Funkkreis

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Datum:
Lesedauer:
7 MIN

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A: Barbara Gantenbein
B: Tobias

*Rotorgeräusche eines NHNATO-Helicopter-90*

A: Das, was Sie gerade gehört haben, das ist ein NHNATO-Helicopter-90 in der Luft. Und sechs Hubschrauber dieses Typs lösen jetzt die alten CH-53-Hubschrauber in Afghanistan ab. Ich spreche gleich mit dem Fluggerätfeldwebel Tobias darüber, was den NHNATO-Helicopter-90 auszeichnet und was sein Job für ihn zum Traumjob macht. Hier ist Barbara Gantenbein aus der Redaktion der Bundeswehr in Berlin. Herzlich willkommen zum heutigen Podcast und guten Tag, Tobias.

B: Guten Tag, Frau Gantenbein, aus der schönen Lüneburger Heide.

A: Das ist doch klasse. Ich denke, Sie haben auch schönes Wetter da gerade. Wir jetzt in Berlin auch wieder. Wie wichtig ist denn das Wetter eigentlich für einen Hubschrauber?

B: Ja, wettergebunden, das ist eigentlich recht egal für den Hubschrauber. Der ist eigentlich relativ flexibel einsetzbar bei den Wetterbedingungen. Aber Sonne ist natürlich immer schön, auch für den Piloten.

A: Auf jeden Fall, auf jeden Fall! Welche Aufgaben haben Sie denn als Fluggerätfeldwebel?

B: Ja zu meinen Aufgaben gehört einmal die Planung der Revision für den NHNATO-Helicopter-90. Also eine Revision ist, sage ich mal, eine Bündelung von Arbeiten, wo alle Fachgruppen tätig sind. Also wir als Flugwerker, also in meinem Fall jetzt dann der elektronische Bereich, die Strukturbereiche. Ja, und das ist so im Großen und Ganzen die Revisionsplanung.

A: Ist das so etwas Ähnliches wie eine Inspektion beim Auto?

B: Ja genau, kann man so sagen. Wo verschiedene Bauteile, verschiedene Bereiche am NHNATO-Helicopter-90 inspiziert werden. Wo geguckt wir, ob alles in Ordnung ist. Ja, genau. Kann man so sagen. Dann haben wir noch die Durchführung von großen Instandsetzungsmaßnahmen, die natürlich beim NHNATO-Helicopter-90 kalendarisch flugstundengebunden oder periodisch sein können. Und wenn uns in der Revision etwas auffällt, dann haben wir auch kleine bis größere Störbegebungen, die wir dann natürlich mit abarbeiten.

A: Klar. Ich kann mir vorstellen, wenn jetzt die NHNATO-Helicopter-90 nach Afghanistan verlegt werden, dass dann Menschen wie Sie auch extrem wichtig sind, weil die ja dann wieder also nicht komplett, aber wieder zusammengebaut werden müssen. Die werden ja auseinandergebaut ein Stück weit, um dahin geflogen werden zu können. Wie muss man sich das vorstellen? Sie waren ja auch schon im Einsatz und haben das bestimmt schon mitgemacht. Was passiert dann da alles vor Ort?

B: Ja, also wenn wir die Maschinen verlegen, dann werden natürlich die großen Bauteile abgebaut wie die Hauptrotorblätter, die Heckrotorblätter, damit die dann natürlich in die Maschine passen und in das Einsatzland verlegt werden können. Und ja, wenn die Maschinen dann dort im Einsatzland ankommen, dann wird natürlich wieder die Maschine aufgerüstet auf ihren Grundzustand und dann werden noch ein paar Inspektionen durchgeführt, ein paar Abnahmen, damit die Maschine dann im Einsatzland auch flugbereit und einsatzfähig ist.

A: Ja. War das schon immer Ihr Traumjob? Also Fluggerätfeldwebel?

B: Ja, das kann man so sagen. Schon als Kind hat mich die Luftfahrt sehr fasziniert und generell auch die Hubschrauber. Und ich habe mich dazu dann damals entschlossen, 2010 meine Ausbildung als Fluggerätmechaniker zu machen, hier auch in Faßberg in der Ausbildungswerkstatt. Und ja, das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dann gesagt habe: Ich werde Soldat und mache das weiter.

A: Und inzwischen sind Sie Meister. Wie schafft man das? Also ich stelle mir das wirklich sehr kompliziert vor, weil das ja ein extrem komplexes Arbeitsfeld ist.

B: Ja, das ist richtig. Also, ich war damals noch Fluggerätunteroffizier und habe mich dann entschieden, einen Laufbahnwechsel in die Laufbahn der Feldwebel einzuschlagen und damit meine Meisterebene zu erlangen. Man braucht halt sehr viele technische Lehrgänge, ist sehr viel unterwegs, um den NHNATO-Helicopter-90 richtig kennenzulernen und dann auch den zehnmonatigen Meisterlehrgang hier in Faßberg. Den habe ich absolviert und bin jetzt halt gerade in der Professionalisierungsphase, um meinen MR-Status als Fluggerätmeister für den NHNATO-Helicopter-90 zu erlangen.

A: Toll! Und was gefällt Ihnen oder was fasziniert Sie am NHNATO-Helicopter-90 ganz besonders?

B: Also ich finde, dass es eines der neuesten Waffensysteme der Bundeswehr ist und stetig weiterentwickelt wird. Und auch generell ist er ein sehr zuverlässiger Hubschrauber. Man kann ihn vielseitig einsetzen in verschiedenen Varianten. Wir fliegen ja zum Beispiel FAMForward Air Medical, also Forward Air MedEvacMedical Evacuation. Das kann man sich vorstellen wie eine kleine Intensivstation im Hubschrauber, wo die Patienten versorgt werden können. Man kann die Maschine umrüsten auf eine Chase-Variante, die dann im Einsatzland die MedEvacMedical Evacuation-Maschine überwacht, also mit M3M- Gewehren drauf oder Maschinengewehr 3. Und wir können natürlich auch Truppe fliegen und natürlich auch Transport.

A: Das ist wirklich sehr vielseitig. Ist das dann ein sehr großer Unterschied für Sie arbeitsmäßig, also je nach Ausstattung des NHNATO-Helicopter-90? Oder gibt es da so ein paar Grundparameter, an denen man sich immer orientieren kann?

B: Also im Grunde genommen ist der NHNATO-Helicopter-90 so gut wie immer gleich aufgebaut. Durch die verschiedenen Varianten, die wir dann rüsten können, ist das jetzt nicht so der große Faktor, die umzurüsten. Das sind dann eigentlich nur noch Bauteile, die man hineinbaut in die Maschine. Und das geht auch alles sehr fix und auch sehr gut. 

A: Ja toll! Sie waren ja auch schon zweimal im Einsatz in Mali. Dort ist es ja so ähnlich staubig und heiß wie in Afghanistan. Wie verhält sich denn der NHNATO-Helicopter-90 unter solch extremen Bedingungen?

B: Also tatsächlich hat er sich im Einsatzland bewährt, also in Mali. Klar, die Hitze ist natürlich ein sehr großer Faktor für die Maschine und auch für Menschen. Bei Temperaturen oberhalb der 40 Grad ist das natürlich ein sehr großer Aufwand, die Maschinen dann auch einsatzbereit zu halten. Aber natürlich ist der Verschleiß auch viel höher durch den Sand. Der ist sehr eisenhaltig und man kann sich das vorstellen, das ist wie Schleifpapier für die Maschine. Aber trotzdem hatten wir eigentlich nie Probleme, die Einsatzbereitschaft herzustellen.

A: Super. Fliegen Sie denn auch mit?

B: Im Normalfall nicht, aber es kommt jetzt des Öfteren vor, dass die Mechaniker auch mal mitfliegen können - einfach auch, um sensibilisiert zu werden für die Arbeit, die wir tätigen. Das finde ich auch sehr gut und auch wichtig.

A: Das macht wahrscheinlich auch ein bisschen Spaß oder?

B: Ja, ich bin im Einsatzland mitgeflogen und hier im Heimatflugbetrieb auch schon des Öfteren. Und für mich ist es immer etwas Besonderes und wird es wahrscheinlich auch immer bleiben.

A: Ja super! Jetzt habe ich aber noch eine Frage: Staublandungen. Also für uns als Journalisten ist so eine Staublandung, gerade optisch, immer ein absolutes Highlight, weil überall so eine Wolke ist und das sieht toll aus. Aber wie ist das für Sie? Denken Sie da schon an die Arbeit, die das macht? Alles wieder so sauber zu kriegen, dass man sich darauf verlassen kann?

B: Ja, also für uns Mechaniker sind die Staublandungen nicht so schön, sage ich mal, weil die Maschine ja dann doch sehr dreckig wird. Aber klar, Sie haben recht, das sieht schon immer sehr schön aus. Und wenn man das auch mitgemacht hat, ist das auch schon sehr faszinierend, was da alles passiert. Aber im Großen und Ganzen machen wir danach trotzdem unsere Arbeit und machen die Maschine wieder schick für den nächsten Flug.

A: Super. Haben Sie im Einsatz eigentlich einen speziellen NHNATO-Helicopter-90, für den Sie persönlich quasi verantwortlich sind, oder sind Sie so ein Team, dass für alle NHNATO-Helicopter-90 vor Ort da verantwortlich ist?

B: Ja genau, also als wir in Mali waren, hatten wir immer zwei Teams, die einmal die Wartung übernommen haben und einmal die Instandsetzung. Bei den Instandsetzungsmaßnahmen geht man natürlich etwas tiefer in die Materie rein. Und da hatten wir unsere zwei Teams, die dann ihre Aufgaben getätigt haben, und so lief das dann ab. Man hat zwischendurch mal getauscht, dass man auch mal etwas Anderes macht, damit halt nie irgendwie Routine in die Arbeit reinkommt, weil das natürlich in der Luftfahrzeugtechnik nicht sein darf, weil die Flugsicherheit an erster Stelle bei uns steht.

A: Ja absolut, da muss wirklich alles stimmen. Natürlich. Letztendlich geht es ja wirklich um Leben und Tod dann.

B: Ja richtig, richtig!

A: Würden Sie alles wieder genauso machen? Würden Sie den Job genauso wieder ergreifen, wenn Sie die Wahl noch einmal hätten?

B: Ich denke schon, ja. Das macht mir sehr viel Spaß, hier zu arbeiten, auch mit den Teams hier und mit meinen Kameraden zusammen. Das macht mir sehr viel Spaß und ich würde es definitiv wieder genauso machen!

A: Super! Ganz vielen Dank, dass Sie die Zeit hatten für uns, und alles Gute nach Faßberg.

B: Ja, vielen Dank. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.

A: Danke. Tschüss!

B: Tschüss!

A: Wenn Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, jetzt mehr über den NHNATO-Helicopter-90 oder auch das Berufsbild eines Fluggerätfeldwebels wissen möchten, dann gehen Sie doch mal auf Youtube auf unseren Bundeswehr-Kanal. Da finden Sie ganz viele Videos zu diesen Themen. Den nächsten Podcast, den können Sie dann am kommenden Donnerstag hören. Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche und melde mich ab auf dem Funkkreis. Tschüss.

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