstiefel. Und zwar geht's darum, es stößt immer mehr auf Unmut bei den Kameraden, wie die Priorisierung dieser Vergabe der Stiefel stattfindet. Es gibt Kameraden, die sind nicht draußen im Gelände, dümpeln nur im Stab rum und bekommen diese Sommerstiefel und die Kräfte, die wirklich draußen im Sommer rumlaufen, im Gelände, bekommen die nicht und sind in der Priorisierung ganz, ganz weit unten. Wie setzt sich das zusammen und wer legt das fest?“
C: Ja, wenn ich vielleicht auf diese Frage direkt antworten darf. Vorwegschicken möchte ich in diesem Zusammenhang, dass das neue Kampf- und Toolsystem insgesamt in der Truppe auf positive Resonanz stößt. Das hören wir eigentlich immer wieder, sodass man sagen kann, das Ganze ist eine Erfolgsgeschichte. Also bis Ende des Jahres 2021 werden insgesamt 1,1 Millionen Paar Kampfschuhe beschafft. Bis September letzten Jahres wurden hiervon bereits 820 Paar ausgeliefert. Die Soldatinnen und Soldaten erhalten somit moderne und funktionale Kampfschuhe. Zwei Paar davon schwer und ein Paar leicht. Das erste Paar des Kampfschuhs schwer ist bereits in der Truppe ausgegeben worden, sodass ich der Überzeugung bin, das sollte jeder bereits empfangen haben. Zurzeit wird der Kampfschuh leicht, so wie es in der Frage angeklungen hat, ausgegeben. Das Ganze kann allerdings nur schrittweise erfolgen, denn es gibt keinen Hersteller, wie man sich vielleicht auch vorstellen kann, der innerhalb kürzester Zeit auf einen Schlag sozusagen produzieren und auf den Hof stellen könnte. Es geht deshalb darum, die eingehenden Teillieferungen zielgerecht auszugeben. Daher haben die Teilstreitkräfte sogenannte bevollmächtigte Vertreter auch für den Bereich Bekleidung. Man muss sich das so vorstellen, die sind quasi das Sprachrohr der Truppe. Im Falle der Kampfschuhe wurde dort festgelegt, in welcher Reihenfolge diese ausgegeben werden sollen. Dabei galt insbesondere der Grundsatz und das glaube ich auch, für Soldaten insbesondere leicht nachvollziehbar, dass zunächst diejenigen Kampfschuhe erhalten sollen, die überwiegend im Feldanzug tatsächlich auch Dienst leisten. Zugegebenermaßen wird es bei dem Kampfschuh leicht aber noch etwas komplizierter. Aktuell sieht es so aus, dass zunächst diejenigen einen Kampfschuh leicht bekommen, die noch nicht das Vorgängermodell erhalten haben. Also die „heiß feucht, heiß trocken“. Danach oder ferner bekommen diejenigen einen neuen Kampfschuh leicht, die in den Einsatz gehen und von ihrem Vorgängermodell kein brauchbares mehr haben. Letztlich sollte man sich aber an einem Ziel vielleicht orientieren, nämlich, dass Anfang nächsten Jahres alle Soldatinnen und Soldaten vollumfänglich mit den neuen Kampfschuhen insgesamt ausgestattet sein werden. So unser Ziel.
A: Ja das hört sich auf jeden Fall nach einer guten Botschaft an. Das heißt, Anfang 22 werden wir mit den Kampfstiefeln im neuen System arbeiten können und ich leite gleich weiter zur nächsten Frage, hier ebenfalls aus dem Heer vom vorherigen Fragesteller.
„Meine zweite Frage bezieht sich auf die Kälteschutzjacke, die die Kameraden zum Beispiel für EFP oder VJTFVery High Readiness Joint Task Force bekommen haben. Warum kriegt nicht jeder Soldat diesen vernünftigen Kälteschutz auch im innerlichen Betrieb, also sprich in Deutschland und kriegt den nur, wenn er ins Ausland muss oder irgendwo in die auslandsgleiche Verpflichtung und muss ihn nach dem Einsatz wieder abgeben? Das Ding ist äußerst zweckmäßig und ich würde mir wünschen, dass die Kameraden, die im Inland ihren Dienst verrichten im Winter, wo es kalt werden kann, diese Jacke bekommen.“
B: Also es ist ja grundsätzlich so, dass jeder, jede Soldatin, jeder Soldat ein gewisses Ausstattungssoll haben muss. Beschreibt also alle diejenigen Klamotten, die derjenige für seine Verwendung erhält. Jetzt ist es so, dass das normale Ausstattungssoll für jede Soldatin und jeden Soldaten die Festbekleidung, das sogenannte System 90, vorsieht. Das System 90 hat schon verschiedene Artikel des Kälteschutzes. Da gibt es übergezogenen und untergezogenen Kälteschutz und das kann man alles miteinander kombinieren. Man kennt es ja, das sogenannte Zwiebelschalenprinzip. Und insgesamt ist dieses Bekleidungssystem für den Einsatz von Temperaturbereichen bis minus 31 Grad Celsius konzipiert und damit auch für den Einsatz im Inland. Diese angesprochene Kälteschutzjacke, die vornehmlich dem KSKKommando Spezialkräfte-Ausstattungssoll zusteht und auch den Soldatinnen und Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23, die ist für ganz besondere Einsätze und Verwendungen in extrem kalten Klimabereichen vorgesehen. Und zwar reden wir hier von minus 37 Grad bis minus 57 Grad. Vor dem Hintergrund versteht es sich, glaube ich, auch von selbst, warum diese Kälteschutzjacke eben nur für bestimmte Einsätze und bestimmte klimatische Anforderungen herausgegeben wird oder ausgegeben wird, aber eben nicht für den normalen Einsatz im Inland. Hier muss ja in der Regel nicht minus 37 bis minus 57 Grad Celsius sein.
A: Da kann ich aus eigener Erfahrung berichten, ich muss gestehen, hier bin ich ein bisschen befangen, weil ich ausgebildeter Gebirgsjägeroffizier bin, dass die Jacke zumindest für diesen Einsatzzweck bei diesen Temperaturen ihren Zweck erfüllt. Aus eigener Erfahrung kann ich hier berichten.
B: Ja aber vor diesem Hintergrund haben Sie die ja auch.
A: Ja genau und das ist die Antwort auf die Frage. Gut, dann von den frierenden Kameraden des Heeres gebe ich jetzt weiter an die Kameraden auf See, zur Marine.
„Mein Name ist Manrico Balk und ich bin Obermaat im ersten U-Boot-Geschwader bei der Besatzung Bravo. Unsere Frage ist, warum besitzt das seefahrende Personal keinen feuerfesten, feuerhemmenden Overall?“
C: Ja vielen Dank für die Frage, die würde ich gerne beantworten. Die Ausstattung der Soldatinnen und Soldaten mit Bekleidung und persönlicher Ausrüstung erfolgt auf Basis des jeweils maßgeblichen Ausstattungssolls. Also dort ist aufgeführt, wer was für die bestimmte Tätigkeit tatsächlich braucht, also Art und Umfang bestimmen sich sozusagen auf den dienstlichen Erfordernissen. Aktuell gehört ein feuerfester Overall nicht zu diesem Ausstattungssoll Marine für Bordpersonal, sofern seitens der Marine eine Aufnahme dieser flammenhemmenden Overalls nach Ausstattungssoll tatsächlich gewünscht ist, so läuft das im Grunde wie bei allen Dingen, die bei der Bundeswehr beantragt werden. Nämlich, wie gerade gesagt, durch einen Antrag, der in dem Fall an das Planungsamt der Bundeswehr zu stellen ist und mit einer entsprechenden Begründung zu hinterlegen ist. Dann wird das Ganze einer Entscheidung und einer Umsetzung zugeführt. Sobald über diesen Antrag entschieden ist, die zusätzlichen Artikel dann auch beschafft worden sind, sind sie dann quasi abholbereit für die entsprechende Klientel.
A: Gut, und ich leite gleich weiter, einfach mal zur zweiten Frage aus der Marine. Es geht diesmal um Handschuhe.
„Gibt es für das Oberdeckspersonal Handschuhe, die wasserdicht sind, aber auch zusätzlich den nötigen Gripp bieten, um zum Beispiel bei Nässe und Kälte mit Leinen zu arbeiten?“
B: Ja, vielen Dank für die Frage. Also das ist tatsächlich eine sehr spannende und interessante Frage. Es ist schon so, dass alle Soldatinnen und Soldaten in der Marine in ihrem normalen Ausstattungssoll über ein paar Fingerhandschuhe als Kälte- und Nässeschutz verfügen, aber jetzt kommt das Spannende: In der Marine gibt es einen sogenannten „Handschuhplan“. Und in diesem aktuellen gültigen Handschuhplan gibt es 22 verschiedene Handschuhe für alle möglichen unterschiedlichen Tätigkeiten. Darunter finden sich natürlich auch wasserdichte und wasserabweisende Schutzhandschuhe. Also Sie können sehen, wir haben vorher gesagt, wir gehen sehr intensiv auf die Bedarfe in der Truppe ein, also das, was die Truppe tatsächlich braucht. Aber es zeigt auf der anderen Seite auch ein bisschen unser Dilemma, wenn wir hören, es gibt 22 Paar verschiedene Handschuhe für verschiedene Verwendungen und Tätigkeiten, schon allein innerhalb der Marine. Dann zeigt das natürlich auch, dass wir eine große Anzahl unterschiedlicher Artikel haben und dass eben diese unterschiedlichen Artikel wahrscheinlich auch mal nur in sechseinhalb Stückzahl beschafft werden, weil sie eben dann immer nur spezifisch für bestimmte Verwendungen beschafft werden. Und das ist so ein Stück weit das Dilemma, was hinter dieser großen Vielfalt, die natürlich für die Truppe von Vorteil ist, steckt.
A: Ja, das ist eine sehr faszinierende Geschichte, weil ich diesen Handschuhplan bisher auch nicht kannte. Und wie Sie schon sagen, das drückt ja aus, wie vielfältig die Bundeswehr in den Aufgaben ist. Allein nur an diesem Beispiel der Handschuhe. Jetzt komme ich zur Luftwaffe, unserer letzten Teilstreitkraft. Auch die hat eine Frage und die spiele ich ein:
„Ich bin Hauptmann Wolter aus einem Eurofighter-Geschwader und möchte wissen, warum es noch immer keine zugelassene Sommerbekleidung zum Arbeiten am Luftfahrzeug gibt, obwohl dies nach jeder Übung mit heißen Gefilden gefordert wird. Fluggerätemechaniker müssen dort anspruchsvolle Arbeiten unter der prallen Sonne in warmer, langer Kleidung durchführen, da es keine zugelassenen Alternativen gibt.“
C: Ja, die Frage würde ich ganz gerne aufgreifen wollen, nicht zuletzt, weil ich als Heeresflieger durchaus auch Bezugspunkte zu luftfahrzeugtechnischem Bodenpersonal habe. Nicht, dass ich Pilot gewesen wäre, aber, wie gesagt, Angehöriger der Heeresfliegertruppe, da schlägt das Herz sozusagen auch noch in diesem Bereich ein Stück weit mit. Ja, um die Frage konkret zu beantworten: Für das Personal im Inland gibt es aktuell zwei Varianten dieser Monteurkombination, nämlich Normal und Sommer. Beide Varianten bestehen zu 100 Prozent aus Baumwolle. Für Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen gibt es darüber hinaus temporär die Monteurkombination Tropen. Die gibt es auch in Drei- und Fünf-Farben-Druck, zusätzlich mit Vektorenschutz. Diese Kombis haben einen Polyesteranteil von 35 Prozent, so viel jetzt mal zu den Fakten. Wenn man mal ganz ehrlich ist, muss man hier aber einräumen, dass diese Kombinationen, egal welche von denen ich gerade genannt hatte, nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik sozusagen sind. Hier mangelt es ein wenig am Belüftungssystem. Auch Atmungsaktivität des Gewebes ist nicht so vorhanden wie vielleicht heutzutage, gerade, wenn man jetzt im Vergleich meinetwegen zur neuen Bekleidung oder der Sportbekleidung sehr ähnlichen Dingen eben in Konkurrenz steht. Aber eins, und das steht eben mal nicht in Konkurrenz, steht hier sozusagen der limitierende Faktor. Neben dem Wunsch nach Tragekomfort, den ich auch nachvollziehen kann, ist immer als begrenzenden Faktor der Arbeitsschutz zu nennen. Von daher muss man dann sehen, was tatsächlich am Ende dabei herumkommt. Wenn ich nämlich jetzt sage, dass hier aktuell die Anforderungen an eine neue Monteurkombination erarbeitet werden. Das Ganze wird im Anschluss dann in einen Trageversuch münden. Liegen Ergebnisse dieses Trageversuches dann vor, werden wir in die Beschaffung einsteigen. Und man kann nur hoffen und ja, dem Personal wünschen, dass da was kommt, was so ist, wie es die Truppe auch tatsächlich gebrauchen kann, aber ich muss ja, wie gesagt, nur einmal erwähnen, den Arbeitsschutz können wir auch unter heißen Bedingungen oder praller Sonne nicht ganz außer Acht lassen.
A: Ja, das ist eigentlich ein ganz schöner Ausstieg am Ende. Ich stelle fest, an Problembewusstsein mangelt es Ihnen nicht. Sie haben sehr vielfältige Aufgaben zu erfüllen, entsprechend auch der Vielfältigkeit der Truppe. Das Beispiel des Handschuhplans hat es mir ganz deutlich gemacht: Es gibt unheimlich viele Varianten der persönlichen Ausrüstung, die Sie anpassen an neue Erfordernisse und an neue Aufträge. Sie sind da stetig dran und arbeiten da an neuen Konzepten und neuen Beschaffungen. Für mich war das sehr aufschlussreich und so manches Fragezeichen hat sich hoffentlich auch in der Truppe jetzt erledigen können.
B: Ja, vielen lieben Dank, dass Sie uns die Gelegenheit gegeben haben, heute was zur Bekleidung zu erzählen. Ich hoffe, dass es insgesamt deutlich geworden, dass wir das Thema wirklich sehr ernst nehmen und alles daransetzen, um das Thema nach vorne zu bringen. Es ist uns natürlich bewusst, dass nicht alles perfekt ist und es auch echt noch viel zu tun gibt. Aber wir mit dem Team sind hier und mit allen Beteiligten. Das sind ja nicht nur wir beide, sondern dahinter steckt eine Riesenmenge an Beteiligten in der Bekleidungsgesellschaft im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Auch hier im Ministerium ist ja nicht nur die Abteilung Ausrüstung mit der Bekleidung befasst. Also wir arbeiten jedenfalls alle mit ganz, ganz viel Herzblut daran und setzen alles daran, dass die Truppe bestmöglich und ordentlich ausgestattet ist.
A: Ja, dann sage ich auch noch mal vielen Dank für das Gespräch und wünsche Ihnen einen schönen Tag.
B: Ihnen auch. Danke
C: Ja. Tschüss.
A: Und wer mehr hören möchte zur Bekleidung und Ausrüstung, der sollte mal bei dem Bundeswehrkanälen bei bundeswehr.de oder im Intranet reinschauen: Dort wird gerade ein Informationspaket alles rund um persönliche Ausrüstung zusammengestellt und auch dort können weitere Fragen bestimmt beantwortet werden. Mein Name ist Hauptmann Matthias Lehna und ich melde mich ab.